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Berufliche Tätigkeit in Deutschland

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„Leck mich doch am Arsch!“ Mit diesen Worten reagierte Fuchs aggressiv auf die Aufforderung eines Mitarbeiters des Sicherheitsdienstes, der ihn im Rahmen einer routinemäßigen Taschenkontrolle dazu aufforderte, offenzulegen, was er mit sich führte. Angesichts der Tatsache, dass Franz Fuchs zu dieser Zeit bereits länger als Fließbandarbeiter im Betrieb tätig war, waren diese Verweigerung und das anschließende Wegwerfen seiner Tasche sowie seines Werkausweises untypisch für den sonst sehr zurückhaltenden Angestellten.

Fuchs wohnte in dieser Zeit in einem Wohnheim, das ausschließlich den WerksmitarbeiterInnen vorbehalten war. Unter seinen Mitbewohnern war er gemeinhin als „Spinner“ bekannt, was durch seine intensiven Basteltätigkeiten noch verstärkt wurde. Sein Zimmer war bis in die letzte Ecke mit Elektronik vollgestopft, wobei sich auch viele einzelne Elektronikbauteile, Werkzeug sowie elektrische Test- und Messgeräte darunter befanden. Aufgrund der hohen Anzahl der Gerätschaften, mietete er im Zuge seiner Tätigkeiten extra ein separates Kellerabteil in dem besagten Wohnheim an. Er habe sehr zurückgezogen gelebt, habe an keinen Gemeinschaftsaktionen teilgenommen und sei auch sonst nicht sehr kontaktfreudig gewesen, wenngleich er als korrekter und ordentlicher Bewohner des Wohnheims gegolten habe.

Entgegen dieser Gewohnheit, in der Freizeit nicht mit Arbeitskollegen zu verkehren, fiel diesen jedoch auf, dass er versuchte, ausländischen Arbeitskollegen in seinen Pausen die deutsche Sprache näherzubringen. Diese Verhaltensweise entspricht auch Aussagen von Mitbewohnern, die angaben, dass er sich während der ganzen Zeit nie ausländerfeindlich verhalten, sondern immer nur freundlich und höflich, unabhängig von der Staatsangehörigkeit der jeweiligen Person, eher sogar noch ausländerfreundlich verhalten habe.

In guter Erinnerung geblieben war, dass er einmal seinen kompletten Monatslohn (eine nicht zu verachtende Summe von insgesamt 1.500 DM) an die Opfer eines Erdbebens, genauer gesagt an die betroffene Verwandtschaft eines Arbeitskollegen, im norditalienischen Friaul gespendet habe. Auch in Bezug auf den Jugoslawienkrieg bat er seinen Bruder, dass er Geld, welches dieser für ein Geschenk für Fuchs ausgeben wollte, lieber in Spendenpakete investieren solle. Franz Fuchs gab dazu an, dass es ihm im Verhältnis zu den armen Leuten, die alles verloren haben, richtig gut gehe. In solchen Fällen müsse man helfen.

Auch sein technisches und mathematisches Verständnis konnte vereinzelt von Arbeitskollegen festgestellt werden. Auch deshalb plante er eine Zeit lang die deutsche Staatsbürgerschaft zu erkaufen, um dann eine Ingenieurschule besuchen zu können. Gleichzeitig hatte er immer wieder den Wunsch, sein Studium in Österreich fortzusetzen, was dazu führte, dass er seine Anstellung in Deutschland aus diesem Grund aufgab. Relativ rasch stellte er für sich jedoch fest, dass er lieber weiter Teil des Arbeiterlebens als ein mittelloser Student sein wollte, weshalb er wieder in Deutschland einer Tätigkeit nachging.

Zu dieser Zeit unterhielt er noch Kontakt zu einem ehemaligen Schulfreund, der ebenfalls in Deutschland einer Arbeit nachging und lebte. Die gemeinsamen Aktivitäten beschränkten sich auf das gemeinsame Essen in der Stadt, da Franz Fuchs anderen Tätigkeiten, wie z. B. gemeinsamen Discothekenbesuchen, dem Konsumieren von Alkohol eher abneigend gegenüberstand. Fuchs führte diesbezüglich aus, dass er errechnet habe, in seinem ganzen Leben nicht mehr als einen Liter puren Alkohol getrunken zu haben und nur ein einziges Mal einen Rausch erlebte, unter dessen Einfluss er mit dem Fahrrad stürzte. Im Rahmen dieser Treffen gab Fuchs, der in seinem Leben auch nicht mehr als fünf Zigaretten geraucht habe, seinem Schulkollegen gegenüber an, dass er eine höhere Position in der Firma anstrebe.

Seine sozialen Kontakte beschränkten sich somit weitestgehend auf seinen ehemaligen Schulkollegen und wurden auch nicht auf Frauen erweitert. Franz Fuchs äußerte sich über die Schwester eines Arbeitskollegen positiv. Diesbezüglich sei jedoch gesagt, dass hierbei widersprüchliche Aussagen über den vermeintlichen Kontakt zu dieser Dame bestehen, welche kein vollständiges oder auch nur annähernd sinnvolles Bild ergeben. Des Weiteren liegen ebenfalls unterschiedliche Aussagen darüber vor, ob er zu jenem Zeitpunkt einer Frau Geld geborgt habe, das diese jedoch nie zurückgezahlt hätte. Aufgrund der mangelhaften Informationen soll hier somit von einer genaueren Erläuterung Abstand genommen werden.

Nichtsdestotrotz liegen Aussagen vor, dass Franz Fuchs gegenüber Arbeitskollegen angegeben habe, dass man Frauen durch das Zusenden von Blumen positiv stimme könne, wodurch davon auszugehen ist, dass er diesbezüglich bereits über etwaige Erfahrungswerte verfügt hat.

1976 entschloss sich Franz Fuchs dazu, seinen Job in Deutschland aufzugeben und kündigte seine dortige Stelle. Diese Entscheidung beruht, laut eigenen Aussagen, zum einen darauf, dass er von einer Frau sehr enttäuscht wurde und zum anderen - was für ihn persönlich viel ausschlaggebender war - dass er keine höhere Position als technischer Zeichner erhalten habe. Um welche Form der Enttäuschung es sich in Bezug auf die erwähnte Frau handelte, die eine solch einschneidende Handlung vorangetrieben habe, liegen keine Informationen vor. Diese persönlichen Enttäuschungen schienen jedoch von großer Bedeutung für ihn gewesen zu sein, da er diese auch gegenüber seiner Familie und den ehemaligen Schulkollegen erwähnte.

Den gezogenen Schlussstrich verdeutlichte auch das nachfolgende Verschenken und Entsorgen seiner hochwertigen elektronischen Gerätschaften samt Werkzeug, was das Gerücht unter den Mitarbeitern schürte, er habe im Lotto gewonnen und könne es sich deshalb leisten, diese wertvolle Habe wegzugeben und den Job zu kündigen.

Jedoch wurde von einem Arbeitskollegen festgestellt, dass Franz Fuchs einen psychisch belasteten Eindruck gemacht habe, als wäre er mit seinem Leben nicht zufrieden, weshalb dieser Umbruch als naheliegende Konsequenz gesehen werden kann.

Franz Fuchs hatte seine Zelte in Deutschland abgebrochen. Angesichts der erfahrenen Enttäuschungen entschloss er sich dazu, seine Reise unter anderen Bedingungen fortzuführen. Durch einen Arbeitskollegen wurde ihm hierbei angeboten, dass er ihn auf den Hauptbahnhof bringen könne, wo er in Richtung Heimat fahren solle. Franz Fuchs lehnte dieses Angebot jedoch ab und begründete dies damit, dass er am Hauptbahnhof nicht „heulen“ wolle.

Der Briefbombenattentäter Franz Fuchs

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