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II. Monopol

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Während im Modell des allgemeinen Gleichgewichts davon ausgegangen wurde, dass sich die einzelnen Unternehmen als Preisnehmer verhalten, da sie nur einen geringen Anteil am gesamten Markt haben, ist diese Annahme bei Unternehmen, die gegenüber dem gesamten Markt eine signifikante Größe haben, nicht gerechtfertigt. So sieht sich ein Monopolist als alleiniger Anbieter eines Gutes der gesamten Marktnachfrage gegenüber. Da ein reines Monopol definitionsgemäß weder aktuellem noch potentiellem Wettbewerb ausgesetzt ist, hat es die Möglichkeit, jeden beliebigen Punkt auf der Nachfragefunktion durch eine entsprechende Preis- oder Mengenpolitik zu realisieren.35 Der Monopolist kann entweder einen bestimmten Preis für sein Produkt fordern und die Konsumenten werden dann die durch die Nachfragefunktion bei diesem Preis determinierte Menge abnehmen oder er kann eine bestimmte Menge produzieren, wobei sich auf dem Markt ein Preis derart bilden wird, dass die hergestellte Menge gerade abgesetzt werden kann.36 Anders als in einem Markt mit vollkommener Konkurrenz kann also ein Monopolist durch sein Verhalten den Marktpreis entweder direkt (durch eine Preissetzung) oder indirekt (über die hergestellte Menge) beeinflussen. Wenn er eine größere Menge seines Produktes am Markt absetzen möchte, dann kann er dies nur, wenn er bereit ist, einen geringeren Preis für sein Produkt zu akzeptieren.37 Würde er seine Herstellungsmenge reduzieren, dann könnte er dadurch den Preis in die Höhe treiben. Es stellt sich daher die Frage, welchen Preis ein Monopolist verlangen bzw. welche Menge er herstellen sollte, um seinen Gewinn zu maximieren.

Wenn der Monopolist seine Angebotsmenge erhöht, dann treten insgesamt drei Effekte auf: Erstens führt die größere Angebotsmenge aufgrund der fallenden Nachfragefunktion zu einem geringeren Preis, zweitens kann er eine größere Menge verkaufen und drittens verursacht die größere Angebotsmenge zusätzliche Kosten. Bietet der Monopolist eine weitere Einheit von seinem Produkt an, dann wird der Preis, den er für sein Produkt erzielen kann, etwas sinken, wobei der geringere Preis nicht nur für die zusätzliche, die so genannte marginale Einheit gilt, sondern auch für alle anderen, bereits hergestellten Einheiten, die so genannten inframarginalen Einheiten.38 Allerdings setzt der Monopolist auch eine zusätzliche Einheit ab. Die Erlösänderung, der Grenzerlös, setzt sich also aus dem geringeren Preis für alle Einheiten und dem Erlös für die eine zusätzlich produzierte Einheit zusammen. Das Ausmaß der Erlösänderung ist durch den Verlauf der Nachfragefunktion determiniert. Aber der Monopolist muss auch die Grenzkosten der zusätzlich produzierten Einheit tragen, die durch die Technologie des Unternehmens bestimmt sind. Eine Angebotsausweitung ist für den Monopolisten immer dann sinnvoll, wenn der dadurch erzielte Grenzerlös größer ist als die Grenzkosten, denn dann steigt der Gewinn. Andernfalls sollte der Monopolist sein Angebot reduzieren. Das Gewinnmaximum für den Monopolisten liegt also bei der Menge, bei der Grenzerlös und Grenzkosten gleich sind. Dies entspricht im Prinzip der Bedingung für das Gewinnmaximum eines Unternehmens bei vollkommener Konkurrenz, denn in einem Wettbewerbsmarkt ist der Marktpreis für ein Unternehmen gegeben, sodass hier im Gewinnmaximum der Grenzerlös gleich dem Preis sein muss. Da ein preisnehmendes Unternehmen in einem Markt mit vollkommenem Wettbewerb bei einer Angebotsausweitung immer den gleichen Preis pro Stück erzielt, wird es sein Angebot bis zu der Menge ausdehnen, bei der die Grenzkosten gleich dem Preis sind. Beim Monopolisten hingegen unterscheiden sich Preis und Grenzerlös, da dieser sich der sich der gesamten fallenden Nachfragefunktion gegenübersieht. Der Monopolist berücksichtigt, dass er einen höheren Preis erzielen kann, wenn er eine geringere Menge anbietet und wird daher sein Angebot reduzieren. Die Maxime „Grenzerlös gleich Grenzkosten“ führt dazu, dass ein Monopolist eine geringere Menge anbietet als ein preisnehmendes Unternehmen, bzw. einen höheren als den Wettbewerbspreis fordert. Das resultierende Gleichgewicht wird sich also bei einem Preis einstellen, der über den Grenzkosten der Herstellung liegt. Graphisch kann man sich das Marktergebnis bei einem Monopol wie folgt verdeutlichen:


Abbildung 2: Marktergebnis beim Monopol

Hier bezeichnet die Linie NN’ die fallende Nachfragefunktion und AA’ die steigende Grenzkosten- bzw. Angebotsfunktion. Die Linie GG’ stellt die Grenzerlösfunktion dar. Diese liegt unterhalb der Nachfragefunktion, da bei einer Mengenerhöhung der Preis für alle Einheiten, auch die inframarginalen, sinkt. Bei vollkommenem Wettbewerb wird im Gleichgewicht die Preis-Mengenkombination pk, xk realisiert, bei der Preis und Grenzkosten übereinstimmen. Der Monopolist wird sein Angebot bzw. seinen Preis derart wählen, dass die Grenzkosten und der Grenzerlös übereinstimmen. Es ergibt sich also im Monopol-Gleichgewicht eine Preis-Mengenkombination pm, xm mit einem höheren Preis und einer geringeren Menge als bei Wettbewerb. Dabei hängt der Unterschied zwischen dem Ergebnis bei vollkommenem Wettbewerb und dem Monopol vor allem vom Verlauf bzw. von der Preiselastizität der Nachfragefunktion ab. Letztere gibt an, wie stark die Nachfrage bei einer Preiserhöhung abnimmt. Verliefe die Nachfragefunktion horizontal, d.h. wäre sie unendlich elastisch, dann wäre selbst bei einer noch so geringen Preiserhöhung keine Nachfrage mehr nach dem Produkt des Monopolisten vorhanden. Wäre die Nachfragefunktion hingegen senkrecht, d.h. vollkommen preisunelastisch, wie es z.B. bei lebenswichtigen Medikamenten der Fall sein kann, dann wäre der Monopolist im Prinzip in der Lage, den Preis seines Produktes solange zu erhöhen, bis er das gesamte Einkommen der Nachfrager abgeschöpft hätte. Diese Überlegungen machen deutlich, dass für das Ergebnis in einem monopolistischen Markt die Eigenschaften der Nachfragefunktion von zentraler Bedeutung sind.39

Monopol und Allokationseffizienz. Wie bereits im Abschnitt über Allokationseffizienz dargelegt wurde, führt ein Preis, der über den Grenzkosten liegt, zu einer ineffizienten Allokation, weil in diesem Fall nicht alle Tauschgewinne ausgeschöpft werden. Da ein Monopolist seine Angebotsmenge bzw. seinen Preis nach der Regel „Grenzerlös gleich Grenzkosten“ wählt, bietet er eine geringere Menge zu einem höheren Preis an, als es unter sonst gleichen Bedingungen bei vollkommenem Wettbewerb der Fall wäre.

Monopolistisches Verhalten führt in der Regel zu einem Verlust an volkswirtschaftlicher Rente, d.h. einem Wohlfahrtsverlust. Aus der Abbildung wird deutlich, dass der Monopolist eine geringere Menge anbieten wird, bzw. einen höheren Preis verlangt, als bei vollkommenem Wettbewerb. Die volkswirtschaftliche Rente beträgt bei einem Monopol aced, während sie bei vollkommenem Wettbewerb durch die Fläche abd beschrieben ist. Der durch das Monopol verursachte Wohlfahrtsverlust ist durch die Fläche cbe gekennzeichnet. Wenn die Preiselastizität der Nachfrage gering ist, die Nachfragefunktion also einen steilen Verlauf hat, dann wird eine monopolistische Preissetzung zwar zu einer großen Differenz zwischen Wettbewerbspreis und Monopolpreis führen. Aber aus dem gleichen Grunde wird sich die vom Monopol angebotene Menge nur wenig von der im Wettbewerbsgleichgewicht unterscheiden. Die beiden Effekte wirken in entgegengesetzter Richtung. Daher kann man keinen eindeutigen Zusammenhang zwischen der Preiselastizität der Nachfrage und der Höhe des Wohlfahrtsverlustes herstellen. Während frühe empirische Untersuchungen bezüglich der Höhe des Wohlfahrtsverlustes durch monopolistische Preis- bzw. Mengensetzung ergeben haben, dass dieser bei ca. 0,1 % des Bruttoinlandsproduktes liegt,40 haben neuere Untersuchungen gezeigt, dass die Wohlfahrtsverluste durch Monopole erheblich sein und bis zu 7 % des Bruttoinlandsproduktes betragen können.41

Monopol und Produktionseffizienz. Im Rahmen des Modells des langfristigen Gleichgewichts konnte deutlich gemacht werden, dass Unternehmen durch aktuellen oder potentiellen Wettbewerb dazu veranlasst werden, die effizienteste Technologie einzusetzen und in Verfolgung ihres Ziels der Gewinnmaximierung keine Ressourcen zu verschwenden, d.h. sowohl die einzelwirtschaftliche als auch die gesamtwirtschaftliche Produktionseffizienz war gewährleistet. Wenn jedoch ein Unternehmen keinem Wettbewerbsdruck ausgesetzt ist, wie das beim reinen Monopol der Fall ist, dann besteht die Gefahr, dass dieses Unternehmen nicht effizient produziert. Die durch das „ruhige Leben“ eines Monopols hervorgerufenen X-Ineffizienzen wie z.B. die Wahl einer inferioren Produktionstechnologie, resultieren vor allem daraus, dass bei der in vielen Unternehmen üblichen Trennung von Eigentum und Kontrolle das Management eines Unternehmens neben den Unternehmenszielen auch eigene Interessen verfolgt und daher keine ausreichenden Anreize hat, die kostenminimale Technologie einzusetzen.42 Dies kann z.B. dann der Fall sein, wenn das Management gegenüber den Eigentümern über einen Informationsvorsprung verfügt, den es zur Verfolgung eigener Ziele ausnutzen kann. Hinzu kommt, dass das Management sich aufgrund der Verfolgung eigener Interessen nicht gewinnmaximierend verhält. Der mit einem Monopol verbundene Wohlfahrtsverlust kann also durch X-Ineffizienzen noch vergrößert werden.43 Allerdings ist der Zusammenhang zwischen der internen Organisation eines Unternehmens und seinem Verhalten am Markt, der für das Problem der Produktionsineffizienz von zentraler Bedeutung ist, in der industrieökonomischen Literatur bisher noch wenig untersucht worden.44

Eine weitere Ineffizienz, die im Rahmen dieses Abschnitts angeführt werden kann, sind die Aufwendungen, die ein Monopolist tätigt, um seine Position zu sichern. Auf dieses Problem des so genannten rentseeking wurde von Tullock und Posner aufmerksam gemacht.45 Wenn diese Aufwendungen keinen sozialen Nutzen stiften und ein Monopolist maximal bereit wäre, seinen gesamten Monopolgewinn hierfür zu verwenden, dann müsste dieser Monopolgewinn als Maß für die Verschwendung produktiver Ressourcen herangezogen werden. Allerdings sind die genannten Voraussetzungen in vielen Fällen nicht erfüllt, sodass gegenüber der Annahme von durch rent-seeking verursachte Ineffizienzen im Allgemeinen eher Skepsis angezeigt erscheint.46

Auf einen positiven Zusammenhang zwischen einem Monopol und möglicher Produktionseffizienz haben Alchian und Demsetz hingewiesen. Demnach könnte ein Unternehmen gerade deswegen eine Monopolstellung erreicht haben, weil es effizienter ist als seine Wettbewerber.47 Wenn das der Fall wäre, dann gäbe es einen Trade-off zwischen allokativer Ineffizienz und Effizienz in der Produktion. So ist der Fall denkbar, dass die durch ein Monopol verursachte allokative Ineffizienz geringer ist als die zusätzliche produktive Effizienz. Auf diesen Zusammenhang wird im Rahmen der Berücksichtigung von Effizienzgewinnen in der Fusionskontrolle auf den Seiten 620–623 näher eingegangen.

Monopol und dynamische Effizienz. Die Vermutung eines positiven Zusammenhangs zwischen Monopolen bzw. Großunternehmen und dynamischer Effizienz bzw. Innovationen und technischem Fortschritt geht auf Schumpeter zurück.48 Das zentrale Argument für diese These besteht darin, dass nur Monopole über hinreichend hohe Gewinne verfügen, um die häufig kostspieligen und riskanten Investitionen in Forschung und Entwicklung (F&E) zu tätigen, um neue Produkte zu entwickeln und zur Marktreife zu bringen oder um durch innovative Technologien eine kostengünstigere Produktion zu ermöglichen. Ohne die entsprechenden Gewinne wären derartige Investitionen nicht möglich. Allerdings kann man diesem Argument entgegenhalten, dass ein Monopol auch einen geringeren Anreiz hat, derartige Investitionen zu tätigen als z.B. ein Unternehmen bei vollkommenem Wettbewerb. Während ein Unternehmen bei vollkommenem Wettbewerb durch eine Prozess- oder Produktinnovation seinen Gewinn im Vergleich zur Ausgangssituation ohne Gewinn drastisch erhöhen kann, erzielt das Monopol selbst ohne eine Investition bereits einen Monopolgewinn. Durch eine erfolgreiche Investition in F&E könnte es sich nur einen zusätzlichen Gewinn, d.h. die Differenz zwischen dem bisherigen Monopolgewinn und dem bei der neuen Technologie möglichen aneignen.49 Der Unterschied besteht also vor allem in der Ausgangsposition: Ein Unternehmen hat bei vollkommenem Wettbewerb durch eine erfolgreiche Innovation sehr viel zu gewinnen, ein Monopol hingegen nur einen Zuschlag auf seinen bisherigen Monopolgewinn. Diese Überlegung macht deutlich, dass Monopole häufig einen geringeren Anreiz für Investitionen in F&E haben als Unternehmen bei vollkommenem Wettbewerb.50 Allerdings gilt diese Aussage nicht mehr unbedingt, wenn sich das Monopol durch einen Markteintritt eines Konkurrenten in seiner Position bedroht sieht. In diesem Fall könnte es versuchen, durch eine Innovation den Marktzutritt für den potentiellen Wettbewerber unattraktiv zu machen.51

Ein weiterer Aspekt der Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten eines Monopols bzw. eines Großunternehmens ist die Erfolgswahrscheinlichkeit der Forschung. Die Theorie zeigt, dass die Höhe der Ausgaben für Forschung und Entwicklung von der Erfolgswahrscheinlichkeit bzw. der Riskanz eines Forschungsprojektes abhängt: Ist diese Wahrscheinlichkeit hoch und die Riskanz der Investition gering, dann sind diese Ausgaben einer normalen Investition vergleichbar und ein größeres Unternehmen wird mehr von diesen Investitionen durchführen. Ist hingegen die Erfolgswahrscheinlichkeit gering und die Riskanz hoch, dann wird ein großes Unternehmen eher seine Marktmacht einsetzen anstatt durch riskante Investitionen in unsichere Forschungsvorhaben Kapital aufs Spiel zu setzen.52 Ähnlich wie die theoretischen Resultate über den Zusammenhang zwischen Unternehmensgröße bzw. Marktstruktur und Innovationen deuten auch die empirischen Ergebnisse darauf hin, dass es keine eindeutige Beziehung zwischen diesen Größen gibt.53 „First, economic theory has developed some important insights regarding the incentives for firms to construct R&D (Research and Development, Anm. d. Verf.) and how those incentives are related to industrial structure. However, such theory does not give a clear prediction regarding the main validity of the main Schumpeterian hypothesis. Second, while empirical results are somewhat mixed the data we have offer neither clear nor strong support for Schumpeter’s contentions.“54

Erweiterungen des Monopolmodells. Die grundlegende Theorie des Monopols, wie sie in vorigen Abschnitt vorgestellt wurde, ist in mehrerer Hinsicht erweitert und ergänzt worden. Einige der wichtigsten Modifikationen werden im Folgenden kurz skizziert. Es handelt sich dabei um Monopole auf dauerhafte Güter und Mehrproduktmonopole.

Monopole auf dauerhafte Güter. Wenn ein Monopol ein Gut herstellt, das im Konsum nicht untergeht, sondern seine Leistung über einen längeren Zeitraum abgibt, wie z.B. ein Kraftfahrzeug oder ein Kühlschrank, dann könnte ein solches Monopol andere Marktergebnisse hervorbringen als eines, das ein nicht-dauerhaftes Gut produziert. Die Überlegung dabei ist folgende: Wenn sich die Nachfrager nach dem Gut des Monopolisten in ihrer Zahlungsbereitschaft für dieses dauerhafte Gut unterscheiden, dann könnte der Monopolist zuerst einen sehr hohen Preis verlangen, um an die Konsumenten mit einer hohen Zahlungsbereitschaft zu verkaufen. In der nächsten Periode würde er den Preis senken, um nun auch die Konsumenten mit niedrigerer Zahlungsbereitschaft zu bedienen, in der dritten Periode würde er den Preis weiter senken und so nach und nach an alle Konsumenten verkaufen können. Der Monopolist würde versuchen, eine intertemporale Preisdifferenzierung vorzunehmen. Allerdings könnten die Konsumenten mit hoher Zahlungsbereitschaft ein solches Vorgehen des Monopolisten vorhersehen und daher mit dem Kauf des Produktes warten, bis der Preis gefallen ist. Im Extremfall, d.h. wenn das Gut, wie z.B. Land, eine unendliche Lebensdauer hat und die einzelnen Perioden nur eine sehr kurze Dauer haben, würde der Preis des Gutes auf die Höhe der Grenzkosten sinken. Der Grund für dieses Ergebnis liegt darin, dass die Konsumenten wissen, dass der Preis sehr schnell fallen wird; und daher werden sie mit dem Kauf des Gutes so lange warten, bis der Preis die Grenzkosten erreicht hat. Der Monopolist macht sich gleichsam selbst Konkurrenz durch sein Angebot in den folgenden Perioden. Er sieht sich also einer vollständig elastischen Nachfragefunktion gegenüber und würde sich so verhalten wie ein Unternehmen bei vollkommenem Wettbewerb, d.h. es würde eine effiziente Allokation realisiert werden. Diese Überlegung geht auf Coase zurück und ist in der Literatur als Coase conjecture bekannt.55 Monopole auf dauerhafte Güter, so die Coase conjecture, sind also deutlich weniger wohlfahrtsschädlich als solche auf Güter, die nicht dauerhaft sind.

Allerdings sind die Annahmen, unter denen die Coase conjecture gilt, äußerst restriktiv und werden in der Realität im Allgemeinen nicht erfüllt sein. Weder hat ein dauerhaftes Gut in der Regel eine unendliche Lebensdauer, noch wird der Monopolist seine Preise sehr schnell senken. Weiterhin haben Konsumenten häufig eine Nutzeneinbuße, wenn sie den Kauf eines Gutes für einige Zeit zurückstellen. Außerdem verfügt ein Monopolist häufig über Strategien, mit deren Hilfe er das Problem, sich selbst Konkurrenz zu machen, lösen oder zumindest verringern kann. Wenn der Monopolist sich glaubhaft dazu verpflichten könnte, den Preis für sein Produkt in der Zukunft nicht zu senken, dann könnte er einen höheren Gewinn realisieren. Eine bloße Ankündigung, keine Preissenkungen vorzunehmen, wird in den meisten Fällen jedoch nicht überzeugen können; der Monopolist muss dafür sorgen, dass es in seinem eigenen Interesse ist, den Preis künftig nicht zu senken. Dies könnte er z.B. durch eine Meistbegünstigungsklausel erreichen, die ihn verpflichtet, den Konsumenten, die das Gut zu einem höheren Preis erworben haben, die Preisdifferenz auszuzahlen oder durch eine Verpflichtung, das Gut zum gleichen Preis zurückzukaufen, zu dem es erworben wurde. Indem er das Gut nicht verkauft, sondern nur periodenweise vermietet, würde er das dauerhafte Gut quasi in mehrere nichtdauerhafte Güter „zerlegen“, für die er jeweils den Monopolpreis fordern kann; oder er könnte es dem Nachfrager im Rahmen eines Leasingvertrages überlassen.56 Eine weitere Strategie für den Monopolisten wäre es, die Lebensdauer des Gutes durch „eingebauten Verschleiß“ zu reduzieren.57 Darüber hinaus könnte er durch den Aufbau einer Reputation, Preise nicht zu senken, dem Problem der Coase conjecture entgehen58 oder durch Kapazitätsbeschränkungen deutlich machen, dass er nicht in der Lage ist, das Gut künftig in ausreichender Menge anzubieten.59 Diese Vielzahl von Möglichkeiten, die dem Monopolisten zur Verfügung stehen, macht deutlich, dass auch ein Monopol auf dauerhafte Güter im Allgemeinen zu allokativen Ineffizienzen führen wird.

Mehrproduktmonopole. Hat ein Unternehmen ein Monopol nicht nur auf ein Gut, sondern auf mehrere, dann kann dies ebenfalls erhebliche Konsequenzen für das Verhalten des Monopolisten haben.60 Von zentraler Bedeutung ist in diesem Zusammenhang die Frage, in welcher Beziehung die vom Monopolisten hergestellten Güter sind. Wenn die Güter von den Nachfragern als völlig unabhängig voneinander betrachtet werden, wird sich das Verhalten eines Monopols nicht von dem unterscheiden, das bei zwei Monopolen auf jeweils ein Gut resultieren würde. Dies ändert sich jedoch, wenn die Konsumenten die Güter als Substitute betrachten. Wenn der Monopolist eines der Güter zu einem niedrigen Preis anbieten würde, dann macht er sich selbst Konkurrenz im Hinblick auf das andere Gut. Um dies zu vermeiden, wird er daher einen höheren Preis für beide Güter fordern als es zwei unabhängige Monopole tun würden. Sind die Güter für die Konsumenten jedoch komplementär, d.h. ergänzen sich die Güter gegenseitig, dann könnte der Monopolist durch einen niedrigen Preis für eines der Güter die Nachfrage nach dem anderen stimulieren. Dies könnte unter Umständen sogar soweit gehen, dass er ein Gut zu einem Preis unter den Grenzkosten anbietet. Preise unterhalb der Grenzkosten sind daher nicht notwendig gezielte Maßnahmen gegen aktuelle oder potentielle Konkurrenten, sondern können unabhängig davon ausschließlich aus dem Kalkül der Gewinnmaximierung resultieren.

Neben diesen Erweiterungen sind in der wirtschaftswissenschaftlichen Literatur noch zahlreiche weitere Dimensionen monopolistischen Verhaltens, wie z.B. die Werbung, die Qualitätswahl im Monopol sowie die von einem Monopolisten angebotene Produktpalette untersucht worden. Dabei konnte gezeigt werden, dass ein Monopol auch hinsichtlich dieser Aspekte Marktergebnisse herbeiführen wird, die ineffizient sind. Diese Modelle können jedoch im Rahmen dieser Einführung nicht näher diskutiert werden.61

Kartellrecht und Ökonomie

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