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b) Bertrand-Modell mit Kapazitätsbeschränkungen – Edgeworth-Zyklen

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Das Standard-Bertrand-Modell setzt jedoch voraus, dass die Unternehmen keinerlei Kapazitätsbeschränkungen unterliegen, d.h. jedes Unternehmen ist in der Lage, immer die gesamte Nachfrage zu befriedigen. Wenn diese Bedingung jedoch nicht erfüllt ist, dann ist ein Preis in Höhe der Grenzkosten kein Nash-Gleichgewicht mehr.80 Dies kann anhand eines einfachen Beispiels illustriert werden. Angenommen, die Nachfragefunktion sei gegeben durch x(p) = 1000 – p und die Unternehmen 1 und 2 produzieren mit Grenzkosten in Höhe von 280 bis zu einer maximalen Kapazität von 360 Einheiten. Würden beide Unternehmen einen Preis in Höhe der Grenzkosten, d.h. von 280 verlangen, dann würde die Menge von 1000 – 280 = 720 Einheiten nachgefragt werden. Diese Menge könnte mit den Kapazitäten der beiden Unternehmen hergestellt werden. Allerdings sind nun Preise in Höhe der Grenzkosten kein Gleichgewicht mehr, denn jedes Unternehmen hat einen Anreiz, einseitig von diesem Preis abzuweichen und einen höheren Preis zu verlangen. Ohne Kapazitätsbeschränkungen würde nun die gesamte Nachfrage vom Unternehmen mit dem geringeren Preis gedeckt werden. Dies ist nun aber aufgrund der Kapazitätsbeschränkung nicht möglich. Würde z.B. Unternehmen 1 einen höheren Preis verlangen, verbliebe ihm eine Restnachfrage in Höhe von xr(p) = 640 – p. Gegenüber dieser Restnachfrage ist Unternehmen 1 Monopolist und würde den gewinnmaximierenden Preis in Höhe von 460 verlangen. Bei diesem Preis würde es die Menge von 180 Einheiten verkaufen und einen Stückgewinn von 180 erzielen. In der Regel wird angenommen, dass die Konsumenten mit der höchsten Zahlungsbereitschaft das Gut zum günstigeren Preis erwerben können, d.h. dass eine effiziente Rationierung vorliegt.81

In der beschriebenen Situation könnte Unternehmen 1 also profitabel von einem Preis in Höhe der Grenzkosten abweichen. Allerdings würde nun Unternehmen 2 diesen Preis unterbieten können und bei einem etwas geringeren Preis, z.B. 459,99, seine gesamte Kapazität in Höhe von 360 Einheiten absetzen und einen (fast) doppelt so hohen Gewinn realisieren wie Firma 1.82 Dieser Preis würde wiederum von Unternehmen 1 unterboten werden, sodass auch dies kein Gleichgewicht ist. Würde ein Unternehmen jedoch einen Preis in Höhe von 370 oder weniger verlangen, dann könnte sich das andere Unternehmen besser stellen, wenn es einen Preis von 460 fordern würde. Bei einem Preis von 370 und einer abgesetzten Menge von 360 wäre der Gewinn der gleiche wie bei einem Preis von 460 und 180 verkauften Einheiten: 370 * 360 – 280 * 360 = 460 * 180 – 280 * 180 = 32400. Dieses Beispiel zeigt, dass wegen der Kapazitätsbeschränkungen kein Gleichgewicht existiert.83 Auf diese Tatsache hat bereits Edgeworth (1897) aufmerksam gemacht. Er ging bei seiner Überlegung von einem Prozess des gegenseitigen Unterbietens aus, der beim Monopolpreis beginnt und sich dann bis zu einem Preis fortsetzt, bei dem es für ein Unternehmen wieder profitabel wird, den hohen Preis zu setzen. Man spricht bei solchen Prozessen daher von Edgeworth-Zyklen.84 Im Zusammenhang mit der Sektoruntersuchung des Kraftstoffmarktes, die das Bundeskartellamt im Jahr 2011 durchgeführt hat und die ein zyklisches Preissetzungsverhalten der Mineralölkonzerne festgestellt hat, sind Edgeworth-Zyklen intensiv diskutiert worden.85

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