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g) Effizienz in oligopolistischen Märkten
ОглавлениеDie Darstellung der verschiedenen Oligopolmodelle hat deutlich gemacht, dass es, abgesehen vom Extremfall des Bertrand-Modells mit homogenen Gütern, immer zu Abweichungen von den Bedingungen für eine effiziente Allokation kommen wird. Die Preise liegen in jedem dieser Modelle über den Grenzkosten und es werden geringere Mengen angeboten als bei vollkommener Konkurrenz. Dies reduziert sowohl die Konsumentenwohlfahrt und führt darüber hinaus zu einem Verlust an volkswirtschaftlicher Rente. Da jedoch in den vorgestellten Modellen zwischen den Oligopolmitgliedern Wettbewerb herrscht, wenn auch nur in eingeschränkter Form, ist zu vermuten, dass dieser Wettbewerb die Unternehmen dazu zwingt, effizient zu produzieren, um keinen Nachteil gegenüber den Konkurrenten zu erleiden.99
Aufgrund der Tatsache, dass sich die Unternehmen in einem oligopolistischen Markt der zwischen ihnen bestehenden strategischen Interdependenzen bewusst sind und diese bei ihren Mengen- bzw. Preisentscheidungen berücksichtigen, resultiert ein anderes Marktergebnis als bei vollkommenem Wettbewerb, in dem die Unternehmen durch ihr Handeln keinen Einfluss auf das Marktergebnis nehmen können. Funktionierender Wettbewerb führt also in einem oligopolistischen Markt zu einem anderen Ergebnis verglichen mit einem Markt, in dem vollkommene Konkurrenz herrscht. Dies ist bei der Beurteilung von Marktergebnissen in oligopolistischen Märkten immer zu berücksichtigen.
Hinsichtlich der dynamischen Effizienz könnte eine oligopolistische Marktstruktur jedoch gegenüber den beiden Marktformen des Monopols und der vollkommenen Konkurrenz gewisse Vorzüge aufweisen. Durch den Wettbewerb innerhalb des Oligopols werden Anreize gesetzt, durch einen Entwicklungsvorsprung oder eine Produktinnovation einen Vorteil gegenüber den Konkurrenten zu erlangen. Anders als bei vollkommener Konkurrenz, bei der die Unternehmen zwar ähnliche Anreize für Forschung und Entwicklung haben, verfügen die Oligopolisten aufgrund ihrer Gewinne auch über die finanziellen Mittel, derartige Forschungs- und Entwicklungsinvestitionen durchzuführen und haben häufig einen besseren Zugang zum Kapitalmarkt, um solche Investitionen zu finanzieren. Weiterhin haben sie auch eher die Möglichkeit, sich die Erträge aus diesen Investitionen anzueignen. Der Wettbewerb zwischen den Oligopolisten mittels Innovationen kann also einen wichtigen Beitrag für die dynamische Effizienz leisten. Allerdings zeigen sowohl die theoretischen Analysen als auch die Resultate empirischer Untersuchungen kein eindeutiges Bild, sodass sich auch in der wirtschaftswissenschaftlichen Literatur keine einhellige Meinung über den Zusammenhang zwischen Marktstruktur, gemessen an der Zahl der Unternehmen in einer Industrie, und Innovationstätigkeit herausgebildet hat. Es scheint sich jedoch die Tendenz abzuzeichnen, ein Oligopol als die für die dynamische Effizienz am besten geeignete Marktstruktur zu sehen.100 Dies legen auch Ergebnisse aus anderen Bereichen der Wirtschaftstheorie, der Wachstumstheorie, nahe.101