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V. Oligopol
ОглавлениеWährend die bisher betrachteten Marktstrukturen dadurch gekennzeichnet waren, dass es entweder sehr viele kleine oder ein sehr großes Unternehmen gibt, zeichnen sich die meisten aus wettbewerbsrechtlicher Sicht interessanten Märkte dadurch aus, dass die dort angebotenen Produkte nur von einer kleinen Anzahl von Unternehmen hergestellt werden, d.h. es handelt sich um oligopolistisch strukturierte Märkte.68 Von einem möglichen Randwettbewerb abgesehen, hat dabei jedes einzelne Unternehmen eine signifikante Größe bezüglich des Marktes. Wenn nun ein solches Unternehmen den Preis seines Produktes senkt oder die angebotene Menge erhöht, dann hat dies spürbare Auswirkungen auf die anderen Unternehmen im Markt. So werden z.B. bei einer Preissenkung Kunden von den anderen Unternehmen zu dem mit dem geringeren Preisen abwandern. Dies führt zu einer Umsatzeinbuße und möglicherweise zu einer Verringerung des Gewinns dieser Unternehmen. Es ist zu vermuten, dass sie einer Preissenkung nicht tatenlos zusehen, sondern z.B. ebenfalls mit einer Preissenkung reagieren. Der Gewinn eines Unternehmens hängt daher nicht nur von seiner individuellen Entscheidung ab, sondern zugleich von der Preis- bzw. Mengenpolitik der anderen Unternehmen. Es liegt also eine Situation strategischer Interdependenz vor. Eine rationale Entscheidung kann das Unternehmen also nur dann treffen, wenn es die strategische Interdependenz mit den anderen Unternehmen beim eigenen Kalkül explizit berücksichtigt. Dies gilt natürlich für jedes Unternehmen in diesem Markt, d.h. jedes Unternehmen ist sich bewusst, dass eine derartige Interdependenz besteht und wird diese bei seinen Entscheidungen über Preise, Mengen, Qualität etc. berücksichtigen. Es stellt sich daher die Frage, welche Preis- bzw. Mengenpolitik eines Unternehmens in einer derartigen Situation strategischer Interdependenz gewinnmaximierend ist. Da das Entscheidungsproblem äußerst komplex ist, konnte oligopolistischer Wettbewerb einer befriedigenden Analyse erst zugänglich gemacht werden, nachdem das entsprechende Instrumentarium zur Untersuchung rationalen Verhaltens in strategischen Entscheidungssituationen zur Verfügung stand. Hierbei handelt es sich um die Spieltheorie, die von dem Mathematiker John von Neumann und dem Ökonomen Oskar Morgenstern entwickelt und in ihrem Buch „The Theory of Games and Economic Behaviour“ im Jahre 1944 vorgelegt wurde.69 Diese Theorie wurde von John Nash, John Harsanyi sowie Reinhardt Selten erheblich weiterentwickelt.70 Im folgenden Exkurs werden die für die Analyse oligopolistischer Märkte zentralen Konzepte der Spieltheorie kurz dargestellt.