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c) Preistests

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Mithilfe dieser empirischen Verfahren und Methoden kann der hypothetische Monopolistentest in Bezug auf den sachlich relevanten Markt direkt durchgeführt werden. Allerdings kann eine solche direkte Implementation problematisch sein, wenn z.B. die notwendigen Daten nicht oder nicht in ausreichender Qualität zur Verfügung stehen oder der Zeitrahmen für eine genaue quantitative Analyse nicht ausreichend ist. In solchen Fällen stehen eine Reihe anderer empirischer Verfahren zur Verfügung, mit deren Hilfe zumindest indirekt festgestellt werden kann, welche Produkte der Ausübung von Marktmacht wettbewerbliche Schranken setzen und daher demselben relevanten Markt zugeordnet werden sollten. Hierzu gehören vor allem solche Verfahren, die auf die Preisentwicklungen verschiedener potentieller Substitute abstellen. Dies sind die Preiskorrelationsanalyse, die Stationaritäts- und die Schockanalyse. Für Fragen der räumlichen Marktabgrenzung können Daten über Handelsströme zwischen Gebieten sowie über die Preise und Preisentwicklungen in verschiedenen Gebieten wichtige Informationen liefern.165

Die Preiskorrelationsanalyse basiert auf der Überlegung, dass die Preise von zwei Gütern 1 und 2, die in einer Substitutionsbeziehung zueinander stehen, sich im Zeitablauf in der gleichen Weise entwickeln werden. Wenn der Preis des Produktes 1 steigt, dann werden einige Konsumenten auf das Substitut 2 ausweichen. Die Nachfrage nach diesem Substitut wird also zunehmen, und damit wird auch der Preis dieses Substitutes steigen. Auch würden einige Anbieter des Gutes 2 zur Produktion des teurer gewordenen Gutes 1 wechseln und dadurch tendenziell den Preis dieses Gutes verringern. Auch dieser Effekt würde dazu führen, dass sich die Preise von zwei Substituten in der gleichen Weise ändern, d.h. die Preisbewegungen wären positiv korreliert.166 Die Preiskorrelation erlaubt eine Aussage darüber, wie eng die Beziehung zwischen den Preisänderungen zweier Produkte ist. Sie wird gemessen mittels des Korrelationskoeffizienten, der zwischen –1 und +1 liegt. Dabei bedeutet ein Korrelationskoeffizient nahe 1, dass die Preise der beiden Produkte sich fast in identischer Weise ändern. Zu beachten ist, dass nicht die absolute Preishöhe der beiden Produkte entscheidend ist, sondern vielmehr, ob die Preise sich in der gleichen Weise ändern. Unterschiede in der Preishöhe können auf tatsächliche oder vermeintliche Qualitätsunterschiede zurückzuführen sein, wie z.B. bei Markenprodukten und Handelsmarken. Darüber hinaus könnte auch trotz eines hohen Korrelationskoeffizienten, d.h. trotz einer engen Substitutionsbeziehung, der Fall vorliegen, dass ein Produkt allein einen relevanten Markt bildet, denn der wettbewerbliche Druck des Substitutes ist unter Umständen nicht ausreichend, um Marktmacht zu verhindern. Ein hoher Korrelationskoeffizient ist notwendig, aber nicht hinreichend dafür, beide Produkte dem gleichen relevanten Markt zuordnen zu können.167

Um festzustellen, bei welchem Wert des Korrelationskoeffizienten (0.5, 0.7 oder 0.9) eine hinreichend enge Substitutionsbeziehung vorliegt, um die Produkte gegebenenfalls dem gleichen relevanten Markt zuzuordnen, bedient man sich der Technik des sogenannten Benchmarking.168 Hier wird der Korrelationskoeffizient zwischen den Zeitreihen der Preise zweier Produkte herangezogen, die unzweifelhaft im gleichen relevanten Markt liegen (z.B. zweier Sorten kohlensäurehaltigen Mineralwassers). Liegt der Korrelationskoeffizient zweier Produkte über diesem Wert, dann ist davon auszugehen, dass diese Produkte dem gleichen relevanten Markt angehören. Ein weiteres Problem besteht im Auftreten einer sogenannten Scheinkorrelation. Aufgrund der Tatsache, dass sich der Preis eines Inputfaktors ändert, der für die Produktion von zwei recht unterschiedlichen Gütern von großer Relevanz ist, werden sich auch die Preise der beiden Güter in der gleichen Weise ändern, sodass scheinbar eine Substitutionsbeziehung zwischen den beiden Produkten vorliegt, die jedoch – wenn man von der Preisänderung des gemeinsamen Inputs absieht – nicht vorhanden ist. Um dieses Problem zu vermeiden, ist immer darauf zu achten, die Preiseffekte zu eliminieren, die durch gemeinsame Inputs erzeugt werden. Ebenso sind die Preise von saisonalen Schwankungen sowie allgemeinen Preistrends zu bereinigen. Ein weiteres Problem besteht darin, dass die Preise eines Gutes erst mit einer Zeitverzögerung reagieren können, sodass eine geringe Preiskorrelation vorzuliegen scheint, obwohl die Produkte enge Substitute sind und die Preiskorrelation langfristig hoch ist.169 Diese Probleme machen deutlich, dass die Ergebnisse einer Preiskorrelationsanalyse häufig sehr vorsichtig interpretiert werden müssen. Allerdings wird in vielen Fällen ein niedriger Korrelationskoeffizient darauf hindeuten, dass die betrachteten Produkte nicht im gleichen relevanten Markt liegen, sodass dieses Verfahren weniger Beweiskraft als Widerlegungskraft besitzt.

Ein der Preiskorrelationsanalyse verwandtes Verfahren ist die Stationaritätsanalyse, bei der die Entwicklung des Relativpreises von zwei Produkten bzw. des Relativpreises eines Produktes in zwei Gebieten über die Zeit betrachtet wird.170 Ist der Relativpreis im Zeitablauf stationär, d.h. liegt er bei einem stabilen Wert, bzw. kehrt er nach einer exogenen Störung wieder zu diesem stabilen langfristigen Wert zurück, dann liegt die Vermutung nahe, dass die beiden Produkte im selben relevanten Markt liegen. Würde der Preis eines Gutes steigen, d.h. würde sich der Relativpreis ändern, dann würden Nachfrager auf das nun relativ günstigere Produkt ausweichen, dessen Preis würde aufgrund der erhöhten Nachfrage steigen, sodass sich der Relativpreis wieder dem Ausgangswert nähert. Je schneller dies geschieht, desto wahrscheinlicher ist es, dass die Güter im selben relevanten Markt liegen. Die Stationaritätsanalyse kann erweitert werden, um zu untersuchen, ob mehrere Produkte im gleichen relevanten Markt sind. Hierzu werden Relativpreise in Bezug auf einen Basispreis festgelegt und es wird untersucht, ob alle diese Relativpreise stationär sind. Wenn dies der Fall ist, dann ist zu vermuten, dass die Produkte dem gleichen relevanten Markt zugehören. Die Stationaritätsanalyse vermeidet einige der Probleme der Preiskorrelationsanalyse, da erstens der Einfluss eines gemeinsamen Kostenfaktors bei Bildung des Relativpreises automatisch eliminiert wird und zweitens Zeitverzögerungen bei der Preisanpassung berücksichtigt werden. Aus diesen Gründen liefert eine Stationaritätsanalyse zumeist verlässlichere Resultate als eine Untersuchung der Preiskorrelation. Allerdings ist darauf hinzuweisen, dass die Geeignetheit sowohl der Preiskorrelations- als auch der Stationaritätsanalyse als Instrument zur Abgrenzung des relevanten Marktes seit einigen Jahren kontrovers diskutiert wird.171

Eine andere Methode, mit deren Hilfe man feststellen kann, ob zwei Produkte demselben relevanten Markt zuzuordnen sind, ist die sogenannte Schockanalyse.172 Eine derartige Analyse ist in den meisten Fällen relativ einfach durchzuführen, da man dazu nur wenige Daten benötigt. Man betrachtet einen Markt, in dem in der Vergangenheit plötzliche und unerwartete Änderungen des Angebotes oder der Nachfrage, sogenannte Schocks, aufgetreten sind und versucht anhand der Entwicklung der Preise nach diesem Schock Informationen darüber zu erhalten, ob bestimmte Produkte im gleichen relevanten Markt liegen. Ein solcher Schock könnte z.B. die Einführung eines neuen Produktes durch einen Konkurrenten sein, ein Streik oder eine neue Technologie. Wird z.B. ein neues Produkt mit niedrigerem Preis eingeführt, dann würde man erwarten, dass Produkte im gleichen relevanten Markt in ähnlicher Weise auf diesen Schock reagieren. Findet aber nur bei einigen der etablierten Produkte eine Preisreaktion statt, während andere auf den Schock nicht reagieren, dann deutet dieses unterschiedliche Verhalten darauf hin, dass die Produkte nicht im gleichen relevanten Markt sind.173

Schockanalysen können auch zur Abgrenzung des relevanten räumlichen Marktes herangezogen werden. Wenn sich z.B. die Frage stellt, ob der relevante geographische Markt mehrere Länder umfasst, dann kann man untersuchen, wie die Preise des Produktes in diesen Ländern variieren, von denen eines einem Schock ausgesetzt war, z.B. einer signifikanten Erhöhung der Verbrauchssteuer oder des Wechselkurses. Nähert sich der Relativpreis zwischen den Produkten nach einiger Zeit wieder dem Niveau vor dem Schock an, so deutet dies darauf hin, dass der relevante räumliche Markt beide Länder umfasst. Ist dies nicht der Fall, d.h. hat sich der Relativpreis aufgrund des Schocks dauerhaft geändert, dann liegt die Vermutung nahe, dass die Länder getrennte räumliche Märkte bilden.

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