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ZUSAMMENLEBEN UNTER EINEM DACH

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Die Familie ist der sichere Ort, wo das Leben von Erwachsenen und Kindern behütet und entfaltet wird. Es geht um das Kindswohl und das Elternwohl. Die Familie ist kein Schon-, aber ein Schutzraum, wo wir den täglichen guten Umgang miteinander üben, damit das Leben gelingt. Familie ist wie eine Heimat, wo wir sichere Bindungen und Urvertrauen entwickeln. Wir vertrauen einander und haben Respekt voreinander, obwohl wir manchmal streiten. Jeder von uns macht Fehler und wir brauchen Korrektur und Ergänzung. In einer Familie geht es nicht primär um Erziehung, sondern um Beziehung. Alle entwickeln sich aneinander und miteinander.

Unsere Kinder hatten auf meine eigene Entwicklung einen entscheidenden Einfluss: Als unsere erste Tochter zur Welt kam, begann ich, Tagebücher zu schreiben. Vor Kurzem habe ich wieder mal meine Tagebücher aus jener Zeit der frühen Mutterschaft hervorgenommen. Pulsierendes Leben kommt mir beim Lesen entgegen. Ich lese von intensiven Gefühlen der Freude und Dankbarkeit, aber auch von meinem Unvermögen. Ich lernte in diesen Jahren meine Schwächen und Grenzen schmerzlich kennen. Gefühle der Scham, der Ohnmacht und des Versagens erlebte ich wie nie zuvor. Immer wieder war ich enttäuscht über meine lieblosen und ungeduldigen Reaktionen gegenüber meinen Kindern. Ich stellte mich damals meinem Unvermögen. Es war mir eine Hilfe, mit Gott darüber zu sprechen. Das ermutigte mich immer wieder, mich selbst nicht zu verurteilen, sondern Neues zu lernen.

Gerade weil es in unserem Zusammenleben in der Familie oft eng wird und wir nicht einfach ausbrechen können, sind wir herausgefordert, uns mit uns selbst zu beschäftigen. Das verbindliche Leben wirft einen immer wieder auf die eigenen Muster zurück. Wir nehmen am Werden unserer Kinder teil. Das ruft in uns unsere eigene Kindheit wieder wach und das Verhalten unserer Eltern wird vergegenwärtigt. Das alles vertieft unsere Selbsterkenntnis und ist eine große Chance, in der Selbstbeziehung und Selbsterziehung zu wachsen. Wie bei allem Wachstum ist das beglückend und manchmal schmerzlich zugleich.

Ich begegnete durch meine Vaterschaft der Angst, wegen der Familie und meiner Kinder im Beruf oder in meinen sonstigen Interessen etwas zu verpassen. Der gelegentliche Rückzug aus der Öffentlichkeit in die Verborgenheit der Familie zwang mich, Vertrauen aufzubauen, dass ich dadurch nicht »zu spät kommen« und vom Leben bestraft werden würde.

Man erzieht nur mit dem Herzen gut

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