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Die Macht in der Familie

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Die Familie ist kein herrschaftsfreier Raum. Es geht in einer Familie außerdem um die Verteilung von Macht, die zum Wachstum aller verwaltet werden muss. Das Familienhaus ist neben dem Beziehungsraum also auch ein Rechtsraum, wo es Rechte und Pflichten gibt, wo Verantwortlichkeiten und Kompetenzen festgelegt werden. Wer bestimmt die Essenszeiten oder wie das Familienbudget ausgegeben wird? Wer ist der Boss in der Familie?

Wir gehen davon aus, dass Mann und Frau, Mutter und Vater die elterliche Verantwortung gemeinsam auf Augenhöhe tragen, wenn sie die leiblichen Eltern aller Kinder sind. Wir schlagen weiter vor, dass sie in ihrer Ebenbürtigkeit abhängig von ihren Kompetenzen und Fähigkeiten in den verschiedenen Themen mal die Leitung übernehmen und sich ein anderes Mal dem Gegenüber unterordnen.

Ich bin als Mutter schnell im Denken und Reden. Meine Stärke wird mir im Umgang mit den Kindern manchmal zur Schwäche, weil ich Konflikte blitzartig und sehr direkt angehe. In Konflikten mit den Teenagern haben wir als Eltern entschieden, dass mein Mann die Gesprächsführung übernimmt. Ich habe dann zwar noch ergänzt, doch er war am Ball.

Ihre Spiritualität kann Ihnen dabei helfen, damit diese Balance der gegenseitigen Wertschätzung und Unterordnung gelingt. Eine Aussage des Apostels Paulus ist uns beiden für unser Miteinander als Mann und Frau wie auch als Eltern wegweisend geworden: »Ordnet euch aus Achtung vor Christus bereitwillig einander unter.«5 Wenn wir beide uns Christus unterstellen und uns von ihm etwas sagen lassen, stärkt das unser Miteinander und verhindert Machtkämpfe. In der Regel.

Fragen Sie sich, was für Sie die oberste Instanz ist. Ist es Gott? Oder Ihre gemeinsame Liebe? Ist es die Achtung voreinander in der Familie oder die Ehrfurcht vor dem Leben? Entschließen Sie sich, sich als Elternpaar diesem höchsten Gut unterzuordnen. Das, was uns absolut heilig ist, soll Macht über uns beide haben und nicht unsere selbstsüchtigen Wünsche.

Für Christinnen und Christen stellt sich die Frage, was mit der Aussage ist, die gleich unmittelbar auf die gegenseitige Unterordnung folgt: »Ihr Ehefrauen sollt euch euren Männern unterordnen, so wie ihr euch dem Herrn unterordnet«?6 Wir interpretieren dieses Wort nicht patriarchalisch, wie es wohl Paulus gedacht hat, sondern partnerschaftlich:

Ich lese diese Bibelstelle so: »Haupt sein heißt nicht, sich als Häuptling aufzuspielen, sondern den Kopf hinzuhalten.« Es geht also darum, mich als Mann hinzustellen, meinen Platz in der Partnerschaft und Familie ganz einzunehmen, Verantwortung zu tragen und Schutz zu gewähren, damit alle wachsen können. Das ist eine Dienstfunktion und keine Machtposition. Nicht immer habe ich das gemacht: Als unsere vier Kinder klein waren, war ich intensiv mit Weiterbildungen und meinem Beruf beschäftigt. In meiner Arbeitssucht und gelegentlichen Fahnenflucht vor der Familie nahm ich das »Hauptsein« zu wenig wahr.

Als Eltern haben wir viel mehr Macht, als uns normalerweise bewusst ist, vor allem, wenn wir uns als Team gut in die Hände spielen. Diese Macht müssen wir in der Verantwortung vor Gott oder den Werten, denen wir uns unterstellen, zum Wohl aller wahrnehmen. Macht im Dienst an allen Familienmitgliedern zu verwalten, braucht viel Weisheit und Demut.

Man erzieht nur mit dem Herzen gut

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