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Rituale

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Ebenso lebensfördernd wie angemessene Strukturen sind Rituale, wenn ihr Maß und ihr Stellenwert stimmen. Rituale tragen zu einer guten (Zeit-)Strukturierung bei, stärken die Gemeinschaft, stiften Sinn und bannen Angst: »Das kenn ich, das kann ich, das ist mir vertraut.« Gute (wiederkehrende) Gewohnheiten und lebendige Familientraditionen entbinden uns von dem Zwang, uns stets etwas Neues und Originelles einfallen lassen zu müssen. Rituale sind ebenfalls Teil der Familienidentität:

Bei schönem Wetter wird am Sonntagabend gegrillt. Gemüse und Fleisch sind auf Metallspießen aufgereiht. Jedes Familienmitglied empfängt den Grillspieß und streift die Köstlichkeiten auf den Teller. Nach dem Essen nimmt jedes Familienmitglied seinen Spieß und versucht, ihn so zu werfen, dass er im Rasen stecken bleibt. Das Spiel ersetzt die Vorwäsche und macht zusätzlich Spaß.

Familienrituale haben ihre Kehrseiten, wenn wir zum Beispiel damit Intimität vermeiden wollen. Im Ritual kommen wir uns äußerlich nahe und scheinen eine Einheit zu sein, dabei sind wir in dieser »Pseudointimität« innerlich weit voneinander entfernt. Wir absolvieren lediglich eine förmliche Übung. Rituale dienen dem Leben nicht, wenn wir nur aus Pflichtgefühl bei der Sache sind, uns jedoch in unserem Herzen schon längst davon verabschiedet haben.

Alles hat seine Zeit – auch Rituale, die sich mit dem Heranwachsen unserer Kinder wandeln.

Warum ist das so? Tragende Strukturen und lebendige Rituale gelingen nur, wenn sie zur Entwicklungsstufe eines Kindes passen. Je größer die Altersspanne unter den Kindern, desto herausfordernder wird es in einer Familie, diese für alle stimmig auszugestalten. Zudem beruhen sie auf der Grundlage von Freiwilligkeit und Verbindlichkeit. Das ist immer eine Gratwanderung.

Man erzieht nur mit dem Herzen gut

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