Читать книгу Sexuelle Gewalt gegen Frauen - Daniela Pollich - Страница 15
3.3.2Kriminologische und viktimologische Erklärungsansätze
ОглавлениеNur wenige Autoren greifen auf Erklärungsansätze sexueller Gewalt zurück, die explizit etablierte Theorien aus der Kriminologie oder Kriminalsoziologie mit täter- oder auch opferspezifischen Blickwinkeln einbeziehen.107 Vereinzelt werden Verbindungen zur Theorie der differenziellen Assoziationen108, zu den Subkulturtheorien109, den Kontrolltheorien110 oder den Theorien rationalen Handelns111 hergestellt oder zumindest angedeutet.
Erklärungsmöglichkeiten aus einer viktimologischen Perspektive umfassen einerseits Opfertypologien112 – die meist wenig zur Erklärung von Opferwerdung geeignet sind –, andererseits Ansätze, die die Rolle des Opfers bei Sexualdelikten in den Mittelpunkt stellen, die so genannten Modelle der Opferpräzipation. Hierbei wird angenommen, das Opfer selbst trage durch sein Verhalten zur Entstehung der Tat bei, indem es beispielsweise den Täter provoziere, sexuell reize oder implizit der Vergewaltigung zustimme bzw. zumindest widersprüchliche Signale bezüglich der Freiwilligkeit sexueller Handlungen aussende. Diese Ansätze, die vielen Opfern eine Mitschuld an den Taten zurechnen und die Täter teilweise aus der Verantwortung nehmen, stehen stark in der Kritik.113