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Vom Sein in der Gegenwart

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Wir wollen uns nun der Frage nach dem Sein und dem Leben in der Gegenwart zuwenden.

In der Regel leben wir mit unseren Gedanken, mit unserem Bewußtsein mehr in der Zukunft oder der Vergangenheit als in der Gegenwart. In welche Richtung wir mehr tendieren, hängt von der Gesamtheit unserer Persönlichkeit ab.

Ängste, übermäßige Anpassung und viele Strategien der Lebensbewältigung haben in uns weitgehend die Verhaltensweise, die Angewohnheit oder das Muster der Nichtgegenwärtigkeit geformt.

Unser Denken ist meistens angefüllt mit: ich werde …, ich sollte …, ich müßte …, ich will …, ich möchte …, nachher, in einer Stunde, heute nachmittag, morgen, am Sonntag, im Urlaub … usw.

So erzählt eine Freundin: ”Ich freue mich immer so auf den Urlaub, aber wenn er dann da ist, kann ich ihn oft gar nicht wirklich genießen. Die Vorfreude ist viel größer als wie ich mich dann einlassen kann. Meistens drücken dann schon die Aufgaben, die mich hinterher erwarten.“

Oder, wenn das Denken rückwärts gerichtet ist, beschäftigt es sich mit: wie war das noch …, was habe ich gesagt, getan …, was hat er oder sie gesagt …, warum habe ich das und das getan …, was wird es wohl für Folgen haben, daß ich das und das tat, was wird der Soundso wohl über mich denken, weil ich das und das tat oder sagte … usw.

Wir kennen diese endlosen Litaneien kontrollierenden Denkens alle nur zu sehr.

Das Leben in der Gegenwart ist für uns eher fremd. Wir kennen es von besonderen Augenblicken, bei tief konzentrierter Arbeit, im Spiel, bei musischen Tätigkeiten, in Momenten besonderen Glücks, in tiefem Schmerz oder Unglück, aus der Versenkung, Meditation und dem Gebet.

Leider ist das Erleben in der Gegenwart für uns eher die Ausnahme, die Besonderheit unseres Lebens. Leider, vor allem auch deshalb, weil dieses Leben im Gegenwärtigen von einer ganz besonderen und erfüllenden Qualität ist. Es ist die Lebensqualität, an die wir uns, manchmal über Jahre hinweg, sehnsuchtsvoll erinnern. In den Erinnerungen erleben wir nicht selten etwas von dieser besonderen Lebendigkeit, diesem Glanz und dem Strahlen, das das Grau der Stunden und Tage, ja manchmal von Jahren der zerstreuten alltäglichen „Unaufmersamkeit“ weithin überstrahlt. Die Wahrnehmung der Gegenwart ist unmittelbar, sinnlich, konkret und bildhaft. Sie ist, wenn wir uns einlassen können, tief erlebte und erfüllte Zeit. Sind wir in der Gegenwart, dann gibt es keinen Platz für Gedanken – es gibt nur das Spüren und Sein im Jetzt. Wenn ich arbeite, arbeite ich, wenn ich lache, lache ich, wenn ich weine, weine ich.

Hier noch einmal einige Beispiele, die Ihnen vielleicht helfen können, auch ihre eigenen Erlebnisse leichter wiederzufinden:

Damals, bei dem Gewitter in den Bergen, das war ein ganz überwältigendes Erlebnis, als die Blitze ringsum am Himmel zuckten. Ich hatte das Gefühl, wenn ich jetzt stürbe, wäre das ganz in Ordnung.

Als ich mein zweites Kind bekam, es war ja eine sehr schmerzhafte Geburt, und dennoch – ich habe alles in einer wunderbaren Klarheit verfolgt, und alles war einfach gut, so wie es war. Es waren die schönsten Augenblicke meines bisherigen Lebens, obgleich es so schmerzhaft war.

Als ich neulich mit meiner Freundin zusammen war, ich meine, als wir zusammen schliefen, da hatte ich das Gefühl, als sei das etwas ganz Besonderes gewesen, ganz anders als wir es schon kannten. Irgendwie schien die Zeit stillzustehen, und es war, als sei alle Trennung zwischen uns aufgehoben. Wir haben dann später miteinander gesprochen, und auch sie hatte es so erlebt.

Das Erleben in der Präsenz könnte man auch ein Erleben jenseits der Zeit nennen. Es scheint, als würde sich im Innersten des Gegenwärtigen die Zeit aufheben.

Wir haben in solchen Momenten eine Ahnung von der Unsterblichkeit, sind aufgehoben in der Welt und im Leben. Ein Musiker beschreibt eine Erfahrung: ”Wenn ich mich dem Spiel ganz hingeben kann, ganz erfüllt bin von dem, was ist, ohne Widerstand ganz JA sagen kann, so habe ich in diesen Momenten immer das Gefühl: Ich könnte jetzt in diesem Moment sterben. Es macht dann gar keinen Unterschied. Leben und Sterben sind dann eins. Ich glaube, in solchen Augenblicken würde ich mit einem Lächeln sterben.“

Vielleicht haben Sie Lust, für fünf Minuten das Buch zur Seite zu legen und eine einfache Übung zu machen, die sie mit diesem Leben in der Gegenwart in Berührung bringt.

Sie können die folgende Übung mit einer Kerze, einer Blume, einem Stein, einer Muschel oder einem anderen Objekt, das Sie anspricht, machen.

Bevor Sie sich zur Übung hinsetzen, kann es hilfreich sein, einen Wecker auf fünf oder zehn Minuten zu stellen oder jemanden zu bitten, Ihnen nach diesem Zeitraum Bescheid zu sagen. Eine solche Hilfe ermöglicht es Ihnen, ihr kontrollierendes Zeitempfinden loszulassen. Es sollte allerdings für diese kurze Zeit Stille um Sie herum sein.

Stellen oder legen Sie den gewählten Gegenstand entweder vor sich hin oder nehmen Sie ihn in die Hand. Setzen Sie sich bequem hin und atmen sie einige Male tief ein und aus. Betrachten Sie nun den Gegenstand, zum Beispiel die Flamme einer Kerze, mit wachem Interesse, aufmerksam und erforschend. Ihr Blick sollte weich, liebevoll, das Objekt umschmeichelnd sein und nicht distanziert, analytisch erforschend. Bleiben Sie so lange in Ihrem Betrachten, wie Sie sich für diese Übung entschieden hatten. Immer wenn Ihr Blick oder auch Ihre Gedanken abschweifen, holen Sie sich auf eine liebevolle Weise zum Gegenstand Ihrer Betrachtung zurück. Tadeln Sie sich nicht, wenn Ihnen die Übung das erste Mal nicht so gelingt, wie Sie es sich gewünscht hätten.

Wenn die Zeit um ist, schließen Sie noch für einen Moment die Augen und machen Sie sich bewußt, wie die vergangene Zeit und dieses Erleben für Sie war. Es tut gut, eine solche Übung immer wieder einmal zu machen und festzustellen: sie ist nie gleich, ich erlebe mich selbst bei jedem Mal anders. Vielleicht wird Ihnen einmal die Erfahrung zuteil, daß Sie ein tiefes Erleben von Liebe, Ganzheit und Schönheit dabei haben.

Die großen Hindernisse, ins Erleben der Gegenwart zu kommen, sind Angst, Furcht, Perfektionismus und ein zu starkes Kontrollbedürfnis. Da, wo wir das Geschehen, den Lauf der Dinge und Ereignisse im Griff haben wollen, kontrollieren und manipulieren möchten, sind wir fern von dieser Erlebensmöglichkeit. In der Umkehrung heißt das: Da, wo wir es lernen loszulassen, nicht anhaften, uns hingeben und anvertrauen, da, wo wir nichts mehr wollen und wünschen, wo wir es schaffen, dem Diktat des Egos, des kleinen angstbesetzten Ichs nicht mehr zu folgen, beginnen wir im Sein der Gegenwart zu leben.

Das aber bedeutet, immer und immer wieder uns darin zu üben, den Ego-Tod zu sterben, so daß unser wahrer Wesenskern im gegenwärtigen Sein leben und erleben darf.

Eine Erfahrung „nicht erfüllter Zeit“, z. B. durch Krankheit, kann eine Krise unseres Selbstwertes mit sich bringen, die gar nicht so leicht zu meistern ist. Wir fühlen uns nun als Nichts, als ein unbedeutendes Fünkchen. Das können wir bei schwerwiegenden Erkrankungen erleben, in Situationen, die uns aus unseren sozialen Zusammenhängen und Aufgaben herausreißen und eben auch in der Zeit des Sterbens, wenn sie bewußt erlebt wird. In dem dann entstehenden Leer-Raum erleben wir häufig depressive Gefühle oder entweder eine diffuse Furcht oder eine konkrete, beklemmende Angst.

Es scheint uns schwierig, diese Leere, dieses Nichts oder Nicht-Etwas auszuhalten, weil wir in der Tiefe dieser Leere uns selbst in einer uns wenig bekannten Dimension begegnen.

Da kann es sein, daß wir mit großer Dringlichkeit die Frage an uns selbst stellen:

–Wer bin ich?

–Wer bin ich in Wahrheit?

–Wer bleibt, wenn ich sterbe?

In allem Schmerz, aller Bedrückung, die diese Fragen in belasteten Situationen bereiten können, kann es dann aber auch zu einer tiefen Erfahrung kommen:

–Das bin ich.

–Ich bin das.

–Ich bin.

Es ist das Erlebnis, daß wir sind, jenseits aller uns sonst ausmachenden Attribute. Wir erfahren aber auch, daß wir eben nur so zu der Erfahrung der Alleinheit, der Allgegenwärtigkeit, des ewigen Seins kommen können.

Ich erlebe mich dann, in einer gewissen Weise, wie ein Neugeborenes, ohne die Ausstaffierungen meiner Persona. Name, Rang, Geschlecht, Status und Ego-Bedeutsamkeit fallen von uns ab; unseren Wert und unsere Bedeutung erfahren wir in dieser Dimension in diesem alles transzendierenden ICH- BIN, in einem zeitlosen Sein.

Wenn wir es gewagt haben, die scheinbare Bedrohung durch die Nichtbedeutsamkeit auszuhalten, wenn wir es zulassen konnten, diesen Ego-Tod zu erleben, eröffnet sich uns eine vielleicht zuvor nie gekannte Dimension, in der wir Autonomie, Frieden, Sinn und Glück erleben. Meister Eckhart drückt dies so aus: „Der innere Mensch befindet sich weder in Zeit noch Raum, sondern schlicht und einfach in der Ewigkeit.“

Erinnern wir uns später an solcherart Erlebnisse, wissen wir, daß wir an einer zeitlosen Dimension teilhaben durften, einer Dimension jenseits aller Angst und Verzweiflung.

Diese Erfahrungen können uns ermutigen, dem Strom der Zeit, dem Strom des Geschehens viel mehr zu vertrauen. Das bedeutet jedoch, daß wir manchmal unsere Pläne und Vorstellungen aufgeben und mehr unserem inneren Gefühl vertrauen sollten. Wir können dann erfahren, daß wir im Leben „geführt“ werden, zum richtigen Zeitpunkt das Richtige erleben. Das kann sich in kleinem alltäglichem Erleben ereignen und uns tief berühren, z.B. daß wir gerade an jemanden denken und die Person dann anruft oder wir ihr auf der Straße begegnen, aber auch bei bedeutsamen Ereignissen.

„Neulich mußte ich beim Arzt sehr lange warten. Es war schon 18.20 Uhr und um 18.00 Uhr hatte ich mich mit einer Freundin im Cafè verabredet. Ich bin dann weggegangen, obwohl ich gleich drangekommen wäre. Ich dachte noch: Mensch, bist du blöd, jetzt hast du über eine Stunde umsonst gewartet. Aber ich war zu unruhig. Als ich zum Café kam, war meine Freundin gerade am Gehen. Ich bin froh, daß ich so meinem Gefühl vertraut habe, denn das Treffen war für uns beide sehr wichtig.“

Dies schildert eine kleine alltägliche Situation. Aber vielleicht kennen Sie das Erleben auch bei wichtigen Geschehnissen, daß Sie darüber staunen, daß Sie gerade zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort waren, vielleicht so einem Unglück entgangen sind, „zufällig“ einen Freund trafen, als es ihnen schlecht ging, oder daß Sie Ihre Partnerin kennenlernten. Nehmen wir die kleinen und großen Begebenheiten bewußter und wacher wahr, so kann uns das helfen zu vertrauen, zu vertrauen, daß alles zur richtigen Zeit passiert.

Um der spirituellen Qualität der Zeit noch tiefer zu begegnen, bitten wir Sie, sich auf folgende Fragen einzulassen und sich zu erforschen. Wie reagieren Sie gedanklich, intellektuell auf folgende Sätze und wie geht es Ihnen dabei?

–Ich habe keine Zeit mehr!

–Die Zeit reicht nicht mehr!

–Es ist zu spät!

–Deine Zeit ist abgelaufen!

Und wie geht es Ihnen, wenn Sie hören:

–Du hast alle Zeit, die du brauchst!

–Laß dir Zeit!

–Du wirst immer eine Dimension haben, die es dir ermöglicht, zu sein und an der Schöpfung teilzunehmen!

–Eine liebende Instanz schenkt dir ewiges Sein.

Wenn Sie sich diesen Fragen erlebend öffnen, können Sie erfahren, daß sich Ihre Seele bei dem ersten Fragenkomplex wahrscheinlich ängstlich zusammenzieht, und in dem zweiten Fragenbereich haben Sie das Empfinden: Alles in mir löst sich, weitet sich, wird leicht und frei, eine tiefe Anspannung löst sich.

Wie könnte sich unser Leben verändern, wenn wir in einer beständigen Gewißheit lebten, daß uns eine Ewigkeit zur Verfügung steht.

Welche Wege gibt es, Zeit so zu leben, daß wir subjektiv das Gefühl haben: Ja, ich lebe in der Fülle der Zeit, ich nutze meine Zeit, so wie es für mich richtig ist.

Ist es illusionär, wenn wir behaupten, daß wir selber bewußt etwas dazu tun können, daß sich unser Zeiterleben oder das Erleben in bezug auf die Zeit intensiviert und bereichert? Für viele von uns wird es vielleicht nur wenige oder unbedeutend erscheinende Möglichkeiten geben, und dennoch wird jeder, der sich auf solche wenn auch nur kleine Veränderungen einläßt, eine positive Erweiterung seines Lebensgefühls erleben.

In Rilkes Schriften gibt es eine bemerkenswerte Sprachwendung. Er spricht davon, „auf die Zeit zu verzichten“. Er meint damit eine Zurücknahme ins Stille, Betrachtende, Reflektierende und Wahrnehmende.

Vielleicht ahnen Sie, daß die bewußte Wahrnehmung der Schlüssel zu einem vertieften Erleben ist. Ich kann eine ganze Mahlzeit essen, ohne diesen Vorgang bewußt wahrgenommen zu haben. Und ich kann fünf Minuten auf einer Parkbank erleben, die mir ein fülliges Zeitgefühl hinterläßt. Vielleicht beobachte ich das Trippeln der Tauben über den hellen Kies vor meinen Füßen, oder ich spüre die zarte Wärme des schräg durch das Blattwerk fallenden Sonnenlichts auf meinem Gesicht.

Um Zeit als Präsenz zu erleben, muß ich mir meiner selbst bewußt sein, meiner selbst im Kontext zu dem, was ich gerade erlebe, seien es Gedanken, Gefühle oder Sinneswahrnehmungen. Wenn ich mich ihnen ganz hingebe und gleichzeitig noch um meine betrachtende, erlebende Rolle weiß, erlebe ich Zeit, erfüllte lebendige Zeit.

Oft ist es hilfreich, mich für eine bestimmte Zeit in meiner Wahrnehmung zu begrenzen. Das heißt, mein wahrnehmendes Erleben zu konzentrieren und von der Vielfalt des Hin und Her, des Dies-noch und Das-noch zu befreien. In der asketischen Reduktion auf das Eine, das, was gerade ist, erlebe ich Fülle, Tiefe und Schönheit. Rousseau drückt dies so aus: „Nicht der Mensch hat am meisten gelebt, welcher die höchsten Jahre zählt, sondern derjenige, welcher sein Leben am meisten empfunden hat.“

Es müssen keine großen, wichtigen Ereignisse oder Erlebnisse sein, nichts Herausragendes, in dem wir die Transzendierung der Zeit erfahren. Zeit kann sich einfach als Seligkeit erfüllen, während ich Salatblätter wasche oder einen Brief lese.

Ganz da sein heißt, ganz in der Zeit sein und paradoxerweise schon „über“ der Zeit sein. Wenn wir es dann auch noch lernen und üben, in nicht so angenehmen, leidvollen Erfahrungen des Zeiterlebens intensiv anwesend zu sein, können wir erfahren, daß selbst im Innersten einer als „negativ“ erlebten Zeit ein leuchtender Kern der Zeitlosigkeit existiert.

Der Mensch, der macht die Zeit Du selber machst die Zeit: das Uhrwerk sind die Sinnen, Hemmst du die Unruh nur, so ist die Zeit von hinnen.

Angelus Silesius

IMPULSE

Wenn Sie das vorausgegangene Thema im Erleben für sich selbst vertiefen möchten, bieten wir Ihnen folgende Impulse zur eigenen Auseinandersetzung an:

1. Der Beobachter

Vielleicht haben Sie zuerst einmal Lust, an einer kleineren Übung des Hinterfragens teilzunehmen:

Gehen Sie zusammen mit dem Buch, in dem Sie gerade lesen, ins Badezimmer, ohne die Seite zuzuschlagen. Stellen Sie sich vor Ihr Spiegelbild und sagen Sie zu sich:

Ich bin nun der Beobachter. Hat sich dieser Mensch, den ich da sehe, durch die Zeit verändert?

Vielleicht ist es Ihnen möglich zu verstehen, daß Sie sich nur als verändert wahrnehmen, wenn ihr Erinnern und Vergleichen stattfindet.

Wenn wir uns nicht erinnern, nehmen wir uns außerhalb der Zeit wahr.

2. Was wäre mit dem Problem, wenn es keine Zeit gäbe?

Möchten Sie noch eine kleine weitere Reflektionsübung machen? Fragen Sie sich:

Was wäre mit diesem Problem, (es fällt Ihnen sicher nicht schwer, sich an eines zu erinnern) wenn es keine Zeit gäbe?

Können Sie wahrnehmen, daß es, wenn es keine Zeit gäbe, Probleme nicht existieren könnten?

Möchten Sie für sich daraus irgendeinen praktischen Schluß ziehen?

Schreiben Sie ihn auf:


3. Nun kommen wir zu einer meditativen Übung, in der Sie ein verändertes Zeiterleben haben können.

Wählen Sie einen Zeitraum, in dem Sie ungestört sein werden. Die Übung kann zwischen 5,10 bis zu 60 Minuten gemacht werden. Wenn Sie wollen, können Sie sich eine Tee- oder Eieruhr für die gewählte Länge der Übung stellen. Das ermöglicht Ihnen, besser die Zeit zu vergessen.

Setzen Sie sich möglichst aufrecht auf einen bequemen Stuhl. Bitte stellen Sie vor sich eine frische Kerze auf ein Tisch. Sie werden zu Beginn ihrer Meditationsübung die Kerze anzünden. Setzen Sie sich nun so vor die Kerze, daß Sie sie mühelos betrachten können. Betrachten Sie für eine Weile die Kerze erst einmal im Ganzen: Welche Farbe, Form, Größe hat sie, wie sieht der Docht aus, das geschmolzene Wachs usw. Lösen Sie sich nach einiger Zeit immer mehr von dem objektiven, unterscheidenden Betrachten. Wenn Ihnen die Kerze in ihrer Gesamtheit vertraut ist, wenden Sie sich nur noch dem Betrachten der Flamme zu. Versuchen Sie, ihren Blick nicht fixiert oder starr sein zu lassen, sondern weich der Flamme zugewendet.

Bleiben Sie nun in dieser entspannten Beobachtung, bis Ihre Zeit um ist.

Verabschieden Sie sich am Ende der Meditation von der Kerze.

Vollziehen Sie auch diesen Akt voller Liebe und Bewußtheit.

Wie war Ihr Zeitempfinden?

Lang/Kurz?

Wie war die Zeitqualität? Wovon war sie erfüllt?

Haben Sie vielleicht wahrnehmen können, daß es „Zeiten“ gab, in denen Sie so sehr eins waren mit sich selbst, dem Betrachten und der Kerze, daß Sie sich in einem Raum der Zeitlosigkeit befanden? Welche Qualität hatte diese Zeitlosigkeit?

4. „Wie will ich jetzt leben, wenn das meine letzte Minute wäre?“

Stellen Sie sich vielleicht am Morgen und auch zwischendurch am Tag immer mal wieder die Frage:

„Wenn dies heute mein letzter Tag wäre, ich aber nichts davon wüßte, also nicht einfach alle Freunde zusammenrufen könnte, sondern den normalen Alltag leben müßte, wie würde ich mir dann wünschen, daß ich auf diesen Tag, auf diesen Moment zurückblickte? Welche Erinnerungen möchte ich an diesen Tag, an diesen Moment haben?

Ein indianischer Weiser, Crazy Horse, bemerkte dazu einmal: „Heute ist ein guter Tag zum Sterben, denn alle Dinge meines Lebens sind gegenwärtig.“

Jeder Tag ist kostbar

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