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IV

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Ich erwachte nach einer der schlechtesten Nachtruhen meines Lebens und fand mich auf den kalten, harten Bodendielen wieder, mit dem Rücken gegen die Tür gelehnt. Licht fiel durch die verschlissenen Vorhänge herein, aber mein Verstand war immer noch von zähen Schatten vernebelt. Verschwunden waren die hypnotischen Traumbilder von Virginia, die ihre Blütenblätter abwarf, und an ihre Stelle war ein unsichtbarer Schrecken getreten … die Angst vor etwas Bösem, das sich von einer weit entfernten Ebene her näherte.

Ich überprüfte die Tür jetzt genauer und tatsächlich verlief ein gezackter Riss mitten über die andere Seite, aber ich konnte mich nicht daran erinnern, ob er nicht vielleicht schon vorher da gewesen war. Jede Tür, jedes Fenster und jede Wand in diesem Haus war entweder gesprungen oder löste sich auf. Hatte ich den Riss vielleicht auf meinem Weg ins Bett gesehen und meinem Unterbewusstsein damit während des Einschlafens etwas zu spielen gegeben? Diese Wachträume waren schließlich immer die verwirrendsten, weil sie immer dann auftauchten, wenn man sich gerade zwischen den Welten befand. Ich wusste es einfach nicht. Aber ich war nicht bereit, voreilige Schlüsse zu ziehen, die mich womöglich unachtsam werden ließen. Ein offener Geist zahlte sich nämlich aus. Offene Türen eher nicht.

Rachel war mittlerweile in ihren Sarg zurückgekehrt, doch sie war in der Nacht fleißig gewesen und hatte das Cottage von seiner Möwen- und Nagetierplage befreit. Bei Tagesanbruch war kein einziger Schädling mehr im Haus übrig, nur ein kleiner Knochenhaufen, der auf ein Begräbnis wartete. Nach diesem Vorfall würden sich wahrscheinlich keine Möwen mehr dem Haus nähern. Nicht, solange Rachel hier wohnte.

Ich hatte immer noch viel zu tun, um das Cottage für den bevorstehenden Winter wetterfest zu machen, aber ich beschloss, es heute langsamer anzugehen. Die Ereignisse der letzten Woche hatten dazu geführt, dass ich Rachel vernachlässigt hatte, und das ging nicht. Sie war eine Zeitbombe, die nur darauf wartete, hochzugehen. Ich musste unbedingt für sie da sein, während sie sich an ihre neu gewonnenen Freiheiten gewöhnte.

Nichtsdestotrotz, eins nach dem anderen. Jedem Engländer steht eine Tasse Tee am Morgen zu, und ich befolgte diese Regel streng. Die Sonne mochte über dem Britischen Empire untergegangen sein, aber manche Dinge waren nun einmal unantastbar. Kriege waren schon für weniger ausgefochten (und unterbrochen) worden, und nach der Nacht, die ich gehabt hatte, brauchte ich erst recht einen kräftigen Tee. Ich verteilte etwas Kleinholz im offenen Herd und entzündete dann ein Streichholz, um es anzufachen. Anschließend ging ich nach draußen, um das Unkraut zu gießen, denn mein Cottage besaß kein Innenklo. Doch mein Hinterhof war unzählige Hektar groß und nur Gott allein überblickte es, also konnte ich mein Revier ruhig markieren, wann immer ich es für nötig hielt. So praktisch das auch war, befürchtete ich doch, dass ich Vorkehrungen treffen musste, bevor der Winter hereinbrach, denn das Ganze würde sich wahrscheinlich im Dezember sehr viel weniger befreiend anfühlen, wenn jene kalten, stürmischen Winde vom Atlantik heranfegen würden.

Sobald ich fertig war, machte ich mich mit einem zufriedenen Seufzen auf den Weg zum Cottage zurück, nur um wie angewurzelt stehen zu bleiben, bevor ich auch nur zwei Schritte gegangen war. Denn dort, an meinem Schlafzimmerfenster, war das Gesicht einer mageren und blassen Frau zu sehen, die mich intensiv anstarrte. Ich hielt es zuerst für eine optische Täuschung, doch die Frau bewegte sich kurz darauf und auf einmal schlug die Hintertür zu.

Ich rannte zum Cottage zurück und versuchte die Tür zu öffnen, aber sie klemmte. Ich hämmerte fest dagegen und rief nach Rachel, um sie zu warnen, dass sie nicht allein war, aber ich war offenbar zu spät, denn kurz darauf hörte ich sie schreien.

»Lass sie in Ruhe. Ich bring dich um«, befahl ich mal wieder, während ich so lange mit aller Kraft gegen die solide Eichentür hämmerte, bis ich spürte, wie es in meinen alten Knochen knackte.

Mit einem Gefühl der Machtlosigkeit stolperte ich rückwärts, während Rachel immer weiter schrie. Ich wusste einfach nicht, was ich tun sollte. Sie wirkte so entsetzt, wie ich es noch nie zuvor bei ihr erlebt hatte. Sie heulte und bettelte nach mir wie ein Kind nach seinen Eltern, während es sich im Griff eines schrecklichen Albtraums befand. Etwas Urtümliches überkam mich nun und ich wusste, dass ich sie retten musste. Ich schnappte mir einen großen Stein von meiner Gartenmauer und schleuderte ihn mit aller Kraft durch das Küchenfenster, dann sprang ich hinterher, ohne auch nur eine Sekunde daran zu denken, was mich im Inneren erwartete.

Eine Wand eiskalter Luft traf mich, sobald ich drinnen war, und es verschlug mir fast den Atem. Im Cottage war es schon vorher kalt gewesen, aber jetzt war die Küche von einer Eiseskälte erfüllt, die sogar meine Sinne schmerzen ließ, trotz des brennenden Feuers im Herd. Frost bedeckte jede Oberfläche und mein neues Geschirr zerbrach, als die klirrende Kälte an seiner Glasur leckte.

Der durchdringende Schauder machte mich vorübergehend ganz benommen, doch Rachels Schreie rüttelten mich wieder auf. Ich schwankte zur Vorratskammer und trat dort gegen die gefrorene Tür, bis sie endlich aufflog. Rachels Sarg war in einen weißen Nebel von undurchdringlicher Kälte gehüllt. Allein der Anblick brannte schon in meinen Augen und als ich mich näherte, versengte die Kälte meine Haut. Rückwärtstaumelnd sah ich mich nach etwas um, das ich in den Nebel werfen konnte, aber ich wusste nicht, was. Wie bekämpfte man so etwas überhaupt? Was war es eigentlich? Ich hatte jetzt eine spontane Eingebung und rannte zurück in die Küche, schnappte mir dort den Kessel, den ich zum Kochen über das Feuer gestellt hatte und kehrte damit zurück, um das heiße Wasser ins Herz des Nebels zu schleudern.

Ein unnatürliches Kreischen von Dampf, der auf Eis trifft, erklang, und das kochende Wasser gefror vollständig, bevor es auf dem Boden aufkam, aber der Nebel hob sich endlich und was immer Rachels Sarg ergriffen hatte, ließ los.

Ich eilte zu Rachel hinüber, die immer noch dort drin war und schrie, und versicherte ihr so lange, dass ich es war, bis sie mir endlich erlaubte, den Deckel zu öffnen. Als sie das tat, sah sie mich mit den ausdruckslosen Augen einer Toten an und sprach eine Warnung aus, die offenbar direkt von der anderen Seite stammte.

»Er kommt. Wir haben nicht mehr viel Zeit.«

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