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IX

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Es mochte eine überflüssige Anmerkung sein, aber ich hatte mich nicht unbedingt dem Gebet verschrieben. Rachel auch nicht, witzigerweise. Ich wusste nicht, ob es dort oben einen gab, der zuhörte, oder nicht, aber wenn, dann fürchtete ich, dass er mich schon auf dem Kieker hatte, und ein paar unterwürfige Bitten würden mir da garantiert kaum noch Sympathien erkaufen können.

Der geisterhafte Sturm verebbte jetzt fast so schnell, wie er aufgezogen war. In einem Moment hatte ich noch Mühe, aufrecht zu stehen, im anderen schlug die Uhr acht und ich konnte das leise Klimpern von Besteck aus dem Restaurant links von mir hören.

»Kann ich etwas für Sie tun?«, erkundigte sich Dana, deren Haare jetzt wieder so gepflegt wie ihre Manieren waren, höflich.

Rachel ließ mich los und ich strich hastig meine Kleider glatt. Mein Körper war zwar nicht mehr eiskalt, aber ich konnte trotzdem nicht aufhören zu zittern.

»Mir geht’s gut, danke … äh, Dana. Aber ich fürchte, ich kann heute doch nicht hierbleiben.«

»Oh, das tut mir sehr leid. Stimmt etwas nicht?«

Ich war mir nicht sicher, was ich darauf antworten sollte, also beruhigte ich sie einfach mit einem großzügigen Trinkgeld, als wir auscheckten, um das Hotel offiziell von jeglicher Schuld freizusprechen. Die gebeugte Gestalt im Bild betrachtete uns ganz genau, als wir unsere Rechnung bezahlten, und folgte uns dann mit ihren teuflisch schwarzen Augen, die noch dunkler brannten als die schattenhafte Silhouette, zur Tür hinaus.

»Wo gehen wir denn hin?«, fragte Rachel, als wir ins Auto stiegen.

»Wir besuchen jetzt mal unsere Nachbarn. Virginia hat mir gesagt, wenn mal etwas wäre, könnte ich sie jederzeit aufsuchen. Tja, jetzt habe ich definitiv was mit ihr zu besprechen.«

Wir brauchten über eine Stunde, um zum Cottage zurückzufahren. Es schien förmlich auf unsere Rückkehr zu warten … die Türen und Fenster zu einem wissenden, heimtückischen Blick geformt. »Drecksding!«, rief ich, als ich das Haus wiedersah. Das Cottage blickte uns weiter heimtückisch an.

Wir machten uns von dort aus, zu Fuß auf den Weg und folgten ungefähr einen Kilometer lang dem Küstenverlauf, bis wir schließlich ein weiteres einsames Cottage erreichten, das ein paar Meter vom Strand zurückversetzt gebaut worden war. Schon auf den ersten Blick sah man, dass es viel hübscher als unseres war. Drinnen brannte kein Licht mehr, aber ich war dennoch fest entschlossen, Virginia beim Wort zu nehmen, und klopfte deshalb trotzdem an die Haustür.

Rachel machte nun einen Schritt vom Cottage weg und wirkte so, als wäre ihr äußerst unbehaglich zumute.

»Was ist los?«, fragte ich verwirrt.

»Ich kann das Haus nicht betreten«, erklärte sie mir leise. Sie sah zum Dach hinauf und verfolgte dort etwas mit ihren Augen. »Es ist mir nicht gestattet.«

»Was redest du denn da?«, fragte ich, blickte ebenfalls nach oben, entdeckte aber nichts Auffälliges.

»Ich wurde dort nicht hineingebeten und bin deshalb nicht willkommen.«

»Als wir uns zum ersten Mal getroffen haben, habe ich dich auch nicht in mein Haus eingeladen, das hat dich auch nicht aufgehalten«, erinnerte ich sie.

»Ob du es wusstest oder nicht, du hast mich sehr wohl in dein Haus und in dein Leben eingeladen, denn du warst genauso verloren wie ich. Deshalb haben wir einander überhaupt gefunden. Doch die Menschen, die an diesem Ort wohnen, werden nicht so entgegenkommend sein. Auf diesem Haus liegt nämlich ein Zauber … etwas Furchteinflößendes«, beharrte sie, drehte sich um und verschwand in dem Moment in der Nacht, als drinnen das Licht einer batteriebetriebenen Laterne aufleuchtete. Das Klimpern von Ketten und das Klicken eines Schlosses gingen einem erleuchteten Gesicht an der Tür voraus.

»Mr. Black?«, rief Virginia mit überraschter Miene.

»Es tut mir leid, Sie so spät noch aufzusuchen, aber ich muss dringend mit Ihnen sprechen«, sagte ich und hoffte, dass sie nicht auf falsche Gedanken kam, was den Grund meines Besuchs betraf.

»Das ist gar kein Problem. Kommen Sie ruhig rein«, sagte sie lächelnd und bat mich mit einem Schwenk ihrer Laterne ins Haus.

Falls dem alten Angus diese Geschichte jemals unterkommen sollte, war ich mir sicher, dass Virginia darin High Heels und einen durchsichtigen Batgirl-Anzug tragen würde, aber damit das klar ist: Ich kann bezeugen, dass ihre Kleiderwahl perfekt für den schottischen November geeignet war. Sie führte mich in die Küche und bot mir eine Tasse Tee an.

»Oder lieber etwas Stärkeres?«, offerierte sie mir mit einem Funkeln im Blick.

So verlockend das Angebot auch war, ich hielt es für den falschen Zeitpunkt, meinen Geist zu vernebeln, deshalb sagte ich ja zum Tee und nein zu allem anderen. Virginia befeuerte jetzt den gusseisernen Ofen und füllte einen Kessel aus einem nahen Wasserfass, während ich mich neugierig in ihrer Küche umsah. Sie hatte etwas Heimeliges an sich, mit all den getrockneten Blumen und den Kupferkochtöpfen, die an Haken von den Balken hingen. Virginia besaß außerdem eine Kollektion merkwürdiger Skulpturen, die auf einem Regalbrett über dem Herd standen, die sie, wie sie mir voller Stolz mitteilte, alle selbst hergestellt hatte.

»Das ist eines meiner Hobbys«, erklärte sie. »Es gibt kaum eine größere Freude im Leben, als einen weichen Tonklumpen in die Hand zu nehmen und ihn dann zu etwas Bedeutenderem zu formen, oder sehen Sie das anders?«

Das wagte ich nicht, und je weniger über die phallische Kerze gesagt wurde, die mit einer Art rückwärtslaufendem Schriftzug versehen war und zwischen zwei Hühnereiern stand, desto besser. Stattdessen zog ich mir einen Stuhl heran und setzte mich an den Tisch, während Virginia einen Holzspan aus dem Ofen nahm und damit ein halbes Dutzend Duftkerzen anzündete, die uns in ein zartes gelbes Licht tauchten und in feinen Düften badeten.

»So ist es schon besser«, meinte sie, löschte das grelle batteriebetriebene Licht ihrer Laterne und setzte sich zu mir an den Tisch. »Also, Mr. Black … was kann ich für Sie tun?«

Während einer Tasse starken Tees erzählte ich Virginia, was vorgefallen war, wobei ich Rachels Rolle bei dem Ganzen ausließ. Virginia wirkte sofort äußerst besorgt und sagte, dass sie mich vollkommen verstehen konnte.

»Sie können heute Nacht nicht in das Haus zurückkehren. Sie müssen bis zum Morgen hierbleiben«, erklärte sie vehement und legte mitfühlend ihre Hand auf meine. »Sie können auch gern mein Bett haben. Ich bestehe darauf. Ich werde mich einfach anders arrangieren.«

Ich war mir nicht sicher, ob Virginias Arrangement wirklich so ablaufen würde, wie sie jetzt behauptete, aber ich hatte leider gerade weder den Luxus noch die Zeit, es herauszufinden. Die Uhr tickte immerhin unaufhaltsam und die Mächte des Bösen rückten von allen Seiten näher. Ich musste mich unbedingt so schnell es ging von diesem Fluch befreien, bevor es zu spät dazu war. Virginia nahm jetzt meine schwitzige Hand und bot mir an, daraus zu lesen, falls ich glaubte, dass mir das helfen könnte.

»Sie können meine Zukunft sehen?«, erkundigte ich mich überrascht und fragte mich, welche anderen Fähigkeiten sie wohl außer ihrer ausgezeichneten Gastfreundschaft noch besaß. Stammte der Zauber, der auf diesem Cottage lag, von ihr selbst? Ich war mir nicht so ganz sicher, wie ich deshalb nachfragen konnte, ohne dabei zu verraten, woher ich davon wusste.

»Ihre Zukunft sehen?«, fragte sie vollkommen ernst. »Ich könnte sie wahr werden lassen, wenn Sie das wünschen. Sie müssen es sich einfach nur vorstellen und es wird geschehen.«

Wenigstens musste ich jetzt keine Angst mehr davor haben, dass Virginia eine falsche Vorstellung über meinen Besuch bekam. Seit wir uns das erste Mal begegnet waren, hatte sie sowieso kaum eine einzige richtige Vorstellung von mir gehabt. Tatsächlich fing ich langsam an, mich zu fragen, ob sie auch nur ein Wort von dem gehört hatte, was ich ihr heute Abend erzählt hatte. Offensichtlich war ich für sie nur eine Ablenkung … ein Spielzeug, um sich die Zeit zu vertreiben, während sie ihre eigenen Dämonen der Langeweile und Frustration an diesem trostlosen Flecken der Vergessenheit zu besiegen versuchte. Trotzdem machte mich ihre Hartnäckigkeit langsam mürbe und ich ertappte mich nicht zum ersten Mal bei der Frage, was es schaden könnte, ein letztes Mal etwas zu erleben, bevor ich in den Abgrund ewiger Verdammnis verbannt wurde.

»Vielleicht nehme ich jetzt doch etwas Stärkeres«, sagte ich und reichte ihr meine Tasse.

Doch Virginia nahm sie nicht, sondern holte stattdessen zwei Kristallgläser und eine Flasche von etwas, das noch überzeugender aussah als sie selbst.

»Dann machen wir das aber richtig«, entgegnete sie, zog mit den Zähnen den Korken heraus und spie ihn mit hemmungsloser Leidenschaft quer durch die Küche. Entweder würden wir später auf Händen und Knien danach suchen müssen, oder sie hatte gar nicht vor, etwas zum Wiederverkorken übrigzulassen. Als sie uns unsere Portion einschenkte, fand ich sofort heraus, welches von beiden es war.

»Slàinte Mharth!«, rief sie und stieß mein Glas mit ihrem Übervollen an.

»Was bedeutet das?«, fragte ich, bevor ich trank.

»Gute Gesundheit«, erklärte sie. Ich roch an meinem Getränk und vermutete, dass sie das ironisch gemeint hatte. Bevor ich jedoch auch nur einen Schluck trinken konnte, war die Party allerdings auch schon wieder vorbei, denn ein ungebetener Gast betrat jetzt die Küche und wollte wissen, was in aller Welt hier los war.

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