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VIII

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Nachdem Angus gegangen war, blieben Rachel und ich noch eine Weile in der Bar. Es war immerhin Abendbrotzeit und das Restaurant hatte geöffnet. Doch ich wollte nur einen kleinen Snack, also bestellte ich ein Käsesandwich für mich und eine Flasche Cola mit Strohhalm für Rachel. Sie sollte sie nicht wirklich trinken, denn wenn sie es versucht hätte, wäre ihr schlecht geworden. Es war nur eine Requisite, die ihr half, nicht aufzufallen.

In der Bar war es ruhig und nur drei der zwölf Tische waren besetzt. Rachel und ich saßen an einem davon, ein paar Stammgäste an einem anderen und ein reisender Geschäftsmann, der dringend seinen Lebenslauf aktualisieren musste, faulenzte am anderen Ende des Raums. Die Kellnerin hatte die ganze Zeit kaum von ihrem Handy aufgesehen und ein Fernseher in der Ecke des Raums zeigte die Nachrichten in Dauerschleife und ohne Ton. Wenn ich nicht gewusst hätte, dass es freitagabends war, hätte ich geschworen, dass es ein Montag war … ein Montag, nach dem Weltuntergang.

Rachel hob den Strohhalm an ihre Lippen und tat so, als würde sie trinken, während ich so tat, als ob ich mein Sandwich aß, nur mit mehr Überzeugung.

»Was immer sich das Mädchen auch geschnappt hat, es hält sich noch immer im Cottage auf«, meinte sie leise. »Und es ist mächtiger als wir beide.«

»Ich begreife so langsam, warum das Haus nie lange bewohnt war«, stimmte ich ihr zu. »Arme Virginia. Sieht ganz so aus, als würden wir doch keine Nachbarn werden.«

»Hat sie das Künstlermädchen vielleicht getötet?«, fragte Rachel. Das glaubte ich nicht. Ich hatte in meinem Leben schon so einige Serienmörder getroffen (und war tatsächlich sogar von einem aufgezogen worden) und Virginia entsprach einfach nicht dem Typus. Außerdem war Heike ja nicht die einzige Bewohnerin, die in all den Jahren aus dem Cottage geflohen war. Laut des Immobilienmaklers war die Pacht in den letzten zwanzig Jahren fünf oder sechs Mal verkauft worden und die meisten Käufer hatten nach kurzer Zeit die Schlüssel wieder zurückgegeben oder das Haus einfach in einer Nacht-und-Nebel-Aktion verlassen. Nur Heike war komplett verschwunden und nie mehr gesehen worden.

»Okay, vielleicht hat sie das Mädchen nicht getötet, aber sie muss doch wissen, welche Art von Grundbesitz sie da hat«, entgegnete Rachel anklagend.

»Die Feuchtigkeitsfäule hat sie ja auch nicht angegeben«, rief ich ihr in Erinnerung. »Manche Dinge erwähnt man in der Verkaufsbroschüre nun mal nicht. Zumindest nicht, wenn man das Haus an den Mann bringen will.«

Doch in Wahrheit schrieb ich mir selbst die Schuld zu. Wenn ich es nicht so eilig gehabt hätte, aus dem sprichwörtlichen Regen zu kommen, hätte ich vielleicht die sprichwörtliche Traufe bemerkt, unter die wir da stolperten. Man lernte eben nie aus, wie es so schön hieß … zumindest in der Theorie. Unseren nächsten Schritt würden wir uns allerdings sorgfältig überlegen müssen, denn wir konnten es uns nicht leisten, etwas Unpassendes zu tun, das die Aufmerksamkeit der Leute auf uns lenkte, und Virginias Spukhaus nur zwei Tage nach dem Kauf wieder zu verkaufen, wäre genauso etwas. Wir konnten aber auch nicht das Risiko eingehen, einfach zu verschwinden und den alten Angus unsere seltsame und mysteriöse (und ausgeschmückte) Geschichte Hinz und Kunz für ein Bier und ein paar Erdnüsse erzählen zu lassen. Diese Art von Publicity konnten wir im Moment so gar nicht gebrauchen. Glücklicherweise waren wir auf das Geld nicht angewiesen. Ich hatte genug, um das Cottage einfach als Fehlkauf abschreiben zu können und es in Grund und Boden vermodern zu lassen, wo es hingehörte. Dann würde niemand mehr darin wohnen müssen. Nicht, solange ich in der Besitzurkunde vom Haus der Toten stand.

»Ich werde Virginia schreiben und ihr mitteilen, dass ich für eine Weile ins Ausland gegangen bin, wegen der Arbeit oder so etwas in der Art. Mehr muss sie nicht wissen«, sagte ich, aß mein Sandwich auf und fragte mich dann, ob ich auch Rachels Cola trinken sollte. Aber bevor ich mich entscheiden konnte, gingen plötzlich die Lichter aus und die Bar versank in Dunkelheit. Es war erst kurz nach acht und sie machten schon Feierabend? Wie es schien, war der Freitagabend hier eine einzige Herausforderung für die abenteuerlustigen Rhiconicher.

Doch seltsamerweise strich die Kellnerin hinter der Bar weiterhin glücklich über ihr Telefon, die Ortsansässigen schienen ebenfalls nicht in Eile zu sein aufzubrechen und der Geschäftsmann hatte jetzt sogar seine Zeitung herausgeholt und kritzelte Zahlen auf jede verfügbare Fläche außer in die Sudoku-Kästchen, deren Ausfüllen ihm offenbar Schwierigkeiten bereitete. Es schien so, als hätte niemand außer mir bemerkt, dass die Lichter ausgegangen waren.

»Was ist los?«, fragte Rachel verwirrt, die mich ansah und spürte, dass etwas nicht stimmte.

Ich hob den Blick und sah zu den Deckenlampen hinauf, und da begriff ich, dass ich ein wirklich ernstes Problem hatte, denn die Birnen brannten noch immer hell in ihren Fassungen. Sie gaben nur kein Licht mehr ab, das ich sehen konnte.

»John?«

Ich stand hastig vom Tisch auf, stolperte in der Dunkelheit prompt über einen anderen Tisch, was einen der Einheimischen dazu veranlasste, zu mir rüber zu sehen und zu kichern. »Der hatte wohl zu viel«, meinte er grinsend, offensichtlich in der Lage, mich eindeutig zu erkennen, obwohl ich selbst kaum etwas sehen konnte. Jetzt wusste Rachel eindeutig, dass etwas nicht stimmte. Sie sprang mit ausgefahrenen Zähnen auf, aber was immer es war, es kam nur meinetwegen allein, das spürte ich.

»Wir müssen gehen!«, sagte ich angespannt, schaffte aber nicht mehr als zwei Schritte, bevor ein tosender Wind durch das gesamte Hotel fegte und mich von den Füßen riss. Als ich direkt zwischen einem Haufen Tische und Stühle hindurch gegen die Wand am anderen Ende der Bar stürzte, sahen auch alle anderen Gäste überrascht auf.

»Geht’s Ihnen gut?«, fragte die Kellnerin, während mich die Einheimischen einfach nur amüsiert ansahen.

Aber mir ging es ganz und gar nicht gut. Ich wurde immer noch gegen die Fußleiste gepresst und konnte nicht mal mehr den Kopf heben, so stark war der Wind, der mich dort festhielt. Tatsächlich konnte ich mittlerweile kaum noch atmen, weil er mich praktisch zu Tode drückte, aber Rachel war jetzt bei mir, zog mich an sich und versuchte mich vor dem schlimmsten Teil des Sturms abzuschirmen, obwohl sie selbst nichts davon spürte.

»Hilf mir!«, rief ich außer Atem, während ich gegen die Wand trat und nach den überhängenden Gardinen griff. Nichts anderes in der Bar war vom Sturm betroffen. Die Vorhänge hingen schlaff herunter, die Servietten lagen säuberlich gefaltet auf den Tischen und die Einheimischen spürten offenbar nicht mal einen Luftzug im Nacken.

»Ist das irgendein Partytrick?«, fragten sie neugierig, während sie es sich auf ihren Stühlen bequem machten, um die kostenlose Unterhaltungsshow zu genießen.

Rachel zog mich nun auf die Füße und konnte an meiner Anstrengung die Macht der Gewalt spüren, die mir gerade zusetzte.

»Halt dich an mir fest«, sagte sie, musste es aber mehrmals schreien, bevor ich es schaffte, ihre Worte zu verstehen.

Ich legte meinen Arm um ihre Schulter und sie umfasste meine Hüfte und zusammen kämpften wir uns über die offene Fläche der Hotelbar. Die Kellnerin machte sich nützlich, indem sie jeden einzelnen anstrengenden Schritt unseres Vorankommens auf ihrem iPhone dokumentierte, aber einer der Einheimischen ermöglichte unser Durchkommen, indem er ein paar Stühle beiseitestellte.

»Geh weiter, alter Junge, du schaffst das«, sagte er mit einem ermutigenden Grinsen, während der Geschäftsmann an dem anderen Tisch nur die Augen verdrehte, weil er davon überzeugt war, dass dies nur irgendeine Art aufmerksamkeitsheischender Streich war und er sich weigerte, sich darauf einzulassen.

Ich konnte kaum den Kopf anheben, um zu sehen, wohin wir gingen, denn der Wind, der mich unaufhörlich attackierte, war so kalt, dass sich meine Tränen anfühlten, als gefroren sie direkt in meinen Augen, sobald sie entstanden. Ich weiß nicht, woher ich das so genau wusste, aber der Sturm kam mir nicht wie ein Wutanfall vor, er wirkte auf mich vielmehr verängstigt. Er peitschte nicht auf mich ein, sondern floh vor etwas Größerem als wir alle zusammen. Ich war einfach nur zufällig auf derselben Existenzebene und daher im Weg.

»Tschüss«, verabschiedeten uns die Einheimischen, als ich die Bar verließ, während die Kellnerin nur lachte und sich bereits daran machte, ihren Freunden von meinen Heldentaten zu texten, oder was man heutzutage so tat, anstatt miteinander zu reden. Hätte sie sich die Mühe gemacht, sich ihre Aufnahme mal anzusehen, hätte sie garantiert eine Überraschung erlebt, denn sie hatte zwar tatsächlich meine Odyssee durch die gefrorene Tundra des Hotelteppichs aufgenommen, aber es gab darauf keine Spur von Rachel. Videos und Spiegel bekamen ihr nämlich genauso schlecht wie feste Nahrung.

Draußen an der Hotelrezeption traf mich der Wind genauso heftig wie vorher, aber hier schien er außerdem mit den Schreien von tausend gequälten Seelen durchsetzt zu sein. Dana stand noch immer an ihrem Platz hinter dem Empfang und starrte mich ungerührt und fast reglos an. Faszinierenderweise schien der Sturm ihr aber auch etwas anhaben zu können, denn ihre Haare wurden in alle Richtungen geweht und ihre Lippen waren wegen der extremen Kälte fast weiß geworden. Dennoch wirkte sie unbeeindruckt.

Trotz allem war es nicht Dana, die meine und Rachels Aufmerksamkeit jetzt auf sich zog, sondern Heikes Bild direkt hinter ihr. Die kleine Gestalt darauf spähte nun nicht mehr aus der Ferne auf das Hotel. Sie war jetzt viel nähergekommen, stand auf einer Lichtung direkt neben dem Hotel, war aber weiterhin in einen Mantel aus Schatten gehüllt, der ihr Gesicht verbarg. Aber die Silhouette der Gestalt war jetzt unverkennbar, denn sie trug eine Schärpe, einen Kilt und hielt etwas in der Hand, das ich als einen Schäferstab zu erkennen glaubte.

Als Dana mit einer Stimme sprach, die nicht mehr ihre eigene, sondern vielmehr das Produkt von einem Dutzend entsetzter, miteinander verschlungener Zungen war, starrte sie mich mit kalten toten Augen an.

»Du kannst ihm nicht entkommen, John Black. Er wird dich überall finden. Der Herr des Hauses kommt dich holen. Zeit, deine Gebete zu sprechen.«

DAS HAUS DER MONSTER - DIE MONSTER SIND ZURÜCK

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