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14. Kein Entrinnen

Lebich noch?, fragte sich Yujiro, als er die Lider öffnete. Hämmerndes Kopfweh durchfuhr seine Schläfen und Schmerz war das Allererste, was er überall an seinem Körper wahrnahm. Aufgrund seiner angeschwollenen Augen sowie der ihn umgebenden Dunkelheit dauerte es einen Augenblick, bevor er klar sehen konnte. Unverwandt musterte er seine Umgebung. Er bemerkte, dass er sich wieder in der kleinen Bruchbude befand.

Plötzlich blitzten die Erinnerungen auf. Sein Duell mit Takeru erschien ihm wieder klar vor den Augen und er runzelte enttäuscht die Stirn, als er sich in der schäbigen Zelle umsah. Er hatte gehofft, dass er im nächsten Leben aufwachen würde.

Er wollte sich gerade in die sitzende Position bringen, als ein unerwarteter Schmerz ihm den Nacken sowie die Brust hochschoss. Die Zähne zusammenbeißend, zog er scharf die Luft ein und sank wieder erschöpft zu Boden, wobei seine Gedanken zurück zu Takerus Vorhaben mit ihm wanderten.

Niedergeschlagen musste er seufzen. Er konnte sich nur noch allzu gut an Kanagis Folter besinnen – sein ganzer Körper spannte sich beim bloßen Gedanken an! Er wusste, dass es nur eine Frage der Zeit war, bevor sie ihn holen und nach Kiyosu schleppen würden. Aus irgendeinem unbekannten Grund ließ ihn seine erbärmliche Lage an die schlimmste Erinnerung seiner Kindheit denken …

Es war die Nacht, als er nicht schlafen konnte und auf die Rückkehr seiner Eltern gewartet hatte. Damals war er fünf gewesen und war der Einzige unter seinen Geschwistern, der wach gelegen hatte. Irgendwann hatte er gehört, wie die Eingangstür mitten in der Nacht geöffnet wurde. Dort hatte er sich dann hinbegeben.

Da hatte er erkannt, dass es sein Vater war, und sofort bemerkt, dass etwas nicht stimmte. Als ein plötzlicher Blitz alles erhellt hatte, war er bleich vor Schreck geworden, denn Jiraiya war mit so vielen Verwundungen übersät gewesen, dass ihm beim bloßen Anblick seines Vaters schlecht geworden war.

Und dann hatte Jiraiya gesagt, dass seine Mutter nicht mehr zurückkommen würde …

Wild schüttelte Kiyonori den Kopf, um nicht mehr daran zu denken, wobei er seine Kopfschmerzen ignorierte. All dies war schon in der Vergangenheit und es gab niemanden mehr, der ihn darüber aufklären konnte. Sein Vater war – mit Ausnahme von Sawada, Yujiros ehemaliger Lehrmeister, der es wegen einem Schwur nicht offenbaren wollte – der Einzige, der wusste, was an dieser Nacht geschehen war. Doch er war nicht mehr am Leben. Er wurde von Takeru vor langer Zeit ermordet …

Der Chūnin kniff bitter die Augen zusammen, als er sich daran erinnerte. Er hatte versucht, seinen Tod zu rächen, hatte jedoch elendig versagt. Dies waren keine aufmunternden Gedanken für ihn und er sehnte sich nach dem Tod so sehr wie noch nie. An einen schnellen, schmerzlosen Tod … was man nicht von Kanagis Folter behaupten konnte.

Über sich selbst enttäuscht, sah er sich in der Zelle um. Sein Blick blieb auf zwei sehr erwünschten Gegenständen hängen: eine Reisschale und ein kleiner Krug, der mit Wasser gefüllt war.

Bestrebt seinen leeren Magen zu füllen, da er schon seit beinahe zwei Tagen nichts gegessen hatte, ignorierte er den starken Schmerz, den ihm seine Wunden bei der geringsten Bewegung verursachten, und näherte sich der Speise. In Windeseile leerte er die gesamte Schale und nahm den Krug mit beiden Händen. Er trank ihn zur Hälfte aus und stellte ihn wieder vor sich hin, bevor er hineinblickte. Obwohl es dunkel war, konnte er dennoch sein Spiegelbild erkennen. Wie von einem Blitz getroffen, erstarrte er, als er sich sah.

Er war in einem fürchterlichen Zustand: Sein ganzes Gesicht war von Prellungen überhäuft, seine Lippen waren geplatzt und Blut lief seine Stirn hinunter.

Seufzend lehnte er sich an die dreckige Wand an. Er wusste zwar, dass sein Zustand die Dauer der kommenden Todesfolter womöglich nur reduzieren könnte, doch dies hielt ihn keinesfalls davon ab, in eine noch tiefere Depression zu verfallen.

Er wollte nicht mit einunddreißig Jahren sterben. Doch es gab nichts, dass ihm bei der Flucht hätte verhelfen können. Selbst wenn er irgendwie wieder aus der kleinen Bruchbude ausbräche, wären nun jegliche Fluchtwege wahrscheinlich noch strenger überwacht. Somit waren seine Chancen gleich wie null. Und von seinem Zustand war erstmal gar nicht die Rede.

Plötzlich vernahm er eine erstickte Verwünschung vor der Tür seiner Zelle. Verwirrt horchte Yujiro auf. Er hörte noch einen Faustschlag oder Fußtritt, gefolgt vom Geräusch, wenn ein Körper durchs Gras geschleift wird. Dann wurde es einige Sekunden lang wieder still.

Vollkommen verdutzt und ahnungslos bewegte sich der Chūnin nicht, als er versuchte zu begreifen, was gerade passierte. Auf einmal hörte er, wie jemand den Balken hochhob, der seine Zelle verriegelte. Die Schiebetür öffnete sich leise und ein angespanntes Gesicht kam zum Vorschein.

Kiyonori schnappte erstaunt nach Luft. „Teruo?“

Shinobi - Dem Untergang geweiht

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