Читать книгу ZOMBIE RULES - David Achord - Страница 10

Exodus

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Rick wartete bereits auf mich, als ich in meinem kleinen Zuhause ankam. Er parkte mit seinem glänzenden Dodge Ram am Straßenrand in zweiter Reihe. Sein Pick-up war ein direkter Gegensatz zu seiner persönlichen Hygiene. Der Geländewagen war nämlich immer sauber und unaufhörlich frisch gewachst. Heute Abend hatte er einen Anhänger mitgebracht. Als er ausstieg, sah er sich zuerst um, als würde ihm nachspioniert werden, dann humpelte er schnell auf mich zu. Sein Hinken war einer alten Kriegsverletzung geschuldet, mit freundlichen Grüßen aus Vietnam.

»Ich gehe niemals zu Beerdigungen. Ich hasse die. Die Leute verhalten sich dann immer so dumm und sagen lauter dummes Zeug. Also, hier ist mein Pflichttext: Mein herzliches Beileid und all der andere Scheiß. Jetzt lass uns reingehen und reden. Es wird langsam kalt hier draußen.«

Ich machte uns Kaffee und wir setzten uns in der Küche an einen Esstisch aus Walnuss-Imitat. Er war sauber, hatte aber so seine Macken und Kratzer. Als ich das Licht anmachte, sah Rick mich mit gerunzelter Stirn an. »Was zum Teufel ist denn mit dir passiert? Dein Gesicht sieht ja aus wie ein Football. Warst du in eine Schlägerei verwickelt oder so was?«

Ich weihte ihn daraufhin ein und zeigte ihm sogar das Video. Er schüttelte nur den Kopf. »Das ist echt übel, Mann. Die Welt ist ein schrecklicher Ort geworden und es wird mit jeder Minute schlimmer.« Er nahm einen großen Schluck Kaffee und starrte mich dann aufmerksam an. »Willst du es ihnen irgendwann zurückzahlen?«

Ich zuckte mit den Schultern. »Ich wüsste nicht wie, aber eines Tages vielleicht.«

Rick nickte. »Wenn du bereit dazu bist, lasse es mich wissen. Ich stehe dann hinter dir. Ich mag zwar ein alter Säufer mit einem Hinkebein sein, aber ich bin dennoch ein hinterlistiger Bastard und kann immer noch gut schießen.«

Ich nickte ernst, wusste aber nicht wirklich, was ich dazu sagen sollte. Klar wollte ich mich an ihnen allen rächen, einschließlich des Mädchens, das das Ganze gefilmt hatte. Aber ich hatte nie in Erwägung gezogen, Schusswaffen mit einzubeziehen. Teufel, ich hatte an so etwas wie Reifenaufschlitzen gedacht oder daran, ihre Häuser mit Eiern zu bewerfen. Heimtückisches Zeug ohne jegliche Konfrontation eben.

Er füllte seine Tasse auf, zog eine kleine Flasche mit billigem Whiskey aus seiner Jackentasche und versetzte seinen Kaffee einen kräftigen Schuss. Ich schüttelte den Kopf. Er zuckte mit den Schultern und starrte mich wieder mit ernstem Blick an.

»Okay, Zeit, über ein paar ernste Sachen zu reden.« Daher also der ernste Blick. »Ich werde dir erst einmal alles erklären und dann musst du ein paar wichtige Entscheidungen treffen. Da du gerade erst sechzehn geworden bist, wird schon bald ein hässliches, altes Weib vom Jugendamt hier aufkreuzen. Egal, was du dann sagst oder tust, man wird dich in ein Pflegeheim stecken, bis du achtzehn bist.« Er hielt inne und nahm einen Schluck, vermutlich, um das erst einmal sacken zu lassen.

»So, wie ich das sehe, kannst du mit den Eltern von deinem Freund sprechen und ich glaube, sie würden dich bestimmt aufnehmen. Du bist ein verdammt guter Junge und der beste Freund von dem komischen Kauz, und es wäre ein gutes Zuhause für dich. Aber ich denke, ich habe eine noch bessere Idee.« Er zeigte mit seiner Tasse auf mich. Teile des Inhalts schwappten dabei über den Rand. »Wir packen deinen Krempel einfach gleich ein und du ziehst bei mir ein. Ich habe das schon mit den Parsons geklärt.«

Ich wollte antworten, aber er hob eine Hand. »Ich weiß nicht, ob du in den letzten Tagen die Nachrichten verfolgt hast, aber da passiert etwas echt Eigenartiges da draußen. Was wirklich Schlimmes. Leute auf der ganzen Welt liegen im Sterben, aber da ist noch mehr. Viele von denen rasten total aus, so Zombie-mäßig, weißt du, was ich meine?«

Ich schüttelte den Kopf. Ich hätte vielleicht sogar gelacht, wenn mir nicht so elend zumute gewesen wäre. »Wovon redest du da? Willst du mir etwa sagen, dass das Ende der Welt naht oder so etwas?« Rick nickte düster. Ich brachte nur ein halbherziges Grunzen zustande. »Du musst dich endlich von dem Fusel fernhalten.«

Rick hob eine buschige Augenbraue. »Kann sein, dass ich total meschugge bin, ich wette, eine Menge Leute würden dir da recht geben. Ich gebe auch zu, dass bei mir ein paar Schrauben locker sind, aber was, wenn ich recht habe? Hmm? Was, wenn der verrückte alte Mann richtig liegt? Was dann?« Er hob wieder eine Hand. »Sag jetzt noch gar nichts, denn ich will dir erzählen, was passiert, wenn ich recht habe … kompletter Zusammenbruch der Gesellschaft. Ich sehe, wie du mich jetzt anschaust. Aber nur, weil ich verrückt bin, heißt das nicht, dass ich den Verstand verloren habe.« Er betonte jedes Wort, nahm wieder einen Schluck und beugte sich nach vorn. »Es hat bereits angefangen, Zach.« Er schob die Fernbedienung über den Tisch. »Schalte den Fernseher ein, falls du mir nicht glaubst. Schalt auf Fox oder CNN.«

Ich folgte seinem Ratschlag. Es kamen ein paar Sportnachrichten und dann fingen sie tatsächlich an, über den Grippeausbruch zu reden. Die Nachrichtensprecherin, dieselbe Frau, die Felix und ich an Thanksgiving angestarrt hatten, berichtete nun von einer Nachrichtensperre in verschiedenen Teilen des Mittleren Ostens. Ich wechselte daraufhin zu CNN. Sie interviewten gerade jemanden vom CDC, der Seuchenschutzbehörde. Die Bildunterschrift identifizierte ihn als Doktor und stellvertretenden Direktor der Einrichtung. Er starrte auf einen Punkt auf dem Boden und sagte, dass man ruhig bleiben und die Grippeimpfung in Anspruch nehmen solle. Die Lokalnachrichten berichteten von überfüllten Notaufnahmen im gesamten mittleren Bereich von Tennessee. Ich zappte durch ein paar andere Sender. Überall das Gleiche. Ich sah hinüber zu Rick und er zeigte auf den Fernseher.

»Siehst du, da geht gerade etwas echt Schlimmes vor sich. Nun, du Schlaumeier, was hältst du von der ganzen Sache?«

Ich dachte für ein oder zwei Minuten darüber nach, während ich weiterhin die Nachrichten ansah, dann schaltete ich den Ton ab. »Influenza«, verkündete ich leichthin.

Er runzelte die Stirn und seine Augen wurden zu Schlitzen, als wollte er mich fragen: Wie hast du mich gerade genannt? »So nannte man es 1918. Influenza, auch besser bekannt als die spanische Grippe. Es war eine weltweite Epidemie. Man ist sich bis heute nicht sicher, wie viele daran gestorben sind, aber die Schätzung liegt bei fünfzig Millionen Menschen. Jahre später hat das CDC ein paar Tests an alten, konservierten Gewebeproben durchgeführt und festgestellt, dass es ein Stamm der Vogelgrippe gewesen ist. Davor, lass mich mal überlegen, ungefähr 541 nach Christus, gab es die Justinianische Pest. Das war im Byzantinischen Reich. Man glaubt, dass in Hochzeiten bis zu zehntausend Leute täglich daran gestorben sind, und im vierzehnten Jahrhundert gab es schließlich noch den berüchtigten Schwarzen Tod. Das war ebenfalls die Pest. Es gab auch noch andere.« Ich erinnerte mich an den Bericht aus Kairo, den Felix und ich gesehen hatten. Das rief mir ins Gedächtnis, was ich einmal in einem alten Buch über die Justinianische Pest gelesen hatte. Man hatte spekuliert, dass die Pest von infizierten Ratten, die auf Getreideschiffen aus Ägypten gekommen waren, übertragen worden war.

Rick schlug auf den Tisch. »Na, da hast du es doch. Du hast gerade mit einer Menge Wörtern gesagt, dass vor einigen Jahren jemand in Hühnerscheiße getreten ist oder von einem Floh in den Arsch gebissen worden ist und bevor du dich versiehst, sind fünfzig Millionen Leute gestorben. Also, Zach, kann sein, dass auch nur ein paar Hundert Leute sterben oder vielleicht fast die gesamte, verdammte Welt, und die, die nicht sterben, na ja, denen bleibt dann wahrscheinlich nur noch eine Welt voller Gesetzlosigkeit und Hungersnot. Anarchie. Totale, verdammte Anarchie. Du weißt das vielleicht nicht, aber ich gehöre zu einem Netzwerk von Leuten, die man Prepper nennt. Wir haben uns auf so etwas vorbereitet. Wir haben uns vor ein paar Stunden beim Veteranenverein getroffen. Wir waren uns alle einig, dass es an der Zeit ist, uns zurückzuziehen und uns in Sicherheit zu bringen.« Rick leerte seine Tasse und rieb sich den Bart. Er nickte sich selbst zu, als bestätigte er damit eine Entscheidung, die er bereits getroffen hatte.

»Also, was hältst du davon, dass wir uns auf der Farm verkriechen und die Sache einfach aussitzen? Ich habe vorgesorgt, Zach. Ich habe eine Riesenladung Essen gebunkert. Ich habe Waffen und Munition. Ich habe Geräte zur Munitionsbefüllung, Farmgerätschaften, Rinder, Hühner, Generatoren, Funkgeräte, Solarzellen, und Frischwasser aus dem Brunnen. Was es auch gibt, ich habe es. Was ich allerdings nicht habe, ist ein Partner. Einen Partner zu haben, wäre eine echt große Hilfe. Du, Zach, hast etwas, das ich nicht habe«, beteuerte er. Ich sah ihn fragend an. »Du hast deine Jugend und du hast Köpfchen. Du hast ein gutes Gedächtnis, mein Grips ist nicht der Beste, aber ich bin viel herumgekommen. Wenn du darüber nachdenkst, würden wir ein echt gutes Team abgeben. Du weißt schon, wie diese asiatischen Brüder, Yin und Yang. Also, was sagst du dazu, Kumpel?«

Ich rieb mir das Gesicht. Seine Logik, auch wenn sie ein bisschen paranoid war, ergab durchaus Sinn. Meiner Großmutter hatte dieses Haus nicht gehört. Sie hat es von irgendeiner Immobilienverwaltung gemietet. Aller Wahrscheinlichkeit nach würde ich noch vor Neujahr zwangsgeräumt werden. Ich bräuchte also sowieso ein Plätzchen zum Wohnen, also was soll's. Ich musste hier raus. Weg von der Schule und weg von diesem Haus. Weg von allem und jedem. Ich sah Rick an. Er musste meine Gedanken gelesen haben, denn er grinste. Er trug sogar seine falschen Zähne, was er sonst nur zu den Mahlzeiten und ganz besonderen Gelegenheiten tat. Ich nickte ihm schweigend zu und er klatschte triumphierend in die Hände. Er hatte gewusst, dass ich ja sagen würde. Teufel, was hätte ich denn auch sonst tun sollen?

Felix und sein Vater kamen rüber und halfen uns, den Anhänger zu beladen. Ich konnte nicht viel heben und beschränkte meine Aktivitäten deshalb darauf, meine Klamotten zu packen. Nach einer Stunde waren wir schließlich fertig. Wie gesagt, ich hatte nicht viele Besitztümer. Viele der Möbel waren alt und abgenutzt und das meiste ging deswegen entweder an die Heilsarmee oder auf die Müllhalde.

Ich hatte auf der Veranda gestanden und ihnen beim Aufladen zugesehen. Felix kam nun herüber. Er hatte diesen traurigen Hundeblick im Gesicht.

»Ich werde dich dann wohl nicht mehr so oft sehen«, sagte er betrübt.

Ich widerstand dem Drang, ihm auf die Schulter zu klopfen. »Warum sagst du denn so was? Du weißt doch, wo die Farm ist. Es ist gar nicht so weit und du bist immer herzlich willkommen, vorbeizuschauen und zu bleiben, wann immer du willst, und glaube ja nicht, dass ich meinen besten Freund nicht auch besuchen komme.«

»Du hast nichts von der Schule gesagt. Du kommst nicht zurück, oder?«

Ich sah ihn einen Moment lang an und schüttelte dann traurig den Kopf. Seine Kinnlade klappte herunter. »Warum, Zach? Du hast so gute Noten und du weißt, dass du ein Stipendium bekommen kannst. Es ist wegen Macie, stimmt's?«

Ich antwortete nicht, sondern starrte nur auf den Boden. Es gab keinen Grund, es zu leugnen. Er hatte ja recht.

»Mann, lasse sie doch nicht dein ganzes Leben versauen. Es gibt noch mehr Mädchen da draußen. Bevor du dich versiehst, wirst du mit einer anderen gehen und Jason wird mit Macie Schluss gemacht haben. Wem wird das Ganze dann leidtun, hä? Ihr nämlich!«

Ich lächelte Felix an. Er sah aus, als wäre er im Begriff zu weinen und das wollte ich nicht. »Du bist der beste Freund, den ein Kerl nur haben kann, Felix, aber ich brauche dringend eine Auszeit, um ein paar Sachen wieder einzurenken. Wer weiß, vielleicht bin ich ja auch in einer Woche schon bereit dazu, zurückzukommen.«

Felix langte unter seine Brille und rieb sich die Augen. Er lächelte hoffnungsvoll, widerstand jedoch dem Bedürfnis, mich zu umarmen, und schüttelte stattdessen meine Hand.

»Wie auch immer ich dir helfen kann, Kumpel, ruf einfach an.« Er sah zu seinem Vater hinüber. »Dad wird langsam ungeduldig. Mom ist nämlich krank. Ruf mich morgen an, okay?«, fragte er. Ich willigte ein. »Versprochen?«, fragte er mit noch mehr Nachdruck. Ich versprach es ihm aufrichtig. Er schüttelte erneut meine Hand und fuhr dann mit seinem Vater weg.

Ich machte einen letzten Gang durch das alte, kleine Haus, das das einzige Zuhause war, das ich jemals gekannt hatte. Es konnte eine gründliche Reinigung vertragen. In Erinnerungen schwelgend verbrachte ich noch ein paar Minuten dort und schaltete dann das Licht aus.

Rick wartete draußen auf mich. Es war inzwischen dunkel geworden und die Temperatur war schon ziemlich gesunken. »Hör mal, Junge, ich mache mich jetzt auf den Weg zur Ponderosa. Hier«, er gab mir ein Bündel Geldscheine und ein Stück Papier mit Kritzeleien darauf. »Kauf bitte alles auf der Liste, was du finden kannst. Dann tanke deinen Wagen voll und wenn du damit fertig bist, treffen wir uns in deinem neuen Zuhause. Ich habe ein paar Spanngurte, Seile und eine Plane auf die Ladefläche gelegt, damit du alles festzurren kannst. Wenn du irgendwelche Probleme hast, ruf mich einfach an. Kapiert?« Ich nickte und begann dann, die Liste zu überfliegen. »Oh, eines noch.« Er reichte mir ein Messer. »Das ist ein Benchmark mit feststellbarer Klinge. Es ist rasiermesserscharf. Klappe es einfach auf, halte es fest und stich dann mehrfach zu.«

Ich sah es fragend an. »Okay … sollte ich denn mit Problemen rechnen?«

»Das weiß man nie, Junge«, sagte er. »Es könnte auch nur an mir liegen und an der Tatsache, dass ich auf dem Land lebe, aber ich höre momentan eine Menge Sirenen.«

Ich hatte es gar nicht bemerkt, bis er es erwähnte, aber nun konnte ich sie ebenfalls hören. »Was machen die Rippen?«, fragte er mich. Ich zuckte mit den Schultern. Die Rippen waren immer noch empfindlich und taten weh, wenn ich abrupte Bewegungen machte. Doch wenigstens ging es meinen Eiern schon wieder etwas besser.

»Alles klar … sei nicht zu stolz, um die Angestellten beim Einladen um Hilfe zu bitten.«

Ich nickte. Er grinste mich an und verschwand dann ohne ein weiteres Wort.

ZOMBIE RULES

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