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Katrin ohne H

Die Haxen bitte vor dem Duschen rasieren

Der Sommer war schon immer meine am wenigsten liebe Jahreszeit: vierter Platz von vier Teilnehmenden.

Kein Foto für den Sommer.

Keine tens, tens, tens across the board.

Beim Poetry Slam 10 Punkte. Insgesamt. Kein Extrapunkt.

Schlecht!

Der Sommer ist SCHLECHT!

Fürchterlich, ganz schlimm, weih, grausig, pfui!

Der Sommer war schon immer meine am wenigsten liebe Jahreszeit, denn es ist halt einfach viel zu heiß!

Da schwitzt man. Im Sommer schwitzt man. Allein vom Sitzen schwitzt man, sitzt in der Sonne und schwitzt, beim Sitzen schwitzt man in der Sonne, obwohl man sich keinen Zentimeter bewegt, schwitzt alles in der Sonne.

Und dann pickt man. Im Sommer pickt man und man hockt da und pickt, am Ledersitz im Auto pickt man fest, wegen der kurzen Hose pickt man. Und das G’wand pickt und schweißelt, alle schweißeln, im Bus schweißeln alle oder es riecht, als hätte man gerade Deo geschnupft.

Aber dann geht man duschen und alles ist so schön frisch und kühl und sauber, zwar auch nicht trocken, aber es pickt nichts und dann steigt man aus der Dusche …

… und pickt schon wieder. Alles pickt, weil man vergessen hat, die Haxen vor dem Duschen zu rasieren, und erst nach dem Duschen die Haxen rasiert beim Waschbecken, so mit’m Haxen aufm Waschbecken, und von der g’schissenen, unnötigen, schweißtreibenden Akrobatik pickt man schon wieder.

Fürchterlich, ganz schlimm, weih, grausig, pfui!

Es ist halt einfach viel zu heiß!

Da pickt man, allein vom Sitzen pickt man am Ledersitz im Auto fest, man pickt, am Auto pickt man und muss schon wieder tanken fahren, weil man so am Auto pickt, und aus dem Auspuff pufft die Hitze raus und das stinkt, als hätte man Feinstaub geschnupft.

Und wenn’s zu weit ist fürs Auto, dann fliegt man halt und alles pickt im Flieger, pickt alles von Öl und Kohle, pickt alles. Und das Rindfleisch pickt, weil’s davor so viel gefressen hat und so viel gerülpst hat und so viel Platz gebraucht hat, pickt’s, weil’s dem Wald die Haxen rasiert haben; vor oder nach dem Duschen – komplett wurscht! Den Wald haben’s abrasiert und im Flieger pickt man auch am Ledersitz fest wegen der kurzen Hose und alles riecht, als hätte man Erdöl geschnupft.

Aber im Flieger ist es wenigstens ein bisschen kühl, so schön kühl, und frisch, fast ein bisschen zu frisch. Da kann man ja fast vergessen, dass man gerade drinsitzt nach Skandinavien, weil man’s zu Hause vor lauter Hitze nicht mehr ausgehalten hat.

Und es pickt schon wieder. Alles pickt, weil man vergessen hat, dass man den Wald vor dem Duschen abrasiert hat und dass von der g’schissenen, unnötigen, schweißtreibenden Akrobatik jetzt Australien brennt.

Es ist halt einfach viel zu heiß!

Ja, sicher ist es zu heiß, wenn man so viel pickt, am Auto und an den Supertankern voll mit Erdöl und am Fleisch, mit’m nackten Fleisch pickt man am Ledersitz vom Auto und vom Flieger und am Plastik und am Wald-Abrasieren pickt man.

Weil’s ja gar so furchtbar unbequem ist so ohne Rindfleisch. Aber in Australien ist es fast ein bisschen unbequemer, so ohne freie Sicht auf das Sydney Opera House, weil’s so viel raucht und staubt und brennt, und in Kitzbühel ist es auch fast ein bisschen unbequem, wenn man im Dezember dort nicht Ski fahren kann, außer auf einem Schneeband neben der Wiese, und neben dem Inn wird’s auch fast ein bisschen unbequem, wenn von weiter oben die Gletscher runterkommen, fast ein bisschen unbequem.

Aber im Sommer haben wir’s dann fein. Da haben wir am Gletscher oben 25 Grad, feinifein, so lässt sich’s aushalten, und in der Stadt drin picken wir an der Klima, wenn uns das Klima nicht mehr passt. So fein.

Und dann fällt die Klima aus und es pickt schon wieder. Alles pickt, weil man vergessen hat, die Haxen vor dem Duschen zu rasieren, und erst nach dem Duschen die Haxen rasiert beim Waschbecken, so mit’m Haxen aufm Waschbecken, und von der g’schissenen, unnötigen, schweißtreibenden Akrobatik pickt man schon wieder.

Es ist ja gar so fürchterlich, ganz schlimm, weih, grausig, pfui, da wird’s uns echt fast ein bisschen unbequem.

Audiolink: https://satyr-verlag.de/audio/PFF_Katrin.mp3

Poetry for Future

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