Читать книгу New Earth Project - Давид Муате - Страница 5

Prolog Sommer 2115

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Arthur C. Parker war stolz und glücklich. Nach jahrelangen Vorbereitungen war das erste Weltenschiff endlich bereit zur Inbetriebnahme. Er nahm sich die Zeit, jeden Gast, der an Bord des kleinen Raumschiffs Platz genommen hatte, persönlich willkommen zu heißen. Der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika unterhielt sich leise mit der Präsidentin von Europa. Ein paar Meter weiter genossen der Vertreter der nordafrikanischen Emirate und seine chinesische Amtskollegin die Aussicht auf die Erde.

Von hier oben konnte man Tausende Sterne sehen, und doch hatten alle denselben Reflex: Sie drehten sich zur Erde zurück. Parker überraschte das nicht. Ihm selbst war es zunächst nicht anders gegangen. Auch wenn er einer der Ersten gewesen war, die ihren Blick darüber hinaus geöffnet hatten …

»Fantastisch, nicht wahr?«, sagte er und stellte sich ans Fenster.

»Beeindruckend«, staunte der russische Präsident.

»Das wirklich Beeindruckende ist, werter Präsident Youchov, dass wir alle dieses Projekt gemeinsam voranbringen.«

»Das stimmt. Dank Ihnen, Arthur, dank Ihnen. Das New Earth Project wird unseren schönen Planeten retten. Ihr Name wird in die Geschichte eingehen.«

»Es gibt noch viel zu tun, aber ich denke, wir sind auf dem richtigen Weg. Sehen Sie, wir nähern uns nun dem Weltenschiff.«

Alle Blicke wandten sich zur gewaltigen Weltraumwerft der Firma Parker. Das kleine Raumschiff glitt zwischen die riesigen Maschinen, die für die Konstruktion der Weltenschiffe zuständig waren.

»Hier können Sie Weltenschiffe in verschiedenen Stadien der Fertigung sehen«, erklärte Parker. »Dieses hier zu unserer Linken wird erst in etwa einem Jahr fertig sein.«

Bewundernde Pfiffe ertönten.

»Die gesamte Produktion ist voll automatisiert, und wir haben den Einsatz von menschlichen Arbeitern so weit wie möglich reduziert. So vermeiden wir Fehler und schützen wertvolle Menschenleben.«

»Ist das da vorne das Weltenschiff?«, fragte die chinesische Präsidentin.

»Ganz genau. Das WS-001, das erste einer langen Serie. Wir werden darüber hinwegfliegen, damit Sie es sich ganz aus der Nähe anschauen können. Ausnahmsweise haben wir an diesem besonderen Tag auch Journalisten Zugang zur Werft ermöglicht. Deshalb ist hier heute so viel los.«

Das Raumschiff drosselte die Geschwindigkeit und glitt langsam über die gewaltige Konstruktion hinweg.

»Ein Wunder der Technik«, bemerkte Parker. »Das Weltenschiff ist eine regelrechte Stadt, die alles bietet, was nötig ist, um die lange Reise nach New Earth zu bewältigen.«

Die Oberhäupter der einflussreichsten Länder des Planeten drängten sich wie Kinder vor den runden Fenstern, um den langen Zylinder zu bestaunen, der schon bald die Reise zum Exoplaneten Epsilon 145B, auch New Earth genannt, antreten sollte. Seit über dreißig Jahren hatten sie alle durch großzügige Unterstützung viel dazu beigetragen, das NEP – New Earth Project – zu finanzieren, dessen Ziel es war, den Bewohnern der Erde die Auswanderung in ein anderes Planetensystem voller Verheißungen zu ermöglichen.

Die Erde hatte ihre Grenzen erreicht. Klimaerwärmung, Umweltverschmutzung und vor allem die Überbevölkerung bedrohten das empfindliche Gleichgewicht, das die Natur über Jahrmillionen hinweg geschaffen hatte. Natürlich gab es zahlreiche Umweltschutzbewegungen, die retten wollten, was noch zu retten war, aber keiner der anwesenden Machthaber bezweifelte, dass das NEP die Lösung war. Derzeit war vorgesehen, eine Million Personen pro Woche nach New Earth zu schicken. Dieser Planet, der zehnmal größer war als die Erde, konnte die Neuankömmlinge problemlos aufnehmen und bot ihnen die Möglichkeit, Grund und Boden zu bewirtschaften und so der Armut zu entgehen, unter der der Großteil der Erdbevölkerung litt.

Dieses verrückte Projekt, das der steinreiche Großindustrielle Arthur C. Parker ins Leben gerufen hatte, stand heute kurz vor dem Startschuss. Als Marktführer im Bereich der Robotik war es Parker gelungen, die Oberhäupter der wichtigsten Staaten der Erde um einen Tisch zu versammeln und von ihnen die Unterstützung zu erhalten, die es brauchte, um eine neue Welt zu kolonisieren. Schon in wenigen Stunden sollten die ersten hoffnungsvollen Siedler ihre Heimat für immer verlassen.

»Wie Sie sehen, hat das Schiff eine zylindrische Form. Es dreht sich permanent um sich selbst, um künstlich Schwerkraft zu erzeugen. Denn es ist unmöglich, mehrere Jahre in vollkommener Schwerelosigkeit zu verbringen.«

»Unglaublich. Das Ding ist wirklich riesig!«, rief der russische Präsident aus.

»Etwa fünf Kilometer lang, Präsident Youchov. Diese Größe ist nötig, um eine Million Siedler zu transportieren. Und sehen Sie das große Gewächshaus in der Mitte des Raumschiffs? Es dient dem Anbau von Pflanzen, soll den Reisenden aber zugleich ermöglichen, ihre Sehnsucht nach ein bisschen Grün zu stillen. Wir haben sogar ein paar hundertjährige Bäume gepflanzt. Selbstverständlich gibt es an Bord auch alles, was man zum Leben braucht: Krankenhäuser, Kinos, Einkaufszentren. Wir haben an alles gedacht, damit diese lange Reise so reibungslos und angenehm wie möglich vonstattengeht.«

»Und das Weltenschiff ist wiederverwendbar?«, erkundigte sich der Präsident der Vereinigten Staaten.

»Das hoffen wir«, erwiderte Parker. »Wir haben die Produktion mehrerer Hundert Exemplare geplant, damit jede Woche eins auf die Reise gehen kann. Nach ihrer Rückkehr zur Erde – was etwa zwölf Jahre dauern wird – sollen die Schiffe weitere Reisen machen.«

Kurz entfernte Parker sich von seinen Gästen, um sich seinem fünfjährigen Sohn Orion zuzuwenden. Der Kleine stand wie die Großen staunend am Fenster. Er hatte ein Stofftier im Arm, und neben ihm stand sein Kindermädchen.

»Na, Orion, gefällt es dir?«

Der Kleine nickte.

»Es ist sehr schön!«

»Eines Tages übernimmst du meinen Platz an der Spitze des NEP. Wir werden den Planeten retten, mein Sohn.«

»Ja, Papa«, erwiderte Orion schüchtern.

Er war ein hübscher Junge mit weizenblonden Haaren und tiefblauen intelligenten Augen.

»Was ist das für ein kleines Schiff, das sich vor das große drängelt?«, fragte er.

Arthur Parker runzelte die Stirn. Ein Raumschiff bewegte sich gefährlich nah an das Weltenschiff heran. Wieder einer dieser verflixten Journalisten, der bessere Aufnahmen machen will als die anderen, dachte er. Er drückte auf seinen Sender.

»Nita, da ist ein neugieriger Journalist, der dem Weltenschiff ein bisschen zu nahe kommt. Könnten Sie bitte dafür sorgen, dass er sich wieder auf die vorgesehene Flugbahn begibt?«

»Natürlich, Sir.«

Einige Sekunden später war die Stimme der Pressereferentin erneut zu hören. Sie klang beunruhigt.

»Wir haben Probleme, ihn zu erreichen, Sir. Möglicherweise hat er absichtlich die Funkverbindung unterbrochen. Soll ich die Armee kontaktieren?«

Parker zögerte.

»Sir?«

»Nein, Nita, lassen Sie ihn.«

»Aber Sir, vielleicht ist es ein Terrorist! Wir haben jede Menge Drohungen bekommen.«

»Ich sagte, lassen Sie ihn.«

Die versammelten Staatsoberhäupter warfen Parker fragende Blicke zu. Alle hatten das Gespräch verfolgt.

Parker begnügte sich damit, ihnen beruhigend zuzulächeln. Er lächelte sogar noch, als das Raumschiff kurz darauf am Weltenschiff explodierte.

»Mein Gott! Ein Selbstmordattentat!«, stieß die europäische Präsidentin aus.

»Entsetzlich!«, keuchte die chinesische Präsidentin.

Die Überreste des explodierten Raumschiffs verteilten sich in winzigen Splittern im Weltraum. Dabei war zur Überraschung der Anwesenden kein Laut zu vernehmen. Im interstellaren Vakuum werden keine Geräusche übertragen. Am Weltenschiff selbst war nur ein schwacher Abdruck zurückgeblieben, kaum mehr als ein dunkler Fleck, der dank der Arbeit einer Armee von Robotern bald wieder verschwunden sein würde.

»Das Raumschiff, das bumm gemacht hat, hat nicht mal ein Loch ins große Schiff gemacht«, stellte Orion fest.

Parker drehte sich triumphierend zu ihm um.

»Sehr richtig, mein Sohn! Sehen sie, meine Damen und Herren, so sicher ist unser Schiff. Es ist so stabil, dass es sogar einen Meteoriteneinschlag übersteht. Niemand kann verhindern, dass es noch heute auf die Reise geht. Nicht einmal die Extremisten, die unsere wunderbare Mission aufhalten wollen.«

»Schau mal«, sagte der Kleine. »Die Roboter haben das Raumschiff überstrichen, und jetzt sieht es so aus, als wäre da ein O, wie in Orion.«

Parker warf einen verärgerten Blick auf das Weltenschiff. Die Farbe, die von den Robotern aufgetragen worden war, war tatsächlich nicht dieselbe wie die Originalfarbe. Das missfiel ihm. Parker liebte die Perfektion. Er würde ein paar Worte mit den Verantwortlichen in der Logistik sprechen müssen. Aber alles zu seiner Zeit. Erst einmal würde er in wenigen Minuten eine Rede halten, die Milliarden Menschen auf der ganzen Welt verfolgen würden.

»Sophia, kümmern Sie sich bitte um Orion? Ich habe zu tun.«

»Ich heiße Sonia, Sir«, erwiderte das Kindermädchen.

»Egal, wie Sie heißen, ich verlasse mich auf Sie.«

Und damit kehrte Parker seinem Sohn den Rücken zu und wandte sich an die Journalisten.

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