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VI.

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Robert wusste, dass im Haus gegenüber ein Mann wohnte, der ihn beständig beobachtete. Dieser Mann kontrollierte argwöhnisch jede Bewegung, die in Roberts eigenem Hause vor sich ging. Er hatte Mikos gesehen, und jetzt hatte er die Männer gesehen, die er auf Aranxa ansetzen wollte.

Aber Robert wusste noch mehr. Er wusste, dass es nicht mehr lange dauern würde, und dann würde dieser Mann, dessen Namen er nicht wusste, Mordpläne gegen ihn hegen. Gewiss, dieser Mann war im Grunde hilflos, denn er hatte keine Beine, aber ein Mensch, der einem anderen voller Hass nach dem Leben trachtet, ist immer gefährlich. Er tat also gut daran, diesem Problem Beachtung zu schenken, wenn er sein Leben nicht vorzeitig beendet sehen wollte. Andererseits hatte die Beseitigung dieses Problems noch ein wenig Zeit. Vorrangig musste er sich um den Guten Träumer kümmern. Und um Aranxa. Robert seufzte. Man hatte es nicht leicht. Selbst dann nicht, wenn einem Mächte zur Verfügung standen, die andere Menschen nicht einmal kannten.

„Wir alle folgen unserem Schicksal. Den Lauf der Dinge wirklich zu ändern, steht einem Menschen nicht zu.“ Robert sagte diese bedeutungsvollen Sätze seinem Ebenbild im Spiegel. Dieser stand im prachtvollen Foyer seines Hauses.

Er wandte sich von seinem Spiegelbild ab und stieg die Treppe in den ersten Stock des Hauses hinauf. Es war eine Treppe aus weißem Marmor. Ein Prunkstück, das jedem Schloss zur Ehre gereicht hätte. Robert war reich. Keiner außer ihm selbst wusste wie reich er war, keiner wusste woher dieser Reichtum kam.

Robert erreichte den ersten Stock seines Hauses. Vor ihm lag ein langer Korridor, von dem auf jeder Seite drei Türen abgingen. Am Ende des Korridors wurde eine weitere Tür von zwei Porzellanhunden bewacht, die furchteinflößend ihre Zähne bleckten. Hinter dieser Tür warteten bereits fünf Männer mit schwarzen Umhängen und dunklen Masken. Sie würden diese Umhänge und Masken selbst während ihres Gespräches mit ihm nicht ablegen. Es waren Männer, die für eine auereichende Summe Geld jedem folgten und alles taten. Ihr einziger Traum war Geld, ihr Gewissen war aus Diamant und ihr Herz aus Gold, nicht so wertvoll, sondern so kalt.

Robert betrat den ersten Raum auf der linken Seite. Dort stand ein kleiner, flacher Schrank mit mehreren Schubfächern. Er war reich mit Schnitzereien und Intarsien verziert und enthielt eine Sammlung der tödlichsten Waffen des gesamten Reiches. Zwei solcher Feuerwaffen nahm Robert aus dem obersten Schubfach. Mit je einer in jeder Hand verließ er das Zimmer wieder und wandte sich dann den Porzellanhunden zu. Er durchquerte den Korridor mit festen Schritten, öffnete die Tür zum hinteren Zimmer und betrat es mit auf seine Gäste gerichteten Waffen. Robert wusste, dass dies die einzige Möglichkeit war, eine Verhandlung mit diesen Männern zu führen und zu überleben.

„Sie wissen, weshalb ich sie gerufen habe“, begann Robert, nachdem er die Tür mit dem linken Fuß hinter sich zugeschoben hatte. Dabei richtete er den Blick unverwandt auf seine Gäste. Er befolgte die alte Dompteurregel: wende den Bestien nie den Rücken zu!

„Der Tag des Einsatzes ist für Sie gekommen. Objekt eins erreicht in drei, spätestens in vier Tagen Asgood. Sie verlassen noch in dieser Nacht die Insel und verfahren nach dem vorgesehenen Plan. Die Hälfte ihres Lohnes finden sie im linken Zimmer am Ende des Korridors auf dem Glastisch. Dort wird die andere Hälfte liegen, wenn ihre Mission beendet ist.“

„Woher sollen wir wissen, dass Sie uns nicht reinlegen, wenn wir die Drecksarbeit für Sie erledigt haben?“, fragte einer der Männer. Er hatte eine angenehm weiche Stimme, die so gar nicht zu seiner Erscheinung passen wollte. Vielleicht war er in seiner Freizeit Heldentenor.

„Ich vertraue ihnen. Sie vertrauen mir. So läuft das Spiel, nur so.“ Man hörte leises, unwilliges Gemurmel, aber echte Gegenstimmen blieben aus.

„Und wenn es nicht so läuft, wie ihr es vorausgesagt habt?“, wagte ein Anderer einzuwenden.

„Es wird so laufen. Man könnte glauben, ihr wollt den Auftrag nicht. Habt ihr etwa Angst?“ Es war ein gewaltiges Wagnis, so zu diesen Männern zu sprechen, doch Robert konnte es sich leisten.

„Angst ist ein Wort, das wir nicht kennen“, war die kurze Erwiderung. Eine mühsam zurückgehaltene Wut schwang in den Worten mit.

„Aranxa wird an den vorher besprochenen Ort gebracht. Sollten Sie auf die irrsinnige Idee kommen, sie auf die Insel zu bringen, um mehr Geld von mir zu erpressen, wird niemand aus ihrer Runde mit dem Leben davonkommen.“

Um seine Worte zu unterstützen, schoss Robert in die Wand hinter den fünf Vermummten. Ein faustgroßes Stück Lehm flog heraus. Der Lärm des Schusses hallte in dem großen Zimmer nach und alle hatten plötzlich ein deutliches Klingen in den Ohren, so groß war der Lärm gewesen.

„Glauben sie ja nicht, mir entkommen zu können. Ich finde jeden, egal, wo er sich auch verbirgt.“

Robert schoss noch einmal. Diesmal zersplitterte das Geschoss die Tischplatte. Holzsplitter flogen wie Schrapnel in alle Richtungen auseinander. Es sah aus, als habe ein Riese seine Faust durch die Tischplatte gestoßen. Einer der fünf Männer zitterte, doch unter dem weiten Umhang sah es niemand.

„Ich hoffe sehr, wir haben uns verstanden.“

„Ja“, antwortete der mit der weichen Stimme schlicht. Vermutlich war er der Anführer der Bande. Wenn alle ganz still gewesen wären, hätte man diesen Mann nach seiner Antwort mit den Zähnen knirschen hören können.

„Ich freue mich, das zu hören“, erwiderte Robert. „Also machen Sie sich auf den Weg.“

Die fünf Männer erhoben sich von ihren Plätzen. Robert verließ rückwärts, mit auf die Männer gerichteten Pistolen, den Raum, Er hoffte, dass er sich nicht geirrt hatte. Er hoffte, sein Plan würde funktionieren. Erst wenn er dessen sicher war, konnte er sich dem Mann aus dem gegenüberliegenden Haus zuwenden.

Der Traumlord

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