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Nichts Getrenntes

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Aldous Huxley sagte einmal, der Satz “Ich bin” enthalte zwei Irrtümer: Ich erweckt den Eindruck von Getrenntheit, bin erweckt den Eindruck von Dauerhaftigkeit. Doch es scheint eine Gegebenheit der Ökologie zu sein, dass es keine Getrenntheit gibt, sowie eine Gegebenheit der physischen Existenz, dass alles sich ändert. Diese beiden Konzepte sind miteinander verbunden, denn wenn alles miteinander verknüpft ist – und es kein getrenntes Ich gibt –, stehen wir nicht im Konflikt mit der Gegebenheit der Vergänglichkeit. Wenn wir verzweifelt versuchen, einen sicheren Hafen zu finden, flüchten wir vor der den Geist bereichernden Gegebenheit des Lebens, dass alles so angelegt ist, dass es sich ändert und wandelt.

Die buddhistische Praxis der Achtsamkeit erkennt das Leiden an, das mit Wandel und Vergänglichkeit verbunden ist, und empfiehlt, nicht vor dem Leiden zu fliehen, sondern, die Aufmerksamkeit darauf zu lenken. Wir sitzen ohne Einmischung des Egos inmitten dessen, was geschieht – Angst, Verlangen, Kontrolle, Urteilen, Illusion, Klage. Wir tragen zu unserem eigenen Leiden bei, wenn wir uns auf die Ängste und Begierden des Egos einlassen, anstatt einfach als atmendes Wesen, das sich ständig mitten im Strom der Ereignisse befindet, hier zu sein. Indem wir unsere missliche Lage ohne redaktionelle Kommentare allein als das erfassen, was sie im Grunde ist, und sie bejahen, hören wir auf, gegen die Wirklichkeit anzukämpfen. Ja zu sagen bedeutet, Zugang zu einer Stimme in uns zu gewinnen, die sich von der unseres bauchrednerisch jammernden Egos unterscheidet. Das Ja spiegelt unsere wahre Natur wider – unsere Buddha-Natur –, hin zu uns, dem gerechten und aufmerksamen inneren Zeugen.

Die Wirklichkeit fügt sich nicht unseren Wünschen oder Plänen, sondern bleibt unbeirrbar auf ihrem eigenen schmalen Pfad. Sich gegen die Wirklichkeit zu stellen, ist gewiss ein Grund für Leiden. Vom Einfluss eines sich einmischenden Egos frei zu sein, bedeutet folglich Freiheit von Leiden. Wir legen den Glauben an Dauerhaftigkeit ab, weil das Festhalten, das daraus folgt, eine Ursache für Leiden ist. Das Ego liebt es, zu greifen und festzuhalten, erfährt jedoch auf diese Weise nur Bangigkeit und Enttäuschung. Wir lassen los, damit wir glücklich sein können. Loslassen ist kein Verlust, sondern eine Befreiung.

Es gibt zwei Achsen, auf denen wir leben können. Im Zentrum beider Achsen steht die Hoffnung:


Wir können mit Glauben, Hoffnung und Liebe, der Achse des Lichts, leben. Oder wir können mit Furcht, Hoffnung und Gier, der Achse der Finsternis, leben. Wenn wir außerdem die rechte Spalte betrachten, können wir erkennen, dass wahre Liebe Angst aufhebt. In der linken Spalte lässt der Glaube Festhalten oder Gier unnötig werden, da wir Spatzen darauf vertrauen können, dass wir auch ohne eine von Getreide überfließende Scheune das haben werden, was wir brauchen. In der unteren Reihe befreit uns die Liebe mit ihrer wunderbaren Fähigkeit, zu vertrauen und loszulassen, von Gier. In der oberen Reihe befreit uns Glaube von Angst, denn auch er bedeutet Vertrauen. Hoffnung, die sowohl positiv als auch negativ sein kann, ist der Angelpunkt all unserer Neigungen. In ihrem negativen Aspekt kann sie dazu führen, dass wir festgefahren oder angebunden bleiben. In ihrem positiven Aspekt ist sie das Vertrauen, dass Finsternis nicht andauert, sondern nur eine Eklipse ist, nach der das Licht zurückkehren wird. Hoffnung ist das bedingungslose Geschenk an unser neugieriges und lechzendes Ich, das im Laufe des Lebens immer wieder von einer Achse zur anderen springt.

Fünf Dinge, die wir nicht ändern können und das Glück, das daraus entsteht

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