Читать книгу Fünf Dinge, die wir nicht ändern können und das Glück, das daraus entsteht - David Richo, David Richo, Дэвид Ричо - Страница 18

Eine zweihändige Praxis

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Mir ist bewusst, dass ich immer auf gewisse Weise furchtsam sein werde. Aber mein Verhalten und meine Entscheidungen müssen nicht auf Furcht gegründet sein. Ich kann meine Furcht in einer Hand halten und meine Verpflichtung, nicht mehr in einer auf Furcht gegründeten Weise zu agieren, in der anderen. Diese Kombination erscheint mir irgendwie praktikabler als überhaupt keine Furcht.

Eine hilfreiche spirituelle Praxis in jeder misslichen Lage ist, beide Hände auszustrecken, die Handflächen kelchförmig nach oben zu öffnen und sich vorzustellen, eben diese Gegensätze in den Händen zu halten. Wir spüren das leichte und ausgeglichene Gewicht der beiden, da unsere Hände leer sind. Dann sagen wir zum Beispiel: „Ich kann gelassen beides in meinen Händen halten, meinen Wunsch nach einer Beziehung und den Umstand, im Augenblick keine zu haben.“

Und noch ein Beispiel: Ich verliere meinen Job und bin deprimiert und verängstigt. Gleichzeitig weiß ich, dass ich einen neuen Job suchen muss. Also halte ich mit gelassener Akzeptanz der Wirklichkeit meines Verlustes meine arbeitslose Lage in der einen Hand. In der anderen Hand halte ich meinen Plan, mich auf Arbeitssuche zu begeben. Auf diese Weise sinke ich aus meiner Depression – von Zeit zu Zeit eine Gegebenheit eines jeden Lebens – nicht weiter in Verzweiflung ab. Meine Gegensätze zu halten, gewährt mir Gelassenheit und Mut. Diese Praxis verbindet den Ansatz der Achtsamkeit mit der psychologischen Arbeit am Selbstwertgefühl.

Ich kann in meiner misslichen Lage sitzen wie ein Zeuge und nicht als Kläger oder Richter: „Ich bin nun einmal in dieser Situation und ich sitze hier voll und ganz in ihr und atme in sie hinein. Gleichzeitig ist mir bewusst, dass ich damit umgehen und sie durchstehen kann, ohne von ihr niedergeschmettert zu werden. Ich kann Vertrauen in meine Kompetenz haben, weder auf dramatische Weise überwältigt zu werden, noch stoisch davon unberührt zu sein. Dieses Gefühl der Kompetenz befreit mich von Furcht, denn Furcht führt zu Machtlosigkeit. Ich stelle mir vor, dass ich meine missliche Lage in der einen Hand halte und meine Kraft, damit zu arbeiten, in der anderen. Eine Hand ist gelassen achtsam, die andere arbeitet tapfer. Wenn ich auf diese Weise beide Wirklichkeiten halte, bin ich in Übereinstimmung mit den Dingen, wie sie sind, und ich tue alles, damit sie sich zum Besseren wandeln. In dem Maße, in dem ich an Mut gewinne, das zu ändern, was ich ändern kann, und die Gelassenheit, das zu akzeptieren, was ich nicht ändern kann, gewinne ich an Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden. Mit sofortiger Wirkung bekräftige ich, dass ich in der Lage bin, mit all dem umzugehen, was mir für den Rest meines Lebens passieren mag. Ich habe bislang so viel geschafft und weiß daher, ich werde allem, was noch vor mir liegen mag, begegnen können. Und wenn ich Unterstützung brauche, werde ich sie finden. Nichts wird mein Leben so umstürzen, dass ich darunter zusammenbrechen werde.“

Die Grenzen unserer Selbstakzeptanz stimmen mit den Grenzen der Kraft, uns selbst zu aktivieren, überein. Je mehr wir an unsere Kompetenz glauben, unseren gebrochenen Status wieder her zu stellen, desto weniger spüren wir die Furcht, die uns in diesem Zustand hält. Ein jegliches Ereignis, das in beiden Händen gehalten wird, kombiniert Wirklichkeit mit Hoffnung auf Erneuerung. Das ist es, was „mit etwas umgehen“ bedeutet.

Fünf Dinge, die wir nicht ändern können und das Glück, das daraus entsteht

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