Читать книгу Auf königlichem Pfad - Deborah Joyner Johnson - Страница 24
Kapitel Sieben
ОглавлениеNur fürchtet den Herrn und dient ihm treu und von ganzem Herzen! Denn ihr seht, welch grosse Dinge er an euch getan hat.
(1. Samuel 12,24)
In den folgenden Wochen war Zoe dankbar für die Gnadenfrist, während der sie von Kamaron verschont blieb. Sie nutzte diese Zeit gut, indem sie weiter an ihren Bogenkünsten feilte und mit Feena viel über den König sprach. Zoe würde den Tag niemals vergessen, an dem sie Ihn in ihr Leben einlud.
„Feena, ich glaube, dass der König wirklich lebt – es ist nicht mehr nur irgendeine Wunschvorstellung. Ich möchte Ihn so kennen lernen, wie du Ihn kennst.“
„Kennen kannst den König nur, Mädel, wenn du Zeit mit Ihm verbringst. Deswegen kenn ich Ihn so gut.“
„Wie meinst du das? Kommt er hierher, um mit dir zu reden?“
„Nu, nein – nicht so oft, aber ich red mit Ihm, grad so, wie ich mit dir rede. Wirklich wahr, Er zeigt mir oft ganz wunderbar, dass Er mich hört, auf Seine Art. Wird nie wieder eine bessere Zeit geben, Ihm zu sagen, dass du glaubst, dass Er lebt und dass Er für immer der König deines Lebens sein soll.“
„Danke, Feena. Ich glaube, genau das werde ich jetzt tun.“ Zoe schüttete ihr Herz vor dem König aus, dass sie an Ihn glaubte und dass sie Ihm für immer folgen wollte. Er antwortete ihr mit einer Welle der Reinigung, die sie wie eine Flut überkam – keine äusserliche Reinigung, sondern eine innere. Danach durchströmte sie dieser Friede, den ihr der König erst vor kurzem geschenkt hatte, noch tiefer als zuvor. Ihr Herz gehörte nun für alle Zeiten Ihm.
Sie suchte nach Feena, und sie sprachen darüber, wie sie dem König noch mehr vertrauen und ihre Ängste loslassen könnte. In Zoe fanden grosse Veränderungen statt, aber sie würde erst dann wissen, wie sehr sie sich wirklich verändert hatte, wenn sie sich erneut dieser Angst stellen würde.
„Feena, ich gehe nach draussen, um noch etwas zu üben.“
„Gute Idee. Komme gleich nach.“ Als Zoe das Haus verliess, sah Feena ihr nach, und mit einem Mal überkam sie ein Gefühl der Sorge. Vielleicht wäre es besser, gleich mit ihr mitzugehen. Aber als sie im Gebet den König um Rat fragte, erklärte Er ihr, dass dies eine Prüfung war, die Zoe alleine bestehen musste. Das Einzige, was sie für Zoe tun konnte, war, für sie zu beten. Und genau das tat sie.
Zoe richtete die Zielscheibe an dem Baum gerade aus und ging etwa 40 Schritte zurück. Sie übte eine Zeit lang, ehe sie sich für ein paar Minuten ausruhen wollte. Gerade als sie sich setzte, sah sie in der Nähe des Baumes mit der Zielscheibe eine Bewegung. Sie spähte einige Minuten lang angestrengt zwischen den Bäumen hindurch, aber als sie nichts weiter sah, stand sie auf, um weiter zu üben.
Feena beobachtete Zoe vom Fenster aus, und sie konnte genau erkennen, was sich dort im Gebüsch bewegte – Kamaron. So weit sie sehen konnte, war niemand sonst bei ihm. Sie wartete ab, um zu sehen, ob er zuschlagen würde. Dann begann sie, den König um Kraft für Zoe zu bitten.
Gerade als Zoe einen weiteren Pfeil abgeschossen hatte, trat Kamaron aus dem Unterholz und rief: „Guter Schuss!“
Zoe schnappte nach Luft. In seiner üblichen lauten und heiseren Stimme fuhr er fort: „Na, würdest du nicht gerne allen deinen Freunden zu Hause zeigen, wie gut du inzwischen schiessen kannst?“
Zoe fragte sich, weshalb er mit einem Mal so freundlich war. Sie fand keine Worte, um ihm zu entgegnen.
„Na komm schon. Du kannst wenigstens mit mir reden. Ich will dir nichts Böses. Ich kann dich sicher nach Hause bringen, und du musst dich nie wieder fürchten. Du hast doch Heimweh, oder nicht?“
Zoe hatte noch immer kein Wort herausgebracht – alles, was sie tun konnte, war, ihn anzustarren. Obwohl sein Lauf immer noch an den Folgen der Verletzung litt und er offensichtlich Schmerzen hatte, zog Kamaron ihn starrsinnig nach und hinkte näher heran.
„Du wirst nicht für immer hier bleiben können, Zoe. Feena wird diese Gegend bald verlassen. Um diese Jahreszeit geht sie immer fort, um ihr Lager hoch in den Bergen aufzuschlagen. Was willst du dann tun? Du wirst hier ganz auf dich allein gestellt sein.“
Feena belauschte die gesamte Unterhaltung. Kamaron log! Sie verliess ihr Haus nur, um nach ihren Freunden im Wald zu sehen, und auch dann nicht für besonders lange. Feena war sich sicher, dass Kamaron nicht die geringste Absicht hatte, Zoe nach Hause zurückzubringen – er wollte sie töten.
„Sie wird sich wahrscheinlich in den nächsten Tagen auf den Weg machen. Ich habe gehört, wie Antrum davon sprach. Was willst du nun tun? Willst du lieber allein hier bleiben, oder soll ich dich nach Hause in Sicherheit bringen?“
Zoe konnte nicht verstehen, weshalb Feena nichts davon gesagt hatte, dass sie die Gegend verlassen wollte. Alles, was Zoe tun konnte, war, im Gebet den König um Seine Führung zu bitten. Schliesslich war sie in der Lage, einige Worte hervorzustossen. „Ich … ich kann nicht mit dir gehen.“
Kamaron rückte noch ein Stück näher. „Warum? Ich habe dir doch gesagt, ich tue dir nichts.“
Zoe stand fest. „Ich gehe nicht mit dir!“
Kamaron verlor allmählich die Geduld. „Also willst du lieber hier allein bleiben, ohne Feenas Schutz.“
Feena lauschte immer noch hinter ihrem Fenster und wartete ab. Sie erkannte, dass Kamaron nicht mehr lange versuchen würde, Zoe davon zu überzeugen, mit ihm zu gehen – diese Art von Geduld hatte er einfach nicht. Sie griff bedächtig nach Pfeil und Bogen, nur für den Fall, dass Zoe sie plötzlich brauchen sollte. Aber nein, sie hatte genaue Anweisung vom König erhalten, dass Zoe mit dieser Situation alleine fertig werden musste. Ihr blieb nur das Gebet.
„Ich gehöre zu den Gefolgsleuten des Königs … Er wird mich schützen.“
Das machte Kamaron wütend. Ein tiefes Grollen entrang sich seiner Kehle, er bleckte seine Zähne und lief ruhelos auf und ab. Er war weniger als 20 Schritte von Zoe entfernt, als er plötzlich auf sie zu rannte. Sie wusste, dass er sie angreifen würde; also nahm sie ihren letzten Pfeil, legte ihn auf die Sehne, zielte und schoss.
Es war ein perfekter Schuss. Sie hatte auf seine Schulter gezielt und einen Volltreffer gelandet. Der Pfeil drang tief in seinen Muskel ein, und Kamaron blieb bewegungslos liegen. Zoe näherte sich nur zögerlich, um seinen Zustand zu erkunden. Zu ihrer grossen Erleichterung atmete er noch, aber unter seiner Schulter breitete sich eine dunkle Lache aus. Er schien bewusstlos zu sein.
Eine einzelne Träne rollte über Zoes Gesicht, nicht nur weil sie sich plötzlich schuldig fühlte, auf ihn geschossen zu haben, sondern auch weil sie noch nie zuvor in ihrem Leben ein Tier verletzt hatte. Feena kam aus dem Haus gelaufen, sobald sie Kamaron am Boden liegen sah. Sie schloss Zoe in die Arme und tröstete sie. „Hast recht gehandelt, Zoe. Nach Haus bringen, niemals hätt’ er das getan.“
Zoe starrte Feena an. „Du hast die Unterhaltung belauscht und hast mir nicht geholfen?“
„Konnt’ nicht, Mädel. Diesen Kampf musstest allein bestehen. War Zeit zu sehen, ob du bestehen oder versagen würdest, bei allem, was dich der König in letzter Zeit gelehrt hat. Weisst auch, was du da getan hast?“
Zoe blickte verwirrt auf. „Ich habe auf Kamaron geschossen.“
„Stimmt schon, Mädel. Aber noch viel wichtiger, hast dich deiner Angst gestellt und sie überwunden! Hast dich nicht von Angst lenken lassen. Hast sie im Griff gehabt.“
Zoe erkannte die Wahrheit dieser Beobachtung. „Ich wusste einfach, dass der König mit mir war.“
„Stimmt schon, wenn du Frieden in deinem Leben hast, kannst jede Situation ruhig angeh’n, ganz ohne Angst.“
Zoe und Feena drehten sich um, als sie erneutes Rascheln in den Blättern vernahmen. Mehrere Wölfe befanden sich in den Schatten der Büsche. Feena schrie zu ihnen hinüber: „Kommt und holt Kamaron. Dann verschwindet allesamt!“
Die Wölfe packten ihn mit ihren spitzen Zähnen am Genick und schleiften ihn so davon. Ob er das wohl überlebt?, fragte sich Zoe.
Feena unterbrach ihre Gedanken und meinte: „Mädel, ich weiss, wolltest nicht auf ihn schiessen, aber er hat es so gewollt. Ist nicht leicht, ein anderes Geschöpf zu verletzen; aber bisweilen müssen wir’s. Lass uns hineingeh’n. Dein Tag war hart, aber hast dich tapfer gehalten. Richtig stolz bin ich auf dich!“
Obwohl es beinahe Zeit für das Abendessen war, schlief Zoe sofort ein und erwachte erst am folgenden Morgen. Kein Alptraum unterbrach ihre Ruhe, wie es sonst oft der Fall gewesen war. Sie war ganz erfüllt vom Frieden des Königs.