Читать книгу Der Duft von Pfirsichen - Denise Hunter, Denise Hunter - Страница 10
KAPITEL 5
ОглавлениеCruz verlagerte sein Gewicht auf dem Stuhl, während sein Blick zum zehnten Mal zum Eingang huschte, durch den Zoe und Kyle vor weniger als einer Minute verschwunden waren. Die Gespräche am Tisch gingen weiter, aber er bekam nichts davon mit.
Hier stimmte etwas nicht. Es war eigenartig, dass sie nach Zoes Vorstellung so schnell verschwunden waren. Und der Blick in Kyles Augen, während er sie aus dem Saal geführt hatte, machte ihm Sorgen.
Cruz dachte über all die Veränderungen nach, die ihm an Zoe aufgefallen waren, und die Grausamkeit in Kyles Stimme während ihrer kurzen Konfrontation vorhin. Ihm gefiel das nicht. Überhaupt nicht.
Er stand auf.
„Wo gehst du hin?“, fragte Brady.
„Nur … ich muss nur mal eben was nachsehen.“
Jetzt, wo er den Entschluss gefasst hatte, konnte Cruz gar nicht schnell genug nach draußen gelangen. Er wich den Tischen aus. Rasch durchmaßen seine langen Beine den Raum. Er drängte sich durch die Menge, die sich in der Nähe der Tür versammelt hatte, und mit jedem Schritt wuchs die Sorge in ihm.
Bis auf die Lichtlkegel der Straßenlaternen war der Parkplatz dunkel. Er war außerdem übervoll, der geschotterte Bereich war zugeparkt, sodass auch auf dem Rasen nebenan Autos standen. Er hatte keine Ahnung, wo Kyle und Zoe geparkt hatten. Inzwischen waren sie vielleicht schon weg.
Er hielt an, musterte die Umgebung, lauschte. Der schwere Bass klang durch die Wände des Restaurants. Nachtgeräusche mischten sich unter die gedämpfte Musik. In der Nähe klapperte eine Metallklammer im Wind gegen einen Fahnenmast.
Dann hörte er etwas anderes. Ein Schlurfen und ein Ächzen. Cruz‘ Füße bewegten sich, bevor sein Verstand hinterherkam. Sein Adrenalin schoss in die Höhe. Eilig schlängelte er sich um die geparkten Autos, während er seinen Blick über den vollen Parkplatz schweifen ließ. Die Musik wurde kurz lauter, als er sich der Hinterseite des Restaurants näherte, aber seine Augen hatten sich jetzt der Dunkelheit angepasst und erhaschten einen Blick auf die beiden dunklen Gestalten zwei Reihen weiter.
Er hörte Kyles Stimme, ein tiefes Grollen: „Steig ein!“
Cruz rannte bereits, als Kyles Schatten mit Zoes verschmolz. Plötzlich war da ein weiteres Stöhnen, und dann lag sie auf dem Boden.
Etwas Rotglühendes erwachte in ihm. Er rannte auf Kyle zu, hörte nur noch das Rauschen in seinen Ohren, war nicht mehr in der Lage zu denken.
Kyle machte einen Ausfallschritt in Zoes Richtung.
„Hey!“
Kyle drehte sich gerade rechtzeitig um, dass Cruz ihm eine Faust ins Gesicht donnern konnte. Der Mann taumelte rückwärts, stolperte über irgendetwas und ging mit einem Grunzen zu Boden.
„Zoe.“ Cruz ging auf sie zu, aber sie krabbelte zu ihrer Tochter hin, und aus dem Augenwinkel sah er, wie Kyle wieder auf die Füße kam.
Oh nein, ganz bestimmt nicht.
Cruz‘ Schlag landete mit einem befriedigenden Zack! in der Magengrube seines Gegners. Aber Kyle erholte sich schnell und wehrte sich mit einem Kinnhaken.
Ehe Cruz sich berappeln konnte, packte ihn jemand von hinten, und eine Stimme sagte: „Zurück, Kyle!“
Brady. Cruz kämpfte, aber Bradys Arme waren wie Stahlschlingen.
„Das reicht, ihr beiden!“, sagte Brady.
Kyle wischte sich seinen Mund mit dem Handrücken ab.
„Zoe!“ Hope war auch da und kauerte sich an Zoes Seite nieder.
Es dauerte einen Moment, bis Cruz begriff, dass das kleine Mädchen weinte. Sie musste das Hindernis gewesen sein, über das Kyle gestolpert war. Zoe tröstete das Kind in ihren Armen. Ein dunkler Faden Blut rann ihr aus dem Mundwinkel.
Eine dunkle Wolke Wut überkam ihn, und er drängte nach vorne, wollte ausbrechen. Fast hätte er es geschafft, aber Brady packte ihn noch einmal, und jemand anderes schnitt ihm den Weg mit ausgebreiteten Armen ab.
„Der Sheriff ist unterwegs“, sagte Brady. „Komm schon, beruhige dich. Wir wollen das alles nicht noch schlimmer machen.“
Hope half Zoe auf die Beine. Ihre Arme schlossen sich enger um ihre Tochter, deren Weinen zu einem leisen Schluchzen geworden war. Sie hatten sie schnell überprüft und nur einen Kratzer auf Gracies Bein gefunden.
Zoe wurde sich der sich ansammelnden Menschenmenge bewusst, wurde sich Cruz´ Anwesenheit bewusst, der von ihrem Bruder zurückgehalten wurde und Kyle wutentbrannt ansah.
Hitze stieg ihr in den Kopf, bis ihr ganz schwummerig war.
„Und das ist jetzt also der Dank?“, fragte Kyle mit kratziger Stimme und sah sie aus zusammengekniffenen Augen an. „Dafür, dass ich dich versorgt habe, mich gekümmert habe um …“ Er schaute Gracie bedeutungsvoll an und hob seinen Blick dann grausam drohend zu ihr.
Zoes Herz blieb stehen. Ihre Arme fassten Gracie fester. Er würde es nicht sagen. Er würde eher sterben, als die Wahrheit zu sagen. Das Geheimnis preiszugeben, das es ihm erlaubte, sie zu besitzen. Zu kontrollieren. Das es ihm jetzt ermöglichte, über Cruz zu herrschen, ganz nah und persönlich.
Der Moment zog sich in die Länge, die Zeit verging schleichend.
Endlich presste Kyle seine Lippen zusammen und hob hämisch die Mundwinkel. Er machte eine Bewegung in ihre Richtung, aber ein paar Kerle sprangen ihm in den Weg, und jemand packte ihn von hinten.
„Der Sheriff ist unterwegs, Kyle“, sagte einer. „Besser, du verschwindest hier, bevor er eintrifft. Du willst doch nicht in den Knast, oder?“
„Der geht nirgendwohin“, sagte Brady. „Der Knast ist genau das, was er verdient hat.“
Dem Blick auf Cruz‘ Gesicht nach war das auch genau das, was er wollte.
„Nein“, sagte Zoe. „Bitte … Ich will einfach nur, dass er verschwindet. Das war genug Drama für einen Abend.“
„Dann lässt du es besser, Kyle“, sagte jemand.
Kyle durchbohrte Zoe mit einem furchterregenden Blick und nannte sie etwas, das ihr Gesicht merklich wärmer werden ließ.
„Das reicht jetzt, Kyle!“, sagte Brady, der sich bemühte, Cruz weiter festzuhalten.
„Ohne mich bist du gar nichts!“, brüllte er.
In Zoes Kopf lichtete sich der Nebel. Sie sah die Szene und hörte Kyles Worte mit einer Klarheit, die sie lange nicht mehr empfunden hatte. Erinnerte sich an all die Arten und Weisen, mit denen er sie manipuliert, wie er sie kleingehalten, wie er sie zurückgehalten hatte.
Ihr Rücken reckte sich, als sie ihm geradewegs ins Gesicht sah. Sie war fertig. Sie war fertig damit, seinen Willen zu tun. Fertig damit, ihre Gefühle beiseitezuschieben. Fertig damit, jemand zu sein, den sie nicht einmal erkannte.
„Geh einfach, Kyle“, sagte sie.
Kyle stach mit dem Finger nach ihr. „Wir sind fertig! Ruf mich nicht an. Schreib mir nicht. Hörst du mich, Zoe? Du bist fertig.“
Er riss die Autotür auf und stieg ein. Eine Sekunde später drehten die Räder durch und feuerten Grasbüschel hinter sich. Dann schoss der Wagen aus der Parklücke.
„Ich bin fertig mit dir“, flüsterte sie.