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KAPITEL 3

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Connelly Law Offices war so heimelig, wie solch ein Ort es eben sein konnte. Der Eingangsbereich und die Flure waren in einem warmen Braungrau gestrichen, an den Wänden hingen Landschaftsbilder von Georgia, und es roch nach frisch gedruckten Dokumenten und neuem Teppichboden.

Joe führte Zoe und Gracie mit Kyle auf den Fersen in einen Raum und sagte: „Ich bin gleich bei Ihnen.“

Ein rechteckiger Konferenztisch aus Mahagoni, dessen Tischplatte einige Kampfspuren aufwies, beherrschte das Zimmer.

Zoe zog Gracie hinter sich her, um sich zu ihrem Bruder an den Tisch zu gesellen. Dabei war sie sich Kyles dominierender Gegenwart und der Anspannung, die er mit in den Raum gebracht hatte, sehr bewusst.

Bradys Blick fiel auf Kyle, registrierte vermutlich sein langes, zerzaustes Haar und den nur scheinbar achtlosen Kleidungsstil, der viel mehr Zeit in Anspruch nahm, als man meinen mochte.

Die Wangen ihres Bruders wurden steinhart. „Was macht der hier?“

Kyle legte ihr eine Hand auf den Rücken. „Jemand muss dafür sorgen, dass Zoes Interessen gewahrt werden.“

„Und ich soll jetzt glauben, dass du das bist?“ Bradys Augen huschten zu Gracie, und sein Gesicht entspannte sich.

Zoe näherte sich ihrem Bruder, der aufstand, um seine Nichte zu begrüßen. „Das ist dein Onkel Brady, Gracie.“

„Hallo, Stöpsel.“

Gracie verbarg ihr Engelsgesichtchen in Zoes Hosenbein.

„Sie ist ein bisschen schüchtern“, sagte Zoe.

„Das ist schon in Ordnung. Wir werden uns später kennenlernen.“

Brady sah Zoe an. „Sie sieht genauso aus wie du damals. Diese roten Locken und die helle Haut.“

„Erinnerst du dich, dass ich dir von Onkel Brady erzählt habe, mein Schatz? Wie wir damals Würmer ausgebuddelt haben und am Bach angeln gegangen sind?“

Gracie linste blinzelnd zu Brady hinauf.

Sein Blick wurde weich. „Hey, Stöpsel. Du bist ja echt schon ziemlich groß.“

Ehe Zoe antworten konnte, fühlte sie den Druck von Kyles Hand auf ihrer Schulter. Sie ließ sich von ihm zu der gegenüberliegenden Tischseite führen, wo sie Platz nahmen.

Die Klimaanlage sprang an, und Gracie zitterte. Zoe schlang die Arme um ihre Tochter. Sie hätte dem Mädchen eine Strickjacke mitnehmen sollen. Warum nur konnte sie nie etwas richtig machen?

Stille breitete sich aus, und während Brady und Kyle sich musterten, umfing die Anspannung sie wie Nebel in einem Flusstal im Frühling.

„Nett, dass du dich dazu entschlossen hast, zu dem Teil des Tages, bei dem es um die Erbschaft geht, dazuzustoßen, Kyle“, sagte Brady. „Wo warst du vor zwei Stunden, als Zoe am Grab geweint hat?“

Zoe zuckte zusammen. „Brady.“

Fast unmerklich versteifte sich Kyle. „Ich habe auf Gracie aufgepasst, damit Zoe in Ruhe trauern konnte. Verurteile mich nicht. Du weißt nichts über uns oder unser Leben.“

„Und wessen Schuld ist das?“

„Deine, nehme ich mal an.“

„Zoe hat meine Anrufe immer beantwortet, bevor du sie verschleppt hast.“

Kyle lächelte selbstgefällig. „Ich habe sie nicht entführt. Sie ist aus freien Stücken mit mir gekommen. Vielleicht will sie einfach nichts von dir hören. Mal darüber nachgedacht?“

„Jetzt ist es aber mal gut“, sagte Zoe. „Das ist wirklich nicht der richtige Zeitpunkt.“

„In Ordnung.“ Joe brauste ins Zimmer wie ein willkommener Luftzug und setzte sich neben Zoe an den Kopf des Tisches.

Sie atmete erleichtert auf, als sich alle Köpfe ihm zuwandten. Das Blut war ihr ins Gesicht gestiegen, ihr war richtig warm geworden. Jetzt kam ihr die Luft abgestanden und stickig vor.

„Also, los geht’s“, sagte Joe. „Danke, dass Sie so spontan kommen konnten, noch dazu an einem so traurigen Tag. Ihre Großmutter war eine besondere Frau, und es war mir eine Ehre, ihre Angelegenheiten mit ihr zu ordnen. Sie hat Sie beide so sehr geliebt.“

Er schob seine Papiere zusammen und legte sie vor sich auf den Tisch. „Ihr Testament beginnt mit den üblichen Vorreden, in denen sie Sie beide als Erben benennt. Ich werde Sie nicht mit den Einzelheiten langweilen, aber meine Sekretärin macht Ihnen Kopien des Textes.“

Er schob sich die Brille höher auf die Nase und begann zu lesen.

Zoe hatte bereits Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren, weil Kyle sich an ihrer Seite empört aufplusterte und Brady ihn wutentbrannt anstarrte. Der Juristenjargon klang nach einem großen Durcheinander und schluckte alles, was wichtig sein könnte – soweit sie das mitbekam.

Sie war erleichtert, als Brady sich zu Wort meldete. „Joe, würde es Ihnen etwas ausmachen, die Sache ein wenig abzukürzen? Ich meine es wirklich nicht böse, aber ihr Anwälte habt es wirklich drauf, die einfachsten Tatsachen kompliziert zu machen.“

Joes Lippen zuckten. „Gar kein Problem. Ist das für Sie denn in Ordnung, Zoe?“

„Natürlich.“

Joe faltete seine Hände auf dem Dokument. „Der Kern des Ganzen besteht darin, dass Ihre Großmutter wollte, dass Sie beide zu gleichen Teilen an ihren weltlichen Hinterlassenschaften Anteil haben. Aber sie war sich auch Ihrer unterschiedlichen Bedürfnisse und Interessen sehr bewusst.“

Er sah Brady an. „Brady, Ihnen hat sie ihre diversen Aktien und Rentenpapiere und Investmentfonds hinterlassen.“

„Granny hat auf dem Aktienmarkt gespielt?“, fragte Brady.

Joe gluckste. „Wie ein Profi. Sie hat früh angefangen zu investieren und ein ordentliches Portfolio zusammengestellt. Das hat es wirklich in sich.“

„Bravo, Granny“, sagte Brady.

„Ich kann die Details später mit Ihnen durchsprechen, aber sie wusste, wie gerne Sie mit Sportwagen arbeiten, und sie war sich bewusst, wie Ihre Scheidung Sie finanziell dastehen ließ. Sie wollte, dass Sie Ihre Arbeit fortführen, sich aber auch um Ihren Sohn kümmern können. Nun ist ausreichend Vermögen für all das vorhanden, und sollte Ihr Sohn eines Tages aufs College gehen wollen, wird auch dafür gesorgt sein.“

Brady nickte, seine Kiefermuskeln verspannten sich, und er senkte den Blick auf die Tischplatte.

„Wie gesagt, sie hat Sie sehr geliebt.“

„Ich hätte im Traum nie geglaubt, dass sie so viel Geld hatte“, sagte Zoe. „Sie hat so einfach gelebt.“

„Granny ging es eben nie um Dinge und Sachen“, erwiderte Brady.

Er hatte so recht. Granny hatte immer Zeit für sie gehabt. Immer ein offenes Ohr, immer eine Schulter zum Ausweinen.

Zoe tupfte sich die Augenwinkel. „Ihr ging es um Liebe.“

„Und darum, unabhängig zu sein“, sagte Brady. „Sie hat uns gelehrt, auf eigenen Füßen zu stehen. Erst letzte Woche noch habe ich sie dabei erwischt, wie sie den Hügel an der Straße mit dem alten Rasenmäher gemäht hat.“

Zoe schnaubte. „Ja, das klingt nach ihr.“

Joe sah Zoe an. „Ihre Großmutter ist im letzten Frühling beim Fünf-Kilometer-Lauf gestartet. Dem zugunsten der Krebspatienten. Und ist nicht einmal als Letzte durchs Ziel gerannt.“

„Tatsächlich ist sie irgendwo im Mittelfeld gelandet.“ Brady lächelte wehmütig. „Sie ist geradewegs an Bürgermeister Walters vorbeigezogen. Hat ihn bis auf die Knochen blamiert.“

Sehnsucht stieg in Zoe auf. Wie gerne würde sie Granny noch einmal sehen, nur ein einziges Mal. Mit ihr über die Obstwiesen gehen. Bohnen pulen auf der Veranda. Wie war es nur möglich, dass sie nicht mehr da war?

Sie lehnte eine Wange an den Kopf ihrer Tochter, während Bedauern sie durchströmte. Gracie hatte Grannys Liebe nur aus der Ferne kennengelernt. Zoe hatte ihre Tochter um so vieles betrogen.

Neben ihr rutschte Kyle auf seinem Stuhl herum und sah auf die Uhr. Langeweile dünstete in großen Wellen von ihm aus. Zoe wusste, dass er begierig darauf war, wieder unterwegs zu sein. Wieder ins Studio zurückzukehren, wo er das Sagen hatte und wichtig war.

„Damit wären wir bei Ihnen, Zoe.“ Joe schaute sie freundlich an. „Ihre Großmutter hatte so warme, herzliche Erinnerungen daran, wie sie mit Ihnen durch die Obstwiesen gestreift ist. Sie spürte Ihnen eine besondere Verbundenheit mit dem Land ab und obendrein eine unersättliche Neugier auf die Abläufe, die sie an ihren Ehemann erinnerte.“

Eine schreckliche Vorahnung überfiel Zoe, noch während die Worte Joes Mund verließen.

„Sie hat Ihnen die Plantage hinterlassen, Zoe. Die Obstgärten und das Bauernhaus, abzüglich ein paar persönlicher Dinge, von denen Sie später lesen werden. Sie hoffte, Sie würden nach Hause zurückkehren und das Unternehmen führen.“

„Was?“ Ihr Ausruf war mehr ein Schnappen nach Luft als ein Wort.

Kyle plusterte sich neben ihr auf. „Das ist lächerlich.“

„Trotzdem“, sagte Joe. „Nellie hat unerbittlich darauf bestanden, dass die Obstplantage an Zoe geht.“

„Dann wird sie verkaufen müssen“, sagte Kyle. „Sie hat schon eine Karriere und ein Leben, und zwar anderswo.“

Brady nagelte ihn mit einem Blick fest. „Das geht dich überhaupt nichts an. Du solltest nicht einmal hier sein.“

„Das geht mich wohl etwas an, verdammt noch mal.“

„Wir wollen uns alle ein wenig beruhigen“, sagte Joe. „Heute müssen keine Entscheidungen mehr getroffen werden. Lassen Sie uns die Zeit nehmen, das Ganze erst einmal etwas sacken zu lassen.“

Kyle stand auf. „Da gibt es nichts, was sacken müsste. Sie verkauft. Komm mit, Zoe.“

„War da … gibt es sonst noch etwas, Joe?“

„Nichts Wesentliches. Sheila wird Ihre Ausfertigung des Testaments für Sie an der Rezeption bereithalten.“

Kyle, der ein finsteres Gesicht machte, war bereits an der Tür. Der finstere Gesichtsausdruck war direkt an sie gerichtet.

Zoe stand auf und nahm Gracies Hand.

Brady sah aus, als würde er gleich von seinem Stuhl aufspringen. Joe hatte seine Hand auf Bradys Arm gelegt, als wollte er ihn festhalten.

Zoe sah Brady entschuldigend an. „Ich rufe dich später an.“


„Ich kann morgen nicht abfahren, Kyle. Ich habe hier Pflichten.“ Noch mit der Handtasche über der Schulter stand Zoe zwischen den beiden Hotelbetten. Er hatte nur einer weiteren Nacht zugestimmt, aber morgen war Samstag. Sie brauchte mindestens ein paar Tage mehr.

Zu Hause zu sein – in der Nähe von Brady und Hope und den Leuten, die sie liebten – hatte ihr irgendwie Mut geschenkt.

Oder vielleicht war es auch einfach nur Dummheit.

Gracie war im Auto eingeschlafen, und Kyle hatte kaum ein Wort gesagt, seitdem sie das Anwaltsbüro verlassen hatten. Im Hotel hatten sie eine weitere Nacht dazubuchen können und ihre Koffer wieder hineingeschleppt. Kyle hatte sich aufs Bett fallen lassen und zappte jetzt mit versteinertem Gesicht durch die Fernsehkanäle. Das halblange braune Haar, in das seine weiblichen Fans so verschossen waren, hing ihm über dem einen Auge.

Er bedachte sie mit schweigsamer Gleichgültigkeit. Das war seine effektivste Bestrafungsform. Zoe konnte es nicht leiden, ausgeschlossen zu werden, deshalb führte es immer wieder dazu, dass sie sich bei Kyle einschmeichelte und nachgab. Alles war besser als seine kalte Schulter.

Das Testament ihrer Großmutter hatte ihnen einen Strich durch die Rechnung gemacht, aber Brady war auch nicht gerade hilfreich gewesen. Immerhin war Kyle heute nicht persönlich an Cruz geraten. Gott sei Dank war Kyle nicht mit zur Beerdigung gekommen. Er hätte sie nie gehen lassen, wenn er gewusst hätte, dass Cruz dort sein würde.

Diese Seite an ihm hasste sie. Die sture, wütende Seite, die ihr das Gefühl gab, einsam und hilflos zu sein.

Aber er hat auch eine gute Seite, dachte sie und erinnerte sich daran, wie er Gracie sanft auf das Doppelbett gelegt und sie dort sorgfältig zugedeckt hatte, als wäre sie seine eigene Tochter. Und er war großzügig. Er hatte die Gewinne ihres letzten Konzerts dem Sohn eines Bandkollegen gespendet, der gegen Leukämie kämpfte.

Sein Mitgefühl und seine Großzügigkeit waren es, die sie anfangs angezogen hatten. Er hatte sie unter seine Fittiche genommen und ihr Stabilität und Halt geboten, als sie selbst nichts anzubieten hatte. Als die Grundfesten ihres Lebens weggebrochen waren. Als sie sich festgefahren hatte und voller Angst gewesen war.

Er behandelte Gracie wie sein Eigen, und seine Zärtlichkeit ihrer Tochter gegenüber hatte ihn Zoe lieb gemacht. Aber als sich ihre Beziehung veränderte, mehr wurde, wurden auch seine Besitzgier und seine Manipulationen offensichtlicher. Am Anfang war sie seinen Fehlern gegenüber blind gewesen. Aber nun war sie nicht mehr blind.

Sie betrachtete ihn. Sah die angespannten Augenwinkel. Wenn sie ihn drängte, würde sie die Sache nur schlimmer machen. Aber sie mussten einige Entscheidungen treffen.

„Kyle, wir müssen darüber reden.“

In aller Ruhe drückte er den Kanalknopf auf der Fernbedienung.

„Es wird nur ein paar Tage dauern, das hier alles zu ordnen.“

Obwohl sie ehrlich gesagt nicht wusste, wie genau sie hier „alles“ ordnen sollte. Sie befand sich nun im Besitz einer Obstplantage, um Himmels willen. Was sollte sie nur damit anfangen? Der Gedanke daran, sie zu verkaufen, brach ihr das Herz.

Ihre Großmutter und ihr Großvater hatten diesen Betrieb mit ihren eigenen Händen aufgebaut. Großvater war gestorben, als Zoe noch klein gewesen war, und Granny hatte den Rest ihres Lebens damit verbracht, ihn zu einem erfolgreichen Unternehmen auszubauen.

Zoe konnte den Hof nicht verkaufen. So viel war sie ihrer Großmutter schuldig.

Aber sie konnte ihn auch nicht führen. Sie hatte ein Leben. Eins, zu dem viele Reisen gehörten und ein Freund, der niemals länger in Copper Creek bleiben würde. Schon gar nicht für einen Haufen Pfirsichbäume.

Würde Brady die Plantage haben wollen? Er hatte nie großartig Interesse am Familienbetrieb gezeigt. Seine Leidenschaft galt den Autos. In seinem Leben gab es weder den Raum noch den Wunsch nach Landwirtschaft.

Oder in ihrem.

Aber das stimmte nicht so ganz. Der Landbau lag ihr im Blut. Sie hatte die Obstwiesen immer geliebt. Da hatte ihre Großmutter schon recht gehabt. Selbst heute noch wachte sie manchmal mitten in der Nacht auf und vermisste den lehmigen Geruch der Erde, den Dunst des Morgentaus auf dem Gras, den Duft eines reifen, noch sonnenwarmen Pfirsichs.

Es war beinahe April. Die Erntezeit begann Mitte Mai. Selbst wenn die Plantage sich „praktisch selbst führte“, wie Hope gesagt hatte, würde doch jemand dort sein, Entscheidungen treffen und die Abläufe beaufsichtigen müssen.

Einen Moment lang gestattete sie sich, sich vorzustellen, sie wäre diese Person. Sie schloss die Augen, während ihr Atem ihren Körper in einem langen, entlastenden Atemzug verließ.

„Kyle … Ich werde mehr als nur einen Tag brauchen, um das hier zu klären. Wenn du abreisen musst, fahr schon vor. Ich komme dann in ein paar Tagen nach.“

Dem würde er nie zustimmen. Aber vielleicht würde der Gedanke daran, dass sie ohne ihn hierbleiben könnte, ihn ein bisschen flexibler machen. Mit Kyle zu sprechen war manchmal, wie Schach zu spielen.

Er schaltete zum nächsten Kanal um. Und zum nächsten.

Er brauchte ihr nicht zu sagen, was er von ihr erwartete. Wenn es nach ihm ginge, würde sie einen Makler anrufen und das Anwesen listen lassen. Die Angelegenheiten aus der Ferne lenken. Sich von Copper Creek und allen, die dort wohnten, distanzieren. Allein, ihn dazu zu bringen, die Reise zur Beerdigung mitzumachen, hatte sich angefühlt, als hätte sie einen Berg versetzen wollen.

Aber auf einmal wusste sie, dass sie nicht tun würde, was er wollte. Sie konnte all das nicht ungeordnet hinterlassen. Sie hatte Granny bereits einmal im Stich gelassen. Diesmal würde sie ihr gerecht werden – was auch immer das bedeuten würde.

Zoe sank neben ihm aufs Bett. Wenn er sie wenigstens anschauen würde. „Die Immobilienmakler haben jetzt sowieso geschlossen, und das bleibt auch am Wochenende so. Wir werden wenigstens bis Montag bleiben müssen.“

Sein Blick huschte zu ihr, dann wieder zurück zum Fernseher. Ein Schatten flog ihm übers Gesicht, als seine Wangenmuskeln zuckten.

„Wir könnten am Dienstag fahren und wären immer noch rechtzeitig zurück, um uns auf das Sommerfest vorzubereiten. Du hättest mehr Zeit mit deinen Freunden hier.“ Sie hatte immer noch keine Ahnung, was sie tun würde, aber sie musste sich mehr Zeit verschaffen. „Ich habe auch nicht darum gebeten, Kyle, aber ich muss jetzt irgendwie damit fertigwerden.“ Sie legte eine Hand auf seine und streichelte mit dem Daumen seinen Handrücken. Das besänftigte ihn immer. „Hab Geduld mit mir, ja?“

Seine Augen wandten sich ihr zu und blieben diesmal. Diese Augen, die wie blaues Feuer oder kalt wie ein Gletscher werden konnten. Jetzt gerade waren sie irgendwo dazwischen, und sie wusste, dass ihre Bemühungen Wirkung zeigten.

Er seufzte. „Schön. Aber Dienstagmorgen reisen wir ab.“

Das war ein riesiges Zugeständnis. Sie drückte seine Hand. „Danke, Kyle.“

Dennoch lag sie später noch stundenlang wach, während die Nacht langsam verrann. Sie erinnerte sich an den Klang von Grannys Stimme, die auf der Obstwiese vor sich hin summte. Erinnerte sich daran, wie sie mit Brady und ihr auf dem Boden gesessen und Spiele gespielt hatte, wie sie nie zu beschäftigt für sie gewesen war. Wie sie Zoe ermutigt hatte, als sie wegen Algebra hatte weinen müssen.

Und dann, wie immer, wenn sie sich an diese alten Zeiten erinnerte, kehrten ihre Gedanken zu Cruz zurück. Zu der Stärke, die sie in seiner festen Umarmung gefunden hatte. Der Liebe, die sie in seinen tiefbraunen Augen gesehen hatte. Dann erinnerte sie sich daran, wie sich sein Blick heute auf ihr angefühlt hatte, so warm und wehmütig, und ihre Tränen versickerten leise in ihrem Kopfkissen.

Der Duft von Pfirsichen

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