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KAPITEL 11

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Es dauerte drei Wochen, bevor Zoe wieder mit Cruz sprach. Oh, sie sah ihn wohl hier und da auf der Plantage, aber sie sorgte dafür, dass sie weit weg von ihm pflückte. Sie sah ihn an der Tankstelle. Sie sah ihn in der Kirche. Sie sah ihn in der Menschenmenge beim Rusty Nail, als sie bei Brevity als Backgroundsängerin einspringen durfte. Sie sah ihn, wie er an seinem Tisch in der Ecke finster zu ihr hinaufsah.

Meistens schaffte sie es, nicht an ihn zu denken. Endlich hatte sie ihre Eltern dazu überreden können, ein Jahr mit der Schule auszusetzen. Sie waren nicht froh darüber, aber sie besänftigte sie, indem sie nachmittags in Daddys Kanzlei ein Praktikum machte. An den Wochenenden half sie ehrenamtlich im Tierheim aus.

Dort hatte sie Brownley kennengelernt, einen alten Coonhound, den jemand am Straßenrand ausgesetzt hatte. Er hatte braune Schlappohren und seelenvolle Augen, die zu leuchten begannen, wenn Zoe die Hand nach ihm ausstreckte. Es war Liebe auf den ersten Blick. Sie überredete ihre Eltern, ihn behalten zu dürfen. Dann ging sie mit ihm zum Tierarzt, nur, um festzustellen, dass Brownley eine Erkrankung des Verdauungstraktes hatte, die tödlich ausgehen würde, wenn sie nicht bald behandelt würde.

Aber Zoe hatte nur 220 Dollar gespart, und ihr Dad weigerte sich, ihr auszuhelfen, sosehr sie ihn auch bat. Er wollte sie unbedingt davon überzeugen, dass sie eine gute akademische Ausbildung brauchte, und offenbar fand er, dies sei eine gute Gelegenheit, ein Exempel zu statuieren.

Nachdem in nur wenigen Tagen das Pfirsichfest stattfinden sollte, heckte Zoe also einen Plan aus, wie sie das Geld für Brownleys Operation zusammenbekommen könnte. Sie hatte nichts, was sie verkaufen könnte, auch nicht genug Zeit, eine ordentliche Menge Kuchen zu backen, und die Leute würden nicht dafür bezahlen, sie singen zu hören. Also entschloss sie sich, eine Kussbude zu eröffnen. Nur ein kleines Küsschen für den guten Zweck.

Am Samstag baute sie sie zwischen all den Kunsthandwerksständen und Spielbuden auf. Sie kleisterte ihr Rettet-Brownley!-Schild an die Fassade ihres Stands und leinte den Hund als optischen Anreiz in der Nähe im Schatten an. Sie befestigte ihr Schild mit der Aufschrift Kussbude, stellte ihre Sammelbüchse, ein großes altes Einmachglas, auf und war bereit.

Die Düfte nach Pfirsichgerichten füllten die Luft und ließen ihren Magen knurren. Leute bummelten umher, besuchten Nachbarn und hielten an, um ihre Kinder Spiele spielen zu lassen, bei denen es meistens um Plastikringe, Bälle und Wasserpistolen ging. Am Ende des Spazierwegs drehten Fahrgeschäfte endlose Runden und ließen die Fahrgäste kreischen und lachen.

Sie lehnte sich auf den hölzernen Fenstersims und versuchte, verlockend auszusehen. Das Festival zog Menschen aus dem ganzen Bundesstaat an, was ganz gut war, weil sie hoffte, dass sie niemanden küssen musste, den sie hinterher tatsächlich wiedersehen würde.

Bei fünf Dollar pro Kuss würde sie eine Menge Kunden brauchen. Und wenn man überlegte, wie wenig Erfahrung sie hatte, war das Ganze vermutlich reine Abzocke. Aber das wäre es wert, wenn sie damit nur genug Geld für Brownleys Operation zusammenbekam.


Cruz schlenderte gerade die Fressmeile entlang, als er sie sah. Er musste eine Art Zoe-Radar in sich tragen, weil er immer schon fühlte, wenn sie in der Nähe war. Nadine Morgan, die sich vor einer Viertelstunde an seine Seite gedrängt hatte und nicht wieder verschwunden war, streifte beiläufig seine Hand – vermutlich in der Hoffnung, er würde sie nehmen. Aber sie war nicht sein Typ, und er würde ihr nichts vormachen.

Einen Augenblick, bevor sein Gehirn das Schild registrierte, riss er seinen Blick von Zoe los. Dann sah er wieder hin und kniff die Augen zusammen, um die fetten Buchstaben zu lesen. Er bemühte sich, an den Leuten vorbeizuschauen, die ihm den Blick verstellten – eine Schlange, die zu ihrem Stand gehörte, erkannte er.

Was um alles …

Sein Kiefer schnappte zu, seine Füße blieben wie angewurzelt stehen. Zwischen den Menschen hindurch konnte er erkennen, wie irgendein Typ eine Dollarnote in das Spendenglas steckte und sich zu Zoe vorbeugte.

Sein Herz randalierte in seiner Brust. Blut rauschte in seinen Ohren. Seine Füße bahnten sich einen Weg durch die Menschenmenge.

„Warte mal, Cruz …“ Nadines Jammerstimme hörte er kaum.

Er war viel zu sehr damit beschäftigt, das Hemd des Kerls zu packen, der seine Lippen gerade über Zoes zog.

„Hey …!“ Der Mann stolperte rückwärts.

Cruz schaute Zoe wütend an, die die Augen weit aufgerissen hatte. Ihr Lippenstift war verschmiert, und ihr Mund war immer noch feucht von dem Kuss. Er schaffte es kaum, sich davon abzuhalten, ihr mit der Hand über den Mund zu fahren. Sich davon abzuhalten, diesen Typen abzuwischen und alle anderen auch.

„Ich habe für diesen Kuss bezahlt“, beschwerte sich der Kerl. Er sah aus, als wäre er ungefähr in Cruz‘ Alter, obwohl er einen guten Kopf kleiner war.

Cruz durchbohrte ihn mit seinem Blick. „Und du hast auch einen bekommen. Und jetzt geh weiter.“

Der Mann sank langsam unter Cruz‘ wütendem Blick in sich zusammen, strich dann sein Hemd glatt und zog ab.

Zoe stemmte die Fäuste in die Hüften. „Verschwinde von meinem Stand.“

Es war schlimm genug, dass er zusehen musste, wie sie Kyle Jimmerson auf der Bühne schöne Augen machte. Schlimm genug, dass er zusehen musste, wie sie mit Roland Henry zum Abschlussball gegangen war. Und jetzt sollte er zusehen, wie jeder notgeile Kerl in Murray County sie abschleckte?

„Eine Kussbude, Zoe? Ist das dein Ernst?“

Sie sah ihn wütend an. „Du verscheuchst meine Kunden“, zischte sie.

„Gut! Weiß deine Familie, dass du das hier machst?“

„Ich bin volljährig. Ich brauche meine Eltern nicht um Erlaubnis zu bitten, wenn ich einen Stand beim Jahrmarkt aufmachen will.“

„Das verstehe ich als Nein.“

„Du kannst das als geht-dich-gar-nichts-an verstehen!“

„Hat die Festivalleitung dem zugestimmt?“

„Natürlich. Ich bin doch nicht blöd.“

„Mach den Stand zu, Zoe. Jetzt.“

„Du bist nicht mein Bestimmer, Cruz Huntley.“

„Hey …“, sagte jemand hinter ihm. „Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit. Wir wollen auch mal dran.“

Cruz warf dem ersten Mann in der Reihe einen Blick zu, der ihn hätte töten sollen. Der schaute zwar weg, blieb aber stehen.

Als Cruz Zoe wieder ansah, hatte sich der Blick in ihren Augen verändert. Sie hob eine Braue. „Vorsichtig. Sonst denke ich noch, du bist eifersüchtig.“

„Bilde dir bloß nichts ein.“

„Wenn du sie nicht küssen willst, geh weiter, Freundchen!“

„Ja, genau, Cruz. Willst du mich küssen?“

Er biss die Zähne zusammen, bis seine Kiefer schmerzten.

Zoe sah ihm über die Schulter, verschränkte dann die Arme und neigte den Kopf. „Dein Date langweilt sich.“

„Sie ist nicht mein …“ Er schnaubte und beschloss, seinen Atem nicht mehr zu verschwenden. „Ich rufe Brady an.“

Sie senkte das Kinn. „Mach doch. Der arbeitet heute in Ellijay. Und ich werde diesen Stand nicht schließen, bevor ich das Geld zusammenhabe, also kannst jetzt mal schön abdampfen.“

Er riss seinen Blick von ihr los, und seine Augen blieben an einem weiteren Schild hängen. Rettet Brownley! Er überflog den kurzen Abschnitt unter der Überschrift.

Ein Hund. Sie verkaufte ihre Küsse für irgendeinen blöden Köter. Er entdeckte den besagten Hund hinter der Bude, wo er mit heraushängender Zunge und Ohren, die fast bis auf den Boden reichten, ganz unschuldig unter einem Schattenbaum lag.

„Zieh ab, Cruz.“

Er bemerkte ihren trotzigen Gesichtsausdruck und die Entschlossenheit in ihren Augen. Diesen Blick kannte er. Sie würde nicht gehen, es sei denn, er warf sie sich über die Schulter. Und sosehr es ihn juckte, genau das zu tun, konnte er nicht den ganzen Tag auf sie aufpassen. In einer Stunde musste er bei der Arbeit sein.

Er fluchte auf Spanisch, zog den Schild seiner Kappe herunter und fixierte sie mit einem harten Blick.

Mit trotzigen Augen hielt sie ihm stand und beobachtete ihn misstrauisch, bis er auf der Ferse kehrtmachte und ging.


Sie war mit den Gedanken bei Cruz, während sie sich durch die kurze Schlange küsste. Manchmal versuchten die Männer, den Kuss zu vertiefen, aber dann drückte sie ihnen einfach die Hände auf die Brust und schob sie sanft weg. „Deine fünf Dollar sind durch, Kumpel.“

Im Allgemeinen waren ihre Kunden anständig und die Spenden großzügig. Wenn sie so weitermachte, würde sie morgen Abend genug zusammenhaben. Bei dem Gedanken an zwei weitere Tage Küsse ließ ihr Enthusiasmus spürbar nach. Es hatte sich schnell gezeigt, dass diese hier bei weitem nicht an den Kuss mit Cruz herankamen. Es war, als würde man Äpfel und Orangen vergleichen. Oder Toast Melba mit einem herrlich warmen Pfirsichauflauf.

Sie zwang sich zu lächeln, als ihr Kunde davonstolzierte und sich noch einmal zwinkernd zu ihr umsah.

„Der Nächste!“

Eine Handfläche klatschte auf das Sims.

Bei dem plötzlichen Knall und der Erschütterung zuckte sie erschrocken zusammen.

Cruz stand vor ihr. Er versuchte, ein dickes Bündel Geldscheine in den schmalen Schlitz des Spendentopfs zu stopfen, und nagelte sie dabei mit seinem Blick fest.

„Was machst du da?“

Sein Gesichtsausdruck wirkte wild entschlossen, finstere Falten hoben sich steil zwischen seinen Augenbrauen, und in seinen Augen braute sich ein Gewitter zusammen, während er sie wortlos wutentbrannt ansah. Er klopfte noch ein letztes Mal auf das Geldbündel, und die Scheine schafften es endlich durch den Schlitz, um im Inneren wie Schmetterlinge auseinanderzustieben.

Er packte ihr Gesicht mit beiden Händen, zog sie näher und knallte seine Lippen auf ihre.

Es war vorbei, bevor sie überhaupt die Augen schließen konnte. Sie blinzelte gegen eine Welle Schwindelgefühls an, während sie ihm in die steinharten Augen starrte.

„Da. Du hast dein Geld verdient“, sagte er in so kurzangebundenem Ton, dass sie seine Stimme kaum erkannte. „Jetzt mach den Stand zu und geh nach Hause.“

Ohne den Blick von ihr abzuwenden, riss er die Schilder von ihrem Stand ab.

Zoe blinzelte benommen hinter ihm her, während er mit den Schildern fortmarschierte. Ihr Puls raste, und in ihr drin erwachte etwas zum Leben. Etwas Warmes und Schönes. Etwas, das sie von innen nach außen lächeln ließ.

Sie sollte sauer auf ihn sein. Er war selbstherrlich und rechthaberisch gewesen, und beides duldete sie nicht, nie. Aber er hatte gerade eine Summe gespendet, die vermutlich dem Lohn von zwei Arbeitswochen entsprach, und das hatte er getan, damit sie sonst niemanden küsste.

Mit zitternden Fingerspitzen berührte sie ihre Lippen. Der Kuss war hart und wütend gewesen. Aber es war verflixt noch mal auch der beste gewesen, den sie den ganzen Tag bekommen hatte.

Der Duft von Pfirsichen

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