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KAPITEL 8

Am Samstagmorgen saß Paige zusammen mit Eden und Lucy im Frumpy Joe’s. Es war schon merkwürdig, dass die drei überhaupt Freundinnen waren, denn Paige war mit Beau zusammen gewesen, und dann war Eden dazwischengekommen und hatte sein Herz im Sturm erobert. Vor anderthalb Jahren hatte dann Lucy eine Woche vor ihrer Hochzeit mit Zac plötzlich die Stadt verlassen, ihm dadurch das Herz gebrochen und sich die Feindschaft des gesamten Callahan-Clans zugezogen. Doch letzten Sommer war sie dann völlig durcheinander und orientierungslos wieder aufgetaucht, und es war doch noch alles gut geworden zwischen ihnen.

Paige hegte längst keine Vorwürfe mehr gegen die beiden Frauen, denn angesichts des Dauergrinsens von Beau und Zac war ihnen wirklich nicht schwer zu vergeben.

Die drei jungen Frauen gaben ihre Bestellung auf, und dann wurde Paige umgehend aufgefordert, von ihrem Date mit Dylan zu berichten. Aus irgendeinem Grund übersprang sie das peinliche Gespräch über Riley und konzentrierte sich eher auf die romantischen Momente. Als die Neugier der beiden anderen gestillt war, kamen sie auf den Anlass ihres Treffens zu sprechen.

„Was wir brauchen“, sagte Eden, „ist eine Spendenaktion, um die Zeit zu überbrücken, bis neue Sponsoren gefunden sind.“

„Wie wäre es denn mit einer Picknickkorbaktion wie im letzten Jahr?“, fragte Lucy.

„Ich glaube, wir brauchen etwas Neues, Unverbrauchtes“, bremste Paige sie.

„Vielleicht ein Spaghettiessen?“, schlug Eden vor.

„Das hat der Rotary Club gerade erst veranstaltet“, informierte Lucy sie und warf ihr langes, schwarzes Haar nach hinten über die Schultern. „Und was ist mit einer Junggesellenversteigerung? Das haben wir einmal in meiner Studentinnenverbindung in Harvard gemacht, und es ist dabei richtig viel Geld zusammengekommen.“

„Das wäre wirklich eine Idee“, sagte Paige.

„Oh ja, das machen wir“, stimmte Eden zu und klatschte begeistert in die Hände. „Das klingt nach jeder Menge Spaß.“

Paige warf ihr einen Blick zu und sagte: „Jetzt beruhige dich mal wieder, Mrs. Callahan in spe. Du wirst nämlich gar nicht mitmachen.“

„Es ist auch wesentlich unterhaltsamer, wenn man nur Zuschauer ist, das kannst du mir glauben“, entgegnete die nur. Dann zog sie in Richtung Lucy grazil die eine Augenbraue hoch und sagte: „Das ist eine erstklassige Möglichkeit, Leute zu verkuppeln.“

„Ich bin mir nicht sicher, ob mir die Richtung gefällt, in die das hier geht“, sagte Paige darauf nur.

„Jetzt entspann dich mal. Diese Lust am Verkuppeln hat anscheinend von Tante Trudy auf mich abgefärbt.“

„Na, dann helfe uns Gott“, sagte Paige nur und verdrehte die Augen.

Eden und Lucy trugen noch jede Menge Ideen zusammen, und Paige notierte alles, aber nach einer Weile schweiften sie dann immer mehr vom eigentlichen Thema ab, und es ging um Edens Hochzeit, die immer näher rückte, sodass Paige zerstreut neben den Notizen auf ihrem Block herumkritzelte.

Sie hatte in der letzten Nacht extrem schlecht geschlafen, war alle paar Stunden aufgewacht und hatte über all das nachgegrübelt, was Riley und sie sich gegenseitig an den Kopf geworfen hatten. Um fünf Uhr morgens hatte sie schließlich kapituliert. Sie hatte gehofft, die Sache noch mit ihm bereinigen zu können, bevor sie das Haus verließ, aber er hatte sich nicht blicken lassen. Als sie dann die anderen beiden Mädels getroffen hatte, war sie völlig aufgedreht gewesen, weil sie seit dem frühen Morgen schon so viel Kaffee getrunken hatte.

„Erde an Paige …“, hörte sie jetzt Lucy sagen, blickte auf und merkte, dass die beiden anderen sie anstarrten. „Tut mir leid. Ich war etwas abwesend.“

„Wieso blickst du denn so finster drein?“, fragte Eden. Dabei ging ihr Blick erst kurz zu Lucy und dann wieder zurück zu Paige. „Du willst nicht … sollen wir lieber nicht über … äh … meine Hochzeit reden?“

„Was? Doch, na klar“, sagte Paige, legte ihre Hand auf Edens und fuhr fort: „Ich freu mich wirklich von Herzen für dich und Beau. Ihr beide seid füreinander bestimmt.“

Eden konnte eigentlich nichts dafür, dass sie direkt nach ihrer Ankunft in der Stadt durch ihren „Alleinstehende-Frau-auf-der-Flucht-Status“ Beaus Aufmerksamkeit erregt hatte, denn Beau hatten Frauen in Schwierigkeiten schon immer wie magisch angezogen.

Es stimmte, dass Paige verletzt gewesen war, als Beau mit ihr Schluss gemacht hatte, aber es war ja tatsächlich so, dass die Zeit so manche Wunde heilte und für mehr Klarheit sorgte. Beau war nämlich wirklich nicht der Richtige für sie gewesen. Dazu hatte es zwischen ihnen einfach nicht genug gefunkt. Und Paige brauchte Funken.

„Bist du wegen der Junggesellenversteigerung so in Gedanken?“, fragte Lucy. „Hast du deine Meinung darüber geändert?“

„Nein, nein. Es ist eine großartige Idee. Es ist nur …“ Sie seufzte, zog ihre Hand unter Lucys weg, begann an ihrer Serviette herumzuzupfen und fuhr fort: „Es läuft nicht besonders gut mit Riley. Er ist so gereizt, was ja absolut verständlich ist, will keine Hilfe von mir annehmen, und ich habe das Gefühl, dass wirklich alles, was ich sage und tue, falsch ist. Ich habe eigentlich immer gedacht, ihn gut zu kennen, aber im Moment habe ich absolut keine Ahnung, wer er ist.“

„Ach, Schätzchen“, sagte Lucy. „Da irrst du dich bestimmt. Er hat einfach viel durchgemacht. Schon allein der Kriegseinsatz kann ja viel anrichten bei einem Menschen, aber zusätzlich muss er ja auch noch mit dem traumatischen Verlust seines Beines fertigwerden. Es wird bestimmt besser mit der Zeit.“

„Das weiß ich ja, und ich bin auf jeden Fall für ihn da, solange er mich braucht, aber es ist so schwer, das Gleichgewicht zwischen Versorgen und Überversorgen zu finden. Er kann überhaupt nicht zulassen, dass ich mich um ihn kümmere, und in letzter Zeit stößt er mich nur noch von sich weg.“

„Wird er denn auf irgendeine Weise psychologisch betreut? Hat er einen Therapeuten?“, fragte Lucy.

„Bis jetzt noch nicht, aber nächste Woche hat er den ersten Termin. Ich hoffe, es hilft ihm.“

„Bestimmt“, sagte Eden. „Mir hat die Therapie auf jeden Fall dabei geholfen, meine erste Ehe und die Folgen zu verarbeiten. Ein emotionales Trauma fordert eben seinen Tribut, aber er schafft das bestimmt, wirst sehen.“

„Hey!“, sagte Lucy. „Riley sollte einer der Junggesellen sein, die zur Versteigerung angeboten werden.“

Bei dieser Vorstellung wand sich Paige innerlich und sagte schließlich: „Also ich weiß ja nicht. Ich finde, er sollte sich lieber auf seine Therapie konzentrieren. Und bei der Laune, die er zurzeit hat, wirkt er auf Frauen wahrscheinlich eher abschreckend.“

„Das soll wohl ein Witz sein“, widersprach Lucy. „Was könnte denn wohl anziehender sein als ein gut aussehender, grüblerischer Exmarinesoldat? Die Damen werden sich um ihn reißen, und das muntert ihn bestimmt auf.“

„Vielleicht hat sie recht“, meinte Eden. „Ein bisschen weibliche Aufmerksamkeit könnte doch genau das Richtige sein, um sein Ego etwas aufzupäppeln. Und außerdem würde er dadurch auch noch helfen, Geld für den guten Zweck zusammenzubekommen. Angeblich soll es doch das eigene Wohlbefinden fördern, Gutes zu tun.“

„Ja schon, aber …“ Paige suchte nach einer überzeugenden Ausrede, doch ihr fiel nichts mehr ein.

„Wenn ihr wollt, kann ich ihn auch fragen“, bot Lucy an.

„Nein, nein, ist schon gut. Ich … ich mach das schon“, wiegelte Paige ab.

„Kommt, wir tragen mal ein paar Namen von Kandidaten zusammen, die dafür infrage kämen“, schlug Eden jetzt vor. „Wir teilen sie dann zwischen uns auf und fragen sie im Laufe der nächsten Woche, ob sie bereit sind, mitzumachen. Wenn wir uns dann das nächste Mal treffen, haben wir eine Liste von freiwilligen Opfern – äh – ich meine, Teilnehmern.“

„Das Erste ist wahrscheinlich zutreffender“, meinte Paige grinsend.

Sie fand den Gedanken, Riley zu fragen, ob er bereit wäre, bei einer Junggesellenversteigerung mitzumachen, alles andere als lustig.

Bis ich dich endlich lieben darf

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