Читать книгу Fidibus und die Gemme der Venus - Denise Remisberger - Страница 4

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Und da sass sie nun. Sie war den weiten Weg aus Italien hergekommen, und das alles aus einer Laune heraus. Obwohl. Eine Laune war es genau genommen nicht gewesen. Eher Wut. Ja. Sie hatte sich wieder mal unglaublich geärgert. Über die Tante, über den Vetter, über sich selber. Vor allem über sich selber. Wie hatte sie nur so blöd sein können, diesem fremden Mann zu vertrauen. Er wollte dafür zahlen. Ja sicher, wieso nicht. Das hatte sie schon ein paarmal gemacht. So blöd war sie nun auch wieder nicht, dass sie ihren Körper gratis hergab. Schliesslich sah sie toll aus und war jung. Wieso nicht etwas dazuverdienen, bei dem, das die Tante ihr gab: nämlich bloss Kost und Logis. Das war nun wirklich zu wenig für all die Schufterei für das Erzbistum Mailand. Die Tante lieferte Gemüse. Und Eier. Und Kräuter. Und vielleicht mal ein zähes Huhn. Viel war es nicht, das für sie selber übrig blieb. Aber sie hatte mehr, als viele andere hatten, denn sie zweigte immer mal etwas hinterrücks für sich und zum Weiterverkauf ab. Geizig war sie, die Tante. Geizig. Doch nicht nur die. Der fremde Mann, der grossspurig zahlen wollte, zahlte nicht nur nicht, nein, er hatte sie, nach geleisteter Arbeit, niedergeschlagen, dort, im mickrigen Stall der Tante, und dann auch noch beraubt. Die kleine Gemme, die an einem ledernen Bändel um ihren Hals gehangen hatte, musste er ihr über den Kopf gestreift haben und damit einfach getürmt sein. Das Geld, das sie in ihren Haaren versteckt hielt, hatte er zum Glück nicht gefunden, falls er danach gesucht haben sollte, als sie darniederlag. Aber geplaudert hatte er. Während des Aktes selbst. Dann verraten sie dir ihre Geheimnisse. Vor allem, wenn sie denken, dass du ihre Sprache nicht verstehst. Und nur dann. So waren sie, die Männer. Sonst logen sie, dass sich die Balken bogen. Er hatte ihr verraten, wo er wohnte. Oh! Und dass er verheiratet war auch. Ja. Das auch. Und nun sass sie hier. Im Rheingau, am Ufer des Alpenrheins, und sah den beiden Flössern zu, wie sie anlegten, Waren abluden und ihre Muskeln spielen liessen. Der eine grinste sie frech an. Sie hob nur ihre Nase noch ein bisschen höher, was er mit einem lauten Lachen quittierte. Sie würde sich bestimmt nicht mit einem dahergepaddelten Flösser begnügen. Sie hatte höhere Ambitionen.



Fidibus und die Gemme der Venus

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