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Rund um Burg Falkenhorst war in karolingischer Zeit fleissig gerodet worden, sodass die einzelnen Bäume gut erreichbar waren. Die grosse Linde stand am nächsten beim Tor, breitete ihr schützendes Dach weit um sich und brauchte keine Verwandten in ihrer Nähe. Eine angelehnte Leiter führte zu einer in den Baumstamm gehauenen Höhle hinauf, Beute genannt, vor der ein Brett mit einem Flugloch darin angenagelt war. Bertram kletterte die knarzenden Sprossen hinauf, um einen Blick in die Bienenhöhle zu werfen, zu schnuppern und diese vorsichtig mit einem Holzstab zu ertasten. Das Brutnest der Bienen war jetzt, im Juni, weit ausgedehnt, so, wie es sein sollte.

«Und?», rief Siegelinde, die neben der Leiter unten stand, hinauf. «Wie macht sich unser Bienenstock?»

«Sehr gut. Das wird Ende Juli bestimmt eine reiche Ernte an Honig und Wachs geben», rief Bertram und kletterte die Leiter hinunter. Sie liefen weiter, kamen an mehreren hohen Tannen und knorrigen Föhren vorbei, die alle freistanden, damit sie viel Sonnenlicht abbekamen, und rund um die Stämme, mit Ausnahme der fussbreiten Weglein, die zu den Leitern führten, von immergrünen Bodendeckern umgeben waren, die sie im Winter vor dem Vertrocknen schützen würden. Bertram sog die verschiedenen Düfte tief ein, den süsslichen der Linde, die den süssen Blütenhonig lieferte, und den harzigen der Nadelhölzer, die den Honigtau für die Bienen zur Verfügung stellten. Hier war es ruhig und friedlich, wie in einer anderen Welt. Hier konnte ihm nichts passieren, da war er sich gewiss. Die Tannen und Föhren versprachen ebenfalls eine reichliche Honigernte für Burg Falkenhorst, die damit ihre jährliche Abgabe an König Otto beglich. Einen Teil des Honigs bekamen der freie Bauer Stürm aus dem Vorderhof im Tausch gegen Getreide, vor allem Roggen, und ein Kramer aus Rorschach, der begeistert war von dem speziell würzigen Geschmack des Falkenhorster Waldhonigs und gutes Geld dafür bezahlte, um den dunklen Schatz lohnend an seine Kundschaft weiterzuverkaufen. Natürlich behielt er eine grosszügige Portion für den eigenen Genuss. Nahe am Teich von Burg Falkenhorst hielten sich Gruppen von Weiden auf, die im Frühjahr samtige Weidenkätzchen hervorgebracht und sich dann in noch bis vor Kurzem sehenswürdige gelbe und grüne Blüten verwandelt hatten, die den Nektar für die Bienen produzierten.

«Wunderbar!», schloss Bertram die Inspektion der Bienenbäume ab und richtete seinen Blick auf einen jungen Mann, der auf der gegenüberliegenden Seite des Teichs winkte.

«Das ist Kurt, einer unserer beiden Pferdeknechte, die sich auch um unsere Ziege, die Hühner und die Fische im Teich kümmern», erläuterte Siegelinde. «Und natürlich auch um die Wildenten, die es sich bei uns gemütlich gemacht haben. Und der eine oder andere Hase kann durchaus auch auf unseren Tellern landen.»


Fidibus und die Gemme der Venus

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