Читать книгу Fidibus und die dänische Fibel - Denise Remisberger - Страница 6
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ОглавлениеIm Hafen Rorschach war kein Mensch zu sehen, ausser natürlich dem Zollministerialen Ottokar, der gegen die Kälte auf und ab lief, so, dass der Landungssteg unter seinem Gewicht erzitterte.
«Ihr hättet Euch keine Sorgen machen müssen, edle Dame, hier lauern keine Menschenmengen, die Eure Ankunft miterleben könnten», meinte Steuermann Sigi, der noch immer unter Schock stand.
«Sieht so aus, ja», gab die Alte mürrisch zu.
«Waren?», brüllte Ottokar die Anlegenden an.
«Nein, nun nicht mehr!», brüllte die durchgefrorene Dame zurück. «Wir wurden gerade von mehreren irren Seepiraten überfallen und sind immer noch triefnass und völlig fertig. Wir brauchen dringend eine Unterkunft. Aber bestimmt keine Unterstellungen!»
«Das war ja nur eine Frage gewesen, werte Frau. Dann macht es noch zwei Pfennige Hafengebühren.»
Klothilde zog einen kleinen Lederbeutel mit Notpfennigen unter ihrem Kleid hervor und bezahlte.
«Das Gasthaus befindet sich gleich dort drüben», fuhr der zurechtgewiesene Zöllner eifrig fort und zeigte auf ein grösseres Holzhaus, das sich einladend in den festgestampften Boden kuschelte, der vom Steg zu den ersten Häusern der Hafenstadt Rorschach führte. Davor stand ein Handkarren, auf dem zwei grosse Fässer auf die Weiterreise warteten und daneben band ein Kramer seinen Maulesel vom Holzbalken los, nachdem er ihn wieder mit seinen beiden Satteltaschen, die wertvolles Safran aus dem Süden, das in der Grafschaft Bregenz zwischengelagert worden war, enthielten, beladen hatte.
Sigi eilte nach Hause in seine kleine Hütte am Stadtrand, um sich etwas Trockenes anzuziehen und eine heisse Gerstensuppe zu essen. Erst morgen würde er die nächsten Scherzkekse, die in dieser frostigen Jahreszeit unbedingt reisen mussten, in seinem Boot herumfahren.
Klothilde und ihr Panzerreiter Trumer begaben sich hoch erhobenen Hauptes in die Herberge, um dort die Nacht zu verbringen und vorher eine riesige Portion Gerstensuppe mit viel Speckwürfeln darin zu verputzen und sich mit Honig gesüsstem Würzwein volllaufen zu lassen, denn sie hatten Trost bitter nötig.