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Achtes Kapitel

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Um zum Saphirsee zu gelangen, mussten Milos, Dyako und Laetizia an dem Berg Montes vorbei, der nicht leicht zu überwinden war, da dort stets reißende Fluten herrschten.

Das Boot nahm schnell Fahrt auf und war für Milos nicht mehr kontrollierbar. Er konnte nicht verhindern, dass es gegen einen Felsen des Montes, der aus dem Wasser ragte, schellte und auf Grund lief.

Die drei waren plötzlich in Lebensgefahr! Zu allem Übel konnte Dyako nicht schwimmen, was die Sache nicht erleichterte. Milos hingegen war ein hervorragender Schwimmer. Er schwamm zu dem zu sinkenden Dyako hinüber und beförderte ihn ans Ufer. Laetizia war verschwunden.

Im letzten Augenblick hatte Milos sie doch noch gesehen. Die Fluten hatten sie wohl verschlungen. Milos hatte nicht mehr genug Kraft, um ein zweites Rettungsmanöver zu starten.

Dyako schaute finster drein, obwohl Milos ihm gerade das Leben schon wieder gerettet hatte! Man überlege, dass es nun einen doppelten Grund gab, Milos nicht zu töten und Dyako wollte es auch nicht mehr. Er würde ihm auch das Leben retten, wenn es soweit war.

„Alles in Ordnung?“ fragte Milos.

„Ja, muss…“ gab Dyako an.

Hinter dem Berg, der die Sicht auf den Gaardes, der aus der Richtung der Roten Bucht floss, erschien ein Schiff- vielleicht eine Rettung?

Zunächst beobachteten die beiden, wie auch das Schiff in die Fluten gerissen wurde. Es gegen ihren Erwartungen stabil, obwohl es an Lebensmüdigkeit grenzte, mit einem Schiff hier entlang zu fahren! Man hatte wohl fast mehr Glück in der Teufelsenge. Das Schiff kam durch.

„Hey!“ machte sich Milos bemerkbar und schwang seine Hände kräftig hin und her.

Es erschien eine Person auf dem Schiff. Es war nicht riesig, und war nur ein Einmaster, sodass Milos rasch die anderen Personen erkannte. Das Schiff hielt.

„Mirabella?“ sagte Dyako völlig erstaunt.

Mirabella ging vom Schiff und beide umarmten sich innig.

„Bist du es wirklich?“ Dyako konnte es gar nicht fassen!

Er dachte all die Jahre, dass sie das Leben verlassen hatte. Die Anwesenden konnte beobachten, wie Dyako den Tränen nahe war. Venatoren weinten jedoch nie. Mirabella dagegen löste sich vor Freude fast in Tränen auf!

Die Gruppe schien auf beiden Seiten überrascht. Amberius stellte indes die übrigen vor und Milos stellte sich und Dyako vor- Laetizia erwähnte er nicht.

„Ich und Dyako waren auf dem Weg zum Saphirsee als wir hier auf Grund liefen.“ erklärte Milos.

„Wir wollten ebenso in die Richtung, was für ein Zufall.“ bemerkte Rubina.

„Nehmen wir sie mit.“ schlug Mirabella vor, die sich von Dyako nicht mehr lösen konnte.

Obwohl Wargo gegen eine weitere Aufnahme in die wohl immer größer werdende Gruppe war, überstimmten ihn alle und er beugte sich.

Milos schaute sich noch einmal um, bevor sie das Schiff betraten, aber er konnte niemanden sehen, insbesondere nicht Laetizia. Dyako's Gedanken waren nur bei Mirabella, an Laetizia dachte er gar nicht, zudem war sie ihm egal.

Unglücklicherweise konnte Laetizia ebenso nicht schwimmen und knallte mit dem Kopf gegen den Felsen, sodass sie bewusstlos wurde und auf den Flussboden sank. Als das Schiff außer Reichweite war, tauchte wie aus dem Nichts eine dunkle Gestalt auf.

Sie war vollständig in einem schwarzen Gewand verhüllt. Eine Kapuze ließ nicht erkennen, wer sie war. Etwas sehr kaltes umgab sie. Sie tauchte in den Fluss, indem sie auf dem Flussboden entlang ging, als sei dort kein Wasser.

Sie packte Laetizia und zog sie ans Ufer. Dann legte sie eine Hand auf ihre Brust und ein Lebenshauch erfasste sie. Laetizia erwachte.

„Dies war das letzte Mal.“ versicherte die Gestalt, dann verschwand sie wie sie erschienen war.

Laetizia war erschöpft. Sie hatte versagt. Sie nahm eine andere Gestalt an, um nicht weiter aufzufallen. Bevor sie sich ebenso auf den Weg in Richtung des Saphirsees machte, kontaktierte sie Agamemnon, dass die Gruppe nun fast dort sei. Ihr war bewusst, dass sie erst später dort ankommen würde.

Die weitere Fahrt verlief ohne Zwischenfälle, sodass die Gruppe den Saphirsee am Abend erreichen konnte. Der Gaardes lief in den Saphirsee hinein. An diesem Punkt konnte man erkennen, weshalb dieser See seinen Namen hatte.

Zum einen ließ die Sonne den See blau schimmern. Zum anderen ragten am Berg überall Saphire heraus, die für die meisten unerreichbar waren. Der Versuch wurde oft mit dem Tode bestraft.

Sie mussten allerdings noch ein wenig weiterfahren, um ein Anlegeplatz zu erreichen, sodass sie erst zum Abend dort sein konnten. Am Abend setzten sie den Anker.

Sie beschlossen, nicht sofort zum Saphirsee zu gehen, da am Abend zu viele Gefahren lauerten und es unnötig gewesen wäre, die Gruppe in Gefahr zu bringen. Milos erzählte Gruppe nichts von seinem Auftrag, den er vollenden wollte.

Wargo verließ des Abends einmal die Gruppe. Er gab an, dass er einen Rundgang machen wollte, um zu prüfen, ob wilde Tiere oder andere Gefahren lauerten.

Allerdings nutzte er dies, um seine Sphaera zu aktivieren. Diese leuchtete auf und flüsterte

„Mortes“, „Amberius Mortes“.

Wargo erschrak. Er konnte es nicht glauben. Diese Prüfung war die härteste, die er je bestritten hatte.

Die Sphaera schloss sich wieder. Nun war deutlich, was sie verlangte…D

en Tod von Amberius!

Wargo hatte ihn als Freund gewonnen. Warum nur? Warum verlangte sie das von ihm? dachte Wargo.

Trotzdem wollte er die Prüfung, die ihm auferlegt wurde, bestehen. Sollte er seine Loyalität beweisen, indem er einen gewonnen Freund tötet, ohne Fragen zu stellen? Plötzlich ergab dies einen Sinn für Wargo! Er beschloss, zur Gruppe zurück zu gehen.

Der nächste Tag brach an und die Gruppe erwachte nach und nach. Sie packten ihre Sachen zusammen und machten sich auf den Weg zum Saphirsee, denn es gab am gesamten See, der sehr groß gewesen war, nur eine einzige offene Stelle.

Dorthin wollte Amberius- er wollte endlich wissen, was es alles auf sich hatte. Subdurus war sehr angespannt, denn ihm war klar, dass irgendetwas passieren würde.

Dyako war abgelenkt, denn er konzentrierte sich auf die Liebe seines Lebens. Wargo fraß der Gedanke, Amberius zu töten auf, aber er hatte sich entschlossen, es zu tun, denn dies war seine Prüfung.

Als die Gruppe an der offene Stelle des Saphiersees eintraf, war es gegen Mittag- der Wind war still. Wie die Ruhe vor dem Sturm.

Wargo war gerade im Begriff, seinen Auftrag auszuführen, als es plötzlich düster wurde, die Sonne war hinter schwarzgrauen Wolken verschwunden.

Es wirkte als sei die Nacht angebrochen! So hielt Wargo inne. Was passierte hier? Dyako, Subdurus und Amberius waren angespannt.

Laetizia erschien! Sie hatte Lagon bei sich.

„Laetizia…aber wie?“ Milos war verwirrt.

Auch Dyako war erstaunt.

„Ihr kennt sie?“ fragte Subdurus, der ebenfalls verblüfft schien.

„Ja, wir hatten sie im Wald gefunden- hilflos, ich hätte auf Seth hören sollen.“ teilte Milos mit.

„Nun weine nicht gleich.“ funkte Laetizia dazwischen. „Ihr wisst, was ich verlange.“

Die Gruppe verstand nicht. In einer Schnelligkeit, die seinesgleichen sucht, zückte Subdurus ein Messer, welches er Rubina mitten in die Brust rammte. Sie stieß einen lauten Schrei aus und sank zu Boden. Amberius rannte zu ihr:

„Rubiiinaaa!“ schrie er und sank ebenfalls zu Boden.

Wargo nutze die Chance, um seinen Freund zu töten, während Milos dies erkannte und auf Wargo zulief. Allerdings konnte er nicht verhindern, dass Wargo Amberius inmitten des rechten Oberarms traf. Dies riss ihn zurück, aber er stand auf.

„Bist du verrückt?! Warum!“ schrie Amberius, „warum!“

In ihm setzte sich die Trauer ein, aus der Wut wurde. Wargo verpasste ihm ein paar Schläge und wollte ihm ein Schwert in den Bauch rammen, welche aber von einem Schwert gekreuzt wurde und Amberius Schulter traf.

Das rettende Schwert war das von Milos. Amberius sank zu Boden- neben sich liegend die in diesem Moment verblutende Rubina. Amberius konnte ihr nicht helfen, da er zu schwach war.

Milos und Wargo lieferten sich einen Schwertkampf, der seinesgleichen suchte. Wargo traf auch Milos am Oberarm. Dieser spürte wieder das Feuer in sich. Allerdings brach es nicht aus, sondern er wurde rasanter, sodass er Wargo zunächst nur am Torso streifte.

Währenddessen fühlte sich Dyako verpflichtet, Subdurus auszuschalten, weil der eine Bedrohung für alle darstellte und er konnte endlich Milos retten, damit er den Anschluss schaffte.

Laetizia wartete ab und mischte sich nicht ein. Mirabella schrie und lief zu Rubina. Subdurus hatte nur das Messer, allerdings verwandelte er sich in diesem Augenblick in einen Drachen! Dyako schreckte dies nicht ab, der plötzlich das Interesse an Subdurus entdeckte. Er zog seine Verobur.

„Ein Venator.“ merkte Subdurus mit tiefer Stimme an. „Das nützt dir auch nichts!“

„Das werden wir sehen.“ entgegnete Dyako.

Sofortig lief Dyako auf den Drachen zu und setzte zum Sprung an. Die Verobur wurde zum Stab. Der Drache spie Feuer, aber wie durch ein Wunder sprang der Venator hindurch und stach dem Drachen durch seinen Panzer!

Der Drache brüllte und spie weiter Feuer. Dyako aber sprang abermals- diesmal über den Kopf hinweg, hinter Subdurus und stach ihm ins Genick. Wieder kam Gebrüll von Sudurus‘ Seite.

„Das bringt rein gar nichts.“ donnerte Subdurus.

Dabei erwischte er Dyako, sodass dieser von ihm auf den Boden fiel.

Wargo gelang indes ein Treffer bei Milos. Dieser blutete am Bein. Die Wunde war allerdings nicht so stark, sodass Milos weiterkämpfen konnte. Durch einen geschickten Schwerthieb, stolperte Wargo zurück und verlor unglücklich sein Schwert.

Milos nutzte dies und stieß sein Schwert tief in das Herz des Glacianers, der daraufhin zuckte und seine Lebensenergie verlor.

Subdurus stampfte auf. Er ging schnellen Schrittes auf Dyako zu, der noch immer am Boden lag und trat zu. Dyako erlitt Knochenbrüche und unendliche Hämatome, denn der Drache brachte viel an Gewicht mit. Plötzlich durchbohrte ein Schwert die Halsschlagader des Drachen.

„Verrecken sollst du, du Schwein.“ rief ihm Milos ins Ohr.

Dieser war nach dem Kampf mit Wargo unbemerkt auf den Drachen gesprungen und konnte gezielt einen Schnitt ansetzen.

Danach sprang er von Subdurus hinunter. Der Drache taumelte, spie wild Feuer um sich und knallte auf den Boden. Milos konnte nicht verhindern, dass Mirabella in einem unachtsamen Moment zu Dyako konnte mitansehen wie sie durch den Drachen zerquetscht wurde. Mirabella war sofort tot. Subdurus verblutete.

Als Milos nach Laetizia Ausschau hielt, konnte er nur feststellen, dass sie verschwunden war. Sie hinterließ eine Leiche von Lagon, dem sie die Halsschlagader durchtrennt hatte.

Milos ging zurück zu Amberius, der noch lebte. Alle anderen waren des Todes- Dyako war verschwunden.

Schnell schulterte er den verletzten Amberius, um von hier zu fliehen. Er ging mit ihm zum Schiff, um Proviant und ein Zelt zu besorgen.

Danach schleppte er Amberius auf einer Trage, die er aus Kleiderresten und Baumstämmen selbst gebaut hatte, hinter sich her.

Am Abend errichtete er ein Zelt und ein Feuer. Der Sonnenuntergang war rot- so wie dieser Tag, dachte sich Milos.

Amberius war ruhig. Am nächsten Morgen wanderte Milos zum See, um die Leichen zu begraben, aber er fand nichts vor. Als er gerade am See etwas Wasser zu sich nahm, hörte er Schmerzschreie von Amberius. Er machte sich schnellstens auf den Weg zu ihm.

„Ich werde sterben!“ hauchte Amberius.

Milos erschrak kurz. Er drückte dann die Hand von Amberius.

„Nach Allem, was geschehen ist, machst du jetzt schlapp?“ warf Milos ihm vor. „Reiß‘ dich zusammen!“ brüllte er.

Dann schüttelte er ihn, als wolle Milos ihn wecken. Amberius sagte kein Wort. Seine Augen schlossen sich. Er hörte wie aus weiter Ferne seinen Namen rufen: „Amberius…

Amberius wachte auf. Er war geheilt! Keine einzige Wunde mehr. Wie war das passiert? Amberius schaute sich um. Er lag auf dem Platz des Kampfes- der hier stattfand, bei dem alle starben! Wo waren alle? Auf einmal kamen sie:

Rubina ganz vorne, gefolgt von Wargo, Milos, Dyako und Mirabella- selbst Subdurus in Menschengestalt! Sie lachten und sie rannte auf ihn zu, dabei kommen sie kaum näher.

Als Amberius genau hinsieht, erkennt er, dass Rubina älter aussieht und ein zerfetztes Gesicht hat, zudem scharfe Zähne- war dies Rubina?

Ehe er darüber nachdenken konnte, waren sie an ihm dran, er wollte laufen, doch er konnte nicht. Er fühlte sich zerrissen, da ihn alle beißen wollten!

„Nein, nein!“ schrie er und zitterte.

„Es wird schon wieder“, versicherte eine Stimme.

Amberius erwachte.

Milos hatte ihn wieder.

„Wo bin ich? Was mache ich hier?“ fragte Amberius hektisch. „Wo ist Rubina?“

„Sie ist nicht hier. Konzentriere dich jetzt auf dich, du brauchst die Kräfte, sonst stirbst du und bringst niemandem etwas.“ sagte Milos energisch.

Amberius wusste, dass Rubina tot war. In ihm füllte sich Leere. Der Sin seines Lebens erschloss sich ihm nicht mehr.

Er wusste auch, dass Milos Recht hatte und trotzdem waren seine Gefühle gerade wie ein Spiel aus Verzweiflung, Überlebenswillen, Sehnsucht und Todeswunsch, wenn auch sich alles widersprach. Aber seit waren Gefühle etwas logisches?

Trotz allem beruhigte Amberius sich. Es dauerte Stunden bis Milos alle Wunden soweit versorgt hatte, sodass Amberius außer Lebensgefahr war.

Am nächsten Tag ging es Amberius, zumindest körperlich betrachtet, schon deutlich besser. Die Wundheilung schritt voran.

Milos besorgte einen Hasen, den er häutete und über dem Feuer grillte. Die beiden hatten seit gestern kein Wort mehr miteinander gewechselt und doch hätte jeder laute Schreie gehört, viele Fragen und Trauer.

Das Knacken eines Astes verriet, dass sich jemand dem Lager näherte. Milos war auf alles vorbereitet und zückte sein Schwert. Was er sah, verwirrte noch mehr.

Eine Gestalt, mit einem schwarzen Mantel und einer schwarzen Kapuze, mit einer Aura aus Kälte stand Milos gegenüber. Bei sich trug sie einen Sack, der ziemlich gefüllt aussah.

„Was wollt Ihr?“ wollte Milos wissen.

Zugleich machte er sich kampfbereit.

„Amberius.“ durchdrang eine Stimme die Ohren und den Körper von Milos.

„Den werdet Ihr nicht bekommen- nur über meine Leiche!“ gab Milos zu verstehen.

„Nichts Leichteres als dies.“ entgegnete die Gestalt.

Sie hob ihre Hand und eine Art Energie sammelte sich zunehmend. Ein Zauberer? Ein Hexer?

„Halt!“ unterbrach plötzlich eine Stimme.

Die Gestalt hielt inne. Sie erblickte Amberius, der aus dem Zelt gekommen war.

„Nicht.“ befahl Milos. „Geh‘ wieder ins Zelt. Ich regele das hier.“

„Nein“, brachte Amberius ein, „es hat schon genug Blutvergießen gegeben.“

„Endlich“, begann die Gestalt, „lernen wir uns kennen. Mein Name ist im Übrigen Agamemnon. Ich bin hier, um Euch ein Angebot zu unterbreiten.“

Milos war noch immer nicht bereit, mit Agamemnon zu sprechen, da er einen Angriff, eine Hinterlist befürchtete und trotzdem beobachtete er zunächst die Situation.

„Was für ein Angebot könnt Ihr mir schon machen?“ wollte Amberius wissen, dabei konnte man den Sarkasmus in seinem Satz förmlich spüren. „Wenn man mir alles genommen hat.“

„Ich kann Euch Rubina zurückgeben“, versprach Agamemnon.

Amberius zuckte zusammen. Rubina zurückholen? Er realisierte, obwohl er wusste, dass sie tot war. Sofort fiel er Gedanken an sie. Er vermisste sie schrecklich, sein Herz schrie nach ihr. Und trotzdem: Er glaubte dem Fremden nicht!

„Das ist unmöglich.“ brachte Amberius hervor.

„Das dachte ich mir und deshalb“, dabei offenbarte er, was sich im Sack befand: Ein totes Wildschwein! „beweise ich es Euch.“

Agamemnon nahm etwas Abstand, sprach eine für die Anwesenden nicht zu verstehende Formel und eine Art Energie ging von seinem Finger auf das Tier über. Zunächst passierte nichts.

„Es geschieht nichts!“ warf Milos ein. „Sie wollen uns hinters Licht führen.“

In diesem Augenblick erwachte das Wildschwein, quiekte und lief an den beiden vorbei. Milos und Amberius waren unfassbar erstaunt.

„Ich habe verstanden. Was wollt Ihr als Gegenleistung?“ Amberius witterte eine Falle.

„Ihr habt Euren Part schon erfüllt, denn Ihr seid Eurer Bestimmung nachgegangen und hier her gekommen. Nun ist es an der Zeit. Ihr müsst mich nur darum bitten.“ teilte Agamemnon mit.

„Das ist eine Falle.“ fuhr Milos dazwischen.

„Das verstehst du nicht.“ Warf Amberius ihm vor. „Du hattest wohl nie eine Liebe verloren.“

„Doch, ich verstehe es sehr wohl. Auch ich hatte einst eine große Liebe und es gab Zeiten, an denen ich sie mir zurückgewünscht habe“, begann Milos. „Aber lass‘ dir eines sagen, wenn du es auch erst nicht verstehst: Der Tod gehört zum Leben und wer tot ist, sollte tot bleiben, dies kann niemand ändern, auch er nicht… das musste auch ich erkennen!“ strömte es aus Milos heraus.

Amberius verstand, was Milos ihm sagte, aber sein Verlangen in ihm, seine Geliebte wieder in seinen Armen halten zu können, war größer.

„Ich bitte dich, sie mir zurück zu bringen.“ forderte Amberius Agamemnon auf.

„Nein!“ brüllte Milos.

Agamemnon erhob seine Hand und schloss die Augen. Neben ihm erschien eine weitere Gestalt, die Rubina in ihren Armen hielt.

„Ihr stecktet hinter dem Chaos.“ bemerkte Milos.

Amberius aber überhörte dies, da er zu sehr an dem Gedanken gefesselt war, seine Geliebte wieder zu sehen, zu spüren und zu lieben.

Die Gestalt legte Rubina auf die Erde. Danach verwandelte sie sich in Laetizia. Milos reichte es. Er machte sich auf den Weg Richtung Laetizia, aber er konnte an einem bestimmten Punkt nicht weiter. Eine Art unsichtbares Kraftfeld hinderte ihn daran.

Agamemnon sprach unaussprechliche Worte und wie beim Wildschwein zuvor ging eine Energie auf Rubina über. Dann war es ruhig.

„Ich habe es vollbracht. Vielen Dank.“ sagte Agamemnon noch, bevor er wieder verschwand, indem er sich in Luft auflöste.

Laetizia ließ er zurück, die darüber sehr verblüfft schien. Milos bemerkte, dass das Kraftfeld verschwunden war. Schnellstens rannte er zu Laetizia, die ihrerseits sich in einen Bären verwandelte.

Das brachte ihr aber nichts, da zum einen Milos keinen Bären, wenn auch sehr großen seiner Art, fürchtete.

Zum anderen durchtrennte er trotzdem mit einem gekonnten Luftsprung und anschließendem gezielten Hieb, ihren Kopf vom Rest des Körpers. Ihr Körper verwandelte sich in seinen Normalzustand zurück. Sie war in wahrer Natur eine alte, hässliche alte Frau!

Amberius spürte wie das Leben in Rubina zurückkam. Sie fühlte sich kalt an, wie Stein.

„Amberius“, sagte sie mit schwacher Stimme, „das hättest du nicht machen dürfen!“

Amberius schaute irritiert. Dabei fiel ihm auf, dass Rubina sich veränderte. Ihre Haut wurde alt, zerfiel, färbte sich graugrün und ihre Augen waren rot! Amberius wich zurück. Was hatte er getan, konnte er sich so blenden lassen? Es erinnerte ihn an seinen Traum!

Noch bevor er einen klaren Gedanken fassen konnte, brüllte Rubina, oder das, was von ihr geblieben war. Zudem bekam sie diesen irren und hungrigen Blick.

Ohne darüber nachzudenken griff sie ihren Liebsten an. Amberius konnte sich nicht wehren. In allerletzter Sekunde rammte sich ein Schwert inmitten ihres Herzens und sie sank zu Boden. Sie bewegte sich nicht mehr. Amberius war wie versteinert.

„Ich sage jetzt nicht- „ich habe es doch gesagt“, denn dafür haben wir keine Zeit, wir müssen hier weg.“ machte Milos klar.

Amberius war zu verwirrt und spürte tiefe Trauer- Rubina war inzwischen verschwunden. Amberius und Milos machten sich auf den Weg. Sie wussten nicht, wohin sie sollten. Über ihnen bildeten sich schwarze Wolken, die unnatürlich wirkten. Sie ließen aber erahnen, dass etwas mit Matera geschah.

Die Dunkelheit war eingekehrt und mit ihr der Tod.









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