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Viertes Kapitel

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Amberius, Rubina und Avarit erreichten ohne weitere Zwischenfälle den Gaardes. Dieser Fluss war der längste auf Matera. Er reichte von Edengaard, wo der Herzog lebte, bis nach Fortes, was in Kretiva lag.

Wer westwärts mit einem Boot, oder gar Schiff reiste, gelangte zum Saphirsee, welches das Ziel von Amberius und Rubina war. Rubina befahl dem Kobold, ein kleines Schiff zu erschaffen.

So geschah es, dass sie ein Schiff besaßen. Sie setzten die Segel und machten sich in Richtung Westen. Rubina dachte über das dunkle Wesen nach, welches sie befreit hatte. Es hatte gesagt, dass sie zum Saphirsee reisen sollten. Aus irgendeinem Grund vertraute sie diesem Wesen, obwohl es leblos wirkte.

Schließlich hatte es ihr und ihrem Liebsten das Leben gerettet und hatte nur eine einzige Forderung an sie gestellt.

Amberius machte sich auf, zu fischen, damit sie etwas Nahrung hatten. Es gelang ihm, einige Fische zu fangen, sodass sie sich ein Essen zubereiten konnten.

Des Nachts war es sehr kalt. Es erleuchtete der Vollmond, der ihren Weg erstrahlen ließ. Rubina konnte ruhen, während Amberius das Ruder führte.

Der Tag erwachte und die Sonne küsste die Haut des Amberius‘. Als er aus dem Schlaf kam, konnte er mitbekommen, wie ihr Schiff gegen einen Felsen schellte.

Daraufhin fuhr es nicht mehr weiter. Rubina kam sofort und erkannte, dass sie stecken geblieben waren. Avarit konnte nicht aufgefunden werden. Rubina rief nach ihm und er erschien prompt.

„Was wünsch ihr?“ fragte er mit hämischem Unterton.

„Das siehst du doch, oder nicht?“ patzte Rubina ihn an.

„Nun ja“, fing der Kobold an, „ich sehe es durchaus, aber ich denke, ihr wollt‘ doch nicht den letzten Gefallen mit einer Reparatur verschwenden, oder? Denn, wenn ich diesen letzten Gefallen erfüllt habe, verschwinde ich.“

Rubina fiel es wieder ein. Sie hatten lediglich den einen Gefallen übrig. Der Kobold hatte Recht, wenngleich sie dies nicht zugab.

Rubina kam nicht dazu, einen konstruktiven Plan oder einen Ausweg zu entwickeln, denn zum einen lief ihr Schiff gerade auf Grund, weil es leck geschlagen hatte und zum anderen entdeckte sie, dass ein anderes viel größeres Schiff sich näherte. Sie erblickte, dass es sich um ein Piratenschiff handelte.

„Los, Amberius, wir haben keine Zeit, dort, Piraten!“ warnte sie laut.

In diesem Moment schossen Pfeile neben ihnen in den Boden des Schiffes ein, welches sich zeitgleich mit Wasser füllte.

Sie sprangen beide vom Schiff in den Gaardes. Es stellte sich als Fehler heraus, denn Amberius konnte nicht schwimmen. Rubina versuchte, ihn über Wasser zu halten, was ihr zunächst gelang.

Das Piratenschiff konnte sie nun nicht mehr sehen, denn das eigene verdeckte die Sicht. Der Geräuschpegel erhöhte sich so sehr- sie könnte hören, dass das andere Schiff nun an ihres angelangt war. Amberius geriet kurze Zeit unter Wasser, aber sie holte wieder heraus.

„Hey, ihr da, wollt‘ ihr ertrinken?“ grölte eine Stimme.

Das Schiff war mittlerweile um das ihrige, oder dem Rest, der aus dem Wasser ragte herumgefahren und nun konnte die Mannschaft der Piraten den Überlebenskampf der beiden im Wasser beobachten. Eine Strickleiter wurde hinabgelassen. Rubina zögerte jedoch.

„Seid nicht töricht, ihr werdet sterben.“ verhöhnte sie eine raue Stimme.

Rubina packte widerwillig die Leiter und half Amberius, damit dieser emporsteigen konnte. Sie folgte ihm. An Deck gelangt, wurden sie gezwungen, sich ihre Hände hinter ihrem Rücken fesseln zu lassen.

„Willkommen an Bord der Calvaria.“ begrüßte sie ein Pirat voller Hohn.

Die Piraten brachten beide unter Deck in einen Käfig. Dort unten war es sehr dunkel, nur vereinzelt schien das Licht der Sonne durch, weil die Tür und die Holzdielen nicht ganz dicht waren.

Amberius war erschöpft und sackte zusammen. Rubina aber war voller Energie und dachte darüber nach, wie sie fliehen konnten. Da kam ihr der Kobold wieder in den Sinn. Sie rief ihn umgehend und er tauchte auf wie aus dem Nichts auf.

„Ihr wünscht?“

In seiner Stimme konnte man den Klang von Häme deutlich spüren, doch das war Rubina gleichgültig, sie wollte jetzt ihren letzten Gefallen einfordern.

„Bringe uns hier raus.“ befahl sie dem Kobold.

Dieser nickte und schnippte einmal mit seinem Finger und das Schloss an dem Käfig öffnete sich.

Rubina fauchte: „Ich meine vom Schiff!“

„Dann hättet Ihr es auf diese Weise aussprechen sollen.“ entgegnete Avarit und löste sich auf.

Kurz danach kamen einige Piraten herein, um ihnen Nahrung zu bringen und entdeckten den offenen Käfig. Sie stürmten sofort los und zogen ihre Säbel. Die Piraten zwangen Rubina, sich erneut in den Käfig zu begeben.

„Hier flieht niemand von unserem Schiff.“ äußerte einer der Piraten.

„Genau, nur Tod.“ ergänzte ein anderer.

Rubina tat, was von ihr verlangt wurde. Die Männer nahmen das Essen wieder mit sich und die beiden mussten hungern.

In den nächsten Tagen gab man ihnen nur wenig Essen und fast noch weniger Wasser. Sie wurden schwächer und schwächer bis sie beide nur noch aus Kraftlosigkeit da lagen.

Dann, oder vielleicht auch etwas nach dieser Zeit, befestigte man ihnen Hand- und Fußschellen. Aus Benommenheit wehrten sie sich kein bisschen.

Rubina wurde irgendwann an das Deck geschleift. Amberius konnte nicht mehr einschätzen, um welche Zeit es sich handelte. Wenig später wurde auch Amberius an Deck gebracht.

Rubina und Amberius konnten nur erahnen, dass sie sich im Hafen von Fortes befanden.

Die Sonne blendete die beiden. Sie hörten viele Menschenstimmen, die wild durcheinandersprachen. Es durchströmte sie der Geruch von Fisch, stinkenden, fauligen Fisch- beide kannten diesen Geruch nicht in dieser Intensität.

Die Piraten führten sie vom Schiff ans Land. Dort trieben sie die beiden durch die Menschenmenge, welche sie anfasste, beschimpfte, an grölte, anspuckte und mit faulen Gemüse, oder Obst bewarf.

Auf einem Sandplatz befand sich eine Bühne. Dort stand ein Ungetüm von Mann, welcher um seinen Hals eine Art Eisendornen hatte.

An den jeweiligen Seiten dieser Bühne standen zwei Männer, die stark bewaffnet waren. Nach dem Aufruf einer Nummer, betrat ein weiterer Mann, in der Hand ein in kettengelegter junger Mann, der ziemlich übel aussah. Das Ungetüm nahm sich seiner an und brüllte:

„So, ihr Unwürdigen, bietet auf diesen, aus Calidarena stammenden kräftigen Mann- Wir beginnen bei 250 Taler!“

Rubina erhörte dies in einem benommenen Zustand. Die Schwäche ihres Körpers, aber auch eine Art Betäubungsmittel, von dem sie nicht gewusst hatte sorgte dafür.

Amberius war noch energieloser. Der angebotene ging für 400 Taler an einen Händler. Als nächstes zerrten sie Rubina auf die Bühne.

„Oh, eine hübsche junge Frau.“ beschrieb das Ungetüm. „Bieten sie jetzt, elegant, unschuldig und bald ihre Sklavin!“

Das Gebot fing bei 500 Talern an, und schoss schnellstens auf 1000 Taler. Ein Fremder bot sogar 1200 Taler, bis ein sehr reich aussehender schwarzer Mann 1500 Taler bot und den Zuschlag erhielt.

Rubina konnte sich nicht wehren, obwohl sie es gewollt hätte. Amberius konnte es, wenn möglich, nur im äußersten Winkel seiner Erinnerung wahrnehmen, was gerade geschehen war.

Amberius ging an einen Händler- Für 300 Taler. Es wurde sofortig verschleppt.

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Am nächsten Tag reisten Milos, Seth und das kleine Mädchen Laetizia weiter. Es gelang ihnen, in wenigen Tage Kongu zu erreichen. Diese Stadt lag im Land Lavazien, welches ein Nachbarland war. Südlich in diesem Land floss der Gaardes, südöstlich war der Saphirsee, welcher das Ziel darstellte.

In Kongu kauften sie Vorräte auf dem Markt. Lavazien war ein Land der Gewürze und Früchte, welches die drei genossen.

Sie entschlossen sich, diese Nacht noch in einer Herberge zu verbringen. Am nächsten Tag zogen sie Richtung Rax, die Stadt, welche am Saphirsee lag. Da es zu keinen Zwischenfällen kam, erreichten Milos, Seth und Laetizia die Stadt innerhalb von zwei Tagen.

Seth erholte sich zunehmend von dem Angriff zuvor, aber war nicht vollständig genesen. Als sie in Rax ankamen, war es des Nachts. Sie wollten für den heutigen Tag erst mal Rast machen, bevor sie Morgen weiter zum Saphirsee wanderten, um die Aufgabe des Sapiens zu erfüllen.

Während Laetizia sich früh zum Schlafen legte, besuchten Milos und Seth eine Schenke in der Nähe. Beide tranken ein Bier. Sie sprachen seit dem Vorfall im Albwald nicht miteinander. Unabhängig voneinander dachten sie an Laetizia, nicht an das kleine Mädchen, sondern an ihre Liebste.

„Hey du.“

unterbrach jemand plötzlich mit tiefer Stimme die Gedanken der beiden.

Ein finster dreinblickender, alkoholisierter und kräftiger Mann stand neben Milos und tippte mit seinem Finger auf die Schulter. Milos schaute ihn fragend an.

„Du sitzt auf meinem Platz.“ erklärte der Fremde.

„Das hast du richtig erkannt.“ teilte Milos knapp mit und wandte sich ab.

Dies gefiel dem Fremden nicht und er ging weg. Er kehrte mit einer Hand voll weiterer alkoholisierter Fremder, die bereit schienen, für diesen Stammplatz Gewalt anzuwenden, zurück.

„Das ist er.“ hörten Seth und Milos den Fremden seinen Männern erklären.

Danach verlief alles wahnsinnig schnell. Milos stand auf, der Fremde schubste ihn, während die anderen Männer von Seth einen Hieb nach dem anderen kassierten.

Zwar hatte Seth Schmerzen, welche aber vom Adrenalin betäubt wurden. Milos verpasste dem Fremden eine gebrochene Nase und mehrere blaue Flecken. Es kam rasant zu dem Ergebnis, dass der Fremde mit seinen Männer floh.

Milos und Seth stellten die umgefallenen Stühle auf und richteten grob die Sachen wieder her, die während des Kampfes durcheinandergeraten und unordentlich geworden waren.

Nach einem weiteren Bier wollten die beiden wieder zurück zur Herberge. Außerhalb der Schenke warteten allerdings zwei Dutzend Männer, angeführt von dem lädiertem Fremden, die bereit waren, die zwei zu verletzen, oder gar umzubringen.

„Nun, seid ihr dran.“ drohte der Fremde.

Gleich mehrere Männer gingen auf Seth und Milos gleichzeitig los. Sie hatten große Mühe, die Angreifer abzuwehren.

Seth erlitt an seinem linken Oberarm eine Schnittwunde. Einen Angreifer tötete Milos durch einen Stich des Schwertes in dessen Brust. Die anderen schlug er weniger erfolgreich zurück.

Auch Milos wurde verletzt. Er erlitt leichte Schnittwunden am Bein und am Bauch. Milos gelang es jedoch, einen weiteren Fremden zu töten, bevor ein Angreifer ihm das Schwert aus der Hand schlug. Es lag unerreichbar für Milos auf der Erde.

„Schluss!“ brüllte der Angreifer. Zwei Männer hielten dabei Milos fest und der Mann setzte sein Schwert an die Kehle. Seth hielt sofort inne und wurde entwaffnet. Die Situation war ausweglos.

„Hättest du bloß meinen Platz freigehalten“, bemerkte der Fremde hämisch.

Als er gerade im Begriff war, die Kehle von Milos aufzuschlitzen, durchschoss ein Pfeil seine Brust und durchbohrte sein Herz. Der lange Pfeil ragte am Rücken heraus.

Der Fremde sank zu Boden. Ehe die anderen Männer realisieren konnten, dass er getötet wurde, schossen schnellstens weitere Pfeile in die Torsos der anderen Männer.

Nach diesem Blitzangriff blieb ein Mann am Leben, da dieser den Pfeil nur in seinen Oberschenkel bekam. Er schrie. Milos und Seth blieben vorsichtig.

Sie schauten sich die ganze Zeit um, in der Angst, ebenfalls getroffen zu werden. Sie dachten nicht an eine Befreiungsaktion, sondern an einen Überfall von mehreren Männern, die jeden Moment losstürmen würden.

Es geschah zunächst nichts. Es tauchte ein Fremder auf, der seine Armbrust abwechselnd auf die beiden richtete.

„Ist einer von euch Milos?“ wollte der Unbekannte wissen. Milos und Seth waren irritiert.

„Wer will das wissen?“ fragte Milos.

„Das tut nichts zur Sache, Namen sind wie Schall und Rauch.“ erklärte der Fremde.

„Dann scheint ihr, Milos zu sein.“ stellte er zudem fest.

Milos zögerte. Der Unbekannte zielte auf Milos und drückte ab. Der Pfeil durchbohrte den Körper und ein Schrei ging auf.

Milos war aber unverletzt. Er begriff, dass Seth den ankommenden Pfeil abfing. Er blutete stark.

„Dann trifft halt der Zweite.“ brummte der Fremde.

Die Armbrust aber hackte. Milos stürzte indes zu Seth. Dieser schnappte nach Luft. Blut strömte aus seinem Mund. Jeglicher Versuch, seinen alten Freund zu retten, blieb wirkungslos. Seth erstickte an seinem eigenen Blut und lag regungslos dort.

Milos hatte keine Zeit, zu trauern. Der Fremde hatte die Armbrust beiseite geworfen und ging schnellen Schrittes auf Milos zu. Er hatte dabei einen Stab als Waffe.

Bereit, Milos zu töten, erkannte er spät, dass Milos, beherrscht durch seine Trauer und seinen Hass, bereits eine mächtige Energie erlangte.

Es umgab ihm ein leichtes Feuer. Milos eilte dem Fremden entgegen und hob zwischendrin sein Schwert vom Boden. Das Schwert fing ebenso Feuer, aber es verbrannte nicht. Der Fremde wich, entgegen der natürlichen Reaktion, nicht zurück.

Beide schlugen aufeinander. Der Stab traf das Feuerschwert, fing aber kein Feuer. Schwert und Stab krachten aufeinander, so dass es donnerte.

Der Hass in Milos wuchs. Er bekam Kräfte, die des Gegenübers weitaus höher lagen. So gelang es Milos, den Fremden die Waffe aus seiner Hand zu schlagen und ihn mit einem Tritt auf die Erde zu bringen.

Eilend rückte er nach und hielt dem Mörder von Seth das Schwert an die Kehle. Das Schwert brutzelte an der Haut.

„Warum?“ brüllte Milos, „warum musste er sterben?“

„Es war nicht er, der hätte sterben müssen“, fing er an, „es seid Ihr!“ verriet der Fremde.

„Und wer seid Ihr, dass Ihr meinen Tod wolltet- ich kenne Euch nicht!“ fragte Milos wutentbrannt.

„Ich will nicht Euren Tod, Ihr seid mir gleichgültig. Ich bin nur der Vollstrecker. Mein Name ist Dyako.“ erklärte dieser.

Milos fiel auf, dass es ein Venator sein musste. Es lag an der Art, wie er kämpfte, die Waffen- es stimmte alles. Es war Milos gleichgültig, bei wem es sich hierbei handelte- er musste sterben!

Die Wut übermannte Milos und er spürte eine derartige Energie, die er nicht kontrollieren konnte. Das Feuer flammte auf und Milos schuf, über sich selbst staunend, eine Feuerkugel in seiner Hand.

Er richtete sie auf Dyako und schoss sie ab. Sie schlug genau auf den Torso ein und schleuderte Dyako einige Meter weg. Er landete hart auf den Boden und hatte Verbrennungen durch den vorherigen Einschlag der Feuerkugel.

Dyako war lebensgefährlich verletzt und würde einen weiteren Angriff nicht überleben. Plötzlich verlor er Luft und wurde bewusstlos. Milos beobachtete alles und machte sich auf zu Dyako. Milos stellte fest, dass Dyako nicht mehr atmete.

Milos ging zurück zu Seth, der noch immer leblos dort lag. Die Hoffnung in Milos hatte bis zuletzt davon gelebt, dass Seth nicht tot sei. Er musste feststellen, dass er sich geirrt hatte.

Irgendein Reflex ließ Milos nochmals zu Dyako sehen. Dieser aber war verschwunden. Das störte Milos nicht. Er beschloss, Seth zu beerdigen und hob ein Grab aus.

Nachdem er mühevoll und mit allerletzter Kraft, Seth in sein Grab hievte und die Erde auf ihn schaufelte, brach er zusammen.

„Milos.“ hörte er eine liebliche Stimme wie aus der Ferne.

Er öffnete seine Augen, aber seine Augenlider waren schwer. Er konnte nicht richtig sehen, denn es war alles verschwommen.

„Milos“, wiederholte die zärtliche Stimme.

Sie klang monoton, hatte keine Aufforderung an ihn und doch wollte er ihr folgen. Eine Silhouette näherte sich ihm und blieb ein paar Meter vor ihm stehen. So sehr sich Milos auch anstrengte, er konnte sie nicht erkennen.

„Milos.“ Mit jedem Rufen klang die Stimme noch wohliger. „folge deiner Bestimmung!“

In einer schnellen Abfolge sah er ein kleines Mädchen, eine Frau, einen Mann und einen lebendigen Toten. Kurz bevor er erwachte, stellte er fest, dass es sich bei dem Mädchen um Laetizia handelte.

„Laetizia?!“ sagte er und erwachte.

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Die Arena tobte. Der Sand war trocken und hart, getränkt von Erinnerungen, die blutig waren. Die Sonne erhitzte den Boden, sodass er beim Betreten schon Schmerzen verursachte. Die Tore wurden hochgelassen und die Kämpfer zogen in die Arena ein- ein Jubel brach aus.

Unter den Kämpfern, die man auch Totgeweihte nannte, befand sich Subdurus. Er war ein bekannter Kämpfer, der nicht einmal verloren hatte. Die Menge jubelte hauptsächlich wegen seiner Person. Er stand für Stärke und Ausdauer.

Wargo kannte niemand. Er wurde vor Wochen in ein Trainingslager gesteckt, um ihn auszubilden. Das hatte er natürlicherweise nicht nötig- Wargo war ein Krieger und bestens ausgebildet.

Er tötete mehrere seiner Mitstreiter, sodass er schnellstens zu einem Geheimfavoriten der diesjährigen Spiele aufstieg. Er wurde zugleich zum Hassobjekt für alle weiteren Mitstreiter.

Sein Herr hatte es zeitweise bereut, ihn gekauft zu haben. Wargo aber brachte durch kleine Siege wieder ein paar Taler in die Kasse.

Wargo wollte hier ebenfalls siegen. Seine Motivation bestand aber daraus, dass der Sieg dieses Turniers Freiheit bedeutete- dem Sieger wurde diese geschenkt.

Sein Herr wollte dies unter keinen Umständen, deshalb beauftragte er die anderen, Wargo bis zum Finale zu schützen und erst dann zu töten, da sein Herr für das Erreichen des Finales eine Menge Geld bekommen würde. Er hatte viele Taler auf ihn gesetzt.

Wargo hatte keine Ahnung von alledem. Die Ursache lag nicht an seiner Naivität, sondern Wargo war abgelenkt. Er verstand alles als Teil seiner Prüfung. Sein Ziel war nach wie vor der Saphirsee, wie es seine Sphaera von ihm verlangte. Diese war gerade an einem anderen Ort, aber das machte nichts.

Die fünfzig auserwählten Kämpfer erreichten die Mitte der Arena. Zunächst gab es drei Runden, die bis zum Finale überstanden werden mussten.

Bei der ersten Runde kämpften alle gegen einige Tiere wie Tiger, Löwen oder auch Wölfe. Diese Runde endet mit dem Töten dieser Tiere.

In der der zweiten Runde wurden die Tiere zwar weniger, aber auch gefährlicher. Es folgten Fresser und wie auch Reißer.

Wer dies überlebte, musste sich der Plattform stellen. Eine drehende Steinscheibe, die zeitgleich von Schützen mit Feuerpfeilen beschossen wurde. Unter ihnen befand sich ein brodelndes Feuer, welches erst endete, wenn vier Kandidaten für das Finale übrig gewesen waren- oder weniger, falls es nicht anders ging.

Im Finale warteten ein schrecklicher Gegner, der geheim gehalten wurde und die anderen zwei bis drei Gegner, die alle ebenso die Freiheit wollten.

Jeder der Totgeweihten erhielt nur ein Kurzschwert, aber keinen weiteren Schutz. Es war demzufolge kein einfacher Weg für die Krieger, wie auch für Wargo.

Runde eins begann. Die Tiere wurden losgelassen. Die ersten Männer schrien, da sie auf grausame Weise gerissen wurden. Die Tiere waren besonders aggressiv und hungrig, da sie tagelang nichts zu fressen bekamen.

Wargo wurde von einem Tiger angegriffen. Während dieser zu einer gezielten Attacke ansetzte, lief Wargo auf den Tiger zu. Er rammte ihm das Kurzschwert mitten durch den Kopf, bevor der Tiger seinen Hunger mit Wargos Fleisch stillen konnte oder daran gedacht hatte.

Die erste Runde hinterließ Siebenundzwanzig Kämpfer, da es viele von ihren nun toten Mitstreitern unterschätzt hatten.

Nachdem alle Tiere getötet wurden, beseitigte ein Trupp die Leichen der Gefallenen. Es blieb den Totgeweihten nicht viel Zeit zum Verschnaufen, denn kaum waren die Leichen fortgeschafft, wurden die Fresser und Reißer hereingelassen. Diese Monster hatten es in sich. Blitzartig schnappten sie mehrere Kämpfer, deren Schreie verstummten.

Wargo schnappte sich ein zweites Kurzschwert, um sich doppelhändig verteidigen zu können. Er übernahm die Taktik des direkten Angriffs.

Ein Reißer in seiner Nähe sollte sein erstes Opfer werden. Wargo rannte auf diesen zu. Der Reißer rannte ebenfalls und setzte zum Sprung an. Wargo sprang über das Ungetüm hinweg, drehte sich und warf das zweite Kurzschwert, welches in den Rücken traf. Der Reißer brüllte und setzte beim Eintritt des Kurzschwertes in seine Haut, ein nicht zu überhörendes Jaulen aus.

Plötzlich kam von links ein zweiter Reißer, den Wargo nicht hat kommen sehen. Der zweite attackierte ihn. Das zweite Untier verletzte Wargo mit seinen Pranken am linken Oberarm. Der Schmerz ließ sich für einen Glacianer aushalten.

Wargo musste sich beeilen, da der erste Reißer nun seine Chance zum Angriff witterte. Beide Reißer setzten nun zum Angriff an. Wargo musste sich für einen entscheiden, gegen wen er sich verteidigte, da es nur für einen reichen würde. Er entschied sich für den ersten.

Wargo hatte nur eine Möglichkeit. Einen zweiten ungeschützten Angriff würde er vielleicht nicht überleben, oder zumindest schwer verletzt, aber an den Folgen sterben.

Die zwei Reißer kamen näher. Wargo konzentrierte sich auf die Kehle des ersten. Als dieser nahe genug herankam, schlitzte er diesem die Kehle mit all seiner Kraft durch, sodass das Blut nur so aus seinen Adern schoss. Der Reißer war im nächsten Moment tot.

Der andere Reißer erwischte Wargo am Rücken, worauf er ihm eine heftige Bisswunde zufügte. Wargo spürte den Schmerz. Es trieb ihn, trotz des erfolgreichen Angriffs des Reißers, noch mehr an.

Wargo bewegte sich langsam auf den Reißer zu und nahm zunehmend Anlauf. Während des Laufs streckte er sein Kurzschwert gen Reißer wie eine Lanze und stach ihm direkt in sein rechtes Auge. Zeitgleich war der Reißer in die Richtung gesprungen, aus der Wargo kam.

Der Schaden war nur geringfügig, den das Tier Wargo zufügen konnte. Wargo zog das Kurzschwert heraus sprang auf den Rücken des Reißers und stach auch in sein andere Auge. Das Tier schrie auf und rannte vor lauter Panik mit Wargo auf dem Rücken wild durch die Arena.

Einen Kämpfer trampelte es tot. Wargo setzte während des Ritts zum finalen Todesstoß an, indem er sein Kurzschwert langsam im Kopf versenkte. Der Reißer starb und der Lauf wurde gestoppt, Wargo flog vorne über und knallte an einer Außenwand der Arena.

Der Glacianer konnte sich nur kurz erholen, da ein Fresser auf ihm aufmerksam wurde. Er bewegte sich schnell zu ihm, sodass Wargo keine Verteidigung blieb.

Der Fresser biss sich in das rechte Bein des Kriegers fest. Wargo versuchte die Wucht des Schmerzes zu unterdrücken, stieß aber einen kurzen Schrei aus.

Der Fresser zerrte an seinem Bein, Wargo versuchte, mit seinen Händen, das Ungetüm von sich zu bekommen. Es gelang ihm für einen kurzen Moment, sich loszureißen, bevor der Fresser wieder zupackte.

Diesmal verletzte das Tier Wargos unteren Teil des Beins, indem er ihm eine tiefe Wunde zufügte. Wargo brüllte. Der Schmerz durchfuhr seinen gesamten Körper. Das Blut floss. Wargo spürte, wie seine Lebensenergie zu enden drohte. Der Fresser erkannte dies und war im Begriff, sein Opfer zu töten.

Der Fresser schritt weiter voran, knurrte und fletschte seine großen Zähne. Der Fresser fuhr erneut seine scharfen Krallen in die Haut des Glacianers. Wargo konnte sich nicht wehren, obwohl er es versuchte, da es zum einen das Gewicht des riesigen Tieres und zum anderen seinen scheidende Lebensenergie dazu beitrugen.

Genau in diesem Moment bohrte sich ein Kurzschwert oberhalb des Fressers direkt durch seinen Kopf. Nachdem der Angreifer es wieder herausgezogen hatte, wiederholte er dies noch zweimal, rammte das Schwert aber jedes Mal in eine andere Stelle.

Es handelte sich bei jenem Kämpfer, den man Subdurus nannte. Wargo verlor anschließend das Bewusstsein, da seine Kräfte nachließen.

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Die Sonne blendete. Sie schaute sich um. Sie befand sich in einem Zimmer, welches wohl in einem Schloss oder einem großem Anwesen liegen müsste. Zumindest der Einrichtung nach zu urteilen.

An ihrem Körper trug sie ein seidenes Kleid. Jemand musste sie neu angekleidet haben. Als sie versuchte, aufzustehen, bemerkte Rubina die Kette, die sich an ihrem rechten Bein befand. Sie probierte, sich zu befreien, indem sie kräftig an der Kette zog. Es gelang ihr nicht, sich zu lösen.

Es öffnete sich eine Tür und Rubina legte sich instinktiv wieder hin. Sie versuchte, ruhig liegen zu bleiben. Ihren Atem anzuhalten, vielleicht würde die reinkommende Person denken, dass sie noch schlafe. Die Person ging langsam hinein, sie schien, einen leichten Gang zu besitzen. Es hätte demzufolge eine Frau sein können. Rubina sollte mit ihrer Vermutung richtig liegen.

„Hallo.“ grüßte die Fremde. Dabei klang sie ein wenig ängstlich und verunsichert.

Rubina nahm die Gelegenheit beim Schopf und packte die Frau am Hals und zog sie zu sich.

„So, jetzt ist das Spiel vorbei und du lässt mich frei!“ drohte Rubina. Dabei drückte sie fester zu. Die Frau schnappte nach Luft.

„Ich“, röchelte die Frau, „bin auch eine Gefangene. Es bringt dir nichts, mir zu drohen. Du wirst dann nicht von hier fortkommen können.“

Rubina ließ los. Sie hatte es irgendwie geahnt. Die Frau schlug mit dem Ellenbogen zu, sobald sich der Klammergriff löste. Rubina fiel nach hinten weg. Die Frau sprang auf sie und würgte sie. Dann ließ die Unbekannte sie wieder los.

„Wenn du das noch einmal wiederholst, dann bringe ich dich um!“ schrie sie und zitterte am ganzen Körper.

Dann stand sie auf und verließ den Raum wieder. Rubina blutete ein wenig in der Nase. Die Verletzung war nicht all zu schlimm.

Nach einigen Stunden betrat die Unbekannte den Raum abermals.

„Hast du dich endlich beruhigt?“ fragte sie energisch. Rubina sagte kein Wort.

„Ich war hier, um dir einige Informationen mitzuteilen“, berichtete die Frau, „Informationen von einem gewissen Ambrosuis.“

„Amberius?“ fragte Rubina plötzlich.

„Ja, meinte ich.“ bestätigte die Frau.

„Wo ist er?“ Rubina drehte sich zu der Fremden.

„Das weiß ich nicht. Ich kenne ihn nicht, aber er sagt, dass er dich befreien wird- du musst nur warten, bis er sich meldet.“ erklärte sie.

Rubina wusste, dass er lebt, sie konnte nicht sagen, woher, sie wusste es eben. Eine Nachricht von ihrem Geliebten zu hören, war eine Freude für sie. Sie konnte kaum erwarten, ihn wieder zu sehen und ihn zu berühren.

„Hast du ihn gesehen, woher weißt du von ihm?“ fragte Rubina außer Atem.

„In Ordnung, ich erzähle es dir alles, damit du es verstehst.“ teilte sie mit.

Die Frau berichtete, dass sie Mirabella heißt. Sie ist, wie sie schon angab, ebenso eine Gefangene in dieser Burg. Sie gab an, dass sie nun Leibeigene von Watango wären, der der Herrscher über Fortes war. Watango hätte mehrere hunderte Frauen.

Mirabella hätte diese Information von dem Koch der Burg. Er hieß Lagon. Rubina musste zu diesem Koch gelangen, um ihn zu fragen, woher er diese Nachricht hatte, machte Rubina deutlich.

Mirabella machte ihr keine Hoffnung, denn Watango vertraute niemandem, gerade nicht seinen Frauen. Rubina zählte noch nicht einmal dazu, da sie noch nicht ernannt wurde.

Unverhofft ging die Tür auf und zwei Soldaten traten herein, hinzu kam eine streng aussehende Gestalt mit reichlich Gold am Körper.

Rubina begriff schleunigst, dass es sich bei dieser Person um Watango handeln müsste und sie sollte wieder einmal Recht behalten. Die Soldaten packten sie fest und schmissen sie zu Boden.

„Nischt so grop", befahl Watango. Dabei rollte er das „r“. Er betrachtete sie von oben bis unten und hob seinen rechten Zeigefinger.

„Isch weiss jätz.“

Er machte eine kleine Pause, indem er tief Luft holte.

„Isch weiß, dass du bischt Rubinna!“ verkündete er.

Rubina war mulmig zumute, da sie nicht einschätzen konnte, was Watango von ihr gewollt hatte.

„Uberrascht? Ja. Watango weiß aalle.“ grinste er. Er feierte sich ein wenig selbst dabei.

„Isch weiß, weil dein Koff, wass koschtet.“ verriet er.

Zwar wirkte Watango wohl auf niemanden intelligent, dennoch fürchtete ihn jeder. Rubina wusste nun, dass Watango von dem Kopfgeld wusste. Dies ließ ihre Gedanken dahin ausschweifen, dass sie nicht bei Amberius endeten.

Sie hatte ganz plötzlich das Gefühl, ihn durch die Übergabe an den Herzog von Edengaard, nie wieder zu sehen. Rubina hatte in diesem Moment immer wieder diese Bilder im Kopf, wie der Herzog von Edengaard sie köpfen ließ. Sie geriet durch diese Gedanken in Panik! Was sollte sie tun, wenn dieser Watango sie für die Belohnung ausliefern würde?

„Ich habe Reichtümer und kann dich entlohnen.“ brach es aus ihr heraus.

Sie hatte die Aufmerksamkeit des Herrschers.

„Du haschst Reischtumer?“ lachte er. „Du bischt gefloh, wo haschst du Versteck?“

Dann tanzte er wieder vor ihr herum, als habe er sie überlistet.

„Ich zeig‘ es dir…sofort!“ gab sie an.

Watango hielt inne. „Wie?“

„Binde mich los.“ forderte sie.

Watango schaute seine Soldaten an und machte eine kurze Handbewegung, die wohl hieß, dass sie Rubina entfesseln könnten. Sie wird schon nicht fliehen, da sie hier nicht herauskommen wird, dachte sich Watango.

Die Soldaten machten die Fesseln los. Rubina schaute sich kurz um und sah ein offenes Fenster. Sie nahm ihre linke Hand hoch und zeigte dem Herrscher ihren Ringfinger. Dieser zierte einen Diamantenring, den jeder sofortig als einen solchen identifizierte. Die Augen des Herrschers fingen an zu leuchten.

„Ich habe noch mehr davon versteckt. Wenn ihr mich gehen lasst, dann überlasse ich euch all meine Reichtümer.“ versprach Rubina.

„Diesser Ring isch nicht äscht.“ gab Watango zu bedenken.

„Dann schau‘ ihn dir doch an.“ rief sie und warf ihm den Ring entgegen.

Der Ring kam auf dem Boden auf und rollte Richtung Tür. Watango verfolgte ihn auf der Stelle, aber er entwich ihm.

„Sucht, sucht!“ brüllte er.

Die Soldaten schwirrten wie Bienen aus. Rubina nutzte die Gelegenheit und lief zum Fenster.

Sie hörte vor dem Absprung, wie Watango „Halt!“ und „Kriegt Sie!“ hinterher schrie, aber es war zu spät.

Rubina sprang aus dem Fenster. Für einen kurzen Moment fühlte sie sich leicht wie ein Vogel, frei und lebendig. Als sie die Augen öffnete, bemerkte sie, dass sie gleich in ein Fischerboot krachen würde.

Sie schloss die Augen schnellstens wieder. Sie knallte in das Boot hinein, sodass es entzwei brach und versank. Die Fischer ertranken allesamt nach und nach, da sie nicht schwimmen konnten.

Rubina hatte sich wie durch ein Wunder nicht verletzt. Sie hielt sich an einem Stück Holz vom zerstörten Fischerboot fest.

Als sie in einem Moment nach oben sah, fiel ihr auf, dass sich eine weitere Person im Anflug befand. Watango konnte es nicht sein, da er am Fenster stand und lauthals fluchte. Er machte Zeichen und die beiden Soldaten sprangen widerwillig hinunter.

Die zweite Person kam indes auf dem Wasser auf. Rubina beschloss, in die Richtung zu schwimmen. Nur mühselig gelang es ihr. Es kostete sie Kraft, aber sie wollte es aus einem unbekannten Grund trotzdem machen.

Was aus den Soldaten wurde, konnte sie nicht erkennen, aber sie müssten nach ihrem Gefühl ebenfalls im Wasser sein.

Trotz dieser möglichen Gefahr, auf die Soldaten zu treffen, entschloss sich Rubina immer noch in Richtung der nach ihr gesprungenen Person zu schwimmen.

Rubina traf auf die Person, die mit dem Rücken nach oben vor sich her trieb. Schnell drehte Rubina sie um. Es war Mirabella!

Rubina schüttelte sie leicht und sprach sie an. Mirabella zeigte keine Reaktionen. Rubina schwamm zügig an ein Ufer. Es kam ihr vor, als wären Stunden vergangen, bevor sie das rettende Ufer mit Mirabella unter einem Arm erreichte.

Sie legte Mirabella auf die Erde und versuchte sie wieder zu beleben. Zum Glück gelang es Rubina. Als Mirabella erwachte, brach Rubina zusammen.

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