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Zweites Kapitel

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Amberius und Rubina waren nun mehrere Tage unterwegs seit dem Vorfall mit dem Dunkelwolf. Bisher gelang es ihnen nicht, aus dem Dunkelwald zu entkommen. Beide waren schwach, seit Wochen ernährten sie sich hauptsächlich von Früchten, oder Nüssen. Ihre Kleider waren zerrissen. Rubina schien zu erkranken.

Da es Nacht wurde, mussten sie ein Lager aufschlagen. Amberius besorgte trockenes Geäst, um daraus ein Feuer zu machen. Während Rubina einen Schlafplatz herrichtete. Danach sammelte sie Früchte. Amberius entdeckte plötzlich einen Hasen.

Langsam nahm er sich einen Ast und brach vorn ein Stück ab, um es zu spitzen. Er schlich sich mit äußerster Vorsicht an den Nager heran. Dieser wirkte, als nehme er Amberius gar nicht wahr. Kurz bevor Amberius den Hasen mittels Sprung erstechen wollte, sauste eine Wurfaxt an ihm vorbei und traf das Tier in den Kopf. Der Hase war sofort tot. Amberius schaute verwirrt in alle Richtungen, aber er konnte niemanden erblicken.

„Hey!“ schrie auf einmal jemand. „Das ist meiner.“

Abermals konnte er niemanden entdecken. Es war keine Person dort oder er konnte sie nicht sehen, dachte er sich.

„Hier unten.“ machte die Stimme deutlich.

Amberius blickte nach unten. Dort sah er ein kleines Wesen, etwa halb so groß wie er selbst. Es sah älter aus, mindestens drei Mal so alt wie Amberius und es hatte einen langen weißen Bart. Das Geschöpf sah grimmig drein.

„Was glotzt du denn so?“ meckerte das Wesen und ging an Amberius vorbei, während dieser angewurzelt dort stand. Das Wesen zog die Axt aus dem Kopf und packte den toten Hasen am Ohr. Amberius räusperte sich, um auf sich aufmerksam zu machen. Das Wesen neigte seinen Kopf.

„Was willst du.“ fauchte es.

„Äh, … wir…“ stotterte Amberius.

Er wusste einfach nicht, wie er dem Wesen erklären sollte, dass es ihnen etwas vom Hasen abgeben sollte. Amberius kam sich dumm vor.

„Ok, hör‘ zu, ich merke schon, du möchtest etwas vom fetten Braten haben.“ fasste das Wesen zusammen.

Es grinste. „Also, ich wäre einverstanden“, begann es, „wenn du mir Gold geben könntest.“

Amberius schüttelte den Kopf: „Das habe ich nicht.“

„Nicht eine Münze?“ fragte das Wesen neugierig.

„Nicht eine einzige Münze.“ gab Amberius zu.

„Silber- Juwelen- Diamanten oder irgendetwas Wertvolles?“ forschte es nach.

„Ich habe etwas.“ unterbrach Rubina die beiden. „Ich werde dir etwas geben.“

Das Wesen ging einen Schritt zurück. Es war missmutig.

„Seid ihr nur zu zweit?“ fragte es leise.

„Ja.“ antwortete Rubina.

„Zeig‘ mir dein wertvolles Etwas.“ forderte das Wesen Rubina auf.

Seine Augen fingen zu leuchten an. Rubina hob ihre Hand und zeigte ihren Ring. Er war goldglänzend. Amberius wollte protestieren, aber sie fuhr ihm dazwischen:

„Ist schon gut, es ist nur ein Symbol.“

„Ja“, stimmte das Wesen zu, „nur ein Symbol.“ Es war so vertieft in das Gold des Ringes, dass es nicht bemerkte wie Amberius langsam hinter sich nach einem Stein griff, ausholte und es genau an seinen Hinterkopf traf. Das Wesen fiel sofort um und blutete stark.

Als das Wesen wieder erwachte, war es gefesselt. Es nahm den Geruch von gegrilltem Hasen in der Nase wahr. Sofort war ihm wieder bewusst, was geschehen sein musste. Der Versuch, sich zu befreien, sollte dem Wesen nicht gelingen.

„Ahhh!“ brüllte es. „Bindet mich sofort los!“

Amberius, der in diesem Moment einen Teil des Hasen genüsslich verschlang, stand gemächlich auf und bewegte sich auf das kleine Wesen zu.

„Zuerst verrätst du uns deinen Namen.“ verlangte Amberius. Es zögerte und dachte nach. Es war sich unsicher, ob die beiden wissen, womit sie es zu tun hatten.

„Ist der Name den von Belangen?“ fragte es argwöhnisch.

„Ja.“ machte Amberius ihm klar. „Ist es.“

„Wir wissen, was du bist.“ fügte Rubina hinzu. „Ein Kobold.“

Das Wesen wandte sein Gesicht ab, denn sie waren im Recht. Das gefiel dem Kobold gar nicht. Erst kein Gold und dann haben sie das Wissen, was es war!

„Mein Name lautet Avarit.“ verriet der Kobold.

Kobolde mussten bei einer Aufforderung ihren Namen preisgeben. Wenn sie dies vollbracht hatten, durften sie diesen Personen nichts mehr antun. Gold dagegen blendet sie, sie verfallen in eine Art Hypnose. Nachdem er seinen Namen bekannt gegeben hatte, senkte er sein Haupt.

Kein Kobold mochte dies. Rubina ging unverzüglich hinter dem Kobold und schnitt seine Fesseln durch. Amberius erschrak. Der Kobold schien verwundert und streckte seine Hände vor sich, um sich zu vergewissern, dass er frei war.

„Ich habe dir die Freiheit geschenkt- das bedeutet, du schuldest mir 3 Gefallen.“ stellte Rubina klar. Avarit war erstaunt, dass jemand Kobolde zu kennen vermochte. Aber er war nicht allein- Amberius wirkte ebenfalls sehr verwundert. Der Kobold bemerkte das Erstaunen von Amberius.

„Ich werde den Gefallen nachkommen, da es meine Verpflichtung ist.“ versprach Avarit.

„Gut, dann führst du uns nach Sonnenglut.“ befahl Rubina.

„Ja, das werde ich.“ bekundete der Kobold.

Nachdem Amberius und Rubina ihr Mahl beendeten machten sich die drei auf den Weg.

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Südlich von Matera, südlicher als die Teufelsenge lag die Stadt Kaltrand. In einer Schenke, die sich „Zum Eingang der Hölle“ schimpfte, saß an der Bar ein Mann namens Wargo. Er war ein Paladin und er gehörte dem Orden der Glacianer an. Es handelte sich bei ihnen um Einzelgänger, die nach der Ausbildung mehrere Prüfungen vollbringen mussten, um in den Orden als vollwertig aufgenommen zu werden.

Diese Prüfungen sind individuell, aber sie haben stets mit Stärke, Mut, Intelligenz und Loyalität zu tun. Wargo hatte bisher die Prüfungen der Stärke, des Mutes und der Intelligenz bestanden.

Bei der Prüfung der Stärke besiegte er ohne Waffen einen Reißer. Dieses Untier war eine Mischung aus Wolf und Löwe, wenn man es beschreiben müsste. Wargo war, wie alle Glacianer emotionslos, sie waren kalt, wie ihr Glaube. So fiel es ihm nicht schwer, dem Reißer das Genick mit seinen Händen zu brechen. Der Kampf dauerte gerade einmal drei Minuten.

In der Prüfung des Muts musste Wargo ein Ei einer Venenumspinne erbeuten. Der Stich dieser Spinnenart war zwar nicht tödlich, dafür blieb ein Opfer gelähmt und bekam bei lebendigem Leib mit, wie die Spinne einem das Leben aussaugte. Diese Prozedur dauerte Tage, wenn nicht gar Wochen und quälte das Opfer. Der Tod war wie eine Erlösung dagegen.

Bei der Prüfung der Intelligenz musste Wargo einen Weg aus dem Labyrinth Mortem finden. Die Schwierigkeit bestand darin, dass jeder beschrittene Weg der letzte sein konnte, denn zum einen verschwanden Wege einfach und zum anderen verbargen sich einige Ungestalten hinter bestimmten Hecken.

Mortem war verflucht. Manch ein Glacianer und auch andere ungeübte und naive Wesen verirrten sich hier. Wenn sie verstarben, so hieß es, wanderten ihre Seelen ruhelos umher, um sich an den Lebenden zu laben oder sie zu töten, da die Untoten sie um das Leben beneideten, welches ihnen von Mortem genommen wurde.

Wargo benötigte einige Zeit und musste sich gegen einen Werwolf, ein paar Untoten und einem Arachnoiden durchsetzen. Arachnoiden waren Wesen, die halb Spinnen und halb Menschen waren.

Wargo trug Spuren davon. Eine Narbe verzierte sein Gesicht, als wolle ihn das Leben daran erinnern, dass es eng war und die Pranke des Werwolfs ihn knapp verfehlte.

Die letzte Prüfung, die der Loyalität, stand noch aus. Die meisten Glacianer scheiterten an dieser Aufgabe. Um heraus zu finden, welche Aufgabe als nächstes folgte, trug jeder Prüfling eine Sphaera mit sich. Dieses kugelförmige Artefakt war magisch. Um es zu öffnen, musste der Prüfling die Worte in der Sprache der Magier nennen. Sie enstammten dem Magulingischen. Jeder Glacianer beherrschte sie. Zudem konnte jeder Glacianer nur seine eigene Sphaera benutzen.

Nachdem Wargo die Schenke verlassen hatte, öffnete er die Sphaera mit den Worten: „Sphaera tu rutortis!“ Im nächsten Moment erstrahlt Sphaera und teilte sich in zwei Hälften. Die eine schwebte über der anderen, die Wargo in der Hand hielt. Die obere Hälfte drehte sich, sodass ihre Unterseite zu Wargo zeigte.

Eine geiserhafte Stimme wie aus einem Traum sprach:

„Tuniologin.“

Die beiden Teile verschlossen sich wieder. Wargo wusste, was dies bedeutete- eine weite Reise in den nördlicheren Teil von Matera. Er packte seine Sphaera zurück in seine Tasche. Nun endlich hatte seine letzte Prüfung begonnen. Ohne lange zu überlegen, sattelte Wargo sein Pferd und ritt Richtung Norden.

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Seth erreichte indes Schmidmund. Dieses kleine Dorf war bekannt für seine Schmiede. Es besaß noch zusätzlich eine Menge Bauern. Die meisten Bewohner waren jedoch verarmt. Das Bild dieses Dorfes widerte Seth an. Er konnte nicht glauben, dass es Menschen gab, die nicht für sich sorgten und sich ihrem Schicksal hingaben.

Der Weg führte ihn direkt zu einem Wirtshaus, welches heruntergekommen und war. Trotzdem band er dort sein Pferd an, denn hier sollte sich Milos regelmäßig aufhalten.

Als Seth das Wirtshaus betrat, sahen ihn ein paar schmierige Gestalten argwöhnisch an. Die Stille ließ jeden Schritt und jedes Knarren verlauten. Seth begab sich zum Tresen und setzte sich.

„Ein Bier.“ forderte er mit rauer Stimme.

Der Wirt schaute misstrauisch. Dann schenkte er das Bier ein und schob den Humpen in Seths Richtung. Die Leute im Hintergrund waren wieder in ihre Gespräche vertieft.

„Nicht von hier, was?“ bemerkte der Wirt, nachdem Seth einen Schluck aus dem Humpen genommen hatte.

Seth sah ihn an. „Nein. Aber was interessiert euch das?“

Der Wirt wich ein wenig zurück, da er sich bedroht fühlte, dabei hatte es Seth nicht so gemeint.

„Ich suche einen Mann.“ gab begann Seth.

Der Wirt war dem Anschein nach interessiert. „Und der wäre…“

„Er hört auf den Namen Milos.“ verriet Seth.

Dabei hatte er instinktiv sein Schwert griffbereit. Der Wirt guckte Seth skeptisch an. Dann beugte er seinen Kopf über den Tresen und flüsterte:

„Er sitzt dort drüben in der Ecke.“ Er zeigte mit seinem Finger auf den besagten Platz.

Seths Blicke richteten sich in diese dorthin und tatsächlich, es war Milos! Dem Wirt hinterließ er eine Silbermünze für seine Information.

Seth betrachtete seinen ehemaligen Freund. Milos sah verändert aus: schlecht, alt und krank. Seth begab sich zu ihm. Milos‘ Haupt war gesenkt, eine Hand klammerte sich an einen Humpen, der bis zum Rand mit Bier gefüllt war. Vor dem Tisch blieb Seth stehen und starrte Milos an.

„Seid Ihr Milos?“ fragte Seth, obwohl er es natürlich wusste.

Milos bewegte sich nicht, als hätte er nicht verstanden, dass er gemeint war.

„Wer will das wissen?“ brummte nach einer Weile.

„Ich“ entgegnete Seth.

Milos drehte sich in Seths Richtung. Er erkannte ihn sofort. Er überlegte kurz, dann nahm er einen Schluck aus seinen Humpen.

„Nun mach‘ schon.“ forderte er Seth auf.

Seth wusste, dass Milos damit rechnete, dass er ihn eines Tages töten würde für das, was er getan hatte. Aber dies war nicht der Grund. Der Sapiens hatte es ihm aufgetragen. Obwohl Seth spürte, wie die Rache in ihm noch nicht befriedigt war, war er ein Mann der Ehre- er wollte sich daran halten.

„Ich bin nicht hier, um dich zu töten“, fing Seth an, „ der Sapiens schickt mich.“

Milos nahm einen kräftigen Schluck und knallte sein Gefäß auf den Tisch. Innerlich war er gestorben. Nicht nur, da Laetizia im Jenseits war, sondern auch, weil seine Brüder ihn verstoßen hatten. Er signalisierte Seth, dass er mehr Bier benötigte, indem er seine Hand hob und seinen Daumen hob.

„Was kann der Sapiens von mir wollen?“ fragte Milos zynisch.

Seth rief dem Wirt zu, dass dieser noch ein Bier bringen sollte. Dann setzte er sich an den Tisch.

„Also, meine Aufgabe beinhaltet, dich zum Saphirsee zu bringen.“ erklärte Seth.

Es herrschte eine unangenehme Stille, da Milos dachte, Seth erkläre noch mehr. Der Wirt unterbrach das Schweigen, indem er das Bier brachte. Milos nahm das Gefäß und trank.

„Das ist alles?“ zeigte er unverständlich.

Seth nickte.

„Ich schlage vor, wir machen uns sofort auf den Weg. Wir brauchen drei Tage, um dort hinzugelangen.“ brachte Seth ein.

Milos trank sein Bier in einem Zug aus.

„Ohne mich- ich komme nicht mit, schmink dir das ab!“ machte er deutlich.

Seth packte Milos an seinen Kragen und zog ihn an sich. Die Leute im Wirtshaus zeigten sich erschrocken und verließen teilweise das Gebäude. Der Wirt flehte Seth mehrmals an, aufzuhören.

Milos schlug zu. Er traf Seth mitten ins Gesicht, während dieser strauchelte. Seth fing sich. Sein Körper spannte sich an. Dann ging er auf Milos los und tat es ihm nach. Ein Schlag aufs Auge. Danach packte Seth ihn und schleuderte ihn gegen einen Tisch. Milos fiel zu Boden.

Er wirkte benommen und blutete leicht am Kopf. Als er sich aufbringen wollte, platzierte Seth einen Fußtritt in dem Bauch, der genau traf. Milos schnappte nach Luft.

„Ich komme trotzdem nicht mit. Dann musst du mich schon töten.“ stöhnte Milos.

„Wenn dies dein Wille ist.“ wütete Seth.

Er nahm sein Schwert und setzte zum Stich an. Es war ihm alles gleichgültig. Die Wut überkam ihm. Aus dem Nichts schrie eine helle Stimme:

„Halt, Seth, tu das nicht.“

Die Stimme wirkte vertraut. Seth hielt inne. Er sah sich um und erblickte Laetizia. Seth war verwirrt. Laetizia war wie ein nebelartiges Leuchten. Eine geistige Erscheinung.

„Ich habe nicht viel Zeit“, erklärte Laetizia, „ihr müsst euren Streit beilegen. Milos, du musst zum Saphirsee, du wirst gebraucht und du Seth, verzeih ihm, sei nicht sauer auf ihn. Dich hat der Neid in Besitz genommen.“

Seth steckte sein Schwert zurück. Milos stand auf.

„Wenn ihr das nicht schafft, wird die Welt, die ihr kennt, bald enden. Du wirst dort einen Weg finden, mich wieder zu sehen.“ deutete Laetizia an und verschwand.

„Laetizia!“ schrie Milos.

Er hatte ihr doch so viel zu sagen. Er vermisste sie. Einen Moment war er wie erstarrt. Seth und Milos blickten sich an. Ohne Worte räumten sie das von ihnen verursachte Chaos weg. Nachdem Seth den Wirt für den Schaden bezahlt hatte, streckte er Milos die Hand entgegen.

„Waffenstillstand- zumindest bis zum Saphirsee.“ schlug er vor.

Milos zögerte zunächst. Dann fielen ihm die Worte von seiner Geliebten wieder ein. Er entschloss sich, dem zu folgen, denn er wollte Laetizia wiedersehen. Er schlug ein.

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In der Wüste Devien gab es die Stadt Sonnenglut. Auf dem Markt „Toutfruit“, der bekannt für seine Vielfalt und riesige Menge an Früchten war, begab sich Hector.

Er war ein einfacher Mann. und lebte in einfachen Verhältnissen. Er hatte sich auf den Weg zum Markt gemacht, um dort Früchte zu erwerben, aber auch um ein paar der Köstlichkeiten zu stehlen. Dies gelang ihm äußerst gut.

Da er als gutaussehend galt, bestand seine Taktik darin, sich an Ständen aufzuhalten, wo Frauen Ware anboten. Diese ließen sich bezirzen und waren somit abgelenkt. Hector nutzte die Chancen, die sich ihm dadurch boten. Er konnte stets mit Diebesgut und ohne Verdacht weiterziehen.

Sein zweites Laster waren die Frauen. Zum Ende des Tages wollte er noch einen letzten Stand besuchen. Dort stand Roma. Sie war eine Schönheit für die Augen. Hector wollte sie.

„Was kann ich für Sie tun, der Herr?“ fragte Roma, die von ihrem Glück, dass Hector sie auserkoren hatte, nichts ahnte.

„Bei Ihrer Schönheit können Sie mir alles anbieten.“ flirtete Hector.

„Danke.“ sagte Roma verlegen.

Sie war solch eine Art von Komplimenten nicht gewohnt, Sie hätte wahrscheinlich angebissen, als Hector plötzlich zu Boden fiel. Roma schrie auf und rannte schnell zu ihm. Der Tod hatte ihn schon zu sich genommen.

Die Menschen versammelten sich um den Toten, keiner vernahm, was geschehen war.

Hector wurde ermordet! Der Mörder stand inmitten der Menge. Es handelte sich dabei um Dyako. Er war ein Venator. Diese Rasse sah menschenähnlich aus, ist aber wesentlich robuster. Alles, was für Venatoren zählt, ist Gold, Geld, oder alles was man dazu machen konnte.

Sie ermorden sogar Verwandte, um Gold dafür zu erhalten. Es gibt nur zwei Auswege, um einen Venator zu entkommen. Möglichkeit eins bestand darin, falls man die Gelegenheit dazu hatte, ihm das Leben retten. Möglichkeit zwei forderte, dem Venator einen höheren Preis zu bezahlen, um sich frei zu kaufen.

Ein Unbekannter hatte Dyako einen guten Preis für Hector gezahlt. Die Frau desjenigen hatte ein Verhältnis mit Hector und der Ehemann fand es heraus. Zuerst ließ er seine Frau umbringen und dann beauftrage er Dyako.

Als Meister der Tarnung und des Tötens ist es für einen Venator stets ein Bestreben, den Mord wie einen Unfall aussehen zu lassen und nicht entdeckt zu werden.

Die Menschen auf dem Markt verdächtigten schnell Roma, die aber vehement alles abstritt. Die aufgebrachte Menge packte sie und zerrte Roma zu der Residenz der Garde.

Sonnenglut war ein Stadtstaat, der von König Gottfried II. regiert wurde. Seine Vorfahren hatten an dieser Stelle in der Wüste Devien ein reiches Vorkommen an Gold entdeckt. Seit dem sind ein paar Hundert Jahre vergangen. Gottfried II. fand kein einziges Stück des wertvollen Metalls. Dafür hatte er Sonnenglut zur Fruchtoase gemacht. Sein Vermögen ist aber das größte in ganz Matera. Seine Garde galt als die beste.

So kam der Mobb, aufgebracht und nach einer Todesstrafe fordernd zur Residenz der Garde des Königs. Es dauerte einen Augenblick bis ein Offizier erschien. Er versuchte, die Menge zu beruhigen.

Nachdem der Mobb durch Zurufe erklärt hatte, weshalb sie zur Residenz gestürmt waren, brachten sie zum Ausdruck, dass nur die Todesstrafe eine gerechte Strafe sein konnte.

Roma dementierte alles. Zunächst war der Offizier geneigt, Roma frei zu lassen, aber da der Mobb empört reagierte und ein Gardist dem Offizier flüsterte, dass es besser sei, nachzugeben, als einen Aufstand zu riskieren, entschied der Offizier, das Roma gehängt werden sollte.

Sie wurde gefangen genommen und in ein Verlies gesperrt. Ihr Todestag war Übermorgen. Ihren Stand hatten sie geplündert.

Dyako hatte indes die Stadt verlassen. Er hatte sich ein Kamel besorgt, um durch die Wüste zu gelangen. Da kein weiterer Auftrag zu erledigen war, beschloss Dyako, zum Gaardes zu reisen- dort befand sich sein Quartier.

Es war an der Zeit, wieder zu trainieren, seine Waffen zu schärfen und besser zu werden.

Es vergingen Tage und Nächte. Dyako hatte zum einen seine Ernährung reduziert und zum anderen wusste er, wie er an Nahrung kommen könnte, wenn es nötig gewesen wäre.

In der dritten Nacht schlug er sein Zelt am Lotussee auf, der einzige See in der Wüste Devien. Ein Venator schlief nie, sondern ruhte. Er reagierte bei kleinsten Auffälligkeiten.

So wie auch in dieser Nacht. Durch das Wahrnehmen eines leichten Huschens machte sich Dyako sofort kampfbereit.

Er schlich aus dem Zelt raus. Sein Kamel schien zu schlafen. Langsam begab er sich um das Zelt und sah nichts.

Plötzlich griff ihn etwas an- eine dunkle Gestalt. Instinktiv zückte er seine Verobur.

Diese Waffe war eine Art Peitsche, die metallisch und magisch war. Sie konnte einen Stab darstellen, wenn sie fest blieb, aber auch gelockert werden, um als Peitsche verwendet zu werden. Zudem bestand sie aus Magicum, einem stahlähnlichem magischen Metall, das diesen Wandel möglich machte. Es galt es unzerstörbar.

Als die Kreatur aus dem Hinterhalt wiederholt zum Angriff ansetzte, drehte Dyako sich, zog seine Verobur und spannte sie zu einem Stab.

Das Wesen wurde voll getroffen. Es schien, als verspürte es nichts. Das Kamel war aufgebracht und riss an seiner Befestigung.

Die Kreatur hielt inne und war bereit, erneut einen Angriff zu starten, da löste Dyako seinen Stab und setzte die Funktion der Peitsche ein.

Diese schlang sich um die Kreatur und Dyako zog fest. Es stieß einen Schrei aus, welcher in den Ohren schmerzte. Dann verschwand es.

Dyakos Kamel war inzwischen geflüchtet. Stille zog wieder ein. Dyako machte sich nicht viel aus Gedanken. Venatoren galten nicht als Empathieträger, weshalb er dem Kamel nicht nachtrauerte.

Am nächsten Tag wanderte Dyako weiter. Auf dem Weg entdeckte er sein Kamel, welches aber völlig erschöpft da lag. Ein Tier hatte es wohl gerissen und hier liegengelassen, damit das Kamel ausblutete.

Dyako erstach es. Nicht, um es zu erlösen, sondern, weil das gestrige flüchten aus seiner Sicht als Verrat galt.

So musste Dyako seinen Weg zum Gaardes weiterhin zu Fuß bestreiten. Die Sonne ließ die Wüste zum Siedepunkt werden. Es dauerte eine weitere Nacht, bis Dyako auf einen Fremden traf. Es handelte sich dabei um einen reisenden Händler.

Es gab sie zuhauf in der Wüste, weil sie vom Süden aus Aerta, einer Hafenstadt in den Norden der Wüste, zur Stadt Volto reisten. Volto lag am Friedensberg.

Die Händler verdienten eine Menge, da sie wertvolle Dinge bei sich hatten. Aus diesem Grunde lohnte sich für sie dieser anstrengende und meist tödliche Weg. Ihre Route bestand aus kleinen Wagen, welche sie mit Wüstenpferden bestritten.

Zunächst ignorierte Dyako den Händler. Als er diesen fast passierte, fiel ihm Dyako auf, dass an dem Wagen des Händlers eine Kette hing, die Dyako zu kennen glaubte.

„Händler, woher habt Ihr diese Kette?“ polterte Dyako.

Der Händler blieb stehen.

„Welche Kette.“ fragte er mit rauchiger Stimme.

Dyako zeigte auf sie. Der Händler stieg von seinem Pferd, stieg geruhsam ab und ging zur gezeigten Kette.

„Woher habt Ihr sie?“ Dyako verleitete seiner Stimme Nachdruck.

In den Augen des Händlers funkelte es. Dyako machte sich diesbezüglich zum Kampf bereit.

„Ich weiß es nicht.“ log der Handler.

Dyako bemerkte dies.

„Ihr seid doch ein Venator, nicht wahr?“ die Stimme des Händlers hatte etwas hinterlistiges, etwas Totes. Dyakos Instinkte rieten ihm, sehr vorsichtig zu sein. Er wollte keine Schwäche zeigen.

„Was wollt Ihr?“ wollte Dyako wissen.

„Ein Geschäft.“ grinste der Händler.

„Und wer seid Ihr.“ Dyako gefiel der Gedanke nicht, dass der Händler wusste, was oder wer er war, während er sein Gegenüber nicht kannte.

„Ein Händler, der Euch ein Geschäft vorschlagen möchte.“ gab der Händler an.

Dyako hätte ohne dieses Angebot den Händler wahrscheinlich bedroht und unter Umständen auch getötet und ihm die Kette abgenommen, aber ein Venator konnte einem Geschäft nicht widerstehen.

„Meine Wenigkeit ist bereit“, begann der Händler, „Euch 10.000 Taler zu geben, wenn Ihr einen Mann für mich tötet. Zudem gebe ich Euch diese Kette, die Euch sehr zu interessieren scheint.“

Ein Venator fragt nicht, warum irgendjemand einen anderen töten lassen wollte. Es ging Venatoren nur um das Geld oder Gold, gleichgültig, ob moralisch vertretbar oder nicht. Dabei war das Angebot des Händlers mehr als verlockend. Diese Summe war das höchste, was er je erhalten hatte.

Meist waren die Beträge bei etwa 1000 Talern. Eine Falle konnte Dyako nicht wittern, denn Venatoren hielten sich für unbesiegbar. Der Händler holte indes einen Sack mit dem Geld hervor.

„Sind wir im Geschäft?“ wollte sich der Händler vergewissern.

„Ja, wir sind im Geschäft.“ antwortete Dyako.

Danach übergab der Händler dem Venator das Geld und die Kette.

„Wen soll ich töten?“ erkundigte sich Dyako.

„Reitet nach Norden, zum Saphirsee, dort findet Ihr den Mann. Er hört auf den Namen Milos.“ verriet der Händler. „Und erwartet Gegenwehr.“

„Und der Beweis?“ wollte Dyako wissen. Venatoren brachten den Auftraggebern stets einen Nachweis für den Auftrag.

„Ich weiß, wenn es soweit ist.“ antwortete der Händler. Danach spannte er sein Wüstenpferd und es trabte weiter. Dyako ging Richtung Norden.

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Das Schloss von Edengaard, in dessen der Herzog von Edengaard residierte, war das schönste in ganz Matera. Der Vater vom Herzog von Edengaard ließ es einst erbauen, um seine Macht zu demonstrieren. Diese konnte er nicht ausbauen, da er vor Jahren einem Attentat zum Opfer fiel.

Der jetzige Herzog war ein junger Nachfolger seines Vaters- er war gerade im Erwachsenenalter.

Das Gesetz in Edengaard sah vor, auch im Falle eines frühen Todes des Herzogs, dass sein männlicher Nachfolger das Amt übernahm.

Sollte es keinen geben, so folgte ein weiblicher. War dieser ebenso nicht vorhanden, dann wurden sogenannte „Kämpfe zur Thronfolge“ ausgefochten. Teilnehmer konnten alle Verwandten zweiten Grades sein.

Seit der Ernennung zum Herzog strebte Wilhelm, so nannte ihn sein Vater, die Herrschaft über Matera an. Es fehlte seiner Armee an angemessener Größe.

In jüngster Zeit war der Herzog damit beschäftigt, seine Frau und ihren Geliebten jagen zu lassen. Er konnte nicht verkraften, dass seine eigene Frau einen Geliebten hatte!

So stellte sich sein Cousin Friedrich zur Verfügung, der Land im Norden von Edengaard Ländereien besaß. Friedrich machte es sich zu einer Aufgabe, Rubina und ihren Geliebten zu finden.

Mittlerweile war das Kopfgeld auf 10.000 Taler angehoben. Friedrich sollte es bisher nicht gelingen, die Frau des Herzogs und ihren Geliebten zu finden.

Der Herzog wirkte dementsprechend angespannt. Bei negativen Berichten kam es vor, dass er sein Mobiliar zertrümmerte. Doch nun hatte Friedrich eine Spur.

Am Morgen kam eine Eule zur Burgwache geflogen, die eine Nachricht bei sich trug. Der Absender war unbekannt. Adressiert war sie an den Herzog von Edengaard. Da die Mitteilung durch die Hände von Friedrich glitt, gerieten die Informationen zu ihm.

Der Inhalt besagte, dass Rubina und der Geliebte auf den Weg zum Saphirsee sein sollten. Friedrich war bewusst, dass eine Nachricht, überbracht von einer Eule nicht ausreichend gewesen wäre, um Wilhelm zu überzeugen, denn er witterte in Allem eine Falle. Friedrich hingegen war erpicht darauf, endlich einen Erfolg zu haben. Erfolg bedeutete Ruhm. Ruhm bedeutete Macht.

Er fälschte den Brief und unterschrieb mit dem Namen Arthur von Blauwasser, ebenfalls ein Cousin von dem Herzog.

Artur stand in der Familienrangfolge nicht weit oben und war schon immer geltungsbedürftig, wenn es um die Gunst des Herzogs von Edengaard ging.

Friedrich trat vor dem Herzog und präsentierte das Werk. Der Herzog las den Brief. Er schaute Friedrich an, schlenderte zum Fenster und sah hinaus. Nach einer kurzen Weile des Tagträumens, las er den Brief erneut.

„Ist es echt?“ wollte er von Friedrich erfahren.

„Ich denke schon.“ antwortete Friedrich zügig.

Der Herzog dachte, dass er jeder Spur nachgehen müsste, um seine geliebte Rubina zu finden.

„Dann nimm‘ dir ein paar Männer und mach‘ dich auf den Weg zum Saphirsee“, gab der Herzog an, „und bring‘ mir seinen Kopf!“ befahl er nachdrücklich.

Friedrich verließ sodann den und tat, was ihm aufgetragen wurde. Er nahm sich zehn Männer zu Pferd. Es handelte sich dabei um Ritter der Garde des Herzogs.

Zu dem Bestand gehörten: Donovan, der Zweite, dessen Vater 1. Kommandeur der Garde war, bis er sein Leben beim ersten Attentat auf Wilhelms Vater gegeben hatte.

Trion, der bekannt dafür ist, mit einer Axt zu kämpfen und nicht wie die meisten Ritter, mit einem Schwert.

Balog war ein ausgezeichneter Zimmermann, der durch seine Ehrlichkeit zum Ritter geschlagen wurde. Er fand zu seiner Zeit das durch einen Dieb entwendete „Rote Licht“, welches ein wertvoller Diamant war und übergab es dem Herzog von Edengaard, der ihn mit der Ritterlichkeit belohnt. Seine Kampfkünste waren eher bescheiden.

Fharov war der Sohn des Grafen von Waldrand, einer kleinen Grafschaft südlich von Dunkelwald. Der Graf war ein Cousin 3. Grades des Vaters von Wilhelm, dem Herzog von Edengaard.

Ilander war sanftmütig, dennoch gefährlich im Nahkampf.

Ravon und Saxon waren Brüder. Ravon war ein guter Schwertkämpfer, während Saxon eher gut mit der Lanze war.

Josias war der jüngste der Truppe und wurde vor kurzem zum Ritter geschlagen.

Cas konnte zu seinen guten Fähigkeiten im Schwertkampf, ebenso gut mit dem Bogen umgehen.

Baltasar war der 1. Kommandeur dieser Truppe und Dienstältester, der schon für Wilhelms Vater gedient hatte. Er verfügte über die meiste Erfahrung im Kampf mit dem Schwert.

Zusammen ritten sie sodann gen Süden.

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