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Drittes Kapitel

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Es dauerte ein paar Tage, ehe Amberius, Rubina und der Kobold Avarit aus dem Dunkelwald hinausgelangten.

Kurz dahinter befand sich Waldrand, ein kleineres Städtchen, das dem Grafen von Waldrand gehörte. Um den Kobold nicht öffentlich zu zeigen, was dieser selbst nicht wollte, steckte Rubina ihn in einen Beutel.

Auf einem Markt klauten sie ein paar Vorräte, dann beschlossen sie weiter Richtung Süden zu wandern, denn dort war der Gaardes, der wiederum zum Saphirsee führte. Ihr Ziel sollte allerdings Sonnenglut sein, welches südlicher liegen sollte.

So waren sie im Begriff, den Markt zu verlassen, als gerade jemand:

„Halt!“ brüllte.

Es stellte sich heraus, dass es sich um eine Wache handelte. Diese stand gerade an einem Stand, welcher von Amberius beklaut wurde. Rubina und Amberius entscheiden instinktiv zu flüchten, aber vor ihnen tauchten ebenfalls Wachen auf, wie auch seitlich. So dass sie umzingelt waren. Eine Flucht schien aussichtslos.

Das Paar rückte immer näher zusammen. Die Wachen umkreisten sie und kamen näher heran. Einer der Wachen, wohl ein Hauptmann trat hervor.

„Ihr seid angezeigt, Diebstähle in mehrfacher Weise begangen zu haben.“ teilte er ihnen mit. „Im Namen des Grafen, nehmen wir Euch in Gewahrsam.“

Amberius und Rubina wollten sie wehren, aber zwei, drei kräftige Hiebe sorgten dafür, dass sie bewusstlos wurden. Amberius wurde zusammengeschlagen.

Die Menge versammelte sich um sie und beobachtete das Treiben. Einige jubelten, andere feuerten die Wachen an. Als es vorbei war, wurden Rubina und Amberius abgeführt.

Rubina erwachte als es Nacht war. Es dauerte für sie einen kurzen Moment, um zu realisieren, dass sie gefangen war. Schmerzlich bemerkte sie es an ihren Fesseln, die sie hinter sich an einer Mauer hielten. Sie fragte sich, an welchem Ort Amberius sein könnte.

„Amberius.“ flüsterte sie, als sie ein rascheln wahrnahm. Es kam keine Antwort.

„Amberius.“ Wiederholte sie. Rubina horchte. Stille hatte sich breit gemacht.

„Halts Maul!“ brüllte plötzlich jemand.

Rubina zuckte zusammen. Sie hatte die Wache, die neben ihrer Zelle stand nicht bemerkt.

„…Oder ich stopf‘ es dir!“ gab der Mann zu verstehen.

Rubina schwieg und fing an zu weinen. Sie hatte das Gefühl, dass alles vorbei war. Sie würde ihre Liebe niemals wiedersehen. Rubina sank zusammen. Sie fühlte sich kraftlos.

Amberius befand sich zwei Zellen rechts von Rubina, Er war weiterhin bewusstlos. Zudem hatten die Schläge ihr übriges angerichtet: Er hatte mehrere Verletzungen, wie Hämatome im Gesicht und am Rumpf, aber das Schlimmste war, dass er wohl in diesem Zustand verbluten würde, wenn niemand ihm helfen würde.

In der Stille dieser Nacht bewegte sich etwas Böses. Keine der Wachen registrierte es, bevor die Gestalt, leise wie die Stille selbst, jeden einzelnen tötete.

Mit kleinen Pfeilen, verziert mit einem Gift einer Schlange, aus einem Spuckrohr, schoss es die Gestalt gekonnt das Leben aus den Wachen.

Rubina nahm wahr, dass die Wache bei ihrer Zelle auf einmal zusammenfuhr, als ob sie eingeschlafen war. Rubina bemerkte, dass etwas nicht stimmte und versuchte geistesgegenwärtig, sich von den Fesseln zu befreien, was sie nicht vollbrachte.

Die Kreatur verschaffte sich Zugang zu der Zelle. Rubina erschrak und wirkte wie gelähmt. Sie stand unter Schock. So sehr sie versuchte, in der Finsternis die dunkle Gestalt zu erkennen, es gelang ihr nicht. Dieses Wesen strahlte Kälte aus.

„Haltet still.“ hauchte die Kreatur.

Rubina hielt still, denn sie hatte furchtbare Angst. Sie schloss die Augen. Rubina dachte, es handele sich um einen Auftragsmörder ihres Mannes, den Herzog von Edengaard.

Als sie ihre Augen öffnete, war sie befreit, die Kreatur befand sich an der Zellentür.

„Geht zum Saphirsee.“ flüsterte es mit heiserer Stimme und verschwand in der Dunkelheit.

Rubina machte sich schnell aus der Zelle, schaute in die anderen Zellen und fand ihren Liebsten. In den anderen waren alle Insassen tot.

Amberius war noch immer ohnmächtig. Rubina beschloss, ihn hinaus zu tragen. Sie nahm wahr, dass hinter ihr jemand stand. Sie drehte sich schnellstens um und erblickte Avarit.

„Was ist denn hier passiert?“ fragte der Kobold erstaunt. „Wart Ihr dies?“

Rubina antwortete nicht.

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Seit Milos sich von Seth zu der Aufgabe des Sapiens überredet ließ, sind ein paar Tage vergangen.

Sie befanden sich mitten im Albwald. Dieser war für die meisten Menschen ein Grund, einen Umweg ein zu schlagen, aber nicht für die beiden, denn ein Umweg würde mehrere Tag Zeit kosten.

Im Albwald lebten nicht nur Alben, wie der Name es deuten würde, sondern auch Trolle, manch eine Hexe oder ein Hexer, aber auch eine Menge gefährlicher Tiere oder gar Bäume.

Allein deshalb mieden die meisten Menschen diesen Wald. Die Wenigen, die sich hier durchschlugen, wurden nie mehr gesehen.

Mächtige magische Wesen konnten sich natürlicher-weise gegen die meisten Gefahren wehren. Der Albwald hatte eine Art Eigenleben. Er wuchs alsbald wieder zu, falls irgendjemand den Wald betrat.

So tat er es auch bei Milos und Seth. Zunächst erschraken die beiden ein wenig, da ihre Reflexe agierten. Sie zogen ihre Schwerter, aber es geschah nichts.

Nach einer Weile steckten sie die Schwerter wieder in ihre Scheiden. Da alles dicht bewachsen war, mussten sie allerdings mit Schwertern wie mit Macheten ihren Weg durchschlagen.

Sie bemerkten indes sehr spät, dass ihnen ein Fresser auf den Fersen war. Erst das Knacken eines Astes auf dem Waldboden verriet ihn.

Milos und Seth drehten sich blitzartig in die Richtung, aus der das Geräusch kam.

Fresser waren sehr gefährlich, denn ihre Zähne konnten alles durchbeißen. Durch ihre Größe, die in etwa einem Panther glich, war es ihnen möglich, ihre Beute zu verfolgen. Zudem war ihre Haut widerstandsfähiger als bei anderen Tieren.

Seth wusste dies, aber auch, dass nur Angriff die beste Verteidigung war. Der Fresser sah dies ebenso und griff Seth an. Seth agierte zu spät und spürte einen gewaltigen Prankenhieb des Raubtieres. Durch die Wucht des Hiebs knallte er gegen einen Baum. Seth ließ aus Versehen sein Schwert los und war somit unbewaffnet. Seine Luft blieb weg und er verlor kurzzeitig sein Bewusstsein.

Dies passierte alles innerhalb von Sekunden. Milos sah dies als sei es in Zeitlupe abgelaufen. Er war in diesem Moment wie gelähmt.

Der Fresser konzentrierte sich darauffolgend auf Milos und fixierte ihn mit seinem Blick. Der Fresser nahm Anlauf und sprang auf Milos zu.

Milos streckte dem Tier sein Schwert entgegen. Das Tier riss ihn mit um und landete hinter Milos. Milos bemerkte, dass sein Schwert abhandengekommen war.

Darüber hinaus beobachtete er, dass der Fresser noch immer dort lag. Sein Schwert konnte er nicht entdecken. Er vermutete, dass es in dem Fresser stecken müsste. Kurz blickte er zu Seth herüber, der gerade im Begriff war, zu erwachen.

„Milos, pass auf, hinter dir!“ presste Seth aus sich heraus.

Milos wandte sich um, und spürte, wie der Fresser ihm ebenfalls einen Prankenhieb verpasste. Milos flog einige Meter, ehe er auf den Waldboden fiel.

Er konnte sich kaum aufraffen, als das der Fresser wieder vor ihm stand. Nun bereit zum Sprung und, so befürchtete Milos, bereit zum finalen Todesbiss an der Kehle, oder sonst wo, denn dies war gleichgültig, denn einen Biss eines Fressers konnte niemand überleben. Der Fresser setzte zum Sprung an.

Milos durchströmte eine Angst, dass er sterben müsste. Er dachte in diesem Moment an Laetizia. Er sah sie vor sich- er sah sich mit ihr zusammen. Er fühlte in diesem Augenblick all die Liebe zwischen sich und seiner Geliebten. All die Wärme.

Plötzlich empfand er eine Hitze, die wie ein unendliches Feuer aus ihm sprühte. Diese Energie ließ ihn anschließend ohnmächtig werden. Es wurde dunkel.

„Milos!“ schrie Seth. Er konnte nicht aufstehen, um einen weiteren Angriff des Fressers zu verhindern, denn der Stoß an den Baum hatte eine Verletzung zur Folge.

„Milos- NEIN!“ brüllte er aus tiefster Seele, denn der Fresser setzte zum finalen Todesbiss an.

Als dieser inmitten des Sprungs war, wirkte Milos wie gelähmt, als würde er träumen. Dann entstand ein Funken aus seinen Händen, der sich schnell zu einem lodernden Feuer entwickelte. Milos richtete es instinktiv zum Fresser, welcher einen vollen Treffer erlangte.

Der Fresser verglühte. Milos brach zusammen. Noch nie hatte Seth solch eine Energie gesehen.

Milos schien die Kräfte des Igneus in sich zu haben, dachte sich Seth. Zuerst schien er froh darüber zu sein, doch dann überkam ihm ein Gefühl der Furcht. Mit solch einer Kraft könnte Milos gefährlich werden, oder sich gar rächen für die vergangenen Geschehnisse. Seth war schuld an dem Tod von Laetizia.

Er konnte nicht fort von hier, daran hinderten ihn seine Verletzungen. Es verstrich nicht viel Zeit bis Milos aufwachte.

Er schaute sich um und registrierte, dass der Fresser verkohlt vor ihm lag. Sofortig rannte er zu Seth.

„Wie geht es dir?“ erkundigte er sich.

Seth wusste nicht, wie er reagieren sollte. War dies eine Fangfrage oder hatte Milos von all dem Vorherigen nichts mitbekommen? Bevor Seth zu Wort kommen konnte, kam Milos ihm zuvor:

„Weißt du, was hier geschehen ist?“

Seth nahm schnell wahr, dass Milos tatsächlich nichts gewusst hatte. Nun musste rasch eine Erklärung her.

„Ich weiß nicht genau, ich habe mein Bewusstsein erst kurz vor deinem wieder und da lag der Fresser schon auf dieser Weise dort.“ log Seth.

Milos erinnerte sich. „Ja, ich habe gesehen, dass du ohnmächtig warst.“

Danach half er Seth aufzustehen. Milos holte die Schwerter, die im Übrigen beide unversehrt gewesen waren und sie beschlossen, hier zu rasten bis sie zu Kräften gekommen war.

Milos machte Feuer besorgte einige Kräuter, die heilend wirkten. In der Heilkunde kannte sich Milos ein wenig aus. Seth versicherte ihm, dass er allein zu Recht kommen würde.

Milos war einige Zeit unterwegs. Er pflückte Blüten von mehreren Pflanzen und zupfte Kräuter ab, die er finden konnte.

Auf einmal stand neben einem Busch ein Mädchen. Es hatte ein weißes Nachthemd an und schien in etwa sechs Jahre alt zu sein.

Es sprach Wort. Milos sah sich um- vielleicht waren andere Menschen hier. Er vernahm kein Geräusch, welches darauf hindeuten könnte. Er konzentrierte sich wieder auf das Mädchen.

„Wer bist du?“ fragte er misstrauisch, da er gehört hatte, dass gerade Hexen auch mit Täuschungen arbeiten, um an ihre Opfer zu kommen.

Die meisten Hexen benötigen für ihre dunkle Magie und als ihre Energiezufuhr immer wieder Blut, welches immer wieder zu Menschenopfern führte.

Das Mädchen aber antwortete nicht. Es starrte ins Leere. Milos beschloss, trotz seiner vormaligen Warnsignale, sein Schwert wieder einzustecken.

„Ich tu dir nichts.“ gab er an.

„Wie heißt du denn?“ wollte er wissen.

Er stellte sich seiner Meinung nach sehr dumm an.

„Ich bin Milos.“ verriet er, da das Mädchen nach wie vor keinen Laut von sich gegeben hatte.

Er näherte sich der kleinen Unbekannten langsam bis er sich endlich direkt vor ihr stand. Er reichte ihr die Hand:

„Freunde?“

Milos dachte, er könnte so das Eis brechen. Das Mädchen blickte zu ihm hoch.

„Mein Name“, flüsterte es, „ist Laetizia.“

Milos wich ein wenig zurück. Es erinnerte ihn ruckartig an seine Geliebte. Dennoch durfte er dies nicht verwechseln. Das Mädchen nahm seine Hand. Es riss Milos wieder zurück in die Realität- weg von den Tagträumen seiner Geliebten. Milos führte die kleine Laetizia mit zu Seth.

Unterwegs erzählte das kleine Mädchen, dass es eine Halbwaise sei. Ihr Vater habe sie ausgesetzt, da es ihre Stiefmutter so gewollt habe. Sie sei mit ihrem Bruder in diesem Wald ausgesetzt worden. Beide hatten ein paar Tage im Wald gelebt, bis sie auf ein Lebkuchenhaus getroffen seien.

Es stellte sich heraus, dass dies eine Falle von einer Hexe gewesen sei, einer sehr alten Hexe. Sie und ihr Bruder konnten die gemeine Hexe zusammen überwinden. Sie hatten sie bei günstiger Gelegenheit in den Ofen gestoßen und sie sei verbrannt.

„Und wo ist dein Bruder jetzt?“ fragte Milos interessiert.

„Ich weiß nicht, wo Hänsel ist, es kam eine dunkle Gestalt, und nahm ihn mit sich.“ berichtete sie.

Milos kannte keine solche Gestalt. Er blickte fragend zu dem Mädchen.

„Es war wie ein Schatten.“ fügte sie hinzu und fing an zu weinen. Milos nahm sie in seinen Arm.

„Nun ist es nicht mehr hier. Du bist in Sicherheit.“

Kurze Zeit später erreichten sie den Platz, an dem Seth lag. Als Seth die beiden erblickte, packte er sofort sein Schwert, um angreifen zu können, was aus seiner Position schwierig gewesen wäre.

„Alles gut, Seth, sie ist in Ordnung.“ beschwichtigte Milos ihn.

„Sie könnte eine Hexe sein.“ fuhr Seth dazwischen.

„Ist sie aber nicht.“ entgegnete Milos.

„Woher willst du dies wissen?“ erkundigte sich Seth.

Milos hatte keine Antwort, denn er wusste es eigentlich nicht, er vertraute seinem Instinkt.

„Ich weiß es.“

„Woher?“ schoss Seth wieder dazwischen.

Milos dachte kurz nach.

„Mein Instinkt hat es mir verraten.“ klärte er Seth auf.

„Deine Instinkte werden uns noch umbringen.“ äußerte Seth.

Dann blickte Seth zu dem Mädchen. „Das ist nichts persönliches, ja?“

Leatizia weinte abermals. Milos nahm sie wieder in den Arm. Er versuchte sie zu beruhigen. Milos erklärte dem Mädchen, dass Seth einen starken Angriff von einem Fresser hinter sich hätte. Dies habe er nur knapp überlebt. Er sei eigentlich nicht so. Laetizia ließ sich beruhigen.

Milos schmiss Holz ins Feuer und versorgte dann Seth mit den Kräutern. Die beiden wechselten kein Wort. Laetizia legte sich hin, um sich auszuruhen.

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Im Lande Gelutera war es stets sehr kalt. Die wärmsten Tage, die meist im Sommer erreicht wurden, brachten mancher Orts Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt.

Wargo war hier aufgewachsen und kannte diese Gegend. Ein Glacianer, wie er einer war, zog sich stets warm gekleidet an. Deshalb, und weil sie eine extrem dicke Haut besaßen, waren sie vor diesem Wetter geschützt.

Ganze vier Tagesritte entfernt lag an der Teufelsenge gelegen die Hafenstadt Spesporta. Wargo wusste, dass er ohne ein eigenes Schiff nicht über die Teufelsenge kommen würde. Mit einem Boot wäre es sein schwimmendes Grab gewesen.

Spesporta war die größte und wichtigste Handelsstadt für Gelutera. Leider beherrschten Piraten die Hafenstadt. Die einflussreichste Piratenhorde waren die Caducos.

Sie beherbergten die übelsten und gewaltbereitesten Diebe, Mörder und Vogelfreie in ganz Matera. Trotz dieses Risikos konnte niemand die Teufelsenge vom südlichsten Kontinent ohne Piratenhilfe überqueren. Wargo wusste dies.

Er begab sich aus diesem Grunde direkt zu einem Anlegeplatz und erfragte zunächst bei einem anwesenden Piraten und später beim Kapitän des Schiffes, ob er mitreisen könne. Als Anzahlung hatte er sein Pferd und bot zusätzlich eine Hilfe in der Kombüse an.

Kapitän Baal willigte bei dem Vorschlag des Glacianer ein. Als Gegenzug würde er Wargo bis nach Aerta bringen. Diese Stadt lag südlich im Lande Calidarena, nördlich lag die Wüste Devien.

Diese Reise könnte allerdings einige Tage und Nächte ins Land bringen, brachte Baal ein. Das störte Wargo nicht, denn dies war der schnellste Weg, den er bestreiten konnte.

Nach zwei Stunden setzte das Schiff die Segel. Wargo verhielt sich ruhig, denn er konnte es sich nicht leisten, im offenen Meer ausgesetzt zu werden- schwimmen war nicht seine Leidenschaft.

Es vergingen einige Tage. Wargo half in der Kombüse aus. Der dortige Koch, der mehr als 50 Mann zu versorgen hatte, hieß Smerge. Wargo und der Koch tauschten nur das Nötigste aus, um die Arbeit verrichten zu können. Ansonsten sprachen sie nicht miteinander.

Am Morgen des vierten Tages kam plötzlich ein Sturm auf. Der Wind brachte die Wellen zum Tanzen. Sie klatschten gegen das Schiff, während die Besatzung ordentlich zu schuften hatte. Die Segel wurden eingefahren, um das Schiff und die sich darauf befindende Mannschaft zu schützen.

Einige der Männer fielen über Bord und waren verloren, denn sie ertranken qualvoll. Nach einer Weile fasste sich der Sturm. Die Wellen ebbten ab und das Schiff schwankte nicht mehr so stark.

Wargo kam von der Kombüse an das Deck, um sich zu erkundigen, welche Arbeiten verrichtet werden mussten. Wer hilft, dem wird nicht geschadet, dachte er sich.

Als er dem Kapitän sprechen wollte, erlebte er wie ein Pfeil sich durch den Kopf eines Piraten bohrte, der seitlich von ihm stand. Schnellstens duckte er sich. Es wurden noch mehr Männer getroffen, andere brachten sich in Sicherheit. Wargo sah, dass ein anderes Schiff sich näherte, welches es zu Kapern drohte.

„Es sind Caniferna!“ schrie einer der Piraten.

Noch mehr Piraten, dachte Wargo, das konnte nur noch mehr Ärger bedeuten. Schnell fielen zudem Schüsse. Kanonenkugeln brachen in das Schiff ein. Wargo sprintete zu den Kanonen des Schiffes und belud diese alleine! Er war kräftig.

Er zündete, zielte und traf eines der gegnerischen Segel, welches aber nicht dadurch zerstört wurde. Die Kugel schoss hindurch und landete im Wasser hinter dem gegnerischen Schiff.

Das andere Schiff näherte sich. Die Caniferna machten sich bereit zur Kaperung. Enterhaken schossen in das Schiff. Die Männer waren noch zu mitgenommen von dem Sturm, sodass sie überrannt wurden. Mit Säbeln wurden ihre Häupter von den Rümpfen getrennt.

Wargo verschanzte sich zunächst in der Kombüse. Der Koch hatte sich ebenfalls gut versteckt. Man hörte Schreie, entweder, weil die Männer über Bord geschmissen wurden, oder weil sie die Piraten quälten oder töteten.

Die Caniferna und die Caducos waren ewige Rivalen. Einst gehörten sie zusammen und wurden von Brüdern angeführt. Sie beherrschten die gesamte Teufelsenge.

Da der eine Bruder den anderen wegen eines großen Goldschatzes verriet, begann die Fehde. Beide Seiten behaupten jeweils, dass es sich bei der anderen um die verräterische handle.

Wargo und Smerge wurden zunächst nicht entdeckt. Als allerdings einige Männer die Kombüse stürmten, stöberten sie Smerge auf und nahmen ihn mit an das Deck.

Es folgten Schreie, die aber plötzlich verstummten. Nach einer kurzen Zeit kamen mehr Männer in die Kombüse und fanden auch Wargo.

Wargo brach dem ersten das Genick, dem zweiten einem Arm, bekam einen Pfeil in seinen linken Oberarm, strauchelte, aber zog sein Schwert, köpfte einen weiteren, während er einen zweiten Pfeil in seinen linken Oberschenkel erhielt.

Wargo riss sich zusammen und köpfte noch einen der Caniferna. Danach schlugen mehrere Pfeile gleichzeitig in seinen Körper ein, sodass er sein Bewusstsein verlor.

Als Wargo wieder erwachte brannte sein gesamter Körper. Er war benommen. Zugleich bemerkte er, dass seine Hände hinter ihm und an einem Pfahl gefesselt waren. Wargo war kraftlos. Jemand kam näher zu ihm. Sein Kopf wurde leicht angehoben.

„Dass du noch lebst.“ flüsterte eine Frauenstimme. „Hast hier viele Männer getötet, unter anderem meinen Bruder, dafür schlitze ich dir die Kehle auf…“

„Halt.“ brüllte in letzter Sekunde eine tiefe Stimme.

Es handelte sich um den Kapitän der Caniferna. „Er wird nicht angerührt. Er ist wertvoll.“

Die Frau steckte den Dolch wieder ein und ging missgestimmt. Der Piratenkapitän kam näher, sodass Wargo seinen fauligen Atem stank riechen konnte.

„Ich werde dich an die Händler in Aerta verhökern, als Sklave oder gar als Arenakämpfer.“ teilte der Piratenkapitän mit.

Wargo war zu schwach, um weiter wach zu bleiben. Sein Körper brannte nach wie vor. Dann sackte er zusammen.

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Nach ein paar Tagen erreichte Dyako die Stadt Volto, die nördlich des Landes Calidarena lag. Volto hatte einen kleinen Hafen, der aber nicht wichtig für die Wirtschaft dort war.

Volto lebte vom Bergbau im Friedensberg. Allen voran Gold, aber auch Edelsteine, Silber oder gar Diamanten wurden dort gefunden.

Man konnte Richtung Norden nur auf zwei Arten reisen, durch den Berg oder über die See.

Dyako konnte die See nicht leiden, sie war aus seiner Sicht zu unberechenbar. Deshalb wählte er den Weg durch die Berge.

In den Bergen konnte man nicht nur Gold oder Ähnliches abführen. Das Berginnere war gefährlich. Dort lebten Bergtrolle, die zwar kleiner waren als die Verwandten in den Wäldern, aber dennoch tödlich für alle, die durch die Berge streiften.

Zudem behausten manche dunkle Gestalten die Berge. Wenn jemand durch die Berge wollte, dann des Goldes oder der Edelsteine wegen, so wie die Zwerge, die Voltaner oder in einer großen Gruppe, aber nicht alleine, so wie Dyako. Allerdings hatte er Fähigkeiten, die anderen nicht hatten und diese waren ebenfalls tödlich.

Das Passieren des Berges kostet eine Kleinigkeit. Dyako kaufte sich eine Fackel, um ein wenig im Inneren sehen zu können.

Als Dyako in das Innere des Berges schritt, verschwand zunehmend die Helligkeit von draußen und die Dunkelheit, sowie die Ruhe zogen in die alten Tunnel.

Dyako kannte keine Furcht. Einen Plan, der durch den Berg führte, gab es nicht. Die Zwerge vertrauten niemanden und hatten Angst, jemand könnte hier etwas Wertvolles finden. Es waren nicht alle Tunnel ergründet, da sie teilweise seit tausenden Jahren dort waren und zu groß und zu unsicher sind, um sie alle zu durchsuchen. Dyako vertraute seinen Instinkten, um voran zu kommen.

Der Tunnel gabelte sich nach einiger Zeit und Dyako entscheid, nach rechts zu gehen.

Er landete in einer riesigen Halle, in der es sehr tropfte. Von dieser Halle gingen fünf Wege ab. Dyako entschied sich für den mittleren.

Es stellte sich heraus, dass dies ein Sackgasse war und Dyako wählte den linken neben dem mittleren. Dyako bestritt diesen und nach einer Weile befanden sich in den Gängen viele Spinnen, die ihm alle folgten.

Dyako ahnte, dass es gefährlich werden könnte, aber er hatte nach wie vor keine Angst. Er ging weiter. Die Spinnen vermehrten sich, bis Dyako in einer weiteren Halle ankam.

Dort, direkt vor ihm, befand sich eine riesige Spinne. Sie musste etwas zehn Meter Länge haben. Plötzlich hörte Dyako eine bebende Stimme in seinem Kopf.

„Was du wollen hier in meine Höhle?“

Die Spinnen schienen nicht hochentwickelt, deshalb ihre schlechte Sprache, dachte Dyako. Das Spinnenmuttertier musste die Fähigkeit der Telepathie beherrschen.

„Ich will hier durch, damit ich nach Edengaard kann. Solltest du mich weiterziehen lassen, so verschone ich dein Leben, und das Leben deiner Kinder.“ machte Dyako klar.

Die Spinne bäumte sich auf.

„Du mir drohen? Du haben gemerkt, dass viele meine Art hier in Höhle?“ brummte es in seinem Kopf.

Doch das beeindruckte Dyako nicht im Geringsten.

„Ich sage es nur noch einmal, ansonsten sterbt ihr alle!“ warnte Dyako erneut. „Ich zähle bis drei…eins…“

„Ich lassen mich nicht drohen in mein Höhle. Los, töte ihn.“ befahl die Spinnenmutter ungeduldig.

„Zwei“. Sagte Dyako.

Die anderen Spinnen näherten sich Dyako von allen Seiten, die Mutter Spinne macht sich bereit, ihr Netz auszuspannen.

„Drei.“ beendete Dyako sein gesetztes Ultimatum.“ Gut du willst es nicht anders.“ sagte er ganz gelassen.

Dann holte er seine Verobur und ließ sie zu einer Peitsche werden. Für die Spinnen spielte dies alles sich in Zeitraffer ab. Dyako sprang in die Luft, peitschte zu alle Seiten.

Danach lief er Richtung Mutterspinne, sprang in einem hohen Bogen auf ihren Rücken, kletterte bis zum Kopf. Dann platzierte er mit einem gezielten Wurf eine Art Energiekugel, die Venatoren Vigorpil nannten. Diese landete inmitten des Maulbereichs der Mutterspinne.

Zeitgleich springt Dyako von ihrem Kopf mittels eines Saltos und wandelt seine Waffe zu einem Stab.

Die Spinnen, die ihn angriffen, tötete er umgehend. Dann explodierte die Vigorpil und mit ihr die Mutterspinne.

Die Wucht erfasst nicht den Venator, was als ein eindeutiger Vorteil dieser Waffe galt. Währenddessen flogen die Reste der Mutter als Fetzen in der Halle herum.

Die kleineren Spinnen flohen. Die es nicht taten, wurden von Dyako auf brutalste Weise aus ihrem Leben gerissen.

Nach einer Weile war es totenstill. Dyako steckt seine Waffe wieder ein und ging seines Weges. Hinter der Bruststätte der toten Mutterspinne befand sich ein weiterer Gang, der, so vermutete es Dyako, aus dem Berg führen musste.

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Friedrich und seine Männer ritten einige Tage, bis sie den Dunkelwald fast durchquert hatten. Da die Pferde erschöpften und Friedrich es befahl, wurde ein kleines Lager aufgebaut, um diese eine Nacht zu rasten.

Die Männer wirkten unruhig. Es hatten sich Gerüchte verbreitet, dass diese Spur nicht sicher sei. Zudem hielten sie nicht viel von Friedrich. Er war für sie der Inbegriff für das generierte Versagen.

Die Männer verbrachten die Nacht in einem Zelt, während Friedrich ein eigenes hatte. Er beschloss, das Bett früh zu hüten, damit er des Morgens wieder fit war. Er wachte des Nachts auf, da er Gelächter, Gesang und Gebrülle hörte.

Es handelte sich um seine Männer. Friedrich wollte ihnen einen Besuch abstatten. Als er das Zelt der Männer erreichte, bemerkte er den Gestank von Alkohol. Es handelte sich um Met. Ravon und Savon lagen schnarchend auf dem Boden, während die anderen sangen:

„…das blaue Blut der Ritter, schmeckt dem Feinde immer bitter…“

Es war ein altes Lied der Ritter, das einst in der Schlacht gesungen wurde, als die Geschöpfe der Dunkelheit noch die Herrschaft über Matera hatten.

Trion bemerkte, dass Friedrich das Zelt betreten hatte. „Offizier anwesend.“ lallte er.

Die Männer rissen sich zusammen und standen auf und salutierten, teils eher albern als ernst gemeint. Ravon und Savon schliefen indes weiter den Schlaf der Gerechten.

„Was soll das hier werden?“ empörte sich Friedrich. Er schaute sich die Männer an.

„Nichts, Herr Offizier.“ brachte Ilander ein.

Friedrich war gar nicht zum Lachen zumute. Er war es leid, immer als Schwächling dazustehen. Dies war auch die Ursache für die fehlende Respektlosigkeit der Männer, dachte sich Friedrich.

„Das ist nicht witzig- in gar keiner Form“, brüllte er plötzlich, „ dem nächsten, der es wagt, sich über mich zu belustigen, dem schlag ich persönlich in seine Fresse!“

Friedrich neigte dazu, obwohl adligen Blutes, bei Zorn derartig in seiner zu engleiten.

„Das traust dich eh nicht.“ brummte es auf einmal aus einer Ecke.

Es war Balthasar. Friedrich schritt auf ihn zu.

„Ich werde es dir beweisen. Steh‘ auf, alter Mann.“ provozierte Friedrich ihn.

Balthasar stand auf. Er schaute zu seinen Männern, die indes „Kampf, Kampf!!!“ schrien.

„Lass‘ es lieber, und wir belassen es auch dabei.“ versuchte Balthasar zu beschwichtigen.

„Nein, du Feigling“, provozierte Friedrich weiter.

„Wie du willst.“ meinte Balthasar und stand auf.

Für den Kampf wurden im Sand Linien eingezeichnet, die ein Quadrat darstellten. Trion wurde als Richter bestimmt. Die Regeln waren einfach: Ein Kampf endete nachdem das Feld verlassen wurde, oder durch Aufgabe, K.O. oder, Tod. Friedrich zog sein Hemd aus. Dies tat auch Balthasar.

Nach einem Zeichen des Richters Trion begann der Kampf. Friedrich hielt sich zurück, während Balthasar zwei, drei Schritte auf den Offizier zumachte und ihm einen kräftigen Kinnhaken verpasste, sodass dieser kopfüber nach hinten stürzte.

Der Boden begrüßte ihn sehr hart. Aus seinem Mund schoss das Blut und er hielt sich schmerzend am Kinn. Friedrich hatte einen Zahn verloren und seine Wange schwoll an.

Balthasar ließ sich feiern. Es schien, als hätte er keinerlei Anstrengung gehabt, obwohl er gezielt all seine Energie auf diesen Schlag legte. Friedrich stand indes wieder auf und rannte auf Balthasar zu.

Dieser bemerkte ihn nicht. Friedrich schlug seine Faust in den Rücken seines Gegners. Balthasar spürte dies und drehte sich instinktiv, um einen Drehtritt zu vollziehen.

Friedrich wurde inmitten seines Gesichts getroffen. Die Nase knackte und brach. Wieder schoss das Blut. Noch einmal landete er hart auf der Erde. Friedrich schnappte nach Luft.

Durchatmen, dachte Friedrich.

Er realisierte, dass er sehr stark blutete. Balthasar ging auf seinen Gegner zu.

„Friedrich, lass‘ es nun gut sein, wir hören auf.“ dann drehte er sich ab.

In Friedrich brodelte es. Wie sollte er nach dieser blamablen Niederlage Respekt von den Männern erlangen? Die Wut stieg an. Kurzentschlossen zog er sein Schwert. Er stand auf und machte sich schnellen Schrittes in Richtung von Balthasar.

Dieser wurde von den jubelnden Männern rechtzeitig gewarnt und wendet sich um. Friedrich hält inne.

„Du musst das nicht tun, Friedrich“, versuchte Balthasar ihn zu beruhigen.

„Nein, Balthasar, du hast mich das allerletzte Mal gedemütigt. Wenn ich dich beseitige, werden mich die Männer respektieren müssen!“ drohte Friedrich.

Das Schwert zitterte in seiner Hand. Er rannte auf Balthasar zu mit dem Schwert voran. Es war sein Ziel, Balthasar die Waffe in die Bauchgegend zu rammen.

Balthasar geriet in Unruhe. Seine Reflexe rieten ihm, sich zu wehren, während sein Kodex nicht vorsieht, seinen Offizier zu töten.

Kurz bevor die Schwertspitze das Kettenhemd berührte, siegten die Reflexe, Balthasar nahm seine kräftigen Hände und versuchte, den Angriff zu stoppen. Die Scheide schnitt sich in seine Haut.

Es schmerzte, so dass es seinen gesamten durchzuckte. Mit seinen Händen zog er das Schwert nach oben, während es sich im Lauf auf den Offizier richtete. Es sollte als Balthasars Versuch dienen, es von sich abzuwenden.

Das Schwert bohrte sich in das linke Auge des Offiziers. Friedrich fiel zu Boden. Er schrie und blutete. Der Griff des Schwertes zeigte gen Himmel. Einige der Männer rannten zu ihrem Offizier, andere zu Balthasar.

Balthasar stand unter Schock und wie angewurzelt da. Die Männer präparierten eine Liege, um ihren Offizier dort zu platzieren.

Friedrich schrie weiter. Das Schwert wurde von Trion herausgezogen, was noch mehr Geschrei verursachte.

Die halbe Nacht lang hörte man Schmerzlaute aus dem Zelt der Männer, bis es schlagartig still wurde, sodass die Geräusche der Nacht einhalten konnten.

Balthasar, der sich inzwischen wieder bekommen hatte, nachdem er aus dem Zelt geleitet worden war, lief zurück. Fharov kam ihm entgegen.

„Wie sieht es aus?“ wollte Balthasar eilig erfahren.

Fharov antwortete ihm nicht und wendete sich ab. Balthasar betrat das Zelt. Die Männer wichen zur Seite und da lag er: Friedrich. Er war regungslos.

Balthasar dachte, er hatte seinen Offizier getötet! Schnell ging er an die Liege, schüttelte an Friedrich.

„Es tut mir leid“, flüsterte er.

„Lass‘ ihn in Ruhe, er muss sich erholen, hatte ‚ anstrengende Stunden.“ informierte Ilander.

Balthasar realisierte, dass er Friedrich nicht umgebracht hatte. Er lebte! Sonst hätte man ihn aufgehängt oder gar geköpft!

Ilander erklärte, dass Friedrich nur noch auf einem Auge sehen konnte. Es wurde mit einem Verband versehen- danach müsse es mit einer Klappe gesichert werden. Friedrich sei aber nicht mehr des Todes, versicherte Ilander.

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