Читать книгу Obscura- Kompendium - Dennis Weis - Страница 13
Erstes Kapitel
ОглавлениеEr hatte sie im Wald gesehen und sich versteckt, doch es nütze ihm nichts, denn sie haben ihn entdeckt. Sofortig floh er, in Richtung seines Hauses, um dort in Sicherheit zu sein. Er hatte von ihnen gehört, glaubte aber eine lange Zeit, es seien Späße oder Gerüchte, die sich die Betrunkenen erzählten. Doch nun waren sie da, direkt vor seiner Tür. Sie nahmen ihm Frau und Kind. Und dabei wollte sie nur in den Wald, um Beeren zu sammeln, damit seine Frau Marmelade kochen könnte.
Angekommen an seinem Haus, schloss er hinter sich die Tür. Zudem verbarrikadierte er sie. Er nahm ein Beil und ein Schwert und blieb ganz still. Von draußen hörte er Schreie, von Menschen, die er kannte. Und er hörte dieses Geräusch, das ihn an Keuchen und Grunzen erinnerte. Es bereitete ihm Angst, denn diese Wesen waren unberechenbar und unbesiegbar. Die ersten erreichten die Tür und stießen dagegen, teils auch mit roher Gewalt. Die Tür würde anfangs standhalten, aber zunehmend brechen und dann würden sie reinströmen, um ihn tu töten, nein, um ihn zu fressen! Er musste seine Taktik ändern, wenn er überleben wollte. Er konnte sich hier nicht länger verstecken! Gordian beschloss zu fliehen. Er musste dafür durch den Keller.
Es gab einen Hinterausgang, der ihn an den Untoten vorbeiführen würde. Gordian musste hoffen, dass sich dort keiner aufhielt- zur Sicherheit nahm er sein Beil und das Schwert mit, obwohl er kaum Kampferfahrungen hatte. Es interessiert niemanden, denn es ging um das blanke Überleben. Gordian lief rasch in den Keller und konnte hören wie die Vordertür zerbrach und die Untoten in sein Haus stürmten. Er war schnell durch den Keller und öffnete die Hintertür. Kein Untoter zu sehen. Eine kurze Erleichterung kam in ihm auf, er hatte hingegen keine Zeit, um dies zu genießen.
Mit kurzen Blicken nach allen Seiten, rannte er Richtung Norden, um nach Steinigen zu gelangen. Vielleicht würde ihm eine Stadt Schutz bieten können? Es dauerte einige Momente bis Gordian bemerkte, dass ihm niemand gefolgt war. Steiningen war etwa eine Stunde entfernt. Er entschied, nicht mehr zu rennen, da es Kraft kostete, die er an einer anderen Stelle, wenn zum Beispiel Angriffe seitens der Untoten erfolgten, gebrauchen könnte. Nach etwa einer Stunde erreichte Gordian Stellingen. Die einst so wunderschöne Stadt war eine Geisterstadt und ein Feld aus Chaos geworden. Überall waren verlassene Häuser, Schänken und Stände. Zudem war da diese Stille, die Gordian unruhig werden ließ. Ebenso fiel ihm auf, dass hier nicht eine einzige Leiche lag- neben des Offensichtlichen, dass sich hier keine Mensch befand. Gordian hatte Hunger. Er legte sich fest und betrat vorsichtig und leise eine Schänke, denn die würde in jedem Fall Nahrung haben. Plötzlich hörte eine Tür, die knarrte und dann zuknallte.
Gordian nahm sein Schwert in die Hand. Er versteckte sich hinter der Bar. Langsam lugte er über den Tresen. Er erhaschte eine Bewegung, konnte aber nicht sagen, wer oder was es war! Abermals schaute er behutsam hinter dem Tresen hervor. Nichts! Es klapperte, als er seinen Kopf wieder hinter dem Tresen versteckte. Was sollte er machen? Angst machte sich in ihm breit. Trotz allem fasste er seinen Mut zusammen und stand auf. Geräuschlos wie eine Katze schlich er zur Tür. Du musst dich zusammenreißen, sonst überlebst du nicht. Du kannst nicht immer weglaufen, dachte Gordian sich. Er hielt sein Schwert fest in der Hand, bereit, zuzustechen, wenn es sein müsste! Mit der anderen Hand wollte er die Tür öffnen. Er fasste die Klinke an, senkte sie vorsichtig und gab der Tür einen gehörigen Tritt, damit diese nach hinten aufging. Zeitgleich erhob er sein Schwert und wollte zustechen als er sah, dass sich dort ein Mädchen befand, welches ihre Hände schützend vor ihrem Gesicht hielt. Gordian war starr. Nach einem Moment steckte er sein Schwert wieder weg.
„Ganz ruhig, ich tue dir nichts.“ flüsterte er.
Das Mädchen aber zitterte und fing an zu weinen. Instinktiv wollte Gordian sie in den Arm nehmen, da sie ihn an seine Tochter erinnerte, die ungefähr in ihrem Alter gewesen sein müsste. Das Mädchen aber wehrte ab und schlug nach ihm. Gordian wich zurück. Er verstand. Er selbst war ebenso verwirrt über diese Zustände, über diese Dunkelheit, die sich auf Materia ausgebreitet hatte.
„Ich verstehe. Du willst, dass ich dich in Ruhe lasse“, fing Gordian an, „aber zu zweit kann man besser überleben.“
Das Mädchen weinte noch immer und hatte den Kopf abgesenkt. Gordian konnte sie nicht alleine lassen, denn dann war sie des Todes!
„Ich habe eine Frau und eine Tochter in deinem Alter gehabt. Ich habe sie beide verloren. Bestimmt hast du deine Familie auch an diese Monster verloren.“ zeigte Gordian Verständnis.
Das Mädchen schaute kurz auf. Dann senkte sie den Kopf wieder. Sie hörte jedoch auf zu weinen und schluchzte nur noch ein wenig. Gordian blieb still.
„Ich habe meine Mama verloren.“ sagte sie auf einmal.
Gordian nahm sie in den Arm. Er konnte sie absolut verstehen. Gordians Versuch, sie zu trösten, wurde je unterbrochen als die beiden auf einmal hörten wie die Tür der Schänke sich öffnete. Langsame Schritte begleitet von röchelnden Lauten betraten die Räumlichkeit. Gordian lugte etwas aus dem Nebenraum heraus, um zu ergründen, wer oder was dort die Schänke betreten hatte. Seine schlimmste Befürchtung wurde leider bestätigt, denn es handelte sich um einen Untoten. Gordian beobachtete, wie diesem noch weitere folgten. Es könnten drei oder vier gewesen sein. Genau wusste Gordian es nicht, denn er hatte sich wieder in das Versteck zurückgezogen.
„Kommen sie?“ fragte das Mädchen flüsternd.
Gordian nickte.
„Aber ich werde mir etwas einfallen lassen und dich beschützen.“ versprach Gordian.
Er hatte gelogen. Gordian hatte spontan keine Idee, wie er beide hätte retten können. Bisher wählte er stets die Flucht als Mittel. Trotzdem wollte er nicht aufgeben. Gordian stand leise auf. Im Hintergrund konnte man hören wie die Untoten immer näher kamen. Er schaute sich nach etwas um, womit er und das Mädchen sich hätten verteidigen können. Gordian sollte bei seiner Suche nicht enttäuscht werden. In einer Ecke fand er zwei Beile. Er selbst nahm eins und drückte dem Mädchen ebenso ein Beil in die Hand.
„Zu deiner Verteidigung.“ erklärte er.
Das Mädchen nahm die Waffe an sich. Als nächstes schloss Gordian vorsichtig und leise die Tür zu dem Nebenraum, denn er hörte wie die Untoten schon fast bei ihnen waren. Gordian zog sein Schwert.
„Wenn sie hier rein wollen, dann öffnest du die Tür und ich hacke dem ersten den Kopf ab. Danach schließt du die Tür wieder.“ machte Gordian dem Mädchen klar.
Das Mädchen schaute ängstlich. Trotzdem nickte sie. Im nächsten Moment kratzte etwas an der Tür. Gordian schaute zu ihr und signalisierte, dass sie die Tür öffnen sollte. Dies hier ist für meine tote Familie und für die tote Familie des Mädchens, dachte Gordian sich. Es motivierte ihn, was ihm zum Überleben verhelfen könnte. Das Mädchen öffnete die Tür und wie vermutet war ein Untoter dahinter. Er machte sich sofort auf, um in den Nebenraum zu gelangen. Gordian hackte mit dem Beil und dem Schwert auf den Untoten ein. Er war dabei zögerlich, da er so etwas nie zuvor gemacht hatte. Es spritzte Blut. Gordian registrierte, dass seine Hiebe nicht viel bewirkten und beschloss, noch härter auf den Untoten einzuschlagen. Gordian gelang zunehmend, dem Untoten das Gesicht zu zertrümmern bis es vollständig zerstört war und der Körper des Untoten leblos zu Boden sank.
Was für ein Kraftakt. Überall Blut, dachte er sich.
Andere Untote folgten, da die Tötung des ersten nicht unbemerkt blieb. Dabei fiel den beiden auf, dass der getötete Untote im Türrahmen lag, was das Schließen der Tür verhinderte. Das Mädchen realisierte dies und fing laut an zu weinen. Gordian ging zu ihr und hielt sie fest.
„Ich verstehe, dass es ausweglos für dich erscheinen muss, aber wir müssen uns jetzt zusammenreißen.“ machte er ihr klar.
Das Mädchen nickte, obwohl es nicht mehr daran glaubte. Die Tür wurde weiter geöffnet als die nächsten Untoten in den Nebenraum kamen. Gordian hielt seine Waffen fest in der Hand. Er entschied, den vordersten anzugriefen und schlug auf seinen Kopf ein. Gordian vermutete, dass dies die Schwachstelle sein müsste. Das Beil erwischte den Hals und trennte den Kopf fast vom Rest des Körpers. Mit dem Schwert vollendete er die Teilung. Der Untote fiel, wie schon der vorherige, zu Boden. Er war leblos. Gordian hatte keine Zeit, sich über seine Erkenntnis zu freuen, da bereits der nächste ihn zu töten versuchte. Gordian verrichtete es bei diesem auf dieselbe Art wie bei dem zuvor geköpften.
Die Methode hatte Erfolg und es gelang Gordian, alle ankommenden Untoten zur Strecke zu bringen. Es waren insgesamt sechs. Der Haufen von Untoten versperrte nun den Ausgang des Nebenraums. Gordian nahm das Mädchen auf den Arm und stieg über die Leichen. In der Schänke selbst stellte er sie hin und verschloss zunächst einmal die Tür der Schenke. Er stellte zur Sicherheit noch einen Tisch davor. Dann sank er auf den Boden.
„Ich habe es dir versprochen.“ sagte er erschöpft.
Das Mädchen schaute ihm direkt in die Augen. Es lächelte ein wenig.
„Danke.“ meinte sie, „ich heiße übrigens Saphira.“
„Hallo Saphira“, begrüßte er sie, „Ich bin Gordian.“
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Es sind einige Tage vergangen seit dem Rubina gestorben war. In Amberius hatte sich Leere ausgebreitet. Er hatte die Lebenslust verloren. Der Gedanke an Rubina ließ ihn stets seine Tränen vor lauter Trauer das Gesicht hinunterlaufen, denn das Wichtigste in seinem Leben war verschwunden. Milos sah es sich für die Zeit an. Anfangs hatte er geschwiegen. Seit gestern war dieses Schweigen gebrochen.
„Du musst drüber wegkommen.“ hatte Milos aus der stille heraus gesagt.
Amberius hatte nichts von sich gegeben. Milos hielt an und wartete bis Amberius es bemerkte und es ihm nachtat.
„Wir müssen das aus der Welt kriegen.“ verlangte Milos.
Amberius konnte nichts dazu sagen, denn es veranlasste ihn, zusammen zu brechen.
„Amberius!“ brach es aus Milos heraus. Mittlerweile wurde er wütend, denn dies Verhalten führte seiner Meinung nach zu nichts.
„Ich habe ebenfalls die Liebe meines Lebens verloren und sie hatte gewollt, dass ich weiterlebe und mein Leben nicht wegwerfe.“ führte Milos aus.
Milos hatte zwar gelogen, denn er hatte sich aufgegeben und wurde zu einem Trunkenbold. Erst als Seth ihn aufsuchte, wurde aus Milos wieder ein Mensch! Amberius sagte noch immer nichts. Milos machte ein paar Schritte auf Amberius zu. Er wollte näher zu ihm, um ihn besser überzeugen zu können. Plötzlich wurde sein Fokus auf etwas gelenkt, was sich, etwa hundert Meter entfernt, auf die beiden zu bewegte. Milos konnte erkennen, dass es vier Menschen waren. Sie schritten langsam voran.
„Amberius, dort kommen Leute- wir sollten uns zur Sicherheit verstecken“, riet Milos, „wir wissen nicht, wer sie sind.“
Amberius schaute sich um. Er erschrak. Amberius konnte sehen, wer diese Leute waren, oder besser, was sie waren: Es waren Untote! Es handelte sich dabei um die gleichen wie Rubina!
„Das sollten wir“, Begann Amberius, „oder wir töten sie, denn was du siehst, sind Untote. Untote wie Rubina eine war.“
Amberius zog demonstrativ ein Schwert und machte sich zum Kampf bereit. Milos sah sich indes die Leute an, die sich stetig ein wenig näher zu den beiden bewegten. Amberius sollte Recht behalten. Es waren Untote.
„Bist du dir sicher?“ wollte Milos wissen, bevor eine Flucht zu spät erschien.
„Ja!“ betonte Amberius.
In seinen Augen konnte man die Entschlossenheit sehen und zugleich war es Amberius gleichgültig, denn das Leben hatte keinen Sinn ohne Rubina. Er konnte der Menschheit einen Gefallen tun und so viele von diesen untoten Mistviechern ins Jenseits mitnehmen, wie er töten konnte. Milos hatte jetzt keine andere Wahl mehr, denn die Untoten hatten sie bereits entdeckt. Sie begannen, auf Milos und Amberius, loszustürmen. Milos hatte inzwischen sein Schwert ebenso gezogen und war kampfbereit.
„Versuche ihnen den Kopf abzutrennen“, empfahl Milos, „und dich nicht so lange mit ihnen zu beschäftigen!“
Kaum hatte Milos dies ausgesprochen erreichte der erste Untote die beiden. Die Klinge von Amberius Schwert schnitt sich, bevor der Untote ernsthaft Schaden anrichten konnte, durch seinen Hals wie durch Butter. Der Kopf fiel nach hinten weg und der Rest vom Körper landete direkt vor Milos, den diese Aktion sichtlich beeindruckte.
Nur hatte Milos keine Zeit, seinen Gefährten seinen Respekt zu zollen, da die anderen drei auf einmal ankamen. Milos gelang zunächst ebenso ein Hien, der den Kopf des nächsten Untoten trennte, aber ein weiterer schaffte es, Milos mit der Wucht seines Laufs umzustoßen. Amberius war mit dem vierten Untoten beschäftigt, da es ihm nicht noch einmal gelingen sollte, so eine gekonnte Köpfung zu vollziehen. Milos war auf sich allein gestellt. Er hatte sein Schwert noch in der Hand und versuchte, dem Untoten damit zu verletzen. Es gelang Milos, aber es hatte keine Auswirkungen.
Amberius stieß mit einem Tritt den Untoten von sich, sodass dieser nach hinten strauchelte. Dies nutzte Amberius, um ihm ebenso zu enthaupten. Milos konnte indes nicht verhindern, dass der Untote sich an ihm festbiss. Es schmerzte. Der Untote lag auf Milos drauf. Von dieser Position konnte sich Milos nicht lösen. Im nächsten Moment packte Amberius den auf Milos liegenden Untoten und schmiss ihn mit voller Kraft neben Milos. Danach köpfte er diesen. Es war geschafft- alle vier waren tot. Milos hatte eine klaffende Wunde an seinem rechten Arm. Er konnte dennoch aufstehen. Sodann waren sie wieder unterwegs. Milos wollte das Gespräch von gestern fortsetzen, aber er ließ es. Amberius hatte einen neuen Lebensinhalt, dachte sich Milos, aber er sollte sich irren. Amberius wollte nach wie vor sterben, er dachte, so ginge es schneller. In seiner Heimat beging man keinen Selbstmord.
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Seit der Nacht mit der unbekannten Namens Sangua hatte Friedrich viel an sie denken müssen. Sie ging ihm einfach nicht aus dem Kopf. Inzwischen war er seit ein paar Tagen der neue Piratenkönig. Trotz dieses neuen Titels reichte es ihm nicht aus. Irgendetwas in ihm wollte mehr- mehr Macht! Friedrich überlegte lange, was ihn zufriedenstellen würde und sein Entschluss kam rasch. Es war der Kopf des Herzogs von Edengaard. Wilhelm hatte immer auf ihn herabgeschaut. Er hatte ihn behandelt, als sei er ein Sklave. Jahrelang hatte er um den Respekt und die Anerkennung des Herzogs gebuhlt. Es war nichts dabei herausgekommen!
Friedrich berief einen Rat ein, der alle Piratenfürsten an einen Tisch holen sollte. Ziel war es, durch gemeinsame Armeen eine größere zu schaffen, welche den Herzog hätte bezwingen können. So kam der Tag der ersten Zusammenkunft. Die Piratenfürsten waren alle nacheinander eingetroffen. Es waren insgesamt dreizehn. Ihre Territorien hatten sie zumeist entlang des Gaardes, einer von ihnen hatte seines auf Karmina, einer Insel die einige Kilometer vor Fortes lag.
„Willkommen, Piratenfürsten“, begrüßte Friedrich sie.
Er machte eine Handbewegung, die den Sklaven deutlich machte, den Fürsten ihre Getränke nachzuschenken.
„Wir wollen anstoßen, denn mich hat die Kunde ereilt, dass Watango, der Piratenkönig von Fortes nun nicht mehr unter uns weilt“, verkündete Friedrich.
Dann knallten die Humpen aneinander. Friedrich, der am Ende des Tisches seinen Platz hatte, hob seinen Humpen nur in die Luft und trank einen großen Schluck.
„Kommen wir zur Sache“, begann Friedrich, „mein Plan ist es, unsere Truppen zusammenzuführen, um einen Großschlag gegen den Herzog von Edengaard durchzuführen.“
Ein Raunen durchzog sie Runde. Friedrich schaute sich um und erkannte, dass die meisten gegen seine Absichten waren.
„Ich gebe zu Bedenken, dass dies ein unnötiger Krieg wäre, der uns alle viel kosten würde“, erhob Pekton, einer der Piratenfürsten, das Wort.
Pekton wusste, wovon er sprach, denn sein Reich war dem Reich des Herzogs am nächsten. Nie würde er sich mit einem so mächtigen Gegner anlegen. Auch wenn alle Fürsten sich zusammentäten. Pekton erfuhr Zustimmung.
„Ich pflichte dem bei. Solch ein Krieg wäre an Sinnlosigkeit nicht zu überbieten“, stimmte Abso, ein andere Piratenfürst, Pekton zu.
Friedrich kochte innerlich. Er blieb jedoch ruhig, denn er hatte ein Ass im Ärmel.
„Für so eine Entscheidung braucht ihr eine Mehrheit“, brachte Quodt, ein weiterer Piratenfürst, ein.
Die anderen Piratenfürsten stimmten ihm zu.
„Dann stimmen wir ab“, forderte Friedrich. „Wer für einen Krieg gegen den Herzog von Edengaard ist, der hebe die Hand.“
Abstimmungen wurden stets offen gemacht. Jeder der Piratenfürsten musste somit Farbe bekennen. Bei einem Patt entschied der Piratenkönig für sich. Fünf Hände hoben sich, inklusive der von Friedrich. Damit war deutlich, dass Friedrichs Streben nach Krieg nicht entsprochen werden konnte. Friedrich blieb weiterhin ruhig. Dies fiel auch Abso auf.
„König, ihr seid so ruhig. Ich an Eurer Stelle würde mir furchtbar schlecht vorkommen.“ Der sarkastische Unterton war kaum zu überhören. Ein Raunen ging durch die Reihen der Fürsten.
Friedrich stand auf. Er ging den halben Weg um den Tisch herum, stets zu Abso blickend. Am liebsten hätte er ihm vor allen anderen den Kopf abgeschlagen.
„Man muss über den Dingen stehen“, brachte Friedrich nicht sehr überzeugend vor.
Abso wollte gerade kontern als er spürte wie sein Hals brannte. Er räusperte sich ein paar Mal, dann hustete er. Der Husten wurde stärker. Abso hielt seine Hand vor dem Mund. Plötzlich bemerkte er, dass er Blut abgehustet hatte. Bevor er realisieren konnte, was geschehen war, fiel er um. Die anderen Piratenfürsten sprangen reflexartig auf. Zwei weitere fingen an, stark zu Husten. Ihnen erging es ebenso wie Abso zuvor.
„Was ist hier los?“ röchelte einer Pekton, bevor auch er nicht mehr sprechen konnte, da sein Husten zunahm.
Alle Piratenfürsten sanken nach und nach zu Boden. Einige zuckten noch, aber nach einer Weile war alles still. Friedrich war erleichtert. Er dachte für einen kurzen Moment, dass ein Plan nicht funktionieren würde. Er hatte zuvor Gift in die Getränke mischen lassen. Friedrich war bewusst, dass die Fürsten diesem Krieg nicht zustimmen würden, denn er war ein persönlicher Rachefeldzug gegen den Herzog. Deshalb hatte er vorgesorgt. Friedrich ging zu dem Platz, an dem Quodt lag. Genüsslich trat er ihm in die Rippen.
„Das machst du nicht mit mir!“ brüllte er.
Danach befahl er, alle Leichen zu beseitigen. Sie sollten verbrannt werden. Einen Piratenrat wird es nicht mehr geben, dachte er sich, sondern nur einen Herrscher, dem die Leute folgen können oder sonst sterben. Friedrich gab den Gefolgsleuten der jeweiligen Piratenfürsten Bescheid, dass er nun alleiniger Herrscher sei. Sie sollten diese Kunde an die Territorien verbreiten. Wer sich weigere werde mit dem Tode bestraft. Einige der Gefolgsleute lehnten es ab, dem Piratenkönig zu dienen und wurden an Ort und Stelle enthauptet. Nachdem alles geklärt war, entsendete Friedrich die restlichen Gefolgsleute, versehen mit eigenen Männern, zurück in die Territorien. Friedrich spürte, wie die Macht in ihm wuchs.
Sein Plan aber war noch nicht vollendet. Er benötigte noch die Truppen des toten Piratenkönigs Watanga. Friedrich hatte beschlossen, mit seinen Truppen eine Machtübernahme vorzunehmen, da der thron dort unbesetzt war. Er konnte sich vorstellen, dass dort gerade Machtkämpfe stattfanden, was die Chance seiner Übernahme erhöhte. Dennoch konnte er nicht selbst nach Fortes, da er seinen Krieg planen musste. Friedrich beschloss, Josias zu entsenden.
„Ich ernenne dich zum ersten General“, verkündete er kurzerhand seinem treusten Gefolgsmann.
Josias war stolz, denn auch er rang um Macht.
„Du wirst Fortes unterwerfen und mir die dortigen Truppen zur Verfügung stellen“, forderte Friedrich.
„Ja, mein Herr“, bestätigte Josias.
Josias glühte. Endlich war der Tag gekommen, an dem er zeigen konnte, was in ihm steckte. Er brannte, denn etwas Dunkles in ihm konnte sich befreien. Es begleitete ihn schon sein ganzes Leben. Nur hatte er es bis jetzt ignoriert. Es wurde eine Truppe mit mehreren hundert Männern organisiert. Ohnehin hatte Friedrich mehr militärische Elemente eingebracht. Die Piraten sollten einheitlich aussehen. Friedrich ließ Uniformen schneidern. Es gab den Totenkopf mit einem Schwert, das durch das linke Auge ging und unten herausragte, als Symbol. Jeder sollte ein Schwert erhalten, was bedeutete, dass mehr Schmiede benötigt wurden wie auch Metall. Es wurden Pferde angeschafft, damit einige von ihnen als berittene Einheit dienten.
Durch Friedrich kam eine ganze Industrie zum Laufen. Die Piraten wurden zunehmend Soldaten. Sie erhielten eine Kampfausbildung im Nah- und Schwertkampf. Für die Männer, die mit Josias zogen war es das erste Mal, in einer Formation zu marschieren. Einige von ihnen waren mit einem Pferd unterwegs, sowie natürlicherweise Josias. Untreue durch Befehlsverweigerung wurde mit dem sofortigen Tode bestraft. Josias führte es selbst durch. Der Marsch nach Fortes sollte mehrere Tage in Anspruch nehmen und er war anstrengend für die Männer.
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Ein Atemzug. Beinahe wäre es das allerletzte Mal gewesen. Schmerzen, unendliche Schmerzen- dann wurde alles dunkel. Nach einer gefühlten Ewigkeit erwachte Dyako wieder. Er fühlte sich gut. Sein Körper war geheilt. Noch immer lag er am Saphirsee, an der Stelle, an der der Drache auf ihm gelegen hatte. Dyako konnte sich blitzartig an alles erinnern und realisierte, dass er lebte. Er war verwundert.
Mirabella? Fiel ihm plötzlich ein.
Sie war tot. Dyako realisierte dies. Die Trauer über ihren Verlust steckte er weg. Er berührte ihre Kette, die er vom Händler in der Wüste Devien erhalten hatte. Es befand sich ein Anhänger in Form eines Zepters daran. Er fühlte diesen Zepter mit seinen Fingern.
Du bist bei mir, dachte er sich.
Dyako war merkwürdig zumute, denn er hatte überlebt. Wie konnte das sein? fragte Dyako sich. Nach dem er nochmals die Bilder vor Augen hatte, konnte es nur eine Lösung für das ganze geben: Er hatte eine Chamäleon- Funktion aktiviert. Venatoren konnten sich perfekt an ihre Umwelt anpassen. Die Fertigkeit war selten. Es war nur älteren Venatoren vorbehalten, meist durch jahrelanges, hartes Training viele seiner Artgenossen hatten es versucht und noch immer beherrschten sie es nicht! Dyako gelang es praktisch aus der Not heraus. Er konzentrierte sich, um es ein weiteres Mal zu versuchen und um sich zu beweisen, dass es die einzige logische Konsequenz hätte sein können.
Dyako sammelte seine gesamten Kräfte. S passierte nichts. Er versuchte es ein weiteres Mal, aber es geschah wieder nichts. Dyako war sich der Sache so sicher. Vielleicht müsste er wieder eine Gefahr ausgesetzt sein. Dyako entsprang die Idee, dies auszuprobieren. Würde er im Stande sein die Chamäleon- Funktion abzurufen? Milos müsse warten, denn diese Sache sei zu wichtig. Vielleicht hatte Milos auch nicht überlebt, dachte sich Dyako.
So machte er sich auf den Weg und musste nicht weit gehen. Mitten auf dem Feld stand eine Gestalt. Dyako sah vom weitem, dass etwas mit ihr nicht stimmte. Seine Instinkte rieten ihm, sich abzuwenden. Der neugierige Teil in ihm aber hielt dagegen und Dyako schritt voran. Seine Verobur ließ er stecken. Er wollte diese Situation provozieren. Venatoren wuchsen mit dem Gedanken auf, überleben zu wollen. Schon bei der Geburt werden die ertränkt, die Makel aufweisen oder sich nicht durchsetzen können. Die ersten drei Tage wird kein Neugeborenes gefüttert.
Die Venatoren wollen so prüfen, wie sehr der Drang nach Leben ist, wie sehr der Überlebenswille. In ihrer Kindheit werden sie täglich trainiert, ohne Rücksicht, ohne Skrupel, ohne Gnade. Viele seiner Brüder und Schwestern sind im Laufe seines Aufwachsen gestorben, aus schwäche oder im Kampfe, sodass Dyako gelernt hat, stets nicht auf die Weise zu sterben wie seine Artgenossen. Die Neugierde war stärker und ließ ihn näher an die Gestalt herantreten. Die Gestalt stand dort, wie eine Vogelscheuche, ohne sich zu bewegen. Als er etwa bis auf drei Meter dran war, blieb Dyako stehen. Er erschrak. Die Ursache hierfür lag zum einen daran, dass die Gestalt wie ein lebender Toter aussah und zum zweiten handelte es sich um seinen Bruder.
Es verhärtete seinen Verdacht, dass es ein Untoter sein müsste. Lagon wurde doch getötet von Laetizia- er hatte es selbst gesehen. Lagon oder was er auch immer war öffnete seine Augen. Sie waren tiefrot. Lagon stieß einen Schrei aus und rannte auf Dyako zu, der wie angewurzelt an derselben Stelle verharrte. Lagon verpasste Dyako einen Volltreffer, indem er mit ausgestrecktem Arm und geballter Faust direkt in das Gesicht seiner Bruders schlug. Dyako fiel nach hinten auf die Erde. Vergessen war die gemeinsame Vergangenheit. Der Vater war einst mit seinen Söhnen geflohen, um dem Wahnsinn der Venatoren zu entkommen. Die Mutter war verstorben. Die Venatoren hatten ihr nicht geholfen, da sie keine von ihnen gewesen war. Zudem war sie schwach.
Lagon war ebenso wie sein Bruder ein halber Venator. Lagon hatte den menschlichen Teil, während Dyako zum Venator wurde. Es eskalierte zwischen den Brüdern, so sehr, dass Dyako seinen eigenen Bruder fast tötete. Der Vater verwies ihn daraufhin. Seither streifte Dyako als einsamer Venator umher, um Aufträge entgegenzunehmen. Lagon machte kehrt, um erneut Anlauf zu nehmen. Er hatte sich optisch ziemlich verändert. Seine Haut wirkte alt und grau. Sein Wesen animalisch. Lagon schaute und ging vorsichtig nach vorne. Dyako bewegte sich nicht. Lagon schien nicht zu wissen, wo sich sein Bruder befand. Dyako musste es genau wissen und stand auf. Lagon kam näher. Er blieb vor Dyako stehen und sah ihm direkt in die Augen. Dann brüllte er, drehte sich um und rannte weg. Es hatte funktioniert. Nach der Erkenntnis, dass er nun die Chamäleon- Funktion beherrschte, beschloss Dyako, seinen Bruder zu verfolgen. Er rannte der Spur hinterher, die Lagon hinterließ. Er dauerte nicht lange bis er ihn fand. Lagon bemerkte Dyako nicht. Was Dyako dort sah, erschrak ihn. Lagon labte sich an einen Menschen. Er biss wie ein Tier in den Bauch des toten auf dem Boden liegenden Menschen. Blut lief aus seinen Mundwinkeln.
Was war nur aus ihm geworden? Fragte Dyako sich. Er sah zwar aus wie sein Bruder, aber er war es nicht, es war etwas anderes. Dyako zog seine Verobur und nahm Anlauf. Noch während Lagon den Kopf erhob, um zu schauen, was da auf ihn zu kam, enthauptete Dyako ihn. Der leblose Körper brach zusammen. Der Kopf flog einige Meter und prallte auf die Erde.
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Wartonas war einst ein friedliches Dorf inmitten der Wüste Devien. Es wurde von Bauern bewohnt, die ihre Felder beackerten und davon lebten. Justus und Amoria hatten einen Sohn und eine Tochter. Die Tochter war älter. Sie wuchs zu einer Bäuerin an. Sie half beim Melken, bei der Ernte und im Haushalt. Sie wurde bald achtzehn und war Vertix versprochen, dem Jungen der Nachbarn, die einen großen Bauernhof mit Vieh besaßen. Der Sohn hingegen war kein Bauer. Ihm strebte vor, ein mächtiger Magier zu werden. Dies gefiel seiner Familie überhaupt nicht, sodass sie ihm es die auf unterschiedlichste Art und Weise deutlich machten.
Seine Großeltern, die mit auf dem Hof lebten, ignorierten ihn, da sie gekränkt waren. An Geburtstagen kamen sie nicht, um ihm zu gratulieren. Seine Schwester hänselte ihn. Sie verstand nicht, warum ihr Bruder anders war. Andererseits war sie froh, der Liebling der Familie zu sein. Amoria, seine Mutter, schützte ihn anfangs, als er mit der Magie anfing. Dies endete, als er einmal gegen einen Mitschüler der Dorfschule einen Zauberspruch angewandt hatte. Dabei wollte er sich nur wehren. Sein Vater tat all die Dinge zusammen, die seine Familie als Mittel gewählt hatte, um ihn zu bestrafen. So ignorierte er seinen Sohn, sagte ab und zu einen Spruch und dies geschah im Unterschied zu den anderen- erhob die Hand gegen seinen Sohn.
Der Sohn steckte es weg. Er nutzte keine Magie gegen seinen Vater, obwohl er es hätte tun können. All diese Pein nahm er auf sich, da er ein Licht in seinem dunklen Leben hatte: Lexa! Sie war die Liebe seines Lebens und Lexa empfand dies ebenso. Er hatte sie kennengelernt, als sie neu in das Dorf gezogen waren. Sie hatten ihr Hab und Gut bei einem Brand verloren und zogen weiter bis sie hier ein neues Heim fanden. Die neuen Nachbarn wurden allerdings von den Dorfbewohnern nicht herzlich empfangen, denn sie mochten keine Fremden. Lexa und der junge Zauberer sahen sich das erste Mal, als Lexa von Orgon und seiner Truppe bedroht wurde. Sofort mischte sich der Zauberer ein.
„Hey Orgon, lass‘ sie in Ruhe, sonst…“, drohte er Orgon, ohne näher auszuführen, was die Konsequenz sein könnte.
Orgon drehte sich zu dem Zauberer, während seine Leute Lexa weiter festhielten.
„Was willst du dagegen machen?“ fragte Orgon spöttisch.
Lexa schrie und versuchte sich zu wehren. Er musste handeln. Ohne dabei auf die Frage seines Gegenübers einzugehen, hob der junge Magier seine Hände. Er richtete sie auf Orgon, der etwas verunsichert drein schaute.
„Was soll das werden?“ wollte Orgon wissen.
Es entstanden kleine Blitze in den Händen des Magiers und Orgon konnte es beobachten.
„Lasst sie einfach los…!“ brüllte der junge Zauberer.
Orgon lief zu den anderen. Der Magier missverstand dies und setzte Orgon einen Blitzangriff aus. Orgon flog dabei nach vorne. Seine Kleidung war an der Eintrittsstelle zerfetzt. Der Blitz hatte ihm zudem eine Brandwunde verpasst. Die anderen seiner Truppe ließen indes Lexa rasch los, um zu flüchten. Lexa war erleichtert. Sie war nicht mehr in den Fängen dieser Rüpel. Orgon stand auf. Die Wunde auf seinem Rücken schmerzte. Die Haut hatte sich derartig verbrannt, sodass eine riesige Narbe verbleiben wird. Es wird ihn daran erinnern, niemals wieder sich an Schwächere zu vergreifen, dachte sich der junge Zauberer. Orgon machte, dass er davonkam.
„Ich werde es allen erzählen, damit du’s weißt“, warnte Orgon, „und dann wird es mächtig Ärger geben.
Lexa schaute zu ihrem Retter. Sie ging langsam zu ihm. der Zauberer stand wie versteinert dort. Seine Augen waren weit aufgerissen. Lexa war so wunderschön.
„Danke“, sprach sie, „Vielen Dank für die Rettung.“
Sie lächelte. Er schmolz dahin.
„Ich bin Übrigens Lexa“, stellte sich Lexa vor.
Er schwieg, da er hin und weg war.
„Und wer bist du?“ wollte Lexa von dem jungen Zauberer wissen.
„Äh“, stammelte er, „ich…ähm…bin Agamemnon.“