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Kapitel 1: Sehnsucht

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Noah hatte ein Unternehmen damit beauftragt, Brenda´s lilafarbene Plüsch – Couch zu unserem Haus zu bringen. Dieses ließ aber noch auf sich warten. Ich vermisste meine beste Freundin schon jetzt, obwohl sie und ihre Partnerin erst vor wenigen Stunden losgefahren waren. Sie wollte dieser Stadt entfliehen. Zuerst mochte ich es nicht glauben, immerhin standen wir uns sehr nahe und ich konnte mit ihr über alles reden, doch es war für mich nachvollziehbar, dass sie von hier weg wollte. Schließlich hatte sie vor zweieinhalb Jahren ihre Lebensgefährtin Linda verloren, welche auf dem Schulhof ihrer Highschool gestorben war.

Mrs. Combe, meine damalige Klassenlehrerin, hatte die Sechzehnjährige aus dem Fenster des zweiten Stocks gestoßen. Linda war ihren Verletzungen sofort erlegen, was eine harte Zeit für uns nach sich gezogen hatte. Obwohl wir sie nicht besonders gut gekannt hatten, hatten wir sie dennoch gemocht – auch, weil sie ein Teil von Brenda gewesen war. Diese hatte sich vor einiger Zeit einen Hund zugelegt, welcher ihr jedoch ebenfalls genommen worden war. Der damalige Bürgermeister, Winston Lester, hatte ihn kaltblütig erstochen und den Kopf meiner Freundin dann noch in das Blut des toten Tieres gedrückt. Aber sie hatte noch viel mehr erleben müssen und all das hatte zu ihrem Entschluss geführt, Cryptal City den Rücken zu kehren und diese Unglück bringende Stadt zu verlassen.

Auch wir hatten Schlimmes erlebt, nicht nur, weil unsere Eltern alle am gleichen Datum, dem 31. Juli 2000, gestorben waren – ermordet von wahnsinnigen Omega – Mitgliedern – wir waren auch belogen worden, von Mrs. Combe, Miss Kaminsky – einfach allen in dieser Stadt. Ich hatte erfahren müssen, dass mein Vater, Louis, für kurze Zeit Mitglied bei Omega gewesen war. Diesem Orden hatte auch Mrs. Combe angehört, die zur Nachfolgerin von Miss Kaminsky geworden war, welche ihn jahrzehntelang geleitet hatte. Sie hatte damals ehrenamtlich in dem Heim gearbeitet, in welchem ich mit Noah und meinen Freunden aufgewachsen war. Dies war auf eine Veranlassung des Bürgermeisters zurückgegangen, nachdem der dunkle Orden unsere Eltern umgebracht hatte. Jahrelang war uns dieser schreckliche Umstand nicht klar gewesen, hatten wir sie doch bloß für verschwunden gehalten.

Vor über zwei Jahren war ihre Ermordung dann zu einer traurigen Gewissheit geworden. Miss Kaminsky, Mrs. Combe und die restlichen Mitglieder Omega´s hatten dazu ein grausames Ritual durchgeführt. Unsere Eltern hatten Sirius – einen Orden, welcher weiße Magie praktizierte – wiederbeleben wollen und eine Menge Aktionen gestartet, damit er wieder an Mitgliedern gewann. Durch dessen wachsende Macht waren sie aber zur Gefahr für Omega geworden, welcher seit Jahren die Herrschaft über unsere amerikanische Stadt anstrebte. Miss Kaminsky hatte einen teuflischen Plan entwickelt, um unsere Eltern entführen zu lassen und sie in eine Holzhütte zu sperren. Diese befand sich auf einem Feld neben der Verbindungsstraße, zwischen unserer Stadt und Grave´s Garden. Die Omega – Mitglieder hatten die Hütte angezündet, weshalb unsere Eltern qualvoll gestorben und wir zu Vollwaisen geworden waren.

Miss Kaminsky war in ihrem Haus auf mich und meine Freunde losgegangen, John Jones war uns rechtzeitig zur Hilfe gekommen und hatte die alte Frau erschossen. Doch wir waren daraufhin tagelang von Cecilia Combe im Stadtarchiv der Bibliothek gefangengehalten worden und hatten der Ermordung ihres Ehemannes, Frank, mitansehen müssen, der kurz davor gewesen war, uns die Wahrheit zu erzählen. Uns war die Flucht gelungen und wir hatten ihren Komplizen, Leander Carl, festnehmen können. Auf dem Feld, auf welchem unsere Eltern einen qualvollen Tod fanden, war es zum Kampf zwischen Mrs. Combe – welche bis zu ihrem Auftauchen im Archiv verschwunden war – und uns gekommen.

Mr. Carl hatte sich im Anschluss auf unsere Seite gestellt und uns geholfen, Cecilia zu besiegen. Sie war auf dem Feld gestorben, so dass wir damals von Omega´s Auflösung ausgegangen waren. Doch dem war bei weitem nicht so gewesen, denn der Albtraum hatte kein Ende gefunden.

Leander war wegen seiner Beihilfe zum Mord an unseren Eltern ins Gefängnis gekommen und kurze Zeit später ebenfalls gestorben, doch zuvor hatte er mir einen Brief geschrieben, worin er mir erklärt hatte, dass neben unseren Eltern auch wir Teenager magische Fähigkeiten besaßen. Dr. Evelyn Warner – eine Therapeutin, die mich nach den schrecklichen Ereignissen vermeintlich zufällig aufgesucht hatte – hatte mir in dieser Zeit von ihrer Sirius – Mitgliedschaft gebeichtet. Ich war so eine Art Schützling für sie gewesen, doch sie hatte ihrer Aufgabe nicht lange nachgehen können, denn sie war von Nick auf bestialische Weise ermordet worden. Er war der Sohn von Bürgermeister Lester – wie wir erst später erfuhren – und der Bruder von Jacob, der von meinem Mann, Noah, in dessen Videothek eingestellt worden war.

Nick hatte nach dem Tod seines Vaters die Führung des Omega – Ordens übernommen und John Jones mies hintergangen. Er hatte ihm zwei Jahre lang die große Liebe vorgespielt, damit er uns zerstören konnte. Doch dies war ihm nicht gelungen, stattdessen hatten sich im Büro seines Vaters schreckliche Szenen abgespielt. So hatte er uns mithilfe seiner selbst gemixten Cocktails vergiftet und ins Dachgeschoss des Rathauses verschleppt. Mit einem Ritual hatte er mich auf die schwarze Seite bringen wollen, doch es war uns gelungen, uns aus seinen Fängen zu befreien. Das Büro des Rathauses war niedergebrannt und wir hatten uns mit allen Kräften gegen Nick und die Omega – Mitglieder gewehrt. Er und die anderen waren im Feuer ums Leben gekommen, doch irgendwo im Untergrund hatte es noch mehr Mitglieder gegeben. Schließlich waren wir auf dem Friedhof auf Betty Lester, die verschwundene Mutter von Jacob und Nick, gestoßen, welche mich hatte ermorden wollen. Ich hatte aufgrund von Jacob´s Gefühlen zu meinem Mann lange Zeit nicht mit ihm warm werden können. Doch er hatte mir geholfen und seine Mutter in letzter Sekunde umgebracht, ehe sie mich mit der Friedhofserde hatte ersticken können. Seitdem riss ich mich ihm gegenüber zusammen und freundete mich sogar ein wenig mit ihm an. Er hatte mir seine Gefühle für Noah gestanden, aber auch erklärt, dass sie der Vergangenheit angehörten.

Cryptal City war eine Stadt voller Geheimnisse. Auch ich spielte hin und wieder mit dem Gedanken diesen Ort zu verlassen, doch Noah hing an der Videothek, welche sein Vater vor seinem Tod eröffnet und Noah vor einigen Jahren übernommen hatte. Unsere Eltern hatten vor ihrem gewaltsamen Tod viel Geld in eine Lebensversicherung eingezahlt, weshalb wir gut über die Runden kamen. Zudem lief die Videothek gut, die außer dem Internet keine nennenswerte Konkurrenz hatte. Seit meinem Schulabschluss arbeitete ich ebenfalls darin und durch unseren Umsatz war es uns möglich, Jacob einzustellen, welcher noch immer dort arbeitete. So hatten wir mehr Zeit füreinander, was Noah und mir natürlich gefiel.

Angie hatte als Sprechstundenhilfe bei Dr. Warner gearbeitet, doch nach ihrem Tod wieder mit dem Schreiben begonnen. Brenda und sie waren ein Paar geworden – was mich nach ihrer tiefen Trauer über Linda´s Verlust etwas überrascht hatte. Aber ich freute mich natürlich für sie. Meine beste Freundin hatte den Job im Friseursalon hingeworfen, welchen ich ihr in der 34. Straße besorgt hatte und war zur Lektorin ihrer Freundin geworden. In der Vergangenheit hatte sie zwar nie viel für die Schule übrig gehabt, doch ihre Liebe und ihre Begeisterung für Angie´s Schreibtalent ließen sie scheinbar umdenken. Zudem war sie wirklich gut in Sachen Englisch und Rechtschreibung.

Doch nun waren beide seit wenigen Stunden fort. Noah fuhr uns in seinem hellblauen Jeep nach Hause. Wir gingen durch den kleinen Vorgarten – welchen ich etwas bepflanzt hatte – und kamen an der mit Metallrosen verschnörkelten Tür an. Ich schloss sie auf und ging direkt ins Wohnzimmer. Mittlerweile hatten wir es in einem hellbraunen Ton gestrichen. Ich setzte mich auf unsere Couch, welche in der gleichen Farbe gehalten war.

„Schatz, ich vermisse die beiden. Besonders Brenda...“

Noah zog seine Sweatjacke aus.

„Ach, Hase, ich weiß. Schreib´ ihr doch eine SMS und frage sie, wie es ihr geht.“

Ich zog meinen Mann zu mir, er ließ es geschehen und setzte sich auf meinen Schoß. Wir hatten vor etwas mehr als zwei Jahren geheiratet – er war damals achtzehn, ich siebzehn gewesen – aber es fühlte sich nach wie vor richtig an. Ich wusste, dass Noah der Mann war, mit dem ich mein Leben verbringen wollte. Doch es gab einige Situationen, in denen wir beide in Gefahr geraten waren. Zum Glück waren wir bisher aber einigermaßen unbeschadet aus ihnen herausgekommen.

„Gute Idee“ meinte ich und tippte eine schnelle Kurznachricht auf meinem Smartphone.

Noah küsste meinen Hals, weswegen ich kurz kichern musste. Ich sandte den Text ab und warf das Mobiltelefon zur Seite. Noah war außerordentlich attraktiv und zog mich magisch an. Bereits vor unserer Beziehung hatte es zwischen uns geknistert, doch ich hatte mich am Anfang dagegen gewehrt, weil wir uns seit dem Kindergarten gekannt hatten und ich unsere Freundschaft nicht darunter hatte leiden lassen wollen. Darüber hinaus war ich mir lange Zeit über seine Ernsthaftigkeit nicht im Klaren gewesen, was im Nachhinein natürlich Unsinn gewesen war, denn er zeigte mir seine Liebe jeden Tag auf´s Neue.

Die rotbraunen Haare meines Mannes kitzelten auf meiner Haut. Meine Nase sog seinen verführerischen Duft ein, woraufhin ich mich unendlich leicht fühlte. Meine Sorge um Brenda wich meiner Zuneigung zu Noah. Der Zwanzigjährige sah mir direkt ins Gesicht. Seine blaugrauen Augen blickten tief in meine Seele, während sein Blick mein Herz berührte. Ich war ihm hoffnungslos verfallen. Er grinste mich an, aber ich schämte mich ein wenig, da er meine Erregung wohl gespürt hatte. Meine Wangen erröteten leicht. Noah küsste mich, woraufhin ich mich dazu eingeladen fühlte, ihm sein Hemd auszuziehen. Definierte Bauchmuskeln und sportliche Oberarme kamen zum Vorschein.

Irgendwie hat es seine Vorteile, dass er manche Abende im Fitnessstudio verbringt, ging es mir wie elektrisiert durch den Kopf.

Nun war mein Shirt an der Reihe. Mein Mann kniete sich auf den Boden und sah mich eindringlich an.

„Schatz, nicht. So erregt, wie ich jetzt bin, wird es nicht lange...“

„Psst“ hauchte Noah und öffnete meine Hose.

Minuten später umfasste ich seinen Kopf und bewegte ihn in immer schnellerem Tempo auf und ab. Ich konzentrierte mich auf das intensive Gefühl und blickte auf seinen Körper hinab, ehe mein Stöhnen lauter wurde.

*

„Baby, du warst so genial!“ sagte ich noch immer schwer atmend und gab meinem Mann einen Zungenkuss.

„Ich bin froh, dass das Nachbarhaus einige Meter entfernt liegt“ grinste er daraufhin, weswegen ich ihm leicht gegen die Schulter boxte.

„Du bist doch auch nicht leiser, wenn ich es dir besorge“ erwiderte ich und zog ihn zu mir.

„Das kommt aber nur daher, weil du mich so scharf machst“ meinte er.

Unsere Küsse wurden intensiver und es dauerte nicht lange, bis wir auf dem Fußboden miteinander schliefen. Danach lagen wir glücklich, aber fertig auf der Couch und streichelten unsere erhitzten Körper. Ich griff nach meinem Mobiltelefon und sah kurz auf das Display.

Keine neue Nachricht, las ich ab und legte es zurück auf den Tisch.

„Wenn ich dich nicht so gut kennen würde, wäre ich glatt sauer auf dich, immerhin hatten wir gerade den wahrscheinlich besten Sex unserer Ehe.“

„Ich bin nun mal ein mitfühlender Mensch und außerdem sagst du das bei jedem Mal, du Spinner“ scherzte ich.

„Weil jedes Mal das wahrscheinlich beste Mal ist. Und wen nennst du hier einen Spinner?“ fragte Noah, der mir in die Seite kniff.

Ich quietschte auf und drückte ihn von mir, doch er war zu schwer.

„Das habe ich nicht so gemeint, ehrlich!“ entschuldigte ich mich lachend.

Aber statt aufzugeben, kitzelte er mich an meinen besonders empfindlichen Stellen an der Hüfte und meinen Füßen. Als wir beide völlig außer Puste waren, zog ich mein Oberteil an, woraufhin mich Noah schief ansah.

„Jake, nackt gefällst du mir eindeutig besser“ scherzte er.

„Soll das heißen, dass dir meine Klamotten nicht gefallen?“ empörte ich mich gespielt.

„Doch, doch“, wiegelte er ab, „aber besonderen Spaß bereiten mir die unsichtbaren.“

Cryptal City 3

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