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Kapitel 3: Kundenwünsche
ОглавлениеEinige Tage, in denen wir weder von John, Brenda oder Angie etwas hörten, vergingen. Ich wurde immer unruhiger und beschloss schließlich, eine Vermisstenanzeige im Police Office aufzugeben. Die dortigen Beamten waren alle an dem Verbleib der Vermissten interessiert, besonders wegen John, da er bis vor kurzem noch der Leiter des Police Office gewesen war.
Die Stelle hatte er damals angenommen, nachdem herausgekommen war, dass der Polizeivorstand Omega angehört hatte. Zudem sollte John in Kürze seine neue Aufgabe als Bürgermeister antreten. Er hatte sich extra wegen Angie und Brenda freigenommen, obwohl er gerade erst gewählt worden war. John war eben hilfsbereit und ich hoffte, dass wir als seine Freunde trotz der anstrengenden Arbeit als Stadtoberhaupt noch wichtig für ihn waren.
„Mr. Jones wird bestimmt bald ein Lebenszeichen von sich geben“ war sich ein dicklicher Polizist hinter der Glasscheibe am Empfang sicher.
„Hoffentlich haben Sie recht“ erwiderte ich unsicher.
Er richtete seine Mütze und nickte.
„Sicher habe ich das, immerhin ist der Gute nun der Leiter unserer schönen Stadt. Vielleicht hat er einfach noch ein paar Urlaubstage dran gehangen, um richtig fit für die Arbeit zu sein. Habe gehört, dass es im Rathaus ziemlich langweilig werden kann.“
Wir verließen das große Gebäude mit gemischten Gefühlen. Ich blickte auf die Fassade. Über der Eingangstür stand in großen schwarzen Lettern Police Office geschrieben. Wie alle öffentlichen Gebäude der Stadt war auch diese Einrichtung in trübem Grau gehalten. Das Polizeirevier lag in der 14. Straße und war somit relativ zentral gelegen. Noah und ich beschlossen die Videothek an diesem Tag etwas später zu öffnen und gingen zu Fuß ins Stadtinnere. Der Stadtbrunnen lag mittig, um ihn herum sammelten sich einige kleinere Geschäfte. Auch unser Stammcafé war dort zu finden. Wir gingen an der ordentlich gepflegten Rasenfläche und den Sitzbänken vorbei und blieben vor der olivfarbenen Fassade stehen. Das Café befand sich auf der linken Seite des Stadtbrunnens. Wir sahen durch das große Schaufenster hinein.
„Es ist ja gar nicht voll heute“ bemerkte ich verblüfft.
„Die meisten arbeiten bereits um diese Zeit“ erklärte mein Mann, der mir die Tür öffnete.
„Oh, du zeigst dich ja wieder mal von deiner besten Seite“ grinste ich.
„Für dich doch immer“ meinte Noah und schlang seine Arme um mich.
Gemeinsam watschelten wir so wie zwei Pinguine in das kleine Geschäft und setzten uns an einen der schwarzen Tische. Von unserem Fensterplatz aus hatte man einen guten Überblick über den Stadtkern. Einige Menschen liefen hektisch umher, während ich meine Aufmerksamkeit wieder Noah widmete. In diesem Moment wollte ich einfach etwas abschalten.
Er bestellte uns zwei Cappuccinos, welche wir genussvoll tranken. Ich aß ein mit Cashewkäse und Salat belegtes Sandwich, mein Mann lehnte etwas feste Nahrung ab.
„Du beginnst jetzt aber keine Diät, oder?“ fragte ich verunsichert.
„Sag´ nicht, dass dir mein Waschbrettbauch nicht gefällt!“
„Oh doch, sehr sogar! Aber ein Salat wird deinen himmlischen Body schon nicht ruinieren“ sagte ich augenrollend.
„Um den Salat mache ich mir auch keine Sorgen, aber ich wollte gleich noch ins Fitnessstudio und da liegt selbst so ein leichtes Sandwich – welches wirklich köstlich aussieht – schwer im Magen.“
Ich sah ihn erstaunt an.
„Danke, dass du mir das jetzt auch mal sagst. Muss ich das Geschäft jetzt etwa alleine schmeißen?“
„Hase, es wird gleich sowieso nicht viel los sein. Du wirst das doch eine Stunde ohne mich schaffen?!“
„So war das aber nicht abgemacht“ protestierte ich und biss trotzig in mein Sandwich.
Noah küsste mich daraufhin, weswegen ich jeglichen Willen für ein weiteres Aufbegehren verlor.
Er begleitete mich zurück auf den Parkplatz des Police Office, wo er seinen Jeep abgestellt hatte. Im Kofferraum deponierte er neuerdings immer seine Sporttasche und nun wusste ich auch, weshalb er das tat. Wenn er einen spontanen Besuch im Studio absolvierte, konnte er so jederzeit mit dem Training beginnen, ohne vorher noch einmal nach Hause fahren zu müssen. Ich gab ihm einen Abschiedskuss und ging zu Fuß zur Videothek. Noah ging in die entgegengesetzte Richtung.
Eine halbe Stunde später kam ich vor dem Laden an. Zwei jüngere Männer standen bereits vor dem Schaufenster und warteten.
„Haben Sie heute geschlossen?“ fragten sie etwas unfreundlich.
„Nein, denn dann wäre ich jetzt nicht hier. Sorry, es ist etwas später geworden.“
Meine Laune war auch nicht viel besser, denn seit dem Überfall war ich nicht gerne alleine im Laden. Da mir aber an diesem Tag nichts anderes übrig blieb, entriegelte ich die Tür und ließ die beiden hinein. Während ich mich um die Beleuchtung kümmerte, sahen sie sich in den Regalen um. Sie schienen ein wenig jünger als ich zu sein, weswegen ich hoffte, dass sie keinen Ärger machen würden. Wie ich beim Umrunden der Leihtheke feststellte, suchten sie offenbar etwas bestimmtes. Einer der Männer kam zu mir nach vorne.
„Habt ihr Pornos?“ wollte er unverblümt wissen.
„Nein, wir sind eine seriöse Videothek“ sagte ich bestimmt.
Die beiden konnten kaum volljährig sein und waren bei mir mit ihrem Anliegen sowieso an der falschen Adresse. Der junge Mann, der mich gefragt hatte, gab dem anderen ein Zeichen, woraufhin er eine Hülle zurück in ein Regal stellte und beide schnaufend Richtung Eingangstür gingen.
„Ein vernünftiger Laden hat immer geile Filme“ zischte sein Kumpel ungehalten.
„Dann solltet ihr so einen vernünftigen Laden aufsuchen. Wir haben viele Filme, aber sicher nichts, was euch interessieren wird.“
Der eine blieb stehen und drehte sich um. Ich sah ihm direkt ins Gesicht, um keine Angst zu zeigen.
„Was interessiert uns denn?“
„Sag´ du es mir“ forderte ich ihn auf.
„Etwas erregendes, zwei oder mehr heiße Kerle. Bareback und viel Sperma, wenn du verstehst...“
„Komm´, das bringt nichts!“ rief der andere seinem Kumpel zu.
Der junge Mann kam näher, sodass ich seinen nach Sojaburger und Zwiebeln riechenden Atem bemerkte, doch ich hielt seinem eindringlichen Blick stand. Kurz danach hatten beide die Videothek endlich verlassen. Ich schüttelte den Kopf und konnte mir ein Lachen über diese Vögel nicht verkneifen.
Noah kam nach elf Uhr in den Laden.
„Na, fit genug für die harte Arbeit hier?“ zog ich ihn auf.
„Harte Arbeit habe ich im Schlafzimmer mit dir. Das hier ist Spaß.“
Er zwinkerte mir zu. Nachdem er etwas trank, erzählte ich ihm von den beiden Männern.
„Haben sie dich bedroht?“ wollte er gleich besorgt wissen.
„Quatsch, sie wollten sich einfach irgendwelche Erotikfilme reinziehen“ entgegnete ich.
Auf seiner Stirn bildeten sich leichte Falten. Er schien ein schlechtes Gewissen zu haben, weil er mich wegen so etwas unwichtigem wie dem Fitnessstudio alleine hatte arbeiten lassen.
„Es ist alles okay“ versicherte ich ihm mit Nachdruck. „So zart besaitet bin ich nun auch wieder nicht. In den letzten Jahren bin ich reifer geworden...“
Noah´s Miene erhellte sich.
„Dann ist ja gut. Was hast du ihnen geantwortet?“
„Na, das wir nur ein anständiges Sortiment führen, schließlich können hier auch Kinder rein.“
„Ich denke, ich werde anbauen müssen“ meinte der Zwanzigjährige.
„Wieso denn das?“
„Na, diese geilen Streifen brauchen doch ihren Platz.“
„Das meinst du nicht ernst!“
„Wer weiß, vielleicht schaue ich mir den ein oder anderen künstlich verlängerten Riesenpenis dann auch mal an.“
Noah´s Mundwinkel gingen nach oben und ich stürzte mich auf ihn. Er wich gespielt zurück, aber meine Hand erwischte noch seine Brust. Ich wollte sie wegziehen, doch er hielt sie fest und zog mich an sich.
„Ich würde so einen Film viel lieber mit dir drehen, als mir irgendwelche anderen Typen beim rummachen anzusehen.“
Ich wollte etwas erwidern, doch er verschloss meinen Mund bereits mit seinen Lippen.