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2.3 Firbas’ Begriff des Kommunikativen Dynamismus
ОглавлениеTrotz seiner Ausrichtung auf die strukturellen Eigenschaften von Einzelsprachen speist sich Mathesius’ Konzept – ebenso wie Pauls und v.d. Gabelentz’ psychologisches Subjekt und Prädikat – aus zwei Quellen. Mit seiner Gliederung des Satzes in Thema oder Basis auf der einen Seite und Mitteilungskern auf der anderen Seite zielt er auf die Unterscheidung von Satzgegenstand und Satzaussage ab. Mit seiner Bestimmung des Satzthemas als das Bekanntere oder „Bestimmtere“ situiert er den Satz in den Äußerungskontext und nimmt die Beziehung zwischen Sprecher und Hörer in den Blick. Die Spannung zwischen diesen zwei Perspektiven prägt die an Mathesius anschließende Diskussion im Grunde noch bis heute. Dies zeigt sich besonders an dem Bemühen um eine genauere Explikation der Thema-Rhema-Dichotomie: Aufgrund welcher Kriterien können Satzelemente der einen oder der anderen Seite zugeschlagen werden? Damit zusammen hängt schließlich auch die Frage, ob die Dichotomie als ein Phänomen der Oberflächenstruktur von Sätzen anzusehen ist, das in der Abfolge der Satzglieder oder in bestimmten Intonationsmustern zu Tage tritt oder als ‚interpretative‘ Kategorie aufgefasst werden muss.
Der letzteren Position kann J. Firbas zugeordnet werden, der in einer Vielzahl von Publikationen (ausführlich in Firbas 1992, als kurze Überblicksdarstellung siehe auch Firbas 1999) seine Theorie des kommunikativen Dynamismus (CD) in detaillierter Form entwickelt hat. Firbas’ Ansatz zeichnet sich dadurch aus, dass er die Thema-Rhema-Dichotomie zugunsten eines graduellen Konzepts aufbricht, in dem neben thematischen und rhematischen auch transitorische Bereiche im Satz angenommen werden. Der jeweilige Grad der Thematizität bzw. Rhematizität von Satzelementen1 ergibt sich nach Firbas aus ihrem Beitrag zum Fortgang des Kommunikationsprozesses:
By the degree of CD [communicative dynamism] carried by a sentence element we understand the extent to which the sentence element contributes to the development of the communication, to which it ‘pushes the communication forward’, as it were. (Firbas 1966, 270)
Firbas’ Konzept ist interpretativ insofern, als den Satzelementen unabhängig von ihrer Position, allein auf der Basis ihres Beitrags zum Fortgang der Kommunikation, ein bestimmter CD-Grad zukommt. Die Verteilung der CD-Grade auf die sie tragenden Elemente im Satz (distributional field of CD) ist nach Firbas nämlich abhängig von verschiedenen miteinander in Wechselwirkung stehenden Faktoren (vgl. Firbas 1992, 10f.).2 Firbas führt weiter aus:
It is obvious that elements conveying new, unknown information show higher degrees of CD than elements conveying known information. But even within a sentence section made up entirely of elements conveying new information, the degrees of CD are not the same (homogeneous). (ebd.)
Der letzte Punkt ist von besonderer Bedeutung. Firbas bestimmt Thematizität nicht absolut über Kriterien der Bekanntheit oder den Status bestimmter Elemente als Satzgegenstand, sondern relativ zum CD-Grad der anderen Satzelemente: „[…] the information conveyed by the theme will always carry the lowest degree(s) of communicative dynamism (CD) within the sentence“ (Firbas 1987, 138). Niedrige Grade kommunikativer Dynamik verknüpft Firbas nur indirekt mit dem Kriterium der Bekanntheit. Geringer kommunikativer Dynamismus von Satzelementen lässt sich nach Firbas nämlich nicht in allen Fällen auf die Bekanntheit oder diskursive Zugänglichkeit (in Firbas’ Terminologie: context dependence; vgl. Firbas 1987, 145f.) der von ihnen repräsentierten Diskursgegenstände zurückführen. Auch neu eingeführte, „kontextunabhängige“ (vgl. ebd.) Satzelemente können – aufgrund ihres im Verhältnis zu anderen Elementen im Satz niedrigeren CD-Grades – dem thematischen Bereich zugeordnet sein. So weisen etwa kontextunabhängige Orts- oder Zeitadverbiale einen geringen CD-Grad auf, wenn sie innerhalb des Satzes als „Setting“ oder Ausgangspunkt fungieren.3 Eine solche „foundation-laying function“ (vgl. Firbas 1992, 69) kommt adverbialen Bestimmungen häufig, aber nicht immer, zu.
„Foundation-laying elements“ bilden den Ausgangspunkt der Kommunikation, wohingegen „core-constituting elements“ (ebd.) diejenigen Elemente sind, auf die hin die Kommunikation orientiert ist und die sie ‚abschließen‘: „The element towards which a sentence […] is oriented conveys the information that completes the development of the communication taking place within the sentence […]“ (Firbas 1992, 6).
Indem „core-constituting elements“ die Kommunikation abschließen, konstituieren sie die Orientierungsrichtung und Perspektive des Satzes:
[…] the point of orientation is the element that contributes most to the development of the communication and in this way consummates or completes it. […] Used in this sense the words orient and orientation […] explicate the meaning in which perspective is employed in my writings. (ebd.)
Der Begriff der Perspektive ist in Firbas’ Ansatz von zentraler Bedeutung, denn über diesen Terminus expliziert er sein Konzept des kommunikativen Dynamismus. In einem Überblicksaufsatz (Firbas 1999) erläutert er seinen Begriff der Perspektive anhand des folgenden Beispielsatzes:
(12) | John has come to the dining room. |
Für diesen Satz konstruiert Firbas zwei Verwendungskontexte: (a) Setzt man John als das unmittelbar zugängliche (und damit kontextabhängige) Satzelement voraus, ist die Perspektive auf die adverbiale Bestimmung (to the dining room) ausgerichtet. (b) Setzt man die adverbiale Bestimmung als kontextabhängig voraus, ist der Satz auf John hin perspektiviert. Der Unterschied der zwei Perspektivierungen erschöpft sich jedoch noch nicht in der vorausgesetzten Zugänglichkeit bzw. Nichtzugänglichkeit der jeweiligen Elemente. Die Varianten unterscheiden sich auch hinsichtlich ihrer „dynamic semantic functions“ (1999, 5): In (a) ist die Kommunikation orientiert auf die Zuschreibung von Eigenschaften: Über einen Diskursgegenstand (John) wird etwas ausgesagt, nämlich dass er den in der adverbialen Bestimmung angegebenen Ort betreten hat. In (b) ist die Kommunikation orientiert auf die Präsentation eines Diskursgegenstands (John) innerhalb eines bestimmten Settings (the dining room). Entsprechend der jeweils eingenommenen Perspektive ordnet Firbas den Satzelementen bestimmte „dynamic semantic functions“ (DSFs) zu (vgl. Firbas 1999, 6):
(12a) Perspektive: Spezifizierung eines Diskursgegenstands | ||
John | has come | to the dining room |
Bearer of quality (B) | quality (Q) | specification (Sp) |
(12b) Perspektive: Präsentation eines Diskursgegenstands in einem Setting | ||
John | has come | to the dining room |
phenomenon to be presented (Ph) | presentation (Pr) | setting (Set) |
Das kommunikative Ziel, oder auch: der kommunikative Zweck (communicative purpose) ergibt sich so aus der jeweils eingenommenen Perspektive:4 In (12a) ist es die Spezifizierung einer Qualität, die einem bearer of quality zukommt. In (12b) ist es ein Phänomen, das in einem setting präsentiert wird.5
Auf der Basis der kommunizierten Perspektive bestimmt Firbas den thematischen und den nicht-thematischen Bereich der zwei Varianten:6
(12a) | Thema: John (B), Nicht-Thema: has come (Q) to the dining room (Sp) |
(12b) | Nicht-Thema: John (Ph) has come (Pr), Thema: to the dining room (Set) |
Den höchsten CD-Grad weisen somit diejenigen Elemente auf, auf die hin die Varianten jeweils perspektiviert sind. In (12a) ist es die adverbiale Bestimmung, in (12b) ist es das Subjekt, wobei sich in der jeweiligen „dynamic semantic function“ auch die spezifische rhematische Funktion zeigt. Und auch für die Elemente mit dem niedrigsten CD-Grad lassen sich spezifische thematische Funktionen angeben: In (12a) fungiert das Subjekt als bearer of quality, in (12b) bildet die adverbiale Bestimmung das setting.7
Das verbale Element steht hinsichtlich seines CD-Grades zwischen dem thematischen und dem rhematischen Pol. Sein CD-Grad ist zwar höher anzusetzen als die thematischen Elemente, jedoch schließt es den Satz nicht ab. Dies bleibt den rhematischen Elementen vorbehalten, d.h. den Elementen, auf die hin der Satz perspektiviert ist: „The element towards which a sentence […] is oriented conveys the information that completes the development of the communication taking place within the sentence“ (s.o.). Da das Verb zwischen Ausgangspunkt und Abschluss des im Satz kommunizierten Gehalts angesiedelt ist, lässt es sich als transitorisches Element begreifen. Innerhalb der Dynamik der Kommunikationsprozesses hat es entweder die Quality-Funktion oder die Presentation-Funktion und perspektiviert entsprechend seiner jeweils unterstellten Rolle den Satz entweder in Richtung auf die zusätzliche Spezifikation durch die adverbiale Bestimmung oder in Richtung auf das präsentierte Subjekt:
Either the subject or the adverbial completes the development of the communication, conveying an essential amplification of the information conveyed by the notional component of the verb and acting as its successful competitor. (Firbas 1999, 7)
Insofern das Verb über einen „successful competitor“ verfügt – was nicht notwendig der Fall sein muss – ist es als transitorisches Element aufzufassen. „Successful competitors“ können, je nach eingenommener Perspektive, kontextunabhängige direkte oder indirekte Objekte sein, sowie – wie in dem oben diskutierten Beispiel – Subjekte als Ph-Elemente oder adverbiale Bestimmungen in Sp-Funktion.8
Auf der Basis des bis hierhin Gesagten lässt sich nun festhalten, welche „dynamic semantic functions“ dem thematischen und dem nicht-thematischen Bereich zugeordnet sein können:
Ein Thema wird konstituiert durch:
ein kontextabhängiges oder kontextunabhängiges setting
einen kontextabhängigen oder kontextunabhängigen bearer of quality
Ein Nicht-Thema wird konstituiert durch:
einen conveyer of the phenomenon to be presented
einen conveyer of quality
einen conveyer of presentation
conveyer(s) of specification
Zusammenfassend lässt sich also sagen: Settings und Bearers of quality sind immer thematisch.9 Alle anderen DSFs stehen im nicht-thematischen Bereich. Hinsichtlich der ‚kontextabhängig/kontextunabhängig‘-Dichotomie gilt: Sowohl kontextabhängige als auch kontextunabhängige Elemente können thematisch sein. Nicht-thematische Elemente sind immer kontextunabhängig.
Welchen Zusammenhang sieht Firbas zwischen dem Arrangement der Satz-Elemente und ihrem jeweiligen CD-Grad? Es wurde schon erwähnt, Firbas unterscheidet zwischen „interpretative arrangement“ und „linear arrangement“. Ersteres bezieht sich auf die Anordnung der Elemente im Satz „in accordance with a gradual rise in CD“ (1992, 12); letzteres bezieht sich auf das ‚tatsächlich‘ realisierte Arrangement der Oberflächenstruktur. Zwar räumt er ein, dass der kommunikative Dynamismus einen gewissen Einfluss auf die Position der Elemente im Satz ausübt: „Sentence linearity is not inactive. It is endowed with modificatory power“ (1999, 2). Und mit Berufung auf D.L. Bolingers Diktum „gradation of position creates gradation of meaning“ (Bolinger 1952, 1125) geht er von einer Art Basisverteilung mit dem höchsten CD-Wert am Ende des Satzes aus.10 Jedoch merkt er einschränkend an: „[…] but it cannot be claimed that the actual linear arrangement of sentence elements is always in perfect agreement with a gradual rise in CD“ (1992, 8). Da ein solches Arrangement nur einen ‚Idealfall‘ darstellt und die Oberflächenstruktur eines Satzes als Resultat eines komplexen „interplay of factors“ angesehen werden muss, bleibt die Funktionale Satzperspektive für Firbas letztlich eine interpretative Kategorie. So ist die Satzperspektive zwar auf die in kommunikativer Hinsicht dynamischsten Elemente hin orientiert, aber in deren Positionierung im Satz schlägt sich dies nicht notwendig nieder.
Die Verteilung der CD-Grade im Satz wird durch drei Faktoren beeinflusst: Kontext, Semantik und „linear modification“ (1987, 138),11 und diese Faktoren stehen nicht nur in einem Wechselverhältnis („interplay“), sondern auch in einem Hierarchieverhältnis zueinander. Der Kontextfaktor ist den zwei anderen Faktoren übergeordnet und operiert durch das Kriterium der „retrievability or irretrievability of information from the immediately relevant context.“ (Firbas 1999, 3). Das heißt, unabhängig von der Position im Satz nimmt jedes Element, sofern es im unmittelbar relevanten Kontext zugänglich ist, den Status des niedrigsten CD-Grades an.12 Die zweite Stelle in der Hierarchie nimmt der semantische Faktor ein. In semantischer Hinsicht entscheidend für die Verteilung der CD-Grade im Satz ist laut Firbas die „dynamic semantic function“ des Verbs (Q-Funktion oder Pr-Funktion) sowie die Rolle seiner „successfull competitiors“ (Sp-Funktion oder Ph-Funktion).13 Insgesamt bedeutet dies also, dass das lineare Arrangement der CD-Grade im Satz immer durch die Faktoren Semantik und Kontext ‚überschrieben‘ werden können.
Wie der semantische Faktor den der Linearität dominieren kann, zeigt der schon oben diskutierte Beispielsatz aus Firbas (1999, 6), der hier noch einmal in (13) wiedergegeben ist:
(13a) | John (B) has come (Q) to the dining room (Sp). |
(13b) | John (Ph) has come (Pr) to the dining room (Set). |
Wie schon erwähnt lassen sich für einen solchen Satz zwei Lesarten konstruieren. In seiner Variante (a) fungiert die adverbiale Bestimmung als spezifizierendes Element, auf die hin der Satz perspektiviert ist und die kommunikative Dynamik spiegelt sich im Arrangement der Satzglieder als ein „gradual rise in CD“ wider: Das in kommunikativer Hinsicht dynamischste Element steht am Ende des Satzes. In Variante (b), mit der Perspektive auf die erste Konstituente, ist das „distributional field of CD“ genau gegenläufig. Die Perspektive des Satzes zeigt sich, wie schon erwähnt wurde, nicht nur an der vorausgesetzten Kontextunabhängigkeit des Subjekts, sondern auch an den spezifischen „dynamic semantic functions“ seiner Elemente. Das Subjekt ist nicht ‚Bearer‘, sondern ‚Phenomenon‘ und dem Verb ist die ‚Presentation‘-Funktion zugewiesen. Insofern also der Wechsel zur ‚Presentation‘-Funktion die Perspektive auf das Subjekt lenkt, dominiert die Semantik über die Linerarität. Die ‚Presentation‘-Interpretation bestimmt die Zuordnung der CD-Grade und damit die eingenommene Perspektive.14
Die Frage ist jedoch, inwieweit sich die zwei konzeptuellen Orientierungen seines Ansatzes – die Herleitung der kommunikativen Perspektive eines Satzes zum einen aus seinen dynamisch-semantischen Funktionen und zum anderen aus der Kontextabhängigkeit bzw. Kontextunabhängigkeit seiner Elemente – widerspruchsfrei aufeinander beziehen lassen. Dass Firbas dem Kontextfaktor einen entscheidenden Einfluss auf die Perspektivierung eines Satzes beimisst, wurde schon herausgestellt. Jedes im unmittelbar relevanten Kontext zugängliche Element hat, unabhängig von seiner Position im Satz, einen niedrigen CD-Grad und gehört zum thematischen Bereich. Zu den in diesem Sinne kontextabhängigen Elementen will Firbas auch pronominale Elemente in Objektposition zählen, sofern sie nicht in kontrastierender Weise gebraucht werden. So beeinflusst etwa ein im unmittelbar relevanten Kontext zugängliches pronominales Objekt die im Satz ausgedrückte Perspektive dahingehend, dass es aufgrund seines niedrigen CD-Grades nicht als „successful competitor“ des Verbs in Frage kommt. In dem schon angesprochenen Beispielsatz aus Firbas (1999, 3) soll dies der Fall sein:
(14) | Ich begegnete ihm. |
Der Satz ist darum nicht in Richtung auf das pronominale Dativobjekt perspektiviert, sondern auf das Verb, das als einziges kontextunabhängiges Element die Kommunikation abschließt. Welche DSF soll dem pronominalen Objekt nun zugeordnet werden? Wie schon erwähnt listet Firbas für kontextabhängige Elemente folgende DSFs auf: „B-elements and Set-elements and context-dependent elements that have acquired the Set-status through context dependence“ (1992, 71). Somit ist das pronominale Objekt nach Firbas als Setting aufzufassen und bildet zusammen mit dem ebenfalls kontextabhängigen pronominalen Subjekt als ‚bearer of quality‘ die Basis (foundation-laying function), während das Verb als ‚conveyer of quality‘ die Kommunikation abschließt.
Subjekt und Objekt zusammen als „foundation-laying elements“ aufzufassen, erscheint zumindest kontraintuitiv. Dieser kontraintuitive Eindruck lässt sich m.E. darauf zurückführen, dass Firbas’ DSF-Kategorien allesamt in Relation zum Satz stehen,15 während seine Kategorie der Kontextabhängigkeit, die er ja hinsichtlich der Zugänglichkeit im unmittelbar relevanten Kontext bestimmt, eine referentielle Perspektive impliziert. Ob etwa ein Subjekt – so wie in John has come to the dining room – als B-Element oder als Ph-Element aufzufassen ist, ergibt sich eindeutig nur aus den Rollen der anderen Mitspieler, nicht aber aus dem Kriterium der Kontextabhängigkeit bzw. Kontextunabhängigkeit. Wie wir wissen, korreliert Firbas den CD-Grad eines Satzelements nur indirekt mit dem Kriterium der Zugänglichkeit: „[…] even within a sentence section made up entirely of elements conveying new information, the degrees of CD are not the same […]“ (Firbas 1966, 270). Ob also ein Subjekt als B-Element (niedriger CD-Grad) oder Ph-Element (hoher CD-Grad) aufzufassen ist, ist vom Kriterium der Zugänglichkeit unabhängig. Ebenso können adverbiale Bestimmungen unabhängig von ihrer Zugänglichkeit als Setting (niedriger CD-Grad) oder als Specification (hoher CD-Grad) fungieren.
Bestimmt man nun den CD-Grad von Satzelementen auf der Basis der Rolle der DSFs als kommunikationseröffnend oder kommunikationsabschließend unabhängig vom Kriterium der Zugänglichkeit, so sind kommunikationseröffnende Subjekte in Bearer-Funktion und adverbiale Set-Elemente in dieser Hinsicht unproblematisch. Sie können sowohl kontextabhängig als auch kontextunabhängig sein. Sp-Elemente, Ph-Elemente sowie die verbalen Q- und Pr-Elemente sind aufgrund ihrer generellen Kontextunabhängigkeit ebenfalls unproblematisch. Lediglich die kontextabhängigen Satzelemente in Objektposition entziehen sich der relationalen Perspektive. Bei ihnen leitet sich die DSF nicht aus dem Bezug zu den DSFs der anderen Mitspieler im Satz ab, sondern allein aus ihrer Zugänglichkeit im unmittelbar relevanten Kontext. Die Folge ist, dass die Bestimmung ihrer DSF eher stipulativen Charakter hat. Derartige Fälle seien, so heißt es in Firbas (1992), „context-dependent elements that have acquired the Set-status through context dependence“ (s.o.).
Firbas’ Begriff des kommunikativen Dynamismus weist somit zwei Dimensionen auf, die er in einem integralen Konzept vereinen möchte: Zum einen die referentielle Dimension, innerhalb der das Kriterium der Zugänglichkeit im unmittelbar relevanten Kontext maßgeblich ist. Hieraus ergibt sich die Bestimmung der Satzelemente als kontextabhängig oder kontextunabhängig, wobei gilt, dass nur kontextunabhängige Elemente die Kommunikation im Firbas’schen Sinne abschließen können. Zum anderen die relationale Dimension, innerhalb der die kommunikative Perspektive des Satzes aus den dynamisch-semantischen Funktionen seiner Elemente abgeleitet wird. In relationaler Hinsicht ergibt sich aus den dynamisch-semantischen Rollen der Satzelemente der spezifische Charakter der jeweiligen Satzperspektive: entweder im Sinne der Spezifizierung einer bestimmten Qualität oder im Sinne der Präsentation eines Gegenstands in einem Setting. Im CD-Grad möchte Firbas beide Dimensionen zu einem integralen Wert zusammenfassen: In ihm drückt sich dann der Beitrag eines Satzelements zum Fortgang des Kommunikationsprozesses aus. Beide Dimensionen lassen sich aber offensichtlich nicht bruchlos aufeinander beziehen, was nicht ohne Folgen für die Bestimmung des Thema-Begriffs bleibt: Thematizität wird damit zum Teil referentiell, zum Teil relational expliziert.
Auch was den so oft herausgestellten graduellen Charakter des kommunikativen Dynamismus betrifft, so muss dieser m.E. relativiert werden. Firbas löst sich in seinem Ansatz durchaus nicht von dichotomischen Konzepten. Dichotomien bilden die Grundlage sowohl für die referentielle als auch für die relationale Dimension. In referentieller Hinsicht ist die Unterscheidung von kontextabhängigen und kontextunabhängigen Elementen grundlegend, in relationaler Hinsicht die Unterteilung des Satzes in „foundation-laying“ und „core-constituting elements“.
Ein Ausweg aus der offensichtlich inkonsistenten Zusammenführung der relationalen und referentiellen Dimension bestünde möglicherweise darin, beide Ebenen kategorial voneinander zu trennen. Einen solchen Weg beschreitet Halliday, der zwischen Thematizität und Givenness unterscheidet.