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Kapitel 6

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»Bist du allein, Lars?«, fragte Hauptkommissar Berger erstaunt, als er Lars Paulsen Freitagabend vor seiner Haustür empfing. Er und Lea hatten seinen Kollegen und dessen Freundin Kirsten zum Abendessen eingeladen.

»Ja, Kirsten hat leider Dienst. Ihr müsst mit mir allein vorliebnehmen«, antwortete er und reichte Lea eine wunderschöne Orchidee.

»Oh, eine Tigerorchidee!«, strahlte Lea, als sie die hübsche Blume sah. »Eine exotische Schönheit unter den Orchideen. Und dann noch in meiner Lieblingsfarbe!«, stellte Lea fest und nahm ihm behutsam die gelbe Pflanze ab.

»Tigerorchidee, wie originell!«, murmelte Berger vor sich hin und war ein klein wenig eifersüchtig, als er sah, wie sehr seiner Frau die Blume gefiel.

»Tja, der Tiger verschenkt eben auch mal eine Tigerin!«, lachte Paulsen. Er war entzückt, dass seine ausgewählte Pflanze so gut bei Lea ankam und sie sogar den Namen der Orchidee kannte.

»Die duftet ja sogar«, sagte Lea, »und dann auch noch so passend zu unserem Abendessen. Schade, dass Kirsten nicht mitkommen konnte.«

Paulsen lächelte: »Ja, sie bedauert das auch sehr. Zumal wir uns so auf den ›Asiatischen Abend‹ mit euren Urlaubsfotos gefreut haben. Aber ich wollte auch nicht kurzfristig absagen. Ich hoffe, ihr entschuldigt, dass ich allein gekommen bin.«

»Na klar, dann komm mal durch ins Wohnzimmer!« Berger brachte ihn in die Wohnstube.

Paulsen staunte, als er den aufwendig dekorierten Tisch sah. »Wow, ich muss gleich ein Foto machen und es Kirsten schicken.« Einen Moment bewunderte er das Geschirr mit den Kranichmotiven und die zu Lotosblüten gefalteten Servietten, die edlen dunklen Essstäbchen und die kleinen Suppenschälchen aus hauchdünnem Porzellan.

»Lass das lieber mit dem Foto, sonst ärgert Kirsten sich nur noch mehr, dass sie arbeiten muss und nicht mit uns gemeinsam das schöne Essen genießen kann.« Berger zwinkerte Paulsen zu.

»Hast ja recht, Thomas.« Paulsen steckte sein Telefon wieder in seine Hosentasche zurück. Die beiden Männer nahmen am Tisch Platz und Lea ging in die Küche, um die Suppe zu holen.

»Thomas, unser neuer Fall hat es ganz schön in sich, oder?«, fragte Lars.

»Ja, das stimmt absolut. So etwas ist in Schwerin noch nie passiert.«

»Die ganzen Geschehnisse um die Weltkulturerbe-Gala haben mich ganz schön mitgenommen. Die Schweriner werden dieses Desaster nicht so schnell vergessen können.«

Da kam Lea mit einer köstlich duftenden Kokossuppe zurück. »Lasst es euch schmecken!« Sie nickte Thomas und Lars freundlich zu. »Bevor wir essen, möchte ich mit euch anstoßen.« Sie erhob ihr Longdrink-Glas und prostete den beiden zu.

»Das ist ein Thai-Moorgin«, erklärte Thomas. »Und es ist mein persönlicher Beitrag zum heutigen Abend: ein asiatischer, feinherber Gin-Tonic mit Minze, Ingwer und Kardamom. Prost! Das ist auch mein einziger Beitrag, um es mal so festzuhalten.« Berger lachte laut.

»Ich bin schon sehr gespannt auf eure Fotos von der Asien-Rundreise.« Lars Paulsen blickte Lea an.

Lea war eine sehr gute Gastgeberin. Sie hatte passend zum Fotoabend gekocht und dekoriert. Am liebsten hätte sie noch ein Cheongsam, das traditionelle chinesische Frauenkleid aus Satin, zu diesem besonderen Anlass angezogen. Aber Thomas hatte ihr davon abgeraten. Er war der Meinung, dann hätte Lea den beiden Gästen vorab sagen müssen, dass es einen Dresscode geben würde. Die Begründung hatte seine Frau überzeugt. Sie wollte Paulsens Freundin Kirsten, die ihr sehr sympathisch war, keinesfalls bloßstellen.

Lea brachte nach ein paar Minuten die leeren Schälchen in die Küche. »Es dauert noch einen kleinen Augenblick mit dem Nasigoreng. Ihr könnt ja noch was trinken«, rief sie laut von nebenan.

Eine gute Gelegenheit für die beiden, dienstlich zu sprechen. Es fiel den zwei Polizisten schwer, von ihrem derzeitigen Fall abzuschalten.

»Ja, das ist schon heftig. Wir müssen auf die Gästeliste des Theaters warten, um endlich herauszubekommen, wer alles vor Ort war und wer von dieser Liste wusste.« Berger mixte Paulsen nebenbei einen neuen Gin Tonic.

»Oh, nicht so schnell! Der Drink hat es ganz schön in sich.« Paulsen lachte und überlegte schon, ob Kirsten ihn später nach ihrem Dienst abholen könnte. Er würde dann sein Auto bei Berger stehen lassen und es am nächsten Tag holen.

»Ich bin gespannt, wann die Rechtsmedizin das weibliche Opfer identifiziert hat. Wir müssen so viele Sachen auswerten! An wen ist das Geld von den Gästen im Theater überwiesen worden? Wer steckt hinter diesem Züricher Konto? Warum ist in der Herrentoilette und im Zuschauerraum Sprengstoff detoniert und warum haben die Sprengstoffsuchhunde vorher nichts gefunden? Fragen über Fragen, Lars. Ich bin so ungeduldig und kann kaum die Ergebnisse abwarten.«

Lea kam in die Wohnstube zurück: »So, das ist mein Nasigoreng. Schön gelb. Ich hoffe, ich habe nicht zu viel Kurkuma hinzugefügt. Schaut mal meine Hände an! Kurkuma verfärbt einfach alles. Ich hätte Handschuhe zum Schneiden der Wurzel anziehen sollen.«

Das Gericht sah lecker aus, besonders die Menge Hähnchenbrustfilet gefiel Thomas. Er sagte schmunzelnd: »Fleisch ist mein Gemüse.«

Lea musste über den häufig zitierten Buchtitel lachen. Sie überzeugte ihren Mann mit der Menüauswahl.

Berger hätte zwar lieber ein noch blutiges Rumpsteak gegessen, aber als er das Nasigoreng sah, lief auch ihm das Wasser im Munde zusammen.

Nach dem Hauptgang schaltete Berger den großen Fernseher im Wohnzimmer ein. Er hatte seinen Laptop neben sich platziert und alles für die Foto-Show vorbereitet.

»Ja, das ist der Königspalast in Bangkok. Bangkok heißt übersetzt die Stadt der Engel. Auf dem Gelände hat es so schön nach Jasmin geduftet«, schwärmte Lea, als sie das erste Foto auf dem Fernseher sah.

»Ich fand ja Koh Samui am schönsten«, warf Thomas ein. »Und besonders lustig fand ich, dass du nicht baden warst, weil unser Reiseleiter vor gefährlichen Würfelquallen gewarnt hat.« Berger lachte in Leas Richtung.

So ging es einige Zeit weiter. Thomas und Lea berichteten begeistert von ihren Erlebnissen. Ihre Reise hatte sie nicht nur nach Thailand, sondern auch nach Kambodscha und Malaysia geführt. Lea bemerkte aber, dass die Männer nicht ganz bei der Sache waren. Den Grund kannte sie nur zu gut, war sie doch nun schon einige Jahre die Frau eines Kommissars der Mordkommission.

»Das Foto ist auch schön. Die Straßenlampen in Kuala Lumpur sind alle mit Hibiskusblüten verziert. Das ist die Nationalpflanze des Landes. Wunderschön anzusehen.« Lea mochte Pflanzen und schwärmte oft von ihnen.

»Und stell dir mal vor, unser Reiseleiter in Kambodscha … der in Sihanoukville, der hat früher in Karl-Marx-Stadt studiert«, erzählte Berger beim nächsten Foto.

»Wo hat er studiert?«, fragte Lars Paulsen.

»Ach ja, du kommst ja aus Hamburg. Karl-Marx-Stadt ist heute wieder Chemnitz. Früher im Arbeiter- und Bauernstaat, zu DDR-Zeiten also, hieß die Stadt so«, erklärte Berger.

Nachdem niemand mehr einen Nachschlag wollte, räumte Lea die Teller und die Essstäbchen zusammen und kündigte nebenbei ihr abschließendes Dessert an: eine Mangocreme mit frischer Minze.

Berger kam nun zu dem Thema zurück, das ihn mehr beschäftigte als die Urlaubserinnerungen, und nutzte die kurze Abwesenheit seiner Frau, um wieder dienstlich zu werden. »Übrigens, hatte ich dir erzählt, dass heute eine Frau bei mir im Büro war? Sie hat ausnahmsweise eine Vermisstenanzeige bei mir aufgegeben. Ihr Ehemann – ein Architekt – war auch im Theater. Er ist noch nicht wieder nach Hause gekommen und sie vermisst ihn seitdem.«

»Ich höre das ganz genau, mein Schatz. Ihr seid schon wieder im Dienstmodus angekommen«, kommentierte Lea das leise Zwiegespräch der Männer, als sie mit dem Nachtisch hereinkam.

Und natürlich hatte seine Frau recht damit. Thomas prostete daraufhin seinem Kollegen und ihr zu, um sie davon abzulenken, dass seine Gedanken eigentlich am aktuellen Fall hingen. »Auf das Leben und auf uns!«

Mörderisches Schwerin

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