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Kapitel 9

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Hauptkommissar Thomas Berger klingelte eine halbe Stunde später an der Wohnungstür der Wilkes. Da sich nichts tat, aber ein Auto mit dem SloganIhre Goldschmiedin mit ganz viel Herz und Engagement vor der Tür stand, ging er ums Haus herum und entdeckte dort Verena Wilke bei ihrer Arbeit. Berger klopfte vorsichtig an die Fensterscheibe des kleinen Ateliers. »Hallo, Frau Wilke, darf ich reinkommen?«

Sie fuhr zusammen, als sie ihn erblickte. »Oh, Gott, Herr Hauptkommissar! Jetzt haben Sie mich aber erschreckt.« Wilke legte ihr filigranes Werkzeug und einen silbernen Armreif vorsichtig auf dem Arbeitstisch direkt unter einer kleinen Arbeitslampe ab. »Kommen Sie doch rein, Herr Hauptkommissar!«, forderte sie ihn freundlich auf.

Der Herr Hauptkommissar trat ein und schaute sich flüchtig um.

»Gibt es etwas Neues, Herr Hauptkommissar? Haben Sie meinen Mann gefunden?« Verena Wilke sprach schnell und mit hoher Stimme.

»Nein, wir haben ihn bisher nicht gefunden. Es gibt aber dennoch Neuigkeiten.«

»Ja, was denn?« Wilke stand regungslos da und war gespannt, was ihr Besucher berichten würde.

»Heute hat sich eine junge Frau gemeldet, die ihre Freundin vermisst. Diese Freundin ist letzten Mittwoch ins Theater gegangen und ist vermutlich diejenige, die durch die Explosion ums Leben gekommen ist.«

»Das ist ja schlimm. Aber warum erzählen Sie mir das?«, entgegnete sie und hob dabei ihre Schultern fragend in die Höhe.

Berger sammelte sich kurz, um nichts Falsches zu sagen: »Ich erzähle Ihnen das, weil vermutlich diese verstorbene junge Frau die Assistentin Ihres Mannes war. Wir benötigen nur noch einen DNA-Abgleich zur Bestätigung.«

»Wie bitte? Caroline Holm ist die tote Frau aus dem Theater? Das kann doch nicht sein. Wo ist denn mein Mann? Die beiden waren zusammen im Theater? Das glaube ich jetzt nicht.«

»Weitere Details kennen wir noch nicht, Frau Wilke. Vielleicht waren sie zusammen im Theater? Vielleicht war ihr Mann aber gar nicht dort und nur Frau Holm allein? Wir sind immer noch beim Abgleichen der Gästelisten, wer genau auf welchem Platz gesessen hat. Mein Kollege konnte vor ein paar Minuten einen der verletzten Männer im Klinikum befragen, wie die Frau im Theater aussah, die neben ihm gesessen hat. Die Beschreibung trifft auf die Assistentin Ihres Mannes zu.«

»Hat der Befragte auch meinen Mann irgendwo in der Nähe gesehen?«

»Das konnten wir bisher nicht ermitteln«, erklärte Berger.

»Frau Holm ist ja eine sehr attraktive Frau. Meinen Sie, mein Mann und Frau Holm haben …«, sie verbesserte sich schnell, »… hatten ein Verhältnis?«

Berger war erleichtert, dass Wilke selbst die Frage aufgeworfen hatte. »Wir wissen es nicht. Ich habe diesen Fakt auch erst bedacht, nachdem eine Freundin von Caroline Holm bei mir in der Polizeiinspektion war.«

»Können Sie mir bitte die Telefonnummer der Freundin geben?«, bat Verena Wilke.

»Nein, das darf ich aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht. Ich kann aber Frau Rethel fragen, ob ich Ihnen ihre Handynummer übermitteln kann.«

»Oder sagen Sie doch bitte Frau Rethel, dass ich sie gern sprechen würde und geben Sie ihr einfach meine Telefonnummer.« Sie holte eine Visitenkarte aus dem Regal ihrer Werkstatt.

»Danke, Frau Wilke. Aber Sie hatten mir schon eine Ihrer Karten gegeben, als Sie die Vermisstenanzeige bei mir aufgegeben haben.«

»Ja, stimmt.« Nach einer kurzen Pause fragte sie: »Herr Hauptkommissar, wissen Sie, was mich traurig macht? Warum war mein Mann mit Caroline Holm im Theater und nicht mit mir? Da stimmt doch irgendetwas nicht. Mein Mann hat mich immer zu Events mitgenommen. Nur diesmal nicht. Und jetzt ist seine Assistentin tot und er spurlos verschwunden …«

Berger wollte die Frau nicht in ihrem Schmerz allein lassen und wechselte schnell das Thema. »Das ist aber eine schöne Werkstatt, Frau Wilke. Ich bewundere Ihre handwerklichen Fähigkeiten.« Dabei schaute er sich aufrichtig interessiert um.

»Ja, das Goldschmiede-Handwerk gehört zu den ältesten Gewerben der Welt. Ich habe den kleinen Traditionsbetrieb in nunmehr vierter Generation übernommen. Wir haben keine Kinder und daher wird das Juwelier-Geschäft wohl oder übel mit mir auslaufen. Ich habe auch schon versucht, eine Auszubildende oder einen Auszubildenden zu bekommen. Aber das Interesse der jungen Frauen oder Männer scheint hinsichtlich dieses Berufes nicht so groß zu sein.«

»Das ist ja schade«, bedauerte Berger.

»Ich liebe meinen Beruf. Individuelle Schmuckstücke sind mein Steckenpferd. Jedes Teil sieht anders aus. Keine maschinell hergestellte Ware. Ich arbeite genau nach den Wünschen meiner Kunden. Das macht mir Freude und erfüllt mich.«

»Das glaube ich Ihnen, Frau Wilke.« Berger sah, dass er sie wieder auf andere Gedanken gebracht hatte. »Der Armreif, den Sie gerade in den Händen hatten, ist auch sehr, sehr schön.«

»Vielen Dank, Herr Hauptkommissar.« Sie lächelte ein wenig. Berger wollte gerade entgegnen, dass sie seinen Rang in der Anrede nicht ständig benutzen müsse, da fuhr sie fast gedankenversunken fort: »Herr Hauptkommissar, mein Mann und ich … wir lieben uns. Er hat kein Verhältnis mit Frau Holm. Niemals! Das können Sie mir glauben! … Oder denken Sie, er ist einfach untergetaucht und abgehauen?«

»Ich glaube Ihnen, Frau Wilke«, antwortete Berger. Was er aber dachte, war, dass er schon viele Ehepaare kennengelernt hatte, deren äußeres Erscheinungsbild nicht den wirklichen Tatsachen entsprochen hatte.

»Sie glauben mir nicht, Herr Hauptkommissar«, zweifelte Verena Wilke die Antwort des Kommissars an.

Berger schaute ihr direkt in die Augen: »Dann sagen wir mal so, Frau Wilke, ich hoffe, dass Sie recht haben. Daran glaube ich.«

»Das ist eine ehrliche Antwort, Herr Hauptkommissar.«

»So, Frau Wilke, ich muss wieder los. Wir arbeiten mit Hochdruck an der Suche nach Ihrem Mann.«

»Ja. Sie werden ihn bestimmt finden. Vielen Dank, dass Sie bei mir waren. Vielen Dank!«

Verena Wilke verabschiedete Thomas Berger, setzte sich an ihren Arbeitsplatz und begutachtete den silbernen Armreif, der kurz vor der Fertigstellung stand.

Mörderisches Schwerin

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