Читать книгу Die vielen Aspekte unserer Persönlichkeit - Die (d.i. Mira Alfassa) Mutter - Страница 16
Unser vielfältiges Wesen
ОглавлениеPsychische1 Selbsterkenntnis zeigt uns, dass es in unserem Wesen viele förmliche, vordergründige, sichtbare und repräsentative Persönlichkeiten gibt und nur ein Selbst, das gänzlich verborgen und wahr ist. In den vordergründig wahrnehmbaren Teilen der Person stecken zu bleiben und sie für die wirklichen zu halten, ist ein allgemeiner Irrtum und die Wurzel für all unsere Fehltritte und unser Leiden, dem der Mensch durch die Natur seiner Mentalität ausgesetzt ist.
SRI AUROBINDO, CWSA 25:44
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Der gewöhnliche Mensch nimmt sich selbst hauptsächlich körperlich wahr und nur in relativ seltenen Momenten ist er sich seines Verstandes bewusst, ein wenig öfter seiner Gefühle, insgesamt ist er so wenig bewusst, dass er nicht unterscheiden könnte: „Dieser Wesenszug entsteht in meinem Verstand, jener entspringt meiner Gefühlswelt und dieser meinem körperlichen Impuls.“ Es setzt schon eine beachtliche innere Entwicklung voraus, um den Ursprung der unterschiedlichen Bewegungen in sich selbst unterscheiden zu können. Sie sind so vermischt, dass es am Anfang, selbst wenn man es versucht, sehr schwierig ist, sie zuzuordnen und voneinander zu trennen.
Es ist, als ob man mit Farben arbeitet, wenn man drei oder vier oder fünf verschiedene Farben nimmt und sie in das selbe Wasser gibt und darin herumrührt, bekommt man ein Grau, eine unbestimmte und unerfindliche Mischung, wisst ihr, und man kann nicht mehr sagen, welches die rote, welches die blaue, welches die grüne und welches die gelbe Farbe ist; viele Farben vermischt ergeben etwas Schmutziges. Deshalb hat man zuerst die kleine Aufgabe, das Rot, Blau, Gelb und Grün zu trennen – jede Farbe an ihren Platz zu bringen. Das ist gar nicht einfach. Ich habe übrigens viele Menschen getroffen, die sich selbst für sehr intelligent hielten, die dachten, dass sie sehr viel wissen, und wenn ich ihnen von den verschiedenen Teilen unseres Wesens erzählte, schauten sie mich so an (sie macht eine Geste) und fragten: „Wovon redest du?“ Sie verstanden überhaupt nicht. Ich spreche hier von Leuten, die den Ruf haben, intelligent zu sein. Sie verstehen überhaupt nichts. Für sie ist es einfach das Bewusstsein. Es ist das Bewusstsein: „Das ist mein Bewusstsein“ und dann gibt es das Bewusstsein des Nachbarn; und dann gibt es für sie andererseits Dinge, die kein Bewusstsein haben. Dann fragte ich sie, ob Tiere ein Bewusstsein haben, und sie kratzten sich am Kopf und sagten: „Vielleicht legen wir unser eigenes Bewusstsein in die Tiere hinein, wenn wir sie ansehen“ und so weiter...
DIE MUTTER, CWM 7:42
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„Es ist Teil der Grundlage des Yoga, sich der außerordentlichen Komplexität unserer Natur bewusst zu werden, die verschiedenen Kräfte zu sehen, die sie bewegen, und über diese die Kontrolle eines leitenden Wissens auszuüben.“
SRI AUROBINDO
Sind diese Kräfte in jeder Person unterschiedlich?
Ja, die Zusammensetzung ist bei jedem vollkommen verschieden, ansonsten wären alle Menschen gleich. Es gibt nicht zwei Menschen mit einer identischen Kombination. Zwischen den verschiedenen Teilen des Wesens und der Zusammensetzung dieser Teile ist das Verhältnis zueinander in jedem Individuum anders. Es gibt einfache Menschen, wie die bisher unentwickelten oder unterentwickelten Naturvölker, deren Zusammensetzung ihrer Natur recht einfach ist; sie ist immer noch komplex, aber verhältnismäßig einfach. Und dann gibt es Leute, die absolut an der Spitze der Leiter menschlicher Entwicklung stehen, die Elite der Menschheit sozusagen, und die Zusammensetzung ihrer Natur wird so kompliziert, dass man ein spezielles Unterscheidungsvermögen braucht, um die Beziehung zwischen all den Teilen ihrer Persönlichkeit zu finden.
Es gibt Menschen, die tragen in sich tausende von verschiedenen Persönlichkeiten, und jede hat einen eigenen Rhythmus und wechselt sich mit den anderen Teilen der Persönlichkeit ab, die in einer Art Verbindung zueinander stehen. Manchmal gibt es innere Konflikte und dann entsteht ein Spiel von Aktivitäten, die rhythmisch auftauchen, indem sich bestimmte Teile der Persönlichkeit abwechseln, die in den Vordergrund treten und dann zurücktreten und dann wieder in den Vordergrund treten. All das zusammen ergibt so komplizierte Kombinationen (im Verhalten), dass manche Menschen es wirklich schwierig finden zu verstehen, was in ihnen vor sich geht; und doch sind es gerade sie, die äußerst fähig sind zu einer vollständigen, koordinierten, bewussten, organisierten Handlungsweise. Ihre innere Organisation ist unendlich viel komplizierter als die von einfachen oder unentwickelten Menschen, die zwei oder drei Impulse haben und vier oder fünf Ideen, und das alles sehr leicht arrangieren können und sehr koordiniert und logisch wirken, denn da gibt es nicht sehr viel zu organisieren.
Aber es gibt Menschen, die wirklich eine Vielzahl von Persönlichkeiten haben, und das verleiht ihnen eine Plastizität, ein flüssiges Handeln und eine außergewöhnliche Komplexität der Wahrnehmungen. Diese Menschen sind fähig, eine beachtliche Menge von Dingen zu verstehen, als ob sie eine regelrechte Armee zur Verfügung hätten, die sie entsprechend der Umstände und Bedürfnisse in Bewegung versetzen; und all das geschieht in ihrem Inneren. Wenn es diesen Menschen also mit Hilfe von Yoga, der Disziplin des Yoga, gelingt, all diese inneren Persönlichkeiten um den inneren Mittelpunkt des zentralen Lichts der göttlichen Präsenz zu vereinigen, werden sie zu machtvollen Wesen, genau wegen ihrer Komplexität. Solange das noch nicht so organisiert ist, erweckt ihr Handeln oft den Eindruck von Zusammenhanglosigkeit, sie sind als Personen fast unbegreiflich, man kann nicht verstehen, warum sie so sind, weil sie so kompliziert sind. Aber sobald sie all diese Teile ihrer Person organisiert haben, das heißt, wenn jede um das göttliche Zentrum herum an ihrem Platz ist, dann sind sie richtig großartig, denn sie haben die Kapazität, beinahe alles zu verstehen und fast alles zu tun, wegen der Vielzahl der Persönlichkeiten, die sie in sich tragen und aus denen sie zusammengesetzt sind. Je näher man an die Spitze der Leiter menschlicher Entwicklung kommt, desto mehr ist das so, und desto schwieriger wird es folglich, sein Wesen zu organisieren; denn wenn du in dir ungefähr über zwölf Elemente verfügst, kannst du sie schnell umfassen und organisieren, aber wenn du tausende davon hast, wird es schwierig.
DIE MUTTER, CWM 7:213
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Die Menschen kennen sich selbst nicht und haben nicht gelernt, die verschiedenen Teile ihrer Persönlichkeit zu unterscheiden; diese werden von ihnen normalerweise unter dem Begriff „Verstand“ in einen Topf geworfen, denn sie erkennen oder fühlen sie durch denkendes Begreifen oder Wahrnehmen. Deshalb verstehen sie ihre eigene Beschaffenheit oder ihre Handlungen nicht oder wenn überhaupt, dann nur oberflächlich. Es ist Teil der Grundlage des Yoga, sich der großen Komplexität unserer Natur bewusst zu werden, die unterschiedlichen Kräfte zu sehen, die sie bewegen, und sie mit einem leitenden Wissen zu kontrollieren. Unsere Persönlichkeit besteht aus vielen inneren Teilen, von denen jeder etwas zum gesamten Ausdruck unseres Bewusstseins, unserer Gedanken, unseres Willens, unserer Empfindungen und Gefühle und Handlungen beiträgt, aber wir erkennen nicht die Entstehung oder den Verlauf dieser Antriebe; wir sind uns nur oberflächlich ihrer konfusen, verworrenen Resultate bewusst, über die wir nichts besseres als eine unsichere, unbeständige Disziplin ausüben können.
SRI AUROBINDO, CWSA 28:79
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Der Mensch ist nicht aus einem Stück gemacht, sondern er besteht aus vielen inneren Teilen, und jeder Teil in ihm hat seine eigene Persönlichkeit. Das haben die Menschen bisher noch nicht genügend realisiert – die Psychologen haben es flüchtig erkannt, aber sie erkennen es nur im besonderen Fall einer doppelten oder multiplen Persönlichkeit an. In Wirklichkeit sind aber alle Menschen so.
SRI AUROBINDO, CWSA 28:80
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Gewöhnlich versteht sich der Mensch nur als ein Ego, in dem alle Abläufe seiner Natur durcheinander sind und indem er sich mit diesen Abläufen in seiner Natur identifiziert, denkt er: „Ich tue dies, ich fühle das, ich denke, fühle Freude oder bin in Sorge etc.“ Der Anfang wirklicher Selbsterkenntnis beginnt, wenn du dich selbst von der Natur und ihren Bewegungen in dir gelöst hast und dann siehst du, dass da in dir viele Teile deines Wesens, viele Persönlichkeiten existieren, die jede für sich selbst und auf ihre eigene Weise handeln.
SRI AUROBINDO, CWSA 28:120
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Dein Wesen ist voller Tendenzen, die miteinander im Widerstreit sind – man könnte fast von verschiedenen Persönlichkeiten sprechen. Wenn eine von ihnen sich dem Göttlichen gibt, kommen die anderen hoch und verweigern ihre Loyalität. „Wir haben uns dem Göttlichen nicht übergeben“, schreien sie, und erheben lautstarke Forderungen für ihre Unabhängigkeit und Eigenständigkeit. Dann bittest du sie, still zu bleiben und zeigst ihnen die Wahrheit. Du musst innerlich geduldig durch dein ganzes Wesen gehen und jeden Winkel, jede Ecke erforschen und all den anarchischen Elementen in dir entgegentreten, die auf ihren psychologischen Moment warten, um herauszukommen. Und nur wenn du die gesamte Runde durch deine mentale, vitale und physische Natur gemacht und alle Teile überredet hast, sich dem Göttlichen zu überlassen und so eine absolut geeinigte Hingabe erreichst, hast du all deinen Schwierigkeiten ein Ende bereitet. Dann hast du wirklich einen wunderbaren Weg zur Transformation vor dir, denn du gehst nicht länger von der Dunkelheit zum Wissen, sondern von Wissen zu Wissen, von Licht zu Licht, von Glücksgefühl zu Glücksgefühl...
DIE MUTTER, CWM 3:127
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Eine Identität ist eine Persönlichkeit oder ein Individuum. In jedem von uns gibt es viele solcher „Persönlichkeiten“. Wenn diese inneren Persönlichkeiten übereinstimmen und sich gegenseitig ergänzen, formen sie den Menschen als eine reiche und komplexe „Person“. Das geschieht normalerweise aber nicht. Denn diese Persönlichkeiten in unserem Inneren sind oft nicht einer Meinung. Zum Beispiel kann es sein, dass eine von ihnen gern einen inneren Fortschritt machen möchte, sie möchte vollkommener werden und ein tieferes Wissen erlangen und mehr und mehr erkennen, um zu einem Idealzustand ihres Wesens zu gelangen, während ein anderer Teil· der Persönlichkeit einfach nur Spaß haben möchte und so viel Vergnügen, wie es nur geht; an einem Tag möchte er dies tun, am anderen etwas anderes und so weiter. Wenn diese beiden Persönlichkeiten innerlich nicht übereinstimmen, wird das Leben des betreffenden Menschen zusammenhanglos und das ist nicht ungewöhnlich: tatsächlich kommt das sehr oft vor...
Was geschieht dann? Es entstehen Konflikte, Reibungen und innere Unordnung durch diese inneren Persönlichkeiten, die nicht miteinander auskommen können. Der stärkste Teil der Persönlichkeit gewinnt die Oberhand; er dominiert die anderen nicht nur, sondern zügelt sie, damit sie sich nicht dagegen auflehnen. Letztendlich gehen die unglücklichen, die unterdrückten Eigenschaften der Person schlafen. Sie warten den rechten Augenblick ab; und wenn er kommt, springen sie plötzlich hervor und stürzen alles um. Wenn das sehr oft geschieht, wird das Leben der Person sehr undiszipliniert. Sie wird heute eine Sache anfangen und morgen eine andere und so weiter.
DIE MUTTER, CWM 15:287
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Du sagst, dass es nötig ist „Homogenität in unserem Wesen herzustellen“?
Weißt du nicht, was eine homogene Sache ist, die aus ähnlichen Teilen besteht? Es bedeutet, dass die ganze Person unter demselben Einfluss steht, demselben Bewusstsein, derselben Tendenz, demselben Willen. Wir sind aus allen Arten von Persönlichkeitsteilen mit unterschiedlichen Eigenschaften gemacht. Entsprechend dem Teil, der gerade aktiv ist, ist man eine andere Person, wird man geradezu zu einer anderen Persönlichkeit. Zum Beispiel hatte man zuerst eine innere Sehnsucht, fühlte, dass alles nur für das Göttliche existiert, und dann geschieht etwas, man muss irgendetwas erledigen und all das verschwindet. Man versucht, die Erfahrung wieder zurückzurufen, aber nicht mal die Erinnerung an die Erfahrung bleibt. Man ist vollständig unter einem ganz anderen Einfluss und wundert sich, wie das geschehen konnte. Es gibt Beispiele für doppelte, dreifache, vierfache Persönlichkeiten, die einem überhaupt nicht bewusst sind...
Aber nicht darüber möchte ich sprechen sondern von etwas, das euch allen schon passiert ist: ihr hattet eine innere Erfahrung und eine Zeit lang habt ihr gefühlt und verstanden, dass diese Erfahrung für euch das Wichtigste war und absolut wertvoll – eine halbe Stunde später, wenn ihr versucht, sie euch wieder in Erinnerung zu rufen, hat sie sich in Rauch aufgelöst. Und doch war sie noch vor einer halben Stunde so stark... Das ist so, weil man aus unterschiedlichen Wesensteilen besteht. Der Körper ist wie ein Sack mit Kieselsteinen und Perlen, die alle miteinander vermischt sind, und nur dieser Sack hält all das zusammen. Das ist kein homogenes, einheitliches Bewusstsein sondern ein heterogenes.
DIE MUTTER, CWM 5:8
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Das Praktizieren von Yoga konfrontiert uns mit der außergewöhnlichen Komplexität unseres eigenen Wesens, der anregenden, aber auch verwirrenden Vielfältigkeit unserer Persönlichkeit, der reichen aber endlosen Konfusion der Natur. Für den durchschnittlichen Menschen, der in seinem persönlichen, oberflächlichen Wachbewusstsein lebt, der nicht die Tiefen seines Selbst und die unermesslichen Weiten hinter dem Schleier der äußeren Erscheinungen kennt, ist seine psychologische Verfassung ziemlich einfach. Sie besteht aus einer kleinen aber lärmenden Gesellschaft von Wünschen, einigen unentbehrlichen intellektuellen und ästhetischen Vorlieben, ein paar Geschmacksrichtungen und einigen beherrschenden oder herausragenden Ideen, inmitten eines großen Stroms von unverbundenen oder zusammenhanglosen und meist trivialen Gedanken. Sie besteht zudem aus einer Anzahl von mehr oder weniger dringenden vitalen Bedürfnissen, dem Wechsel von körperlicher Gesundheit und Krankheit, sowie aus einer verstreuten und unlogischen Aufeinanderfolge von Freude und Kummer, aus häufigen kleineren Störungen und Wechselfällen des Lebens, aus Unruhe und Aufruhr seines Körpers oder seines Verstandes und selten aus einem starkem Suchen. Durch all das hindurch arrangiert seine Natur diese Dinge, teilweise mit Hilfe seiner Gedanken und seines Willens oder auch ohne sie oder gegen sie und bringt sie auf eine grobe praktische Art und Weise in eine einigermaßen tolerierbare, unregulierte Ordnung – das ist das Material seiner Existenz. Der durchschnittliche Mensch ist sogar heute noch in seinem Innenleben genauso roh und unentwickelt wie der primitive Mensch in seiner äußeren Natur in vergangenen Zeiten. Aber sobald wir tief in uns gehen, – und Yoga heißt, in all die vielfältigen Tiefen der Seele einzutauchen – finden wir uns subjektiv umringt von einer ganz komplexen Welt, die wir kennenlernen und erobern müssen, genauso wie der Mensch in seiner früheren Entwicklung sie, objektiv im Äußeren, erobern musste. Die beunruhigendste Entdeckung ist die, herauszufinden, dass jeder Teil in uns – der Intellekt, der Wille, unser sinnliches Denken, das nervliche oder das wünschende Selbst, das Herz und der Körper – jeder für sich, gewissermaßen seine eigene komplexe Individualität besitzt, eine natürliche Ausbildung, die von den anderen unabhängig ist. Sie stimmt weder mit sich selbst noch mit den anderen überein oder mit dem repräsentativen Ego, das ein Schatten ist, den ein zentrales und zentralisierendes Selbst auf unsere Ignoranz wirft. Wir entdecken, dass wir nicht aus einer, sondern aus vielen Persönlichkeiten zusammengesetzt sind, und jede hat ihre eigenen Forderungen und ihre unterschiedliche Natur. Unser Wesen ist ein grob zusammengestelltes Chaos, in das wir das Prinzip einer göttlichen Ordnung einführen müssen.
SRI AUROBINDO, CWSA 23-24:74
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Warum sind wir uns normalerweise so vieler Dinge nicht bewusst, die hinter unserer Bewusstseinsschwelle liegen und auf uns drücken? Aus demselben Grund, weshalb wir auch das innere Leben unseres Nachbarn nicht wahrnehmen, obwohl es genauso existiert wie unser eigenes und andauernd einen unsichtbaren Einfluss auf uns ausübt, denn ein großer Teil unserer Gedanken und Gefühle kommen von außen in uns hinein, von unseren Mitmenschen, von beiden, von Individuen und dem kollektiven Bewusstsein der Menschheit. Genauso sind wir uns auch nicht des größeren Teils unseres eigenen Selbst bewusst, der für unser Wachbewusstsein unterbewusst und unterschwellig wirkt und uns immer beeinflusst und auf verborgene unbemerkte Weise unser oberflächliches Leben bestimmt.
Das ist deshalb so, weil wir normalerweise nur unsere körperlichen Sinnesorgane gebrauchen und beinahe gänzlich in unserem Körperbewusstsein und in unserer physischen Vitalität und im materiellen Denken leben, und durch diese Schichten gelangen die Aktionen, die auf den verborgenen Ebenen des Lebens stattfinden, nicht direkt in uns hinein. Das geschieht durch andere Schichten unseres Wesens, – durch Hüllen, wie sie in den Upanishaden bezeichnet werden – oder andere subtile Körper, wie sie in späteren Terminologien genannt werden, durch die mentale Hülle oder den mentalen subtilen Körper, in dem unser wahres mentales Wesen lebt, und die Lebenshülle oder den vitalen Körper, der mehr mit der physischen oder Nahrungshülle verbunden ist und mit ihr zusammen den groben materiellen Körper unserer komplexen Existenz bildet. Diese subtilen Körper verfügen über Kräfte, Sinne und Fähigkeiten, die ständig unbemerkt auf uns einwirken, sie sind mit uns verbunden und nehmen Einfluss auf unsere körperlichen Organe und die netzartigen Geflechte unseres physischen und mentalen Lebens. Durch unsere Selbstentwicklung können wir diese subtilen Körper wahrnehmen und unser Leben durch sie bestimmen, und durch sie hindurch können wir in bewusste Beziehung zu der vitalen Welt und anderen Welten treten. Diese Welten oder Ebenen können wir dann für eine subtilere Erfahrung benützen und sie für ein tieferes Verständnis der Wahrheiten, Fakten und Geschehnisse auf der materiellen Ebene selbst verwenden.
Durch diese Selbstentwicklung können wir mehr oder weniger vollständig auf Ebenen unserer Existenz leben, die anders sind als die materielle, die bis jetzt alles für uns ist. 11
SRI AUROBINDO, CWSA 23-24:454
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1 „Psychisch“ bedeutet hier: „inneres“ oder „tieferes“. (Herausgeber)