Читать книгу Die vielen Aspekte unserer Persönlichkeit - Die (d.i. Mira Alfassa) Mutter - Страница 19
Das Physische
ОглавлениеJede Ebene unseres Wesens – die mentale, vitale und physische – hat ihr eigenes Bewusstsein, eigenständig, und doch miteinander verbunden und aufeinander einwirkend; aber für unsere veräußerlichten Sinne und Gedanken in unserem Wachzustand scheinen sie alle durcheinander zu wirken...
Es gibt das universale physische Bewusstsein der Natur und dann gibt es unser eigenes individuelles, das ein Teil davon ist und von ihm angetrieben wird. Unser eigenes Bewusstsein wird vom zentralen Wesen als Unterstützung für seinen Ausdruck in der physischen Welt benützt, für ein direktes Austauschen mit all den Objekten und Bewegungen und Kräften der externen äußerlichen Welt. Die physische Bewusstseinsebene erhält von allen anderen Ebenen deren Kräfte und Einflüsse und gestaltet daraus ihr eigenes Gebiet. Deshalb besitzen wir sowohl einen physischen als auch einen vitalen Verstand und dann den eigentlichen denkenden Verstand. Wir haben einen vital-physischen Teil in uns – das Nervensystem – wie auch das eigentliche Vitale; und beide werden größtenteils durch den groben materiellen körperlichen Teil konditioniert, der für unsere Erfahrung fast gänzlich unterbewusst ist.
SRI AUROBINDO, CWSA 28:201-202
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Alles hat einen körperlichen Bestandteil – sogar der Verstand hat einen physischen Teil; es gibt das mentale Physische, einen Verstand des Körpers und der Materie. Ebenso hat das emotionale Wesen einen physischen Teil. Er ist vom übrigen des emotionalen Wesens nicht räumlich getrennt. Man kann das nur unterscheiden, wenn das Bewusstsein genügend subtil wird.
SRI AUROBINDO, CWSA 28:207
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Mit dem groben Physischen meinte ich das irdische und körperliche Physische – wie es durch die äußerlichen Sinne und den Verstand der Sinne erfahren wird. Aber das umfasst nicht die Gesamtheit der Materie. Es gibt auch das subtil Physische mit einem feinstofflicheren Bewusstsein in sich, das sich zum Beispiel vom Körper entfernen kann und trotzdem in dieser Entfernung Dinge nicht nur auf mentale oder vitale Weise fühlen und wahrnehmen kann.
SRI AUROBINDO, CWSA 28:210
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Die physischen Nerven sind Teil des materiellen Körpers, aber sie setzen sich fort bis in den subtilen Körper hinein, und es gibt eine Verbindung zwischen den beiden Körpern.
SRI AUROBINDO, CWSA 28:211
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Das vital Physische ist das Medium der nervlichen Prozesse unserer physischen Natur; es ist der Bereich und das Ausdrucksmittel von schwächeren Empfindungen und Wünschen und aller Arten von Reaktionen auf das äußere physische, grobstoffliche, materielle Leben.
Dieser Teil des vitalen Physischen (der durch den niedrigsten Teil des eigentlichen Vitalen unterstützt wird) ist deshalb der Vermittler der meisten der weniger bedeutenden Abläufe unseres Lebens. Seine gewohnheitsmäßigen Reaktionen und hartnäckig kleinlichen Empfindlichkeiten sind das Haupthindernis auf dem Weg der Transformation des äußeren Bewusstseins durch den Yoga. Das vital Physische ist auch hauptsächlich verantwortlich für die meisten der Krankheiten des Körpers und des Gemüts, denen das physische Leben in der Natur unterworfen ist.
SRI AUROBINDO, CWSA 28:202
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Der vitale Körper umgibt den physischen Körper mit einer Art Hülle, die beinahe die selbe Dichte wie die Schwingung der Hitze hat, die man an einem sehr heißen Tag beobachten kann. Sie ist der Mittler zwischen dem subtilen Körper und dem materiellsten vitalen Körper. Sie schützt den Körper vor aller Ansteckung, Müdigkeit, Erschöpfung und sogar vor Unfällen. Deshalb schützt dich diese Hülle vor fast allem, wenn sie vollkommen unversehrt ist, jedoch schon eine Emotion, die ein wenig zu stark ist, ein bisschen Müdigkeit, eine Unzufriedenheit oder irgendein Schock genügen, sie sozusagen anzukratzen, und der kleinste Kratzer ermöglicht ein Eindringen jeglicher Art von Störungen. Die medizinische Wissenschaft erkennt jetzt auch, dass man sich keine Krankheit zuzieht oder in jedem Fall eine Art Immunität vor Ansteckung besitzt, wenn das fühlende vitale Wesen sich in einem vollkommenen Gleichgewicht befindet. Wenn du über dieses Gleichgewicht, diese innere Harmonie verfügst, die die Umhüllung intakt erhält, schützt sie dich vor allem. Es gibt Menschen die ein ganz normales Leben führen, sie wissen, wann man schlafen soll, was und wie man essen soll, und ihre nervliche Umhüllung ist so unversehrt, dass sie durch alle Gefahren unbeschadet hindurchgehen, als wären sie nicht davon betroffen. Das ist eine Fähigkeit die man in sich entwickeln kann. Wenn man die schwache Stelle in seiner vitalen Umhüllung bemerkt, genügen einige Minuten der Konzentration, ein Ruf nach der Kraft, ein innerer Friede, um sie wieder in Ordnung zu bringen, um geheilt zu werden, und sorgen dafür, dass die störende Sache verschwindet.
DIE MUTTER, CWM 4:63
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Alle Krankheiten gelangen durch die nervliche oder vital-physische Hülle des subtilen Bewusstseins und des subtilen Körpers, bevor sie in den physischen Körper dringen.
Wenn man sich des subtilen Körpers oder des subtilen Bewusstseins bewusst ist, kann man die Krankheit auf ihrem Weg anhalten, und daran hindern, in den physischen Körper einzudringen. Aber sie kann eingedrungen sein, ohne dass man es bemerkt hat oder während des Schlafes oder durch das Unterbewusste oder in einem plötzlichen Ansturm, wenn man gerade nicht aufpasst, dann bleibt einem nicht anderes übrig als dagegen anzukämpfen, und sie aus der Beherrschung zu vertreiben, die sie schon über den Körper erlangt hat.
SRI AUROBINDO, CWSA 31:563
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So versuchen die Krankheiten von einer Person zur anderen zu gelangen – durch einen suggestiven Gedanken, dass man krank sei oder ähnliche Gedanken greifen sie das Nervensystem an und versuchen, in den Körper einzudringen. Selbst wenn die Krankheit nicht ansteckend ist, passiert das, aber es geschieht leichter bei ansteckenden Krankheiten. Diese Suggestion oder das Gefühl krank zu werden, muss sofort abgewehrt werden.
Um den Körper herum befindet sich eine Art Schutz, den wir die nervliche Hülle nennen – wenn sie stark bleibt und der Kraft der Krankheit den Einlass verwehrt, dann kann es einem sogar inmitten von Pest und anderen Epidemien gut gehen – wenn die Hülle schwach oder durchlöchert ist, kann die Krankheit eindringen.
SRI AUROBINDO, CWSA 31:557
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Die subtilen Kräfte der Krankheit schwächen zuerst die nervliche Hülle, die Aura, oder brechen durch sie hindurch. Wenn diese stark und ganz ist, können selbst tausend Millionen Keime dir keinen Schaden zufügen.
Wenn die Hülle überwunden ist, attackieren sie das unterbewusste Denken im Körper, manchmal auch den vitalen oder den eigentlichen, denkenden Verstand – und bereiten durch Furcht oder den Gedanken an Erkrankung den Nährboden für die Krankheit. Die Ärzte sagen selbst, dass bei Grippe oder Cholera in Fernost 90 Prozent durch Furcht krank werden. Nichts schwächt die Widerstandskraft mehr als Angst.
SRI AUROBINDO, CWSA 31:569
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Was sind die Ursachen für Unfälle? Entstehen sie durch eine Unausgeglichenheit?
Wenn man das tiefgehend beantworten möchte... Äußerlich gibt es viele Gründe, aber es gibt immer einen tieferen Grund. Ich sagte neulich, dass Unfälle vermieden werden können, wenn die nervliche Hülle intakt ist und selbst wenn ein Unfall passiert, ist er dann belanglos. Sobald in der nervlichen Umhüllung des Menschen ein Kratzer oder ein Defekt erscheint, ereignet sich, entsprechend der Natur des Charakters oder des Ortes dieser Verletzung, ein Unfall, der der Schwächung des Widerstands in der Hülle entspricht. Ich glaube, dass beinahe jeder psychologisch eine Sache wahrnimmt: dass Unfälle dann passieren, wenn man eine Art ungutes Gefühl hat, wenn man nicht voll bewusst oder selbstsicher ist und wenn man sich unbehaglich fühlt. In jedem Fall hat man das Gefühl, nicht ganz auf der Höhe zu sein, und nicht ganz bei der Sache zu sein, in dem, was man gerade tut. Wenn man ganz bei sich wäre, mit einem hellwachen Bewusstsein, würden keine Unfälle passieren, man würde genau die richtige Bewegung machen, die richtige Reaktion zeigen, um den Unfall zu vermeiden. Deshalb ist es beinahe uneingeschränkt ein nachlassendes Bewusstsein, das Unfälle verursacht. Es ist durchaus möglich, dass das Bewusstsein in einer höheren Domäne konzentriert ist, ich spreche nicht von spirituellen Dingen, sondern zum Beispiel von jemandem, der damit beschäftigt ist nachzudenken, um ein mentales Problem zu lösen, und der sehr stark auf sein Problem konzentriert ist und deshalb sehr unaufmerksam wird für das materielle Geschehen um sich herum und wenn dieser Mensch sich gerade auf einer Straße inmitten eine Menschenmenge befindet, während seine Aufmerksamkeit weiterhin auf sein Problem gerichtet ist, wird er nicht die notwendige Bewegung machen, um einen Unfall zu vermeiden, und deshalb wird der Unfall passieren. Es ist dasselbe beim Sport oder bei Wettkämpfen; du kannst das leicht beobachten, es ist immer dann, wenn das Bewusstsein nachlässt oder ein Mangel an Aufmerksamkeit oder eine leichte geistige Zerstreutheit eintritt, dass Unfälle passieren. Plötzlich denkt man an etwas anderes, die Aufmerksamkeit wird abgezogen – man ist nicht ganz bewusst bei der Sache, und ein Unfall passiert.
Wie ich euch am Anfang schon sagte, wenn aus irgendeinem Grund – zum Beispiel wegen Schlafmangel, zu wenig Ruhe oder einer einnehmenden Beschäftigung oder wegen allen möglichen Aktivitäten, die dich ermüden – die vitale Hülle ein wenig beschädigt wird und nicht richtig funktioniert, kann irgendein Einfluss von außen einen Unfall verursachen. Im Endeffekt entstehen Unfälle immer aus Unaufmerksamkeit oder einem nachlassenden Bewusstsein. Es gibt Tage, an denen fühlt man sich... nicht gerade unwohl, aber so als ob man sich etwas fangen würde, was einem entwischt, man ist nicht gut beieinander, fühlt sich geschwächt; das sind die Tage für Unfälle. Ihr müsst aufmerksam sein. Das heißt natürlich nicht, dass ihr euch in ein Zimmer einschließen und nicht herauskommen sollt, wenn ihr euch so fühlt! Das meine ich nicht. Ich meine eher, dass ihr umso intensiver aufpassen müsst, auf der Hut sein sollt, um genau zu sein, ihr dürft der Unaufmerksamkeit und dem Erlahmen des Bewusstseins nicht erlauben, in euch einzudringen.
DIE MUTTER, CWM 4:272
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Der Körper hat sein eigenes Bewusstsein, aus dem heraus er funktioniert, sogar ohne mentalen Willen oder auch gegen diesen Willen und unser Verstand an der Oberfläche der Dinge weiß sehr wenig über dieses Körper-Bewusstsein. Er fühlt dessen Wirkungsweise bloß undeutlich, sieht nur deren Ergebnisse und hat größte Schwierigkeiten, die Ursachen dafür zu erkennen. Es ist Teil des Yoga, dieses eigenständige Bewusstsein des Körpers wahrzunehmen, seine Abläufe sowie die Einflüsse, die von innen und außen darauf einwirken, zu sehen und zu fühlen, und zu lernen, diese zu kontrollieren, und in ihren zutiefst verborgenen und (für uns) unterbewussten Prozessen zu leiten. Aber das Körperbewusstsein als solches ist nur Teil eines individualisierten physischen Bewusstseins in uns, das wir aus den verborgenen bewussten Kräften der universalen physischen Natur entnehmen und daraus formen.
SRI AUROBINDO, CWSA 28:202
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Der Körper gehorcht dem Verstand automatisch auf die Weise, wie er ausgebildet oder trainiert wurde, ihm zu gehorchen, aber die Beziehung des Körpers zum Verstand ist nicht so, dass er automatisch insgesamt perfekt auf ihn hört. Der Körper hat ein eigenständiges Bewusstsein und obwohl er ein Instrument ist, das unterhalb der Mentalität liegt und eine dienende Funktion hat, kann er die Anweisungen des Verstandes auch missachten oder verweigern, ihnen zu folgen. In vielen Dingen, in Angelegenheiten von Gesundheit und Krankheit zum Beispiel, in allen selbsttätigen Funktionen, kann der Körper für sich allein handeln und ist nicht abhängiger Diener des Verstandes. Zum Beispiel, wenn er müde ist, kann er dem Willen des Verstandes, aktiv zu sein, seinen passiven Widerstand entgegensetzen. Er kann den Verstand vernebeln mit Tamas und dumpfer Trägheit und Einfallslosigkeit, die wie Dämpfe aus dem Unterbewusstseins aufsteigen, sodass der Verstand nicht agieren kann. Zweifellos erhebt sich der Arm, wenn er dazu aufgerufen wird, aber am Anfang unserer Entwicklung in der Kindheit gehorchen die Beine nicht, wenn sie zum Gehen aufgefordert werden; sie müssen zuerst lernen, die kriechende Bewegung und Haltung aufzugeben und die aufrechte und gehende Gewohnheit anzunehmen. Wenn du mit deinen Händen zum ersten Mal eine gerade Linie zeichnen willst oder Musik machen möchtest, können sie es nicht und werden es nicht ausführen. Sie müssen zuerst geschult, unterrichtet und trainiert werden und danach führen sie automatisch das aus, was von ihnen verlangt wird.
All das zeigt, dass es ein Körperbewusstsein gibt, das auf die Anweisungen des Verstandes hin Dinge unternehmen kann, aber es muss erst erweckt und trainiert werden, und zu einem guten und bewussten Instrument gemacht werden. Es kann sogar so gut ausgebildet werden, dass ein mentaler Gedanke oder Willenseinfluss die Krankheit des Körpers heilen kann.
SRI AUROBINDO, CWSA 28:176
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Es gibt ein Bewusstsein in den Zellen; das ist es, was wir „Körperbewusstsein“ nennen, und es ist vollständig mit dem Körper verbunden. Dieses Bewusstsein hat große Schwierigkeiten sich zu ändern, denn es ist unter dem Einfluss kollektiver Suggestionen, die sich der Transformation absolut widersetzen. So muss man mit dieser kollektiven Suggestion kämpfen, nicht nur mit der kollektiven Suggestion der Gegenwart, sondern auch mit der Suggestion, die zum Erdbewusstsein als Ganzes gehört, dem irdischen menschlichen Bewusstsein, das bis zur frühesten Entstehung des Menschen zurückreicht. Das muss überwunden werden, bevor die Zellen spontan die Wahrheit, die Ewigkeit der Materie wahrnehmen können.
Natürlich diejenigen, die diese bewusste Transformation erreicht haben, die das ewige und unendliche Leben in der Tiefe ihres Wesens wahrnehmen können, müssen bis jetzt andauernd auf diese innere Erfahrung zurückgreifen und zu ihrer inneren Versenkung zurückkehren und in einer mehr oder weniger dauerhaften inneren Meditation leben, um sich dieses Bewusstsein zu erhalten.
Und wenn sie dann aus der Meditation herauskommen, ist ihr äußeres Bewusstsein fast so wie es vorher war, ihre Art zu denken und zu reagieren ist nicht sehr verändert – außer, dass sie oft alle Tätigkeiten ganz aufgeben. Aber in diesem Fall ist die innere Realisation, die Transformation, nur für die Person hilfreich, die sie erreicht hat, und sie ändert die Bedingungen der Materie oder des irdischen Lebens nicht im Geringsten.
Damit diese Transformation insgesamt gelingt, müssen alle Menschen – sogar alle Lebewesen sowie ihre materielle Umgebung – transformiert werden. Ansonsten bleiben die Dinge wie sie sind: eine einzelne individuelle Erfahrung kann das Leben auf der Erde nicht verändern. Das ist der grundlegende Unterschied zwischen der alten Idee der Transformation – das heißt, sich des psychischen Wesens und des inneren Lebens bewusst zu werden – und der Art von Transformation, wie wir sie verstehen und von der wir sprechen. Nicht nur ein einziges Individuum oder eine Gruppe von Individuen oder sogar alle Individuen, sondern das Leben an sich, das gesamte Bewusstsein dieses mehr oder weniger entwickelten materiellen Lebens müssen transformiert werden. Ohne eine solche Transformation werden wir dasselbe Elend, dieselben Katastrophen, dieselben Grausamkeiten auf der Welt haben. Ein paar Individuen könnten ihnen durch ihre innere psychische Entwicklung entfliehen, aber die breiten Massen würden im selben Zustand des Elends bleiben.
DIE MUTTER, CWM 15:294
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... Im Körper zum Beispiel, wenn so etwas wie ein Angriff auf die Gesundheit stattfindet oder ein Unfall passiert oder eine Krankheit eindringen will – wird ein Körper der seiner natürlichen Spontaneität überlassen ist, den Drang, das Bestreben und den spontanen Willen verspüren, nach Hilfe zu rufen. Sobald einem die Sache jedoch zu Kopfe steigt, entwickelt sie sich wie gewohnt: alles wird verdorben.
Aber im Körper an sich, so wie er ist, existiert etwas, was plötzlich wach wird und nach Hilfe ruft, und zwar mit einem solchen Vertrauen, einer solchen Intensität, wie ein kleines Baby nach seiner Mama schreit oder nach irgendjemandem, der gerade da ist, wisst ihr – es sagt nichts, es kann noch nicht sprechen. Wenn der Körper sich selbst überlassen bleibt, ohne den dauernden Einfluss des Verstandes auf ihn, besitzt er die Fähigkeit, sobald eine Störung auftritt, sofort nach Hilfe zu rufen, er entwickelt ein Bemühen und das Vertrauen, dass Hilfe kommt, das ist sehr stark in ihm ausgeprägt. Wenn nichts dazwischenkommt, ist es so, als ob die Zellen selbst diesen Ruf, dieses Bestreben gesund zu werden, auslösen würden.
Im Körper gibt es wertvolle und unbekannte Schätze. In all seinen Zellen steckt eine Intensität des Lebens, der Aspiration und des Willens, Fortschritte zu machen, der man sich normalerweise nicht einmal bewusst ist. Das Körperbewusstsein müsste schon vom Verstand und dem vitalen Gefühl völlig verformt sein, um nicht den unverzüglichen Willen zu entwickeln, sein Gleichgewicht wieder herzustellen. Wenn dieser Wille nicht erkennbar ist, bedeutet das, dass das gesamte Körperbewusstsein durch die Eingriffe des Verstandes und des vitalen Gefühls verdorben wurde. In Menschen, die in einer Art Krankhaftigkeit ihre Krankheit mehr oder weniger unbewusst hegen und pflegen, um unter dem Vorwand, krank zu sein, sich damit interessant zu machen, ist es nicht der Körper, der dies tut – armer Körper – sondern etwas, das ihm durch eine mentale oder vitale Perversion aufgezwungen wird. Der Körper reagiert bemerkenswert, wenn er sich selbst überlassen bleibt, denn er strebt nicht nur nach Ausgeglichenheit und Wohlbefinden, sondern er ist auch fähig, sein Gleichgewicht wieder herzustellen. Wenn man seinen Körper in Ruhe lässt, ohne mit all seinen Gedanken einzugreifen, all seinen Reaktionen des Gefühls, all seinen Depressionen und auch mit all dem sogenannten Wissen und mit gedanklichen Konstruktionen und Ängsten – wenn man den Körper sich selbst überlässt, wird er spontan das Richtige tun, um sich selbst wieder in Ordnung zu bringen.
Der Körper in seinem natürlichen Zustand liebt seine Ausgeglichenheit, liebt Harmonie, es sind die anderen Teile des Wesens, die alles verderben.
DIE MUTTER, CWM 6:139
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Wie sollen wir aus dem körperlichen Bewusstsein herauskommen, das uns die ganze Zeit überwiegend mit physischen Angelegenheiten beschäftigt?
Es gibt eine beträchtliche Anzahl von Wegen, die da herausführen. Es gibt intellektuelle Wege, Wege die man gefühlsbetont nennen könnte, künstlerische Wege und spirituelle Wege. Ganz allgemein ist es besser, wenn jeder sich den Weg heraussucht, der für ihn am einfachsten ist, denn wenn man sofort mit dem schwierigsten anfangen will, wird überhaupt nichts daraus. Wir kommen immer wieder auf dieselbe Sache zurück, auf das, was Sri Aurobindo in der „Synthese des Yoga“ beschreibt: es ist der Weg des Wissens, der Weg der Hingabe oder der Weg der Arbeit. Aber der Weg der Arbeit ist derjenige, der dich genau im physischen Leben festhält und dir die Befreiung darin aufzeigt; vielleicht ist das der effektivste Weg von allen, aber auch der schwierigste.
Für die meisten Schüler ist der Weg der Meditation, Konzentration und des Rückzugs aus dem körperbetonten Leben und eine Ablehnung physischer Aktivitäten sicherlich einfacher als der Weg des aktiven Handelns. Aber sie belassen das physische Bewusstsein damit so wie es ist, ohne es jemals zu ändern und wenn man nicht gerade ein Sadhu wird oder ein Asket, der alles aktive Leben hinter sich lässt und sich in dauerhafte Meditation und Konzentration begibt, erreicht man überhaupt nichts. Es bedeutet nämlich, dass ein ganzer Teil des Wesens niemals transformiert wird. Für diese Leute liegt die Lösung überhaupt nicht darin, den Körper zu transformieren, sondern darin, ihn einfach zurückzuweisen und so schnell wie möglich ihren Körper zu verlassen. Das war früher die Auffassung von Yoga, denn offensichtlich ist das viel einfacher. Aber das ist nicht das, was wir wollen.
Was wir wollen ist die Transformation des körperlichen Bewusstseins, nicht seine Ablehnung.
Und in diesem Fall ist das, was Sri Aurobindo als den direktesten und umfassendsten Weg empfohlen hat, sich selbst dem Göttlichen zu überlassen – eine Hingabe, die mehr und mehr integral ausgeführt wird und das körperliche Bewusstsein und körperliche Aktivitäten mit einschließt. Und wenn einem das gelingt, wird das Körperliche zu einer Hilfe statt zu einem Hindernis.
DIE MUTTER, CWM 8:299
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