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DIE GRAUE MAUS

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nachdenkliche Weihnachtsgeschichte

erstmals in einer hessischen Version in meinem Buch

HESSISCHES ADVENTSKALLENNER BUCH

Mundartverlag Naumann, Hanau

erschienen


"Ich hätte gerne eine neue Mami", sagte der siebenjährige Andreas zu seinem Vater, als dieser ihn fragte, was er sich denn zu Weihnachten wünsche. "Alle Kinder in meiner Klasse haben eine, bloß ich nicht, weil meine ja vor ein paar Jahren gestorben ist. Deshalb hätte ich gern eine neue."

"Tja, mein Sohn", seufzte Hans Tönnissen, der geplagte Vater und kratzte sich verlegen am Kopf. "Mamis gibts nun mal nicht zu kaufen wie all die anderen Weihnachtsgeschenke. Man kann in keinen Laden gehen und den Verkäufer bitten: 'Zeigen Sie mir mal, was Sie so an Mamis auf Lager haben. Mein Herr Sohn wünscht sich nämlich eine.' Das geht nun mal leider nicht."

´ "Das weiß ich auch", erwiderte das Kind. "Damit ich eine Mami kriege, müsstest du dich in eine Frau verlieben und sie heiraten. Warum tust du es nicht?"

"Weil mir die Richtige einfach noch nicht über den Weg gelaufen ist", sagte Hans.

"Eine Mami wie Mami, nicht?", fragte der Bub leise.

"Genau", bestätigte der Vater. "Ich habe deine Mami sehr lieb gehabt. Deshalb wollte ich eigentlich auch nie mehr heiraten."

"Aber ein Mann in deinem Alter braucht eine Frau", meinte der Bub altklug, "und ich eine Mutter. Das sagt Frau Huber fast jeden Tag."

Frau Huber war eine ältere, lebenserfahrene Nachbarin, die Vater und Sohn nach dem frühen Tod Karin Tönnissens den Haushalt führte und sich auch um den Jungen kümmerte, wenn Hans seiner Arbeit als Bankkaufmann nachgehen musste. Der Fünfunddreißigjährige musste sich ihre Meinung bezüglich seines Privatlebens öfters anhören, und sie stimmte mit der seinen nicht immer hundertprozentig überein.

"Die Frau Huber soll mich kreuzweise....." Hans verkniff sich, was er eigentlich hatte sagen wollen und fügte statt dessen brummig hinzu: "Ich kann mir schließlich keine Frau aus den Rippen schneiden. Deshalb solltest du dir besser ein paar andere Weihnachtsgeschenke überlegen, mit denen ich dir eine Freude bereiten könnte."

"Ich will aber nichts außer eine neuen Mama", sagte der Bub störrisch. "Wenn ich Heiligabend keine kriege, bin ich böse mit dir und werde nie mehr etwas mit dir reden. Und alle anderen Geschenke kannst du dir an den Hut stecken. Nicht einmal anschauen werde ich sie mir. Und wenn es ein neuer Gameboy wäre."

Mit dieser Drohung konnte Andreas seinen Vater zwar nicht sonderlich beeindrucken, da es an Heiligabend vermutlich doch ganz anders kommen würde, aber seine Gedanken machte er sich dennoch darüber.

"Na schön", überlegte er, "dann werde ich ihm an Heiligabend eben eine Mami präsentieren; und zwar eine, von der er sich wünscht, dass sie möglichst schnell wieder verschwindet."

In den nächsten Tagen schaute er sich in seinem Bekanntenkreis um, wer als vermeintliche Mami in Frage kommen könnte. Viel Auswahl hatte er nicht, denn die meisten Frauen waren in festen Händen oder anderweitig familiär gebunden, so dass sie an Heiligabend sicher nicht abkömmlich waren. Es blieb bei seinem vorsichtigen Nachforschen letztlich nur ein alleinstehendes Fräulein aus der Kreditabteilung seiner Bank übrig, das von allen Kollegen wegen seiner unscheinbaren Art sich zu kleiden und zurechtzumachen nur die graue Maus genannt wurde.

Angela Lohwein mochte Ende Zwanzig, Anfang Dreißig sein, wirkte vom Aussehen her wie das berühmte Fräulein Rottenmaier aus dem Kinderbuch Heidi und hatte - wie alle vermuteten - bestimmt noch nie eines Mannes Herz betören können.

An diese graue Maus pirschte sich Hans also nun heran, schüttelte sich innerlich, als er sich diese Frau zwecks zärtlicher Umarmung in seinem Bett vorstellte, und benötigte fast einen ganzen Tag, bis er endlich den Mut aufbrachte, sie auf seinen gewagten Wunsch anzusprechen.

"Haben Sie an Heiligabend schon etwas vor?", frage er sie schließlich.

"Warum?", erwiderte sie.

"Weil... weil ich Sie gerne einladen möchte", brachte er stotternd heraus und bereute im gleichen Moment seinen Entschluss schon wieder, diese Einladung überhaupt ausgesprochen zu haben.

"Sie wollen mich wohl veräppeln?", sagte Angela unwillig. "Finden Sie es nicht unter Ihrer Würde, sich solche zweifelhaften Scherze auf Kosten anderer Leute zu erlauben? Ich hatte Sie eigentlich anders eingeschätzt, Herr Tönnissen. Ganz anders."

"Es war kein Scherz, Fräulein Lohwein", versicherte Hans und erklärte ihr, worum es ihm bei der ganzen Sache ging.

"Ich soll Ihren Sohn also davon abschrecken, sich weiterhin eine neue Mutter zu wünschen?", resümierte Angela bitter. "Finden Sie nicht selbst, dass es fast schon eine Frechheit ist, was Sie mir da zumuten wollen?"

"Ja", räumte Hans überaus verlegen ein. "Eine Zumutung ist es schon. Aber ich wusste mir nun mal keinen anderen Rat mehr, als Sie darum zu bitten. Sie sind die einzige, von der ich weiß, dass es niemanden gibt, um den Sie sich an Heiligabend kümmern müssen."

"...und von der Sie sicher sind, dass Ihr Sohn sie nicht als neue Mami akzeptieren würde", spann Angela den Faden traurig weiter. "Wer möchte schon eine graue Maus zur Mutter haben, nicht wahr?"

"Aber das hat doch damit gar nichts zu tun", log Hans.

"O doch", sagte Angela. "Es hat sehr viel damit zu tun. Trotzdem werde ich kommen. Und es ist sogar ein wenig Egoismus dabei: Wenigstens einmal in meinem Leben möchte ich die Illu-sion haben, zu einer Familie zu gehören."

Hans bedankte sich wortreich, versprach ihr, alles zu tun, damit sie ihren Entschluss nicht bereuen müsste, und sah dem Heiligabend mit den gemischtesten Gefühlen und dem schlechtesten Gewissen der Welt entgegen.

"Und diese Frau will wirklich meine neue Mami werden?", fragte Andreas immer wieder, nachdem sein Vater ihm mitgeteilt hat-te, dass am Heiligabend mit weiblichem Besuch zu rechnen wäre.

"Möglich wäre es", schwindelte Hans. "Natürlich musst du sie erst genau unter die Lupe nehmen. Wenn sie dir nicht gefällt..."

"Sie wird mir schon gefallen", meinte Andreas zuversichtlich. "Dir gefällt sie schließlich auch."

Eben nicht, dachte Hans bedrückt. Was für ein fieser Kerl ich bin! Aber ich tu es doch nur Karins wegen. Nach ihr soll es keine andere Frau mehr für mich geben, habe ich mir geschworen. Darf ich deshalb aber mit den Gefühlen einer anderen spielen? Ob ich die Sache nicht doch besser abblase?

Aber er blies sie nicht ab, weil Andreas sich so sehr darauf freute, die Frau kennen zu lernen, die vielleicht - und dieses Vielleicht betonte Hans immer wieder - seine neue Mami werden würde.

Als es am Heiligabend zu dunkeln begann und Andreas vor lauter Aufregung kaum noch zu halten war, kam sie, die graue Maus. Hans musste zweimal hinschauen, nachdem er ihr auf ihr Klingeln hin die Tür geöffnet hatte, bis er erkannte, dass sie es tatsächlich war.

Eine bildhübsche junge Frau mit langen, kastanienbraunen Haaren und einem überaus modischen Kleid stand vor ihm, hielt ein größeres und ein kleineres Paket in ihren Händen und lächelte ihn zaghaft an. Da gab es den altmodischen Knoten nicht mehr, den sie sonst als Frisur bevorzugte, auch die hässliche Brille war verschwunden, und wenn man genauer hinsah, konnte man sogar das dezente Make-up erkennen, das sie aufgelegt hatte.

"Meine... meine Güte, Fräulein Lohwein", stammelte Hans erschüttert und konnte den Blick nicht mehr von ihr wenden. "Es... es ist unglaublich! Ich... ich finde keine Worte!"

"Es würde mir schon genügen, wenn Sie mich in Ihre Wohnung bäten", sagte Angela. "Hier draußen ist es nämlich ziemlich kalt."

"O, Entschuldigung", versetzte Hans. "Treten Sie bitte ein."

Und jetzt kam auch der kleine Andreas endlich zu seinem Recht. Mit großen Augen und ein wenig skeptisch zunächst schaute er die fremde Frau an, aber als sie sich sogleich zu ihm niederbeugte und ein paar nette Worte für ihn fand, sah man seiner strahlenden Miene an, wie sehr er mit der Wahl seines Vaters einverstanden war.

Es wurde ein sehr schöner Heiligabend. Andreas akzeptierte natürlich, dass er neben der Vielleichtmami auch noch ein paar andere Dinge geschenkt bekam. Jubelnd packte er sie aus, und von da an war der Papi vergessen. Angela setzte sich nämlich kurz entschlossen zu ihm auf den Fußboden, spielte mit einer wahren Engelsgeduld mit ihm und eroberte sein kleines Herz im Sturm.

Hans beobachtete die beiden nachdenklich, wunderte sich immer mehr über die graue Maus, deren Wangen sich gerötet hatten und die sich freuen konnte, als wäre sie selbst noch ein Kind, und ertappte sich immer öfter bei dem Wunsch, dieser Tag möge nie vergehen.

Später brachten er und Angela den Kleinen gemeinsam ins Bett - darauf hatte Andreas unbedingt bestanden -, und als der Junge die Hände faltete und zum Lieben Gott betete, Er möge es einrichten, dass Angela seine neue Mami werden würde, wusste Hans nicht, wohin er vor lauter Verlegenheit blicken sollte.

"Damit wäre meine Aufgabe dann ja erfüllt", sagte die junge Frau, nachdem sie das Kinderzimmer verlassen hatten. "Tut mir leid, dass der Abend wohl nicht ganz nach Ihren Vorstellungen verlaufen ist, aber ich konnte es mir einfach nicht antun, die böse Hexe zu spielen. Dazu mag ich Kinder viel zu gern."

Sie begann zu weinen, riss ihren Mantel vom Garderobenhaken und schlüpfte hastig hinein. Als sie zur Tür eilen wollte, hielt Hans sie zurück.

"Was haben Sie vor?", fragte er bestürzt.

"Ich will nach Hause", schluchzte Angela, "um mich wieder in die graue Maus zu verwandeln, damit ich nicht noch mehr Unheil anrichte."

"Aber Sie haben doch kein Unheil angerichtet", widersprach Hans.

"O doch", sagte Angela. "Ich habe vermutlich Hoffnungen in Ihrem Sohn erweckt, die sich nie erfüllen werden."

"Und warum nicht?"

"Weil... weil....!" Angela wandte den Kopf zur Seite und flüsterte: "Weil ich nie mehr etwas mit einem Mann zu tun haben möchte."

"Deshalb also Ihre Maskerade als graue Maus?"

"Ja, deshalb", wisperte Angela. "Ich wollte mir nach der größten Enttäuschung meines Lebens nicht noch einmal die Finger ver-brennen. Darf ich jetzt gehen?"

"Bitte nicht!", sagte Hans leise. "Es war so schön mit Ihnen; der schönste Tag seit dem Tod meiner Frau. Lassen Sie uns noch ein Fläschchen Wein miteinander trinken und plaudern. Vielleicht tut es uns beiden gut, uns einmal aussprechen zu können."

Angela ließ sich überreden und blieb. Der Wein lockerte ihre Zungen, und so erfuhr Hans, dass ihre ganz große Liebe ein Heiratsschwindler gewesen war, der ihr alles abgeknöpft hatte, was sie besaß und dann auf Nimmerwiedersehen verschwand; und er erzählte ihr, warum er niemals wieder hatte heiraten wollen.

"Ich wollte einer Toten die Treue halten", sagte er abschließend, "und musste heute Abend erkennen, wie unsinnig das war. Ein Kind ohne Mutterliebe aufziehen zu wollen, ist fast schon unver-antwortlich. Es braucht sie wie das tägliche Brot. Aber auch der Vater sehnt sich nach ein bisschen Liebe. Nicht umsonst steht in der Bibel: 'Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei` - oder so ähnlich. Mir ist das heute Abend mehr als klar geworden; dank Ihnen, Fräulein Lohwein."

"Das sagen Sie doch nur aus einer sentimentalen Weihnachtsstimmung heraus", murmelte Angela ungläubig und wagte nicht, ihm in die Augen zu sehen. "Bis morgen haben Sie das längst wieder vergessen."

"Nie, Angela", sagte er und griff über den Tisch hinweg nach ihren Händen. "Ich habe zwar einen Kinderschreck gesucht, aber sehr wahrscheinlich eine neue Frau fürs Leben gefunden."

Und als sie am nächsten Morgen gemeinsam frühstückten, war nicht nur der kleine Andreas der glücklichste Mensch dieser Erde.


DER BANKÜBERFALL

heiterer Kurzkrimi


Wenn Claus und Irena Zansinger das Geld besessen hätten, das sie nicht besaßen, wären sie reiche Leute gewesen. Ein Berg Schulden hatte sich im Laufe der Jahre vor ihnen aufgetürmt. Da hatte es auch nichts genützt, dass sie, wenn ihnen die eine Bank nichts mehr gab, zur nächsten gegangen waren. Unter dem Strich hatten sich die Salden sämtlicher Konten letztlich zu einer gewaltigen Summe addiert. Und die dusseligen Banken bestanden dummerweise darauf, dass diese Schulden auch irgendwann zurückzuzahlen waren. Fragte sich nur, von was.

Nun gehörten Claus und Irena zwar zu den so genannten Besserverdienenden, da ihre Ansprüche aber schon immer größer als ihre Einnahmen gewesen waren, nützte ihnen das am Ende gar nichts. Der Pleitegeier kreiste mit grimmige Miene über ihrem schicken Bungalow, den sie ebenfalls auf Pump gebaut und aufs Feinste ausgestattet hatten, und wartete nur darauf, ihr Leben mit seinen gierigen und unnachsichtigen Krallen zu zerfleddern.

"Wir sind am Ende", sagte Claus eines Tages, nachdem der Gerichtsvollzieher wieder einmal unverrichteter Dinge gegangen war, zu seiner Frau. "Wenn uns nichts einfällt, wird unser Haus in vier Wochen versteigert. Dann sitzen wir auf der Straße, und alles andere, das uns lieb und wert geworden ist, ist ebenfalls verloren. Wir hätten etwas sorgsamer mit unserem Geld umgehen müssen."

Den ganzen Abend über beratschlagten sie, wie sie ihr Hab und Gut und damit auch ihr aufwendiges Leben retten konnten, und kamen schließlich zu der Erkenntnis, dass es dafür eigentlich nur eine einzige Möglichkeit gab:

Wenn die Banken ihnen freiwillig nichts mehr zugestehen wollten, mussten sie diese zwingen, etwas herauszurücken. Und diese Zwangsmaßnahmen bedeuteten, dass sie einen Banküberfall riskieren mussten.

"Die hiesige Zweigstelle der Privatbank & Co. eignet sich dazu meiner Meinung nach am besten", sagte Claus, nachdem sie sich geeinigt hatten, dass ein Banküberfall zur unbedingten Notwendigkeit geworden war. "Wir sind seit Jahren dort Kunden und kennen die Räumlichkeiten und Verhältnisse dadurch wie unsere eigene Westentasche. Außerdem ist es die Bank, die uns momen-tan die größten Schwierigkeiten macht. Es wäre mir eine Genugtuung, mich an ihr zu rächen und sie um einen ordentlichen Batzen zu erleichtern."

Irena war naiv genug, mit allem, was ihr Gatte vorschlug, einverstanden zu sein. Er war schon immer der Denker und Lenker ihrer kleinen Familie gewesen, hatte stets einen Ausweg aus ihren diversen Dilemmas gefunden, und so vertraute sie ihm auch diesmal vorbehaltlos. Er würde die Sache schon schaukeln, da war sie ganz sicher, und sie würde ihn nach besten Kräften dabei unterstützen.

Der Plan, den Claus austüftelte, war einfach und entsprach dem, mit dem tausend andere Halunken schon versucht hatten, eine Bank um ihr Bares zu erleichtern:

Sie wollten am Tag X maskiert in die bewusste Zweigstelle ein-dringen, und während Claus die Angestellten und Kunden mit einer Pistole bedrohte, sollte Irena bei dem Kassierer eine größere Abhebung vornehmen. Für ihre Flucht würde draußen dann ein gestohlener Wagen mit laufendem Motor bereitstehen.

"Ist dir auch alles klar?", fragte Claus seine Frau noch einmal eindringlich, bevor sie den Überfall vornahmen.

"Hundertprozentig", beteuerte Irena. "Schließlich haben wir das Ganze seit acht Tagen mehrmals gründlich geübt. Es kann überhaupt nichts schiefgehen."

"Wollen wir's hoffen", seufzte Claus. "Dann mal los, Kleines."

Das Fluchtauto hatte Claus bereits am Abend zuvor organisiert. Es hatte keinerlei Probleme bereitet, da es immer genügend Mitmenschen gab, die ihren Wagen irgendwo unverschlossen parkten. Dieser brave Mitmensch hatte freundlicherweise sogar seinen Schlüssel stecken lassen.

Claus und Irena fuhren also zum Ort des Geschehens, zogen dort schwarze Kapuzen mit Sehschlitzen über ihre Köpfe und stürmten in die Bank. Das Auto blieb mit laufendem Motor vor der Bank stehen.

"Das ist ein Überfall!", plärrte Claus mit sich vor Nervosität überschlagender Stimme. "Los, los, los! Alle die Hände über den Kopf! Und keine falsche Bewegung, sonst knallt's!"

Die zu Tode erschrockenen Angestellten und Kunden folgten der unmissverständlichen Aufforderung des Neugangsters ohne Widerrede, und während sie brav ihre Arme in die Luft streckten, begab Irena sich zu dem hinter Panzerglas sitzenden Kassierer, überreichte ihm eine Plastiktüte und bat ihn höflich, alles einzupacken, was an Bargeld vorhanden war.

Der Kassierer, der kein Blutvergießen riskieren wollte, tat, wie ihm geheißen worden war, ersuchte Irena aber aus irgendeiner Eingebung heraus, ihm den Betrag zu quittieren, da sonst seine Kasse am Abend nicht stimmen würde.

Und die naive Irena quittierte! ----

"Irgend etwas muss ich falsch gemacht haben", sagte sie zu ihrem Mann, als die Bullen sie von zu Hause abholten und in der grünen Minna zum Haftrichter transportierten.

"Ja", erwiderte Claus mit dumpfer Stimme. "Du hättest ihm den Betrag niemals quittieren dürfen."

"Davon hast du nie ein Wort gesagt", verteidigte sich Irena. "Und er bat mich doch auch so nett darum. Ich konnte ihm seinen Wunsch einfach nicht abschlagen."

"Natürlich nicht", brummte Claus. "Und vielleicht hätte ich es ja auch getan, wenn ich an deiner Stelle gewesen wäre. Nur hätte ich nicht auch noch unsere Kontonummer auf den Beleg geschrieben!"

Herz, Schmerz und Gänsehaut

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