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Vorwort

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Verborgener Ruhm« – das ist wie alles relativ. Der eine ist, was unsere heimlichen Genies betrifft, mehr bewandert, der andere weniger. Auch über deren Nationalität im strengen Sinne läßt sich da und dort streiten; sie sind dann jedenfalls, ob Zuzügler oder bloß Auftragnehmer, durch ihr Wirken zu Österreichern geworden.

In einigen Fällen wird der geneigte Leser wohl auch in inhaltlicher Hinsicht ein Auge zudrücken müssen: Die China-Auswanderin Gertrud Wagner und die Alban-Berg-Tochter Albine Scheuchl sind nur im Sinne ihrer beispiellosen Überlebenskunst unter die »Genies« zu reihen, der Naturapostel Florian Berndl und der Restaurator Victor Jasper müssen sich mit der Gattungsbezeichnung »Sonderling« begnügen, und der selbsternannte »Goldfüllfederkönig« Ernst Winkler ist überhaupt eine anrüchige Person.

Noch etwas ist, bevor Sie sich den in diesem Buch versammelten Porträts zuwenden, klarzustellen: Es geht bei diesem Unternehmen nicht um einen Akt vaterländischen Auftrumpfens – etwa in dem Sinne: Seht her, was für tolle Burschen wir doch sind! Übertriebener Patriotismus ist auch meine Sache nicht, obwohl ich als bekennender Wahlösterreicher diesbezüglich mehr Spielraum habe als der Alteingesessene.

Worum also geht es in diesem Buch? Um Vervollständigung. Muß der Kanon der berühmten Österreicher, deren Namen wir auf Anhieb aufzählen können, immer auf Mozart, Nestroy, Klimt und Freud beschränkt bleiben? Nicht nur, um als Kandidat beim »Millionenspiel« bestehen zu können, sollten wir bei der Frage nach Leben und Werk von Franz Xaver Süßmayr, Friedrich Welwitsch oder Ladislaus Batthyány nicht gleich ins Schlingern geraten.

Ob wir es Nachhilfeunterricht in Staatsbürgerkunde nennen wollen oder schlicht einen Beitrag zur Allgemeinbildung: Schauen wir uns im imaginären Ruhmeshain jener heute Vergessenen um, die zu ihrer Zeit so Bedeutendes geleistet haben, daß dies in vielen Fällen bis in unsere Tage nachwirkt.

Ein paar Beispiele, bunt gemischt: Wer ist es, der die Postkarte erfunden hat, das Metronom, das Piktogramm, die Mund-zu-Mund-Beatmung, das Shopping Center, die Frankfurter Würstel, den einst in keinem Kinderzimmer fehlenden Spielzeugbaukasten »Matador«? Wer hat die »Venus von Willendorf« entdeckt, wer hat die »österreichische Stradivari« gebaut, wer hat den Text zu Haydns »Gott erhalte« verfaßt, wer hat den Meinl-Mohren kreiert, wer die berühmte Reblaus-Karikatur aus dem Staatsvertragsjahr 1955? Was hat es mit der legendären »Geierwally« für eine Bewandtnis, mit der Mahatma-Gandhi-Gefährtin Mira-behn? Wer verbirgt sich hinter Beethovens »Elise«, wer hinter der ägyptischen Vizekönigin Djavidan Hanum, wer hinter dem sonderbaren Pseudonym Sir Galahad? Wieso hat Wien anno 1945 einen Bürgermeister gehabt, der nur sieben Tage amtiert hat? Wer hat den ersten österreichischen Spielfilm gedreht, wer hat Jahre vor Ferdinand Porsche die Konstruktionspläne für den Volkswagen entwickelt, welcher Unternehmer hat sich, lange bevor der Begriff in Umlauf gekommen ist, als »Sponsor« einen Namen gemacht, auf wessen kriminologische »Vorarbeit« geht der Welterfolg des »Kommissar Rex« zurück?

Es sind allesamt Österreicher. Doch Österreicher, die kaum einer kennt. Lassen Sie sich überraschen!

Schließlich noch ein Wort zum Aufbau des Buches. Wie bei allen kulturgeschichtlichen Themen sind auch bei diesem die Männer in der Überzahl. Um dieses Ungleichgewicht zumindest optisch zurechtzurücken, stelle ich die von mir porträtierten Frauengestalten demonstrativ an den Anfang des Buches. Muß ich mich schon der Übermacht des sogenannten starken Geschlechtes beugen, will ich mich nicht auch noch dem Vorwurf aussetzen, gegenüber dem sogenannten schwachen ungalant zu sein.

Dietmar Grieser

Verborgener Ruhm

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