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Grußwort

Etwa im gleichen Alter wie der Autor habe ich in der gleichen Straße, in der Bunsenstraße im Karlsruher Westen, den zweiten Weltkrieg miterlebt. Das Manuskript habe ich in einem Stück gelesen, immer wieder zustimmend genickt und vor mich hin gemurmelt – ja, so war es, wahr und ungeschminkt.

Die angsterfüllten Bombennächte im Luftschutzkeller wie auch die unterschiedlichen Reaktionen in der Gemeinschaft sind treffend geschildert genauso wie die drei schwersten Fliegerangriffe und die Stunden danach inmitten brennender Häuser und verzweifelter Menschen, die Angehörige, Hab und Gut verloren haben.

Geschildert wird aber auch eine gewisse Unbekümmertheit der Kinder, die nichts anderes gekannt haben und die aus dieser Zeit, die beileibe nicht gut war und die nicht enden wollte, einfach das Beste machten.

Der Autor, mein alter Weg-, mehr aber mein Straßengefährte, Dietmar Schmeiser, hat ein Erzählertalent, das diese Erlebnisse bildhaft wieder aufscheinen lässt, ohne dass er sich heroischer Worte bedienen muss. Die Umgebung, die Geschäfte, die Menschen in dieser Straße, deren Häuser den jüngeren Jugendstil präsentieren, fließen en passant in die Erzählung ein. Auch unser Hausflüsschen, die nahegelegene Alb, den Westbahnhof, die Kirche, den Kaplan sieht man dann wieder im rechten oder besser, im damaligen Licht. Die kirchlichen Feste, aber auch die zum Teil recht makabren Jungenstreiche mit Munition und Knallereien auf den Straßenbahnschienen offenbarten den Willen zu leben in einer trostlosen Umgebung. Unvorstellbar für spätere Jahrgänge, dass man in dieser Tristesse, bei nur noch wenigen Menschen und ohne Autos, einfach so auf der Straße spielen konnte, zumindest zeitweise.

Die Evakuierung, die „Kinderlandverschickung“ in großer Armut und Hunger sowie das Aufpäppeln in einer ganz anderen Welt, in der nahezu heilen, aber auch anstrengenden Welt auf dem Bauernhof, haben viele von uns so oder ähnlich erlebt. Der Auszug abgehärmter deutscher Jungsoldaten und der Einzug von Besatzungsstreitkräften, erst von Franzosen, dann von Amerikanern, wird als Mischung aus Angst und Erleichterung geschildert, so wie es war. Sie kamen aus anderen Welten, denn wir kannten kaum Franzosen und schon gar keine farbigen Amerikaner. Schließlich deutet sich eine neue Zeit an, die Zeit mit einer neuen Währung und – mit einer zarten Liebesgeschichte.

Menschen aus jener Zeit, aber auch Menschen, die den damaligen Alltag hautnah, ehrlich und meist undramatisch nachempfinden wollen, werden an dieses Buch noch lange zurückdenken, so wie ich das tue.

Prof. Dr. Gerhard Seiler

Oberbürgermeister der Stadt Karlsruhe a. D.

Bunsenstraße Nr. 3

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