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3.3 Jesus Christus – das wiederhergestellte menschliche Ebenbild Gottes

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Neben dem Gedanken der Mittlerschaft Christi entfaltet Bonhoeffer in der „Nachfolge“ noch einen weiteren Aspekt einer Lehre von Christus. Er geht davon aus, dass Gott durch Jesus Christus das menschliche Ebenbild neu geschaffen hat. Der durch den Sündenfall zerstörte Ebenbildcharakter Adams ist in Christus wiederhergestellt. Bonhoeffer teilt mit Karl Barth den Gedanken, dass allein am Menschsein Jesu Christi zu erkennen ist, wie Gott sich den Menschen eigentlich gedacht hat.

Im Zusammenhang mit der Vorstellung, dass Jesus Christus das wiederhergestellte menschliche Ebenbild Gottes verkörpert, sind wiederum drei Dinge wichtig: Erstens rückt für Bonhoeffer von hier aus das Menschsein Jesu Christi in das Zentrum seiner Überlegungen. Darum sein Interesse am irdischen Jesus, vor allem an dessen Handeln, wie es in den Evangelien geschildert wird. „In seiner Lehre und seinen Taten, seinem Leben und seinem Sterben wird sein Bild offenbar. […] Menschwerdung, Wort und Tat Jesu und sein Tod am Kreuz gehören unveräußerlich zu diesem Bild.“47 Darum auch Bonhoeffers Kritik am Apostolikum. Schon früh meinte er, dass es zu kurz vom Erdenleben Jesu spreche, wenn es dieses im Ausdruck „gelitten“ zusammenfasse.48

Zweitens ist Bonhoeffer wichtig, das Inkognito Jesu Christi zu wahren. Die Erneuerung des menschlichen Ebenbildes geschieht in der Gestalt des Gekreuzigten. „Niemand findet das verlorene Ebenbild Gottes wieder, es sei denn, dass er teilgewinnt an der Gestalt des menschgewordenen und gekreuzigten Jesus Christus.“49 Dabei ist die Gleichgestaltung mit dem leidenden Christus allerdings nicht das letzte Wort, das Bonhoeffer zu sagen hat. Ziel der Nachfolge ist die Teilhabe an Kreuz und Auferstehung Christi. Aber wie für Paulus gibt es für Bonhoeffer keine Teilhabe an der Auferstehung Christi ohne Teilhabe an dessen Leiden und Sterben (Röm 6 u. ö.). „Christus ruht nicht mit seiner Arbeit an uns, bis er uns zur Christusgestalt gebracht hat. Es ist die ganze Gestalt des Menschgewordenen, des Gekreuzigten und des Verklärten, der wir gleich werden sollen.“50 Wiederum beginnt eine solche Aussage gerade vor dem Hintergrund der Verhältnisse im Dritten Reich kraftvoll zu leuchten. Auch die Nationalsozialisten wollten den neuen Menschen schaffen: Im Gegensatz zur Christusgestalt propagierten sie jedoch die Gestalt eines Herrenmenschen im Sinne Nietzsches unter Verleugnung des mit dem menschlichen Leben untrennbar verbundenen Leidens und Sterbens.

Drittens vertritt Bonhoeffer in der „Nachfolge“ die Lehre vom inklusiven Menschsein Jesu Christi. Durch Jesus Christus ist alles objektiv mit Gott versöhnt, weil er die Menschheit als Ganze mit ihrer Schuld am Kreuz getragen hat. „In der Menschwerdung Christi empfängt die ganze Menschheit die Würde der Gottesebenbildlichkeit zurück.“51

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