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Freitag, der dreizehnte ein Glückstag?
ОглавлениеDa fällt mir eine andere Knie OP ein. Nun soll nicht der Eindruck entstehen, dass ich nur zwei Knieoperationen in den vielen Jahren durchgeführt habe, aber die meisten sind nicht so markant, um über sie zu schreiben.
Bei dem zu operierenden Patienten handelt es sich auch um eine Australian Shepherd Hündin. Sie gehörte dieser Freundin, die mir vor Jahren die Behandlung von Neuweltkameliden einbrockte. Eigentlich hatte sie immer einen anderen Tierarzt für ihre Pferde und die anderen Tiere. Das kaputte Kreuzband sollte aber ich in meiner Praxis richten. Ich kannte die Hündin „Bunny“ schon lange und gut, so dass wir telephonisch einen Termin absprachen. Wir einigten uns auf einen Freitag, den 13. Ich bin nicht abergläubisch, schlug aber ein anderes Datum vor. Anne, das war die Besitzerin des Patienten, konterte sofort. Der 13. sei ihr Glückstag und sie habe schon viele gute Geschäfte an diesen Tagen gemacht und schließlich ist sie an einem Freitag, den 13. geboren.
Nun, der unheilschwangere Tag kam. Wir hatten nicht 13.00 Uhr, sondern 12.00 Uhr als Beginn der OP ausgemacht. Freitags ist die Sprechstunde immer schlecht besucht. Nun an diesem Tag war es brechend voll und so fiel es nicht auf, dass Besitzerin samt Hund nicht pünktlich erschien. Wir hatten also noch etwas Luft, uns vor der anstrengenden OP zu sammeln und eine Tasse Kaffee zu trinken. Als unser OP-Opfer erschien, schaute ich auf die Uhr. Es war Punkt 13.00 Uhr. Wortreich erklärte Anne, warum sie zu spät kam. „Ihr könnt Euch nicht vorstellen, was mir heute alles widerfahren ist.“ Oh mir schwante etwas. Erst war das Auto auf der Fahrt liegengeblieben. Dann hatte sie noch vormittags einen Termin, um einen Ofen zu kaufen. Und da gab es auch größere Probleme. Der Ofen war jemand anderem verkauft worden. Und so hatte sie auch hier den schwarzen Peter gezogen. Ich schlug nochmals vor, den OP-Termin aufgrund der Umstände, zu verschieben. Anne blieb optimistisch. Wenn schon so viel schief gegangen ist, kann ja nun nichts mehr passieren. Also los! Bei so langen und komplizierten OPs machen wir immer eine Intubationsnarkose. Der Hund bekommt erst eine Atemmaske auf die Nase und wenn er dann schläft, wird ein Tubus in die Luftröhre eingeführt. Diese Narkose ist schonender und genauer zu steuern. Allerdings ist der personelle und apparative Aufwand deutlich höher. Wir brauchen also zwei Operateure und einen Anästhesisten, der auch die unsterilen Arbeiten übernimmt. Ich möchte hier einmal die Möglichkeit nutzen, meinen Mitarbeitern für ihre Treue und zuverlässige Arbeit zu danken.
Nach dem der Hund dann schläft, wird das OP-Feld vorbereitet, d.h. rasiert, desinfiziert und sterilen Tüchern abgedeckt, bevor dann die eigentliche Arbeit beginnen kann. Aber soweit kamen wir nicht. Bunny bekam während dieser Vorbereitung dreimal einen Atemstillstand. Es wurde immer schwieriger, eine eigenständige Atmung wieder herzustellen. Da fiel mir das Datum wieder ein. Also beschloss ich, kurzfristig die Sache hier zu beenden, ehe mir die Sache aus dem Ruder läuft. Bunny wachte schnell auf und hinkte mit einem rasierten Bein nach Hause. Nur Anne, die Besitzerin, war etwas betrübt, weil ihr angeblicher Glückstag so einen verkorksten Verlauf nahm.
Wir verabredeten einen neuen Termin. Keinen Freitag und keinen 13. Inzwischen waren die Haare am Bein wieder nachgewachsen. Mit bangen Gefühlen kam der Termin. Ich wäre froh gewesen, wenn sie zu einem anderen Kollegen gegangen wäre. Aber sie hielt große Stücke auf mich und so ging der Kelch nicht an mir vorüber. Manchmal ist mir schon der Gedanke gekommen unliebsame Patienten oder Operationen an einen Kollegen zu überweisen, den ich nicht leiden kann. Aber das konnte ich Anne und Bunny nicht antun.
Wir fangen also an, wie normal. Der Hund schlief ein und mein flaues Gefühl verschwand. Die OP verlief ohne Vorkommnisse. Keine Narkoseprobleme und auch die Heilung verlief optimal. Es zeigt sich also, auch wenn man nicht abergläubisch ist, kann einem ein Freitag der 13. ziemliche Probleme bereiten. Und die Sache mit sogenannten Glückstagen stimmt auch nicht. Seit dieser Zeit bin ich zwar nicht abergläubisch geworden, aber an einem Freitag den 13. führe ich keine geplanten Operationen mehr durch.