Читать книгу Island - Gefundene Einsamkeit, pures Abenteuer & ein Neuanfang - Dirk Haas - Страница 10
Höfn
Оглавление26.04
Nach einer der ruhigsten Nächte meines Lebens (es war hier wirklich nur das Pfeifen meines Tinnitus und zeitweise das Gebläse der Heizung zu hören) startete ich mit einem gemütlichen Frühstück in den Sonnenaufgang. Plötzlich hörte ich nach 12 Stunden wieder ein Fahrzeug auf der Ringstraße vorbeifahren. Absolute Pampa, dachte ich mir und schaltete fürs erste meinen Computer an, um Emails zu versenden und mich mit der „Welt zu verbinden“. Der Surfstick von Vodafone bewährte sich hervorragend mit einem zwei Meter langen USB-Verlängerungskabel. So konnte man den optimalen Empfang im WOMO jedes Mal aufs Neue bestens ausloten.
Gegen Mittag fuhr ich los und hatte noch ca. 100km bis nach Höfn. Zahlreiche Fotostopps verhinderten ein zügiges Weiterkommen, was aber auch nicht nötig war, denn ich hatte ja 2,5 Monate Zeit und somit absolut keinen Zeitdruck. Genau das war auch mein Ziel auf diesem Abenteuertrip, dem Zeitgefüge der industriellen Welt soweit wie möglich zu entfliehen, mich Selbst wiederzufinden um neue Kraft tanken zu können. Meine Batterien waren nach einem Burnout zwei Jahre zuvor und einem Herzinfarkt im letzten Jahr so gut wie leer. Da war nicht mehr viel was mir Auftrieb verschaffen konnte. Hauptsächlich meine Familie und Freunde sowie Sport und die Fotografie waren für mich nun sehr wichtige Anker in meinem Leben geworden.
Als ich um 16 Uhr in Höfn ankam, musste ich zuerst den Durst meines 3,0 Liter Dieselmotors stillen und nutzte die Gelegenheit, für eine gründliche und kostenlose Wäsche des Wohnmobils. Die Wassertanks waren noch im grünen Bereich, sodass ich mich ausschließlich dem gesammelten Staub der Schotterpisten widmen konnte. Nach einer kurzen Rundfahrt in Höfn und keiner zufriedenstellenden Bleibe, nahm ich die Weiterfahrt wieder auf. Viele Stopps an den Gletscherzungen und Flussläufen des Vatnajökulls (Islands größtem Gletscher) folgten und beanspruchten meine volle Aufmerksamkeit. Das war es, was ich gesucht hatte: Natur, Fernsicht, atemberaubende Landschaft und keine Menschen weit und breit. Ein Foto? Einfach Anhalten, Handbremse anziehen und Blinker setzten. Das war in meinem Sinne, das war meine Welt: Island, hier bin ich!
Gegen 22 Uhr entdeckte ich einen Rastplatz mit Trockentoilette und hielt sofort an. Diesen gut gepflegten Picknickplatz fand ich direkt an den Strandausläufern des Breidamerkursandur. Meine nächste Bleibe war somit gefunden und befand sich ca. 10 km östlich vor dem berühmten Gletschersee Jökulsárlón.
Abbildung 9, Islandpony am Vatnajökull
Abbildung 10, atemberaubende Sumpflandschaft auf dem Weg nach Höfn