Читать книгу Der strafprozessuale Zugriff auf Inhaltsdaten in der Cloud - Dirk Meinicke - Страница 10
ОглавлениеIV. Verschiedene Arten von Clouds
Es existieren unterschiedliche Arten von Clouds. Nach der geläufigen Unterteilung werden insoweit öffentliche, nichtöffentliche (private), Community- und Hybride-Clouds unterschieden.
1. Öffentliche Cloud
In einer öffentlichen Cloud (Public Cloud) können grundsätzlich beliebig viele Nutzer ohne Zugangsbeschränkung – ggf. gegen eine Nutzungsgebühr – die angebotenen Dienste in Anspruch nehmen.83 Insbesondere große Anbieter, wie z.B. Google, Microsoft oder Amazon, treten als Betreiber von öffentlichen Clouds in Erscheinung.84 Bei diesen Anbietern funktioniert der Vertragsabschluss regelmäßig im Wege eines sog. „click-through statement“, das direkt online abgeschlossen wird und dem Nutzer den unmittelbaren Zugang zu den gewünschten Diensten ermöglicht.85 Typischerweise bei nationalen Anbietern kann die Vertragsgrundlage aber auch in einem schriftlichen Vertragswerk bestehen, das wesentlich größere Spielräume für spezifische Gestaltungen der Zusammenarbeit zwischen Anbieter und Nutzer (sog. Service-Level-Agreements, SLA) ermöglicht.86
2. Nichtöffentliche Cloud
Eine nichtöffentliche Cloud (Private Cloud) wird demgegenüber regelmäßig für eine einzige Organisation/Firma bzw. deren Mitglieder/Mitarbeiter betrieben, wobei die Organisation/Firma entweder selbst die Verwaltung übernimmt oder diese Aufgabe an einen externen Dienstleister überträgt.87 Im engeren Sinne sollte von einer nichtöffentlichen Cloud jedoch erst gesprochen werden, wenn die oben angegebenen Cloudspezifischen Kriterien erfüllt sind, so dass eine Abgrenzung z.B. von reinen Server-Virtualisierungen gewährleistet bleibt.88 Derartige private/nichtöffentliche Clouds bieten den Nutzern – neben einer Bewältigung von Problemen im Bereich Datensicherheit –89 ein hohes Maß an Individualisierung, führen jedoch auch zu deutlich erhöhten Kosten.90 Sie sind daher regelmäßig nur für große Organisationen attraktiv und werden z.B. in Universitätsrechenzentren eingesetzt.91 Dabei kann der Anbieter entweder die nötige Hard- und Software „schlüsselfertig“ im Rechenzentrum des Kunden aufbauen und den Betrieb in der Folgezeit per Fernwartung übernehmen (sog. „on premises, managed service, private cloud“) oder der Kunde stellt über das Internet eine Verbindung zu Hard- und Software des Anbieters her, die sich in dessen Rechenzentrum befinden („off premises cloud“).92
3. Community-Cloud
Eine spezielle Form der nichtöffentlichen Cloud ist die sogenannte Community-Cloud, die von mehreren Organisationen mit ähnlichen Anforderungen gemeinsam genutzt wird, z.B. im Gesundheitswesen, bei Banken und Sparkassen oder bei Steuerberatern.93 Letztlich handelt es sich um einen Zusammenschluss mehrerer „Private Clouds“, durch den die beteiligten Organisationen Kosteneinsparungen realisieren können.94 Community-Clouds finden vor allem dort Anwendung, wo die Cloud-Nutzer zwar die Sicherheit einer nichtöffentlichen Cloud benötigen, jedoch (z.B. aufgrund mangelnder Größe) keine eigene Cloud betreiben können oder wollen.95
4. Hybride Cloud
Von einer sogenannten hybride Cloud spricht man, wenn mehrere Clouds durch Standards oder proprietäre Technologien verknüpft werden, um den Austausch von Daten und Programmen – z.B. zum Zweck einer Lastbalancierung zwischen mehreren Clouds einer Organisation – zu ermöglichen.96 Häufig werden Teile des IT-Portfolios eines Unternehmens in einer privaten Cloud betrieben, während andere Teile in eine öffentliche Cloud ausgelagert werden.97 Ein weiterer Anwendungsfall ist das sog. Cloud-Bursting, das „Ausbrechen“ aus einer Cloud in eine weitere, wenn die Ressourcen der ersten nicht mehr ausreichen.98 Auch dann, wenn etwa aus Sicherheitsgründen Teile des Datenbestandes eines Unternehmens nicht außerhalb von Europa gelagert werden sollen, kann eine hybride Cloud die adäquate Lösung sein, indem zum einen globale SaaS-Lösungen verwendet, bestimmte Daten aber in einer lokalen Cloud abgelegt werden.99
83 Vossen/Haselmann u.a., Cloud-Computing, S. 30. 84 Meir-Huber, Cloud Computing, S. 40. 85 Schorer, in: Hilber, Handbuch, C/1, Rn. 18 mit einem Überblick über Vor- und Nachteile aus Unternehmenssicht. 86 Schorer, in Hilber, Handbuch, C/1, Rn. 19. 87 Vossen/Haselmann u.a., Cloud-Computing, S. 30; Schmidt-Bens, Cloud Computing, S. 18. 88 Schorer, in: Hilber, Handbuch, C/1, Rn. 13. 89 Metzger/Reitz u.a., Cloud Computing, S. 18. 90 Vgl. Meir-Huber, Cloud Computing, S. 41. 91 Vossen/Haselmann u.a., Cloud-Computing, S. 30. 92 Schorer, in: Hilber, Handbuch, C/1, Rn. 14ff. 93 Vossen/Haselmann u.a., Cloud-Computing, S. 31. 94 Metzger/Reitz u.a., Cloud Computing, S. 19. 95 Vossen/Haselmann u.a., Cloud-Computing, S. 31. 96 Vossen/Haselmann u.a., Cloud-Computing, S. 31; auch Meir-Huber, Cloud Computing, S. 41. 97 Die Windows Azure-Plattform bietet etwa solche Lösungen an, vgl. Schmidt-Bens, Cloud Computing, S. 20; zum Zusammenspiel von öffentlichen und nichtöffentlichen Clouds im Rahmen von hybride Cloud-Konzepten auch Metzger/Reitz u.a., Cloud Computing, S. 19f.; näher außerdem Schorer, in: Hilber, Handbuch, C/1, Rn. 20. 98 Vossen/Haselmann u.a., Cloud-Computing, S. 31. 99 Metzger/Reitz u.a., Cloud Computing, S. 20.