Читать книгу Chronik von Eden - Ben B. Black, D.J. Franzen - Страница 11
Kapitel VIII - Auf der Flucht
ОглавлениеSandra bildete die Vorhut der kleinen Gruppe. Mit ihren ausgreifenden Schritten legte sie ein enormes Tempo vor, dem Pfarrer Stark mit seiner schweren Ausrüstung kaum folgen konnte. Sie hatten beschlossen, dass er ihre Nachhut bilden sollte, weil er von ihnen am besten ausgerüstet war. Frank hielt sich in der Mitte und versuchte krampfhaft, den Anschluss an Sandra nicht zu verlieren und gleichzeitig den Pfarrer nicht abzuhängen. Frank und Sandra trugen die beiden Trekkingrucksäcke, in die sie so viel an Konserven und Trinkwasser aus den erbeuteten Vorräten des Pfarrers gepackt hatten, wie eben hineinpasste. Stark hatte einen etwas kleineren Rucksack, der für Medikamente und Erste-Hilfe-Material vorgesehen war, sollten sie welches finden.
Sie befanden sich etwa auf der Mitte der Brücke, als die ersten Regentropfen schwer auf sie niederprasselten. Der war endgültig mit dunklen Wolken zugezogen. Ein unangenehmer Wind blies über die Brücke. Er brachte einen süßlichen Duft mit, der Frank würgen ließ. Irgendwie war er stärker geworden. Über ganz Köln hing dieser Geruch, aber Frank hatte ihn bisher noch nie so intensiv wahrgenommen.
»Sobald dieser Geruch stärker wird, droht Gefahr«, brummte Stark hinter ihm. »Das ist der Hauch des Bösen, der Geruch der Zombies.«
»Quatsch«, rief Sandra über die Schulter, ohne dabei langsamer zu werden. »Seht in den Rhein, dann wisst ihr, warum es hier so stinkt.«
Frank blieb stehen und sah über das Geländer der Südbrücke. Der Rhein trug Niedrigwasser, was zu dieser Jahreszeit sehr ungewöhnlich war. In der schmalen Fahrrinne trieben Körper. Und das keineswegs leblos. Sie zappelten, griffen nach oben und wurden von der Strömung unter der Brücke weggetragen. Wieviele von diesen Dingern waren das? Er sah den Fluss entlang in Richtung Deutzer Brücke. Es waren Massen von Untoten, die den Rhein hinuntertrieben. Ein leises Murmeln erklang hinter ihm. Frank wandte sich um und sah Pfarrer Stark, der einen Segen über die Kreaturen im Rhein sprach.
»Was machen die alle dort unten?«, fragte Frank, nachdem Stark mit einem Amen geendet hatte.
»Der Rhein hat in ihrem Leben eine wichtige Rolle gespielt, mein Sohn. Er teilt die Stadt in zwei Hälften. Die eine ist ein mehr oder weniger reines Wohngebiet, die andere ist für den Konsum.«
»Aber warum nehmen sie denn nicht eine der Brücken?«
»Ich weiß es nicht. Vielleicht macht sie ihre Suche nach den schönen Dingen ihres alten Lebens blind? Vielleicht rufen auf der anderen Rheinseite aber auch andere Kräfte nach ihnen, und sie folgen diesem Ruf blindlings.«
»Sie glauben also auch nicht, dass diese Dinger lernen können, oder?«
Stark neigte den Kopf zur Seite.
»Ich weiß es nicht, mein Sohn.«
»Kommt ihr jetzt endlich, oder wollt ihr noch eine Weile die schöne Aussicht genießen?«
Die beiden sahen zum Ende der Brücke. Sandra stand dort schon fast unter dem letzten Bogen, die Fäuste in die Hüften gestemmt. Frank und Stark sahen sich kurz an, dann machten sie sich auf den Weg. Plötzlich winkte Sandra hektisch. Frank runzelte die Stirn.
»Ist ja gut, wir kommen schon«, brummte er verdrossen.
Sandras Gesten wurden immer hektischer. Warum rief sie denn nicht? Frank wandte sich zu Stark um, der so nah hinter ihm ging, dass er ihren bisherigen Weg nicht erkennen konnte.
»Wissen Sie, was sie will?«
»Nein.«
Frank wandte sich wieder nach vorne, als eine Windböe einen intensiven Schwall süßlich fauler Luft mitbrachte. In diesem Moment sah er, wie Sandra hektisch auf ihn und Stark deutete und ihre Waffe zog. Frank wirbelte herum, stieß den Pfarrer zur Seite, sah die Brücke entlang … und erstarrte.
Eine riesige Horde Zombies kam auf sie zu, nutzte sowohl den Gehweg als auch die Gleise der Brücke. Sie waren schnell. Ungewöhnlich schnell. Sie rannten zwar nicht, aber sie schlurften auch nicht so über die Brücke, wie es normale Zombies tun sollten. Die Horde wirkte eher wie eine Truppe von Soldaten auf dem Weg durch besetztes Gebiet. Langsam, unaufhaltsam und zu allem entschlossen. Und an ihrer Spitze marschierte sein spezieller Freund mit dem Hausmeisterhütchen. Noch waren sie erst am anderen Ende der Brücke. Auch Stark bemerkte endlich, was da hinter ihnen los war.
»Allmächtiger!«
»Keine Zeit für fromme Gebete. Laufen ist jetzt die bessere Alternative«, sagte Frank mit einem letzten Blick auf die Horde und trabte los. Keuchend kam er bei Sandra an.
»Ich habe noch deine Handgranaten«, brachte Frank atemlos hervor. Stark schloss schnaufend zu ihnen auf.
»Das wäre eine Möglichkeit«, sagte Sandra. »Aber wir riskieren damit, die Brücke so stark zu beschädigen, dass wir uns unseren einzigen Rückweg selber abschneiden.«
»Sie hat recht«, sagte Stark schwer atmend. Der Regen wurde allmählich stärker. Es blitzte. Ohne ein weiteres Wort ging Sandra zu einer Treppe, die von der Brücke hinunter führte. Frank und Stark folgten ihr. Donner rollte über die leere Stadt.
»Laufen oder Haken schlagen?«, fragte Frank, als sie unten angekommen waren. Er hatte keine Lust zu streiten und überließ Sandra die Führung. Sie sah die Uferstraße in Richtung Innenstadt entlang und deutete auf einen schmalen Weg mitten zwischen üppig wucherndem Grün.
»Da lang. Da können wir beides und sind erstmal außer Sicht.«
Die Drei liefen quer über die Uferstraße, wichen liegengebliebenen Fahrzeugen und anderem Müll aus. Dann erreichten sie den Weg. Ohne innezuhalten, lief Sandra weiter, hieb im Laufen herabhängende Äste und in den Weg gewucherte Büsche zur Seite. Frank riskierte einen Blick zurück. Die Armee der Untoten hatte die Brücke knapp zur Hälfte überquert. Immer noch haftete ihr eine Aura des Unausweichlichen an. Sie rannten nicht, sie torkelten nicht … sie marschierten einfach stumm weiter. Und es waren mehr als noch kurz zuvor. Es sah beinahe so aus, als würden alle rechtsrheinischen Zombies aus ihren Löchern kriechen, um sie zu jagen. Notfalls quer durch die Stadt, wo sie weitere Verstärkung erhalten würden. Ein weiterer Blitz zuckte über den Himmel, dem ein kräftiger Donner umgehend folgte. Frank wandte sich ab und lief Sandra und Pfarrer Stark hinterher.
Sie folgten dem Weg, der durch eine kleine Parkanlage führte. Dann kamen sie an einen Spielplatz. Sandra blieb stehen und sah sich um. Frank dankte ihr im Geiste und stützte sich schwer atmend mit den Händen auf den Knien ab. Auch Stark zeigte erste Probleme mit der Kondition. Sandra atmete nur etwas schneller, schien aber sonst noch fit zu sein. Sie waren alle nass bis auf die Knochen. Eine ganze Batterie von Blitzen zuckte über den tiefdunklen Himmel, einer heller als der andere, und der Donner rollte wie ein himmlisches Artilleriesperrfeuer in rascher Folge über sie hinweg.
»Wir müssen irgendwo Schutz suchen«, sagte sie zwischen zwei himmlischen Paukenschlägen. »Die Frage ist nur, wo.«
»Die Häuser dort?«, fragte Frank.
»Zu unsicher«, brummte Stark. »Wir wissen nicht, wer oder was da noch lebt.«
»Und die Straßen sind total zugeparkt und vermüllt«, sagte Sandra. »Wir haben also die Wahl zwischen Pest und Cholera. Entweder weiter bei diesem Unwetter zwischen den Autos herumturnen, oder versuchen in einem Haus Schutz zu finden, ohne die Bewohner zu wecken.«
Frank richtete sich auf, fuhr sich mit einer Hand durch das Gesicht ... und wurde plötzlich zur Seite gerissen. Er roch Fäulnis und spürte kalte Klauen, die sich in sein Gesicht krallen wollten. Ein unbeherrschter Laut der kreatürlichen Angst raste haltlos seinen Hals hoch. Noch im Fallen versuchte er, sich aus dem Griff des Zombies zu winden.
»NEHMTESWEGVONMIRNEHMTESWEGNEHMTESWEG«
»Dreh dich um! Pack seinen Kopf!«
Sandra hatte gut reden! Das Ding, das da auf seiner linken Seite lag, drückte seinen rechten Arm auf den Boden.
»So helft mir doch! HELFT MIR!«
Etwas zerrte an dem Ding, das Gewicht auf Franks Seite wurde leichter. Er drehte sich auf den Rücken. Stark hatte den Zombie von ihm heruntergerissen, doch der Untote war wie ein tollwütiges Tier, dass nur noch ein Ziel kannte. Mit einer nahezu lässigen Bewegung warf er den schwer gepanzerten Pfarrer zur Seite und sprang erneut auf Frank zu, anstatt sich Stark zuzuwenden. Frank hob abwehrend die Hände, als der Schädel des Zombies in einer Wolke aus Haaren und Knochensplittern explodierte. Frank konnte gerade noch seine Füße wegziehen, als der leblose Körper des Zombies zu Boden fiel.
Frank blieb zitternd liegen. Langsam ließ er die Hände sinken und drehte den Kopf. Sandra stand mit gebeugten Knien hinter ihm, ihre rechte Schusshand mit ihrer Linken abstützend. Abwartend fixierte sie die Reste des Zombies.
»Musstest du unbedingt schießen, während das Ding auf mir rumhockte?«, fragte er mit zittriger Stimme.
Sandra entspannte sich.
»Steh auf, Frank. Alles in Ordnung, Vater?«
Stark schob sich seitlich in Franks Blickfeld.
»Ja. Bei Gott, das Ding war unglaublich stark!«
»Und wo eines ist, sind bestimmt noch mehr.« Sandra wandte sich von den beiden ab. »Die haben für uns die Wahl getroffen. Wir nehmen die Pest«, sagte sie und hielt auf die Straße zu. Stark griff nach Franks Hand und half ihm auf.
»Alles okay mein Freund?«
»Ja. Besser wir machen, dass wir hier wegkommen. Die Schnellen von der Brücke werden den Schuss gehört haben.«
Ein Blitz zuckte über den Himmel, gefolgt von einem Donnerschlag, der Frank bis ins Mark erschütterte. Stark bekreuzigte sich. Schweigend folgten die beiden ungleichen Männer Sandra, die fast schon hinter der nächsten Ecke verschwunden war, als plötzlich die Sirenen losheulten. Ihr an- und abschwellendes Heulen wurde immer wieder vom Donnern des Gewitters übertönt. Sandra blieb stehen und sah sich um. Frank und Pfarrer Stark schlossen schwer atmend zu ihr auf.
»Verdammt!«, rief Sandra. »Was soll das?«
»Wie jetzt weiter?«, keuchte Frank. Sandra drehte sich suchend einmal im Kreis. Sie standen kurz vor dem liebevoll Eierplätzchen genannten Kreisverkehr mit dem innen liegenden Parkplatz. Aus allen Richtungen sah sie Bewegungen. Die Reanimierten kamen aus ihren Löchern. Verständnislos blickten sie umher. Zum Glück hatten sie die Drei bisher noch nicht entdeckt.
»Jemand jagt uns«, stellte Sandra fest. »Wer immer es ist, er will, dass wir einen Spießrutenlauf mitmachen.«
Sie deutete die Straße hinunter, die sie gerade entlanggelaufen waren. Ganz am Ende kamen schon die Ersten der Horde, die sie über die Südbrücke verfolgt hatten. Sie blickte noch einmal die vor ihnen liegende Straße entlang. Autos, Müll, Hauseingänge … ihr kam eine Idee.
»Richtung Rheinufer! Los!«
Frank sah sie erschrocken an. Die Zombies, die im Rhein schwammen, kamen ihm in den Sinn.
»Was?«
»Na los!«
Sandra wandte sich ab und legte ein schnelles Dauerlauftempo vor. Frank sah Stark ratlos an.
»Vertraue ihr bitte, Frank. Sie ist eine Kämpferin und weiß, was sie tut.«
»Na hoffentlich«, brummte Frank und lief Sandra hinterher. Pfarrer Stark sah noch einmal die Straße entlang, über die die Zombies ihnen folgten. Er sah durch den nassen Vorhang des Regens den typischen Hut und den grauen Kittel eines Hausmeisters. Aus den Hauseingängen torkelten weitere Untote, schlossen sich dem schweigenden Zug ihrer Verfolger an.
»Selbst im Tod noch zerfressen von dieser unbändigen Wut. Tomasz Adamcyk, ich bete für deine Seele und werde deine Tochter vor dir und deiner unseligen Wut schützen, die dir selbst im Tod keinen Frieden lässt. Und wenn es das Letzte ist, was ich in diesem Leben tue. Amen.«
Die Sirenen untermalten seinen Schwur mit ihrem klagenden Gesang. Stark drehte sich um und folgte den beiden.
*
Die Kinder horchten auf, als der Klang der Sirenen in ihr dunkles Versteck drang. Jonas neigte fragend den Kopf zur Seite, schloss für einen Moment die Augen. Rosi keuchte entsetzt auf.
»Er ist es! Er ist hier, ich kann es spüren!«
Jonas nickte.
»Ja. Er ist hier, aber er weiß nichts von uns. Er jagt Frank. Bei Frank sind eine Sandra und ein ...« Jonas runzelte die Stirn. »... Pfarrer?«
Peter und Michael schlossen nun auch die Augen, griffen mit ihren Sinnen nach draußen, suchten … sondierten … und zuckten entsetzt zurück.
»ER hat einen von Ihnen beeinflusst! ER hat einen von Denen zum Anführer einer Armee gemacht!«
Gerhard stand auf und griff nach der Lampe. Er drehte sie so hell wie möglich.
»Wir müssen handeln. Wir können nicht warten, bis Frank hier ist.«
Jonas stand auf und sah Gerhard ernst an.
»Wir haben Jacqueline verloren. Wir haben keinen Fokus mehr. Deswegen sitzen wir hier fest, wie du weißt. Wie sollen wir es ohne sie schaffen, die da oben abzuwehren?«
Gerhard nickte.
»Ja. Du hast recht. Trotzdem müssen wir es versuchen.«
Rosi stellte sich zwischen die beiden Jungen.
»Ich bin dabei. Ich werde unser Fokus sein.«
Peter und Michael stellten sich schweigend dazu. Jonas sah sie der Reihe nach an.
»Ihr wisst, wie gefährlich das ist? Wir sind noch nicht voll ausgebildet, wissen nur sehr wenig über das, was wir können …« Er schluckte. »Verdammt, wir sind Kinder. Keiner von uns ist älter als dreizehn. Rosi, du bist sogar erst elf, und somit die Jüngste von uns! Wenn selbst Erwachsene nicht gegen die Knirscher ankommen, was sollen wir da schon ausrichten können?«
»Wir werden es darauf ankommen lassen müssen, Jonas«, sagte Gerhard. Er wirkte in diesem Moment wie der kleinste Erwachsene der Welt. Die Sorgen und Ängste der letzten Wochen hatten ihn härter gemacht, als man es einem Kind seines Alters zutrauen mochte. Das galt für sie alle, aber Gerhard hatte es besonders hart erwischt, denn der Soldat, der sie hatte in Sicherheit bringen sollen, war sein Vater gewesen. Sein Vater, oder das, was die Krankheit aus ihm gemacht hatte, lauerte nun dort oben auf sie.
Tot und doch nicht tot.
Hungrig.
Nicht mehr sein Vater, sondern einer von denen.
Ein Knirscher.
Gerhard sah der Reihe nach die anderen an.
»Wenn wir Frank und den anderen nicht entgegengehen, sitzen wir hier fest, bis wir verhungert oder verdurstet sind. Sie schaffen es nicht bis hierher, und das weißt du genau, Jonas. Wer ist also dafür, dass wir es versuchen?«
Nacheinander nickten die Kinder Gerhards Vorschlag ab. Jonas zögerte, doch dann nickte auch er.
»Dann lasst es uns versuchen. Rosi, glaubst du, du schaffst es?«
»Ja«, sagte sie und stellte sich mit ausgebreiteten Armen so hin, dass sie die verbarrikadierte Tür des Kellers sehen konnte. Jonas nahm ihre linke, Gerhard ihre rechte Hand. Peter und Michael stellten sich ganz außen hin, und gaben jeweils Jonas und Gerhard die Hand. Im schwächer werdenden Licht der Propangaslampe sahen die Fünf aus wie ein Scherenschnitt, der als Dekoration für einen Kindergeburtstag gedacht war. Kaum hatten die Kinder eine Linie gebildet und ihre Augen geschlossen, wurde es dunkler und die Luft schien dicker zu werden. Die Zeit wirkte wie zähflüssiges Glas, gewann eine nahezu greifbare Konsistenz. Die Stühle und andere Gegenstände, die die Kinder als zusätzliche Barrikade auf den oberen Treppenabsatz vor der Tür gestapelt hatten, begannen zu zittern. Ein leises Wispern erfüllte den Raum, obwohl die Kinder alle schwiegen, vollkommen in ihre Konzentration versunken waren.
Dann riss Rosi die Augen auf.
Und die Tür zum Keller explodierte nach außen.
Sandra hielt ihr Tempo bei, wofür Frank sie verfluchte. Sie rannten am Rheinufer entlang in Richtung Innenstadt. Nicht weit voraus sah er schon das Schokoladenmuseum. Hinter sich hörte er die festen Schritte von Pfarrer Stark, der trotz seiner Panzerung und seiner enormen Körpergröße scheinbar mühelos mithalten konnte. Das Gewitter hatte sich inzwischen verzogen, aber der Regen und der schrille Gesang der Sirenen waren geblieben. Rechts zog an Frank der Rhein vorbei, und immer wieder sah er, wie vereinzelte Reanimierte es ans Ufer schafften. Er wagte es nicht, zurückzublicken, ahnte aber, dass die unheimliche Streitmacht der Zombies, angeführt von seinem speziellen Freund Hausmeister Krause, ihnen auf den Fersen war.
Unaufhaltsam.
Schweigend.
Sie passierten die Severinsbrücke und liefen am deutschen Sport- und Olympiamuseum vorbei. Frank sah aus dem Augenwinkel hinter den Fenstern Bewegungen, hörte trotz seines rasselnden Atems das Klopfen von toten Händen, sah gierig aufgerissene Münder mit fauligen Zähnen und die hilflose Wut über ein Schicksal, dass die hungrigen Untoten von den leckeren Häppchen fernhielt, die da unten um ihr Leben rannten.
Verdammt, da drin gab es noch mehr von denen!
Hoffentlich hielten die Türen!
Plötzlich zischte ein Fauchen über den Himmel. Ein Geräusch so erschreckend in diesem Augenblick und zugleich doch so schön in seiner Erinnerung an bessere Zeiten, dass sogar Sandra stehen blieb und in den verregneten Himmel spähte.
Über Köln schoss ein Düsenjäger der Einsatzkräfte im Tiefflug hinweg!
Frank und Stark schlossen zu ihr auf.
»Ob es noch Hoffnung gibt?«, fragte Stark, während er dem Flugzeug hinterher sah. Sandra schüttelte den Kopf.
»Wegen eines einzigen Flugzeugs am Himmel? Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer, und ein einzelner Düsenjäger am Himmel ist noch keine Hilfe.«
Frank drehte sich um und sah zum Rheinufer hinab.
»Leute, ich würde vorschlagen, unser kleines Sit-in zu vertagen. Wir bekommen Besuch.«
Sandra und Stark drehten sich ebenfalls um. Die Horde Zombies, mit Hausmeister Krause an der Spitze, hatte inzwischen gewaltige Ausmaße angenommen. Sie liefen nicht, aber sie waren trotzdem schnell und ungewöhnlich sicher unterwegs.
»Möge der Herr uns beistehen! Das ist eine Armee der Untoten«, hauchte Stark und bekreuzigte sich.
Frank verkniff sich einen Kommentar und lief los. Schweigend lief Sandra hinter ihm her und nach einem letzten Blick auf die Horde Zombies folgte Stark ihnen.