Читать книгу Eine Falle für Null - Джек Марс - Страница 16
KAPITEL NEUN
ОглавлениеReids Kampf-oder-Flucht-Instinkt ergriff ihn sofort, als er die Worte der Rezeptionistin vernahm. Da es ihm klar war, dass er diese Frau nicht bekämpfen würde - ziemlich klar, zumindest - entschied er sich zur Flucht. Doch auf halbem Wege zur Tür hörte er ein lautes Klicken.
Der Türknauf rasselte, doch bewegte sich nicht.
Er drehte sich um und sah die Hand der Frau unter ihrem teuren Schreibtisch. Es muss einen Knopf geben. Einen Fernverschlussmechanismus.
Dies ist eine Falle.
„Lassen Sie mich raus”, warnte er. „Sie wissen nicht, wozu ich fähig bin.”
„Das weiß ich,” antwortete sie. „Und ich versichere Ihnen, dass Sie nicht in Gefahr sind. Möchten Sie etwas Tee?” Ihr Ton klang beruhigend, als ob sie es mit einem Schizophrenen zu tun hätte, der seine Medizin nicht eingenommen hatte.
Ihm fehlten fast die Worte. „Tee? Nein, ich will keinen Tee. Ich will gehen.” Er rammte seine Schulter gegen die schwere Tür, doch sie bewegte sich nicht.
„Das wird nicht funktionieren”, erklärte ihm die Frau. „Bitte verletzen Sie sich nicht.”
Er drehte sich wieder zu ihr um. Sie war von ihrem Schreibtisch aufgestanden und hielt ihre Arme in einer nicht bedrohlichen Geste vor sich. Doch sie hat dich hier eingeschlossen, erinnerte er sich. Also wirst du diese Frau vielleicht doch bekämpfen.
„Mein Name ist Alina Guyer”, fuhr sie fort. „Erinnern Sie sich an mich?”
Guyer? Doch Reidiggers Brief hatte ausgedrückt, dass der Doktor männlich war. Außerdem war sich Reid ziemlich sicher, dass er ein solches Gesicht nicht vergäße. Sie war absolut atemberaubend.
„Nein”, erwiderte er. „Ich erinnere mich nicht an Sie. Ich erinnere mich nicht, jemals hier gewesen zu sein und es war ein Fehler, hierherzukommen. Wenn Sie mich nicht rauslassen, dann werden schlimme Dinge geschehen...”
„Mein Gott”, sagte eine gedämpfte, männliche Stimme. „Sie sind es.”
Reid erhob sofort die Fäuste, als er sich der neuen Bedrohung zuwandte.
Der Arzt - vermutlich war er es, da er einen weißen Kittel trug - stand im Türrahmen links neben dem Rosenholz Schreibtisch. Er musste Ende fünfzig, vielleicht auch Anfang sechzig sein, doch seine grünen Augen waren kühn und scharf. Sein komplett weißes Haar war sauber geschnitten und perfekt frisiert. Seine Krawatte, bemerkte Reid, war von Ermenegildo Zegna, doch er war sich nicht sicher, woher er das wusste.
Am Wichtigsten jedoch war, dass der Arzt komplett überwältigt von Reids Anwesenheit erschien.
„Dr. Guyer, nehme ich an?” sagte er atemlos.
„Ich dachte immer, dass sie vielleicht zurückkämen”, antwortete der Arzt und ein freudiges Lächeln breitete sich dabei auf seinem Gesicht aus. Er hatte einen ähnlichen schweizerdeutschen Akzent wie seine Rezeptionisten, an die er sich wandte, um sie zu bitten: „Alina, Schatz, bitte sage meine Termine ab. Auch keine Telefonate. Halte die Tür verschlossen. Wir haben heute geschlossen.”
„Natürlich”, gab Alina zurück, während sie wieder langsam auf ihren Stuhl sank und ihre Augen, die einem See ähnlich waren, auf Reid gerichtet hielt.
„Kommen Sie!” Guyer winkte Reid zu, ihm zu folgen. „Bitte, kommen Sie. Ich verspreche Ihnen, dass Sie hier unter Freunden sind.”
Reid zögerte. „Sie verstehen, dass ich vielleicht ein wenig misstrauisch bin.”
Guyer nickte sichtbar. „Ich verstehe, dass wir eine Menge zu besprechen haben.” Er drehte sich um und verschwand im Zimmer hinter dem Türrahmen.
Das hier fühlte sich falsch an. Er hatte ein ferngesteuertes Türschloss, es gab keine anwesenden Patienten und ein kleines Vermögen an Mobiliar. Doch er wollte Antworten, weshalb Reid seinen Instinkt ignorierte und dem Arzt folgte.
Bevor er durch die Tür trat, blickte die Rezeptionisten - von der Reid annahm, dass sie Guyers Gattin war - mit einem dünnen Lächeln zu ihm auf und fragte: „Und der Tee?”
„Vielleicht etwas Stärkeres, falls Sie was da haben”, murmelte Reid.
An den Wänden von Guyers Praxis hing sowohl eine beeindruckende Zahl von gerahmten Zertifizierungen und Diplomen als auch eine Sammlung von verschiedenen Reisen und Erfolgen. Doch Reid widmete ihnen kaum Aufmerksamkeit. Es war ihm egal, was dieser Arzt getan hatte, abgesehen von der einzelnen Prozedur, die Guyer an seinem Kopf vorgenommen hatte.
Der Arzt zog eine Schublade in seinem Schreibtisch auf und nahm ein Notizbuch und einen Stift heraus. Anschließend setzte er sich schwer auf seinen Stuhl und strahlte Reid an, als sei er sein Weihnachtsgeschenk.
„Bitte”, sagte er. „Setzen Sie sich, Agent Null.” Guyer seufzte. „Ich habe immer vermutet, dass sie womöglich hierher zurückkämen. Ich wusste nur nicht wann. Ich nahm an, dass das Implantat letztendlich aufhörte, zu funktionieren - falls Sie überleben sollten - doch nur zwei Jahre? Das ist einfach keine gute Handarbeit.” Er kicherte, als hätte er einen Witz gemacht. „Jetzt da Sie hier sind, habe ich tausend Fragen. Doch leider weiß ich nicht, wo ich anfangen soll.”
Reid setzte sich auf einen Stuhl vor Guyers Schreibtisch, doch war weiter vorsichtig und behielt ein Auge auf die Tür hinter ihm. Er blickte auf seine Uhr und sah eine SMS von Maya: Sara hat mir geglaubt. Du bist besser wieder hier, bevor der Film vorbei ist.
OK, dachte er. Egal, was hier geschah, er konnte nicht vergessen, dass er nur wenig Zeit hatte. „Ich weiß, wo wir anfangen”, erwiderte Reid. „Was meinen Sie, wenn Sie sagen, dass das Implantat letztendlich aufhören würde, zu funktionieren?”
„Sie wissen, woher diese Technologie stammt, ja?” fragte der Arzt.
Reid wusste es. Alan Reidigger hatte sie von der CIA gestohlen. Der exzentrische Technologie Ingenieur Bixby war sogar einer der Miterfinder des Gedächtnishemmers. „Ja”, antwortete er.
„Nun, Ihr Freund, Herr Reidigger, bot mir einen Deal an”, fuhr Guyer fort. „Er brachte mir nicht nur den Gedächtnishemmer, sondern auch das Schema, auf dem er aufgebaut war, damit ich versuchen könnte, die Technologie zu kopieren. Während ich ihn jedoch erforschte, sah ich den Designfehler. Es war schließlich nur ein Prototyp. Ich nahm an, dass er nach fünf oder sechs Jahren begänne, zu versagen.”